Das waren noch Zeiten!

Die entfernt an die Lehning- Reihe "Peggy" erinnernde Serie wurde von Francois Walthéry aus der Taufe gehoben, erschien zwischen 1970 und 1988 im belgischen Comic- Magazin "Spirou" und wurde im Anschluß von Dupuis in Albenform verlegt. Im Jahre 1989 wechselte Walthéry mit dieser Serie zum monegassischen Verlag Marsu Productions, wo "Natacha" bis 2010 erschien. Mittlerweile hat es sich Walthéry anders überlegt und ist wieder zu Dupuis zurückgekehrt. Von diesem nicht uninteressanten Format sind insgesamt 23 reguläre Alben und 9 Sonderbände erschienen. Seit 2007 werden die Natascha- Alben unter der Bezeichnung "Les Intégrales" auch als Hardcover- Gesamtausgabe veröffentlicht.
Bei uns in Deutschland tauchte die Protagonististin in den 70er Jahren sporadisch zunächst unter dem Namen "Katja" in diversen Kauka- Publikationen auf. So sind z.B. in der Taschenbuch- Reihe "FF Super Spaß" sowie in der "Primo"- Reihe Geschichten aus diesem Format veröffentlicht worden. Zwischen 1984 und 1986 versuchte der Bastei- Verlag dann, die Serie zu veröffentlichen, hielt sich allerdings nicht an die Chronologie der Originalserie. Insgesamt publizierte Bastei die Originalbände 1 bis 4 und 6 bis 10 in deutscher Sprache. Die Nachfrage schien nicht überbordend gewesen zu sein, denn bereits 1987 wurde die Reihe wieder eingestellt. 1988 setzte der Feest- Verlag die Veröffentlichung fort, stellte "Natascha" aber bereits ein Jahr später nach dem Erscheinen von Band 13 ebenfalls ein. Im Jahre 1991 nahm sich dann Carlsen erneut der Sache an und veröffentlichte ab Band 14, begann auch ältere Alben neu zu veröffentlichen, stellte dieses Unterfangen nach der Herausgabe der Bände 5 und 15 im Jahre 1993 jedoch ebenfalls wieder ein. Mädchencomics waren von jeher ein schwieriges Terrain, wie bereits Walter Lehning gegen Mitte der 60er Jahre mit seiner britischen Importserie "Peggy" feststellen mußte. Erst 2004 wurde "Natascha" durch Salleck Publications wiederbelebt und die Bände 17 bis 19 in deutscher Sprache veröffentlicht. 2011 begann Salleck Publications außerdem mit einer chronologischen Gesamtausgabe in deutscher Sprache, die auf den "Intégrales" von Dupuis beruht.
Eine Besonderheit bei der Produktion von "Natascha" war, daß Urheber Walthéry ständig Comic- Zeichner und Szenaristen in karikierter Form als Nebenfiguren auftreten ließ, zum Teil unter ihren bürgerlichen Namen. Darüber hinaus integrierte Walthéry auch immer wieder Prominente dieser Jahre wie Peter Falk (Inspektor Columbo) oder Arnold Schwarzenegger in seine Plots.
Worum geht es nun in "Natascha" ? Der Frankobelgier ist in das Genre Komödie, Krimi und Abenteuer einzuordnen und dürfte in erster Linie Mädchen als Zielgruppe im Auge gehabt haben. Die Protagonistin ist eine Stewardess der Fluggesellschaft BARDAF. Trotz ihres niedrigen Ranges an Bord kommandiert sie meist heimlich die Baumuster, auf denen sie eingesetzt ist. Neben ihrer Tätigkeit als Stewardess ist Natascha passionierte Hobbydetektivin und Abenteurerin. Am Beginn eines jeden Bandes wird sie wie folgt beschrieben: "Natascha ist jung, attraktiv und unabhängig. Sie hat alle Eigenschaften eines aufgeschlossenen, selbstbewußten Girls, das sich von nichts und niemanden unterbuttern läßt". Unterstützt wird Natascha von Walter, der Steward an Bord ist und Natascha gelegentlich seine männliche Überlegenheit demonstrieren will, jedoch stets zur Stelle ist, wenn seine Kollegin einmal dringend Hilfe braucht. Hinzu kommt Flugkapitän Roger Mayday, der ständig seine Coolness zur Schau trägt, alles weiß und schon viel erlebt hat. Ihm zur Seite steht sein Copilot Legrain.
Ich selbst halte "Natascha" für ein überaus interessantes und gelungenes Comic- Format, das in einer Zeit entstand, als der Beruf der Flugbegleiterin noch mit einem erheblich größeren Sozialprestige verbunden war als heute und der damals als Traumberuf vieler junger Mädchen galt.

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