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    Montag, 20. November 2023, 15:50

    Wer war Carmen Thomas ? Nebst weiteren WDR 2 - Geschichten

    Vielen Zeitgenossen wird sie noch durch ihre Moderation des "Aktuellen Sportstudios" vom 3. Februar 1973 in Erinnerung geblieben sein, in der ihr legendärer Satz "FC Schalke 05 gegen - jetzt hab ich´s vergessen - Standard Lüttich" fiel. Wissen muß man dazu, daß vor rund fünfzig Jahren von Teilen der wertkonservativen Öffentlichkeit die Moderation von Sport- und Politikformaten in Funk und Fernsehen durch Frauen noch als unangebracht betrachtet wurde. Bereits vor ihrer zweiten Moderation des "Sportstudios" veröffentlichte BILD einen Verriß der sympathischen Moderatorin, worauf Carmen Thomas kommentierte: "Sie brauchen heute gar nicht zu schauen, weil eine große deutsche Zeitung bereits weiß, wie ich heute sein werde." Obwohl gelegentlich behauptet wird, daß der legendäre Schalke 05- Versprecher ihre Laufbahn beim ZDF- Sportstudio weitgehend beendet hätte, widerspricht diese Behauptung den Tatsachen, denn sie moderierte die beliebte ZDF- Sportsendung noch anderthalb Jahre danach und gab diese Position erst auf, nachdem sie mittels einer gerichtlichen Klage ihre Festanstellung beim Westdeutschen Rundfunk erwirkt hatte, für den sie bereits in den Jahren zuvor regelmäßig tätig war. Im Jahre 2006 erläuterte Carmen Thomas in einer Ausgabe des "Nachtstudios" im ZDF, daß die damalige Kampagne der BILD in Wirklichkeit gegen den damaligen ZDF- Sportchef Hanns- Joachim Friederichs gerichtet war, der als SPD- naher Politikredakteur Sport und insbesondere Fußball mit "mehr Qualität und Niveau" auf die Bildschirme bringen wollte.
    Geboren wurde sie am 7. Mai 1946 im damals noch stark kriegszerstörten Düsseldorf und studierte nach ihrem Abitur Germanistik, Anglistik und Pädagogik an der Universität Köln. In diesem Zeitrahmen arbeitete sie bereits ab 1968 als Journalistin, Moderatorin und Redakteurin für den Westdeutschen Rundfunk in Köln. Dort sammelte sie ihre ersten Erfahrungen als Moderatorin des legendären "Morgenmagazins" (mit dem Hahnenschrei um 6 Uhr) auf WDR 2, das auch in unserer Familie zum Rundfunk- Pflichtprogramm gehörte. Zwischen 1969 und 1971 arbeitete Carmen Thomas als Fernsehreporterin bei der ebenfalls legendären Vorabendsendung des WDR "Hier und Heute". Mit ihrer Moderation des "ZDF- Sportstudios" ab 1972 galt sie als Fernsehpionierin, da sie gegen viele damalige Widerstände zur ersten Sportmoderatorin des deutschen Fernsehens avancierte.
    Nach ihrer Zeit beim ZDF- Sportstudio moderierte sie die Talkshow "3 nach 9" und wechselte anschließend wieder zum Hörfunk. Dort moderierte sie zwischen 1974 und 1994 die erste interaktive Sendung des deutschen Rundfunks im WDR, "Hallo Ü- Wagen", in der sie zwanzig Jahre lang einmal wöchentlich Mitbürger zu vom Publikum angeregten Alltags- und Tabuthemen mit Experten und dem Publikum live an wechselnden Veranstaltungsorten moderierte. Ab 1976 entwickelte Carmen Thomas eine der ersten Selbsthilfegruppen Deutschlands.
    Zwischen 1990 bis zu ihrem Ausscheiden im Jahre 2006 war Carmen Thomas WDR- Programmgruppenleiterin. 1990 zählte sie das Wirtschaftmagazin "Forbes" zu den hundert einflußreichsten Frauen Deutschlands. Carmen Thomas lehrte in ihren späteren Jahren dreizehn Jahre an verschiedenen Universitäten und coachte bereits seit 1980 Menschen in Wirtschaft, Politik und in den Medien. Seit 2001 ist sie geschäftsführende Direktorin der 1998 gegründeten Moderationsakademie für Medien und Wirtschaft Carmen Thomas in Ehreshoven.
    Carmen Thomas veröffentlichte 15 Bücher, darunter 1993 ihr erfolgreichstes Buch "Ein ganz besonderer Saft - Urin", das aus einer Sendung des "Hallo Ü- Wagen" entstanden war, an die sich der Autor dieser Zeilen noch lebhaft erinnern konnte, da dieses Thema damals in der Öffentlichkeit heiß umstritten war, vor allem im Bereich der medizinischen Eigenharnbehandlung.
    Carmen Thomas lebt seit über fünfzig Jahren in Köln, ihre Aussage über die Stadt kann ich aus eigener Anschauung bestätigen: "Nach dem Abitur bin ich zum Studium hergekommen- zunächst eher ungern, denn Köln war häßlich. Dieser graue Nachkriegs- Siedlungsbrei ! Daß es damals die größte Uni- Stadt der Bundesrepublik war, zeigte sie - und tut es bis heute - nicht".

    www.youtube.com/watch?v=a9nKx12FMRM
    www.youtube.com/watch?v=eWviQJQDT8I

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    Dienstag, 21. November 2023, 16:11

    Gisela Marx

    Auch sie gehörte in den 60er/ 70er Jahren zu den bekannten Stimmen des "Morgenmagazins" auf WDR 2, wobei uns bereits damals die Frage beschäftigt hat, wie um alles in der Welt eine Frau mit dieser doch reichlich ausdrucklosen, ja fast gelangweilt wirkenden Stimme überhaupt Radiomoderatorin werden konnte.
    Geboren wurde Gisela Marx am 26. Mai 1942 in Nümbrecht und war damit nur um wenige Jahre älter als ihre Kollegin Carmen Thomas. An der Universität Köln studierte sie Geschichte, Romanistik und Philosopie und arbeitete in den Jahren 1964/65 als Chefredakteurin der Kölner Studentenzeitung "Perspektiven". Ab 1967 begann sie als freie Autorin und Moderatorin für verschiedene Funk- und Fernsehanstalten zu arbeiten. In bleibender Erinnerung blieb sie mir und meiner Familie als eine der Moderatorinnen des "Morgenmagazins" auf WDR 2, das sie meist mit ihrem Kollegen Reinhard Münchenhagen gestaltete. In späteren Jahren leitete sie zwischen 1995 und 1999 das legendäre "Mittagsmagazin" auf WDR 2, das zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits viel von seinem Nimbus der 60er und 70er Jahre eingebüßt hatte. Darüber hinaus arbeitete sie für die WDR- Produktionen "Euro- Show", "Treffpunkt Dritte Welt", "Auslandsshow", "Auslandsstudio" sowie für die Talkshow "Drei vor Mitternacht". In den 80er Jahren moderierte sie gemeinsam mit Wolfgang Menge die SFB- Talkshow "Leute".
    Gisela Marx ist darüber hinaus Autorin zahlreicher Fernsehdokumentationen zum Thema Entwicklungspolitik, bei denen sie teilweise auch Regie führte. Sie erstellte Konzepte und dramaturgische Bearbeitungen, so drehte sie u.a. auch für die SPD Wahlkampfspots und erstellte Angebote im Bereich Medientraining.
    Bereits im Jahre 1974 gründete Gisela Marx die "Filmpool Film- und Fernsehproduktion" und war bis 2004 deren geschäftsführende Gesellschafterin. Zu ihren frühen Produktionen gehörte eine Darstellung des Bundeministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit, dessen damalige Ministerin Katharina Focke war. Nachdem Filmpool im Jahre 2004 von der MME Moviement AG übernommen wurde, blieb Gisela Marx bis 2009 in deren Vorstand und wurde anschließend beratend für dieses Unternehmen tätig. Zu ihren größten Erfolgen als Produzentin gehörte die Serie "Richterin Barbara Salesch", die im Jahre 2002 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde und die gleichfalls für die Goldene Henne nominiert wurde.
    Einem breiteren Publikum bekannt wurde Gisela Marx bereits im Jahre 1970 in der Rolle als Außenreporterin in Wolfgang Menges "Millionenspiel" sowie drei Jahre später als Studioreporterin in dem Film "Smog".
    Zwischen 2000 und 2008 war sie ehrenamtliche Handelsrichterin am Landgericht Köln.
    In jüngster Zeit wurde Gisela Marx als Erstunterzeichnerin eines offenen Briefes an Bundeskanzler Scholz vom 29. April 2022 bekannt, in dem sich die Journalistin für Diplomatie und Verhandlungen mit Rußland und gegen weitere eskalierende Waffenlieferungen an die Ukraine ausspricht.

    www.youtube.com/watch?v=1S-A_vUd4m4

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    Mittwoch, 22. November 2023, 15:50

    Manfred Erdenberger

    Der laut Eigenbekundung "Westfale von Geburt und aus Überzeugung" war insbesondere in den späten 60er und 70er/80er Jahren nicht zuletzt aufgrund seiner markanten "Rundfunkstimme" einer der überzeugendsten und prominentesten Moderatoren des WDR.
    Geboren wurde Manfred Erdenberger als Kriegskind am 30. August 1941 in Münster/ Westfalen. Zunächst arbeitete er nach einem Volontariat als Redakteur bei diversen Zeitungen der Rhein- Ruhr Schiene. Im Jahre 1969 kam er zum Westdeutschen Rundfunk und begann zunächst als Reporter beim Studio Dortmund, bis er drei Jahre später seine lange Karriere am Studio- Mikrophon startete. Sowohl als Redakteur als auch als Moderator übernahm er in den Folgejahren verschiedene Hörfunk- und Fernsehformate.
    Im Jahre 1973 wechselte Manfred Erdenberger in die Zentrale des WDR nach Köln, wo er in den darauffolgenden Jahrzehnten vorwiegend für den Infotainmentsender WDR 2 tätig war, der auch bis in die späten 80er Jahre zu meinem Pflichtprogramm gehörte. Unter anderem moderierte er dort die legendären Formate "Morgenmagazin", "Mittagsmagazin" sowie "Zwischen Rhein und Weser". Mit seiner unverwechselbaren Stimme, seinem trockenen westfälischen Humor und seinem breiten Wissensspektrum entwickelte er sich zu einem der populärsten Hörfunkjournalisten des WDR. Zu einem seiner Markenzeichen wurde der westfälische Gruß "Guat goahn", mit dem er sich am Ende jeder Sendung verabschiedete.
    Ab 1980 leitete Manfred Erdenberger das Reportage- Ressort in der Aktuellen Abteilung und ab 1982 das Chef vom Dienst- Büro in der Chefredaktion Hörfunk des WDR. Seit 1988 bekleidete er auch den Posten des stellvertretenden Hörfunk- Chefredakteurs. Gleichzeitig stand er auch für lange Jahre für das Fernsehen vor der Kamera, indem er u.a. die Talksendungen "Mittwochs in..." und "Mittwochs mit..." sowie die "Aktuelle Stunde" des WDR- Fernsehprogramms und gelegentlich auch den Showklassiker "Spiel ohne Grenzen" moderierte.
    Im Jahre 1992 übernahm Manfred Erdenberger als Chefredakteur die Leitung des WDR- Programmbereichs Politik. 1996 berief ihn der damalige WDR- Intendant Fritz Pleitgen zum Politischen Chefkorrespondenten. In dieser Funktion berichtete er acht Jahre lang in Reportagen und Kommentaren über wichtige Ereignisse im In- und Ausland, insbesondere aus dem Nahen Osten. Als "Teamchef Hörfunk" war er außerdem seit 1994 zehn Jahre lang bei Olympischen Spielen sowie bei Fußball- Europameisterschaften und Weltmeisterschaften im Einsatz.
    Am 1. September 2004 schied Manfred Erdenberger offiziell als Mitarbeiter des WDR aus seinem aktiven Dienst aus. Dennoch moderierte er weiterhin als freier Mitarbeiter aktuelle Sendungen auf WDR 2, so u.a. das "Mittagsmagazin" und den "Mon Talk". Erst am 30. August 2006, seinem 65. Geburtstag, verabschiedete er sich endgültig von seinen Hörern.
    Manfred Erdenberger lebt aus naheliegenden Gründen seit Jahrzehnten in Köln. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder, Sohn Ralph Erdenberger wurde gleichfalls Hörfunkjournalist beim WDR. Am 20. Mai 2021 überreichte ihm die nicht unumstrittene Oberbürgermeisterin von Köln, Henriette Reker, in Anerkennung seiner besonderen Verdienste um Volk und Staat das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

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    Donnerstag, 23. November 2023, 16:03

    Wie das Mittagsmagazin von WDR 2 entstand

    Als in den frühen 60er Jahren das neue Medium Fernsehen dem Rundfunk zunehmend das Wasser abgrub, machten sich die dortigen Verantwortlichen vermehrt Gedanken über die veränderte Situation: wie sollten attraktive Radiosendungen gestrickt sein, damit die Hörer nicht das Leitmedium wechselten ? Mit dieser Frage beschäftigte sich beim WDR damals Dieter Thoma, Leiter der Abteilung Aktuelles. Die Antwort sollte ein völlig neuartiger Mix aus drei Komponenten sein: Politik, Unterhaltungsmusik und buntes Weltgeschehen, gesendet live zur Mittagszeit mit Ausnahme der Sonntage.
    "Man müßte eine Live- Sendung machen, die Unterhaltungs- und Schlagermusik mit essentiellen Informationen koppelt", sagte Dieter Thoma während eines Italien-Urlaubs zu seinem Studienfreund und Journalistenkollegen Michael Lentz, wie sich dieser später in einem Artikel der WAZ erinnerte. "Also ähnlich, wie es Radio Luxemburg macht oder die Frühsendung von RIAS Berlin, nur viel besser." Er, Dieter Thoma, könne sich vorstellen, "daß man Unterhaltungsmusik quasi als Köder für aktuelle politische Informationen benutzen kann, daß Politik, in Kurzinterviews und kleine Reportagen verpackt, für den durchschnittlichen Rundfunkhörer dadurch überaus attraktiv wird."
    Die ersten Vorschläge für das neue Sendungsformat legte Dieter Thoma seinen Vorgesetzten im Jahre 1964 vor und erhielt umgehend das Startsignal. Darufhin engagierte er Helmut Prinz vom Saarländischen Rundfunk als Leiter der neuzuschaffenden Redaktion. Am 1. Februar 1965 war es schließlich soweit: um 13.00 Uhr begann die erste Ausgabe des "Mittagsmagazins", die bis 15.30 Uhr gesendet wurde. Bestandteil des Programms waren 90 Minuten Unterhaltungsmusik und Schlager und 60 Minuten Wortbeiträge aus aller Welt.
    Das "MiMa", wie das "Mittagsmagazin" WDR- intern genannt wurde, wurde fast auf Anhieb zum großen Erfolg und gehörte auch in meiner Familie zum täglichen Pflichtprogramm. Die beliebteste Radiosendung in Nordrhein- Westfalen und auch darüber hinaus erreichte bereits im Jahre 1966 täglich mehr als zwei Millionen Hörer. Bis dahin produzierte das Format mehr als eintausend Telefon- Interviews mit Prominenten und Korrespondenten in allen fünf Erdteilen.
    In den ersten Jahren des Mittagsmagazins blieb die Moderation der Sendung eine reine Männerdomäne. Dazu gehörten journalistische Persönlichkeiten wie Kurt Gerhardt, Klaus Jürgen Haller, Rolf Buttler oder Lothar Dombrowski. Auch beim zehnjährigen Jubiläum im Jahre 1975 fehlten immer noch Frauen in der Moderation. Redaktionsleiter Prinz sagte damals der Rheinischen Post: "Siebzig Prozent unserer Hörer sind Frauen. Und die meisten Frauen nehmen anderen Frauen nicht ab, daß sie über Politik wirklich Bescheid wissen." Dieser Umstand änderte sich erst, als Wibke Bruhns gegen Ende der 80er Jahre begann, dieses Format zu moderieren.
    Die Sendung soll nach unbestätigten Gerüchten auch heute noch existieren, auch wenn sie auf WDR 2 mittlerweile im Einheitsbrei des Gesamtprogramms aufgegangen ist und viel von ihrem einstigen Nimbus eingebüßt hat. "Die heutigen Zuhörer versammeln sich nicht mehr vor dem Radio und warten darauf, daß ihnen ein Klaus Jürgen Haller die Welt erklärt", erklärt dazu Chefredakteurin Angelica Netz. Die Erwartungen an das Radio hätten sich verändert: "ich will informiert werden, aber vor allen Dingen will ich unterhalten werden- und das den ganzen Tag über".
    Ich selbst bin mit dem "Mittagsmagazin" großgeworden und hatte WDR 2 bis ca.1990 als Haussender, obwohl ich seit 1980 in Niedersachsen lebe und arbeitete. "Abgeschaltet" habe ich erst, nachdem der Empfang über Antenne zunehmend schlechter wurde und der öffentlich- rechtliche Sender Werbeblöcke einführte.

    www.youtube.com/watch?v=T_TjgV155wk
    www.youtube.com/watch?v=2WLRi34oLbs

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    Samstag, 25. November 2023, 16:15

    Klaus Jürgen Haller

    Er gehörte zu den profiliertesten Journalisten und Moderatoren des WDR, besaß eine ausgesprochen prägnante "Radiostimme" und war sich auch nicht zu schade dafür, die Zuhörer des "Mittagsmagazins" mit den Worten "Guten Tag, meine Damen und Herren, guten Morgen, liebe Studenten" zu begrüßen. Darüber hinaus war er als investigativer Journalist im Jahre 1984 maßgeblich an der Aufklärung der "Kießling- Affäre" mitbeteiligt. Nach seiner Pensionierung im Jahre 2003 schrieb ein entgeisterter Hörer: "Ein trauriger Tag für die Hörer. Damit hat der letzte der großen alten Rundfunkjournalisten den WDR verlassen. Übrig bleibt eine Generation von profillosen und austauschbaren Gestalten, deren Namen man sich weder merken kann noch will, und die Erinnerung an jene, die zu hören immer ein Vergnügen war. Sic transit..." Dem ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen.
    Geboren wurde Klaus Jürgen Haller am 8. Oktober 1940 in Wuppertal. Nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Universität Köln ging er im Jahre 1966 zum Westdeutschen Rundfunk und arbeitete für den WDR- Hörfunk als Reporter, Kommentator und Moderator. Einem breiten Publikum wurde er insbesondere durch seine unkonventionelle Moderation des "Mittagsmagazins" auf WDR 2 bekannt, in dem er oft genug mit seiner persönlichen, wertkonservativen Meinung nicht hinter dem Berg hielt. Gleichzeitig war Klaus Jürgen Haller Chefreporter im WDR- Hörfunkstudio Bonn, zuständig für Außen- und Sicherheitspolitik.
    Darüber hinaus arbeitete er in den Jahre 1981 bis 1982, 1988 bis 1993 und zwischen 1998 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2003 im WDR/ NDR Hörfunkstudio in Washington, D.C. Nach seiner Pensionierung war er weiterhin als freier Autor tätig, u.a. für den WDR, den NDR, die Deutsche Welle und den Deutschlandfunk.
    Klaus Jürgen Haller lernte während seines Aufenthalts in den USA seine spätere Frau kennen, ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt heute in der Nähe von Washington.
    Im Jahre 1987 erhielt Klaus Jürgen Haller den Medienpreis für Sprachkultur, vergeben von der Gesellschaft für deutsche Sprache. Als Autor tat er sich mit seinem Buch "Wörter wachsen nicht auf Bäumen. 99 Allerweltsbegriffen auf der Spur", hervor, das 1989 im Econ Verlag erschien.

    www.youtube.com/watch?v=pYr7-lIbyKU

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    Dienstag, 28. November 2023, 15:26

    Dieter Thoma

    Er galt als der maßgebliche Erfinder des "Mittagsmagazins" von WDR 2, der ersten Infotainment- Sendung des öffentlich- rechtlichen Rundfunks. Ich kann mich noch gut an seine Moderation dieses Formats erinnern, die immer sachlich, aber durch seine ruhige Stimmlage gelegentlich auch etwas einschläfernd wirkte. Die erste Sendung dieses Formats lief am 1. Februar 1965 zwischen 13:05 Uhr und 15:30 Uhr. Moderator der Premiere war Walter Hahn, der als Miterfinder des "Mittagsmagazins" galt. Erster Redaktionsleiter wurde Helmut Prinz, den der WDR vom Saarländischen Rundfunk abgeworben hatte.
    Geboren wurde Dieter Thoma am 11. April 1927 im ostwestfälischen Paderborn. Er besuchte das Gymnasium Laurentianum in Arnsberg und studierte im Anschluß Germanistik, Geschichte und Publizistik an der Universität Münster, gehörte also nicht zu dem Kreis der späteren Journalisten und Moderatoren des WDR- Hörfunks, die in Köln studiert hatten.
    Dieter Thoma betätigte sich zunächst (man soll es kaum glauben) als Kabarettist, wurde dann Journalist u.a. als Lokalreporter bei der Aachener Volkszeitung sowie Chefreporter des Kölner Stadtanzeigers, bevor es ihn im Jahre 1963 zum WDR- Hörfunk verschlug. Dort war er zunächst Leiter der Aktuellen Abteilung und avancierte 1978 zum Chefredakteur.
    Über viele Jahre betätigte sich Dieter Thoma als Moderator "seines" WDR- Mittagsmagazins, dessen in den 60er Jahren völlig neuen Stil, einem Mix aus Unterhaltungsmusik, aktuellen Schlagern und Wortbeiträgen, er wesentlich mitprägte. Dabei blieb seine Art der Moderation trotz seiner äußerst ruhigen Art durch seinen intelligent- trockenen Humor unerreicht. In späteren Jahren moderierte er die Fernseh- Talkshow "Kölner Treff" (1976- 1982) zusammen mit Alfred Biolek sowie den "Presseclub" (1988- 1993), das Nachfolgeformat von Werner Höfers unvergessenem "Internationalen Frühschoppen".
    Im Jahre 1992 ging Dieter Thoma in den Ruhestand. Danach betätigte er sich als Buchautor und widmete sich dem Sammeln von Witzen. Zu dieser Thematik sind auch seine späteren Bücher erschienen. Darüber hinaus war er immer noch ein gern gesehener Gast in diversen Talkshows. 1997 veröffentlichte er seine Autobiographie unter dem Titel "Salto Rückwärts und andere Geschichten aus meinem Leben".
    Dieter Thoma starb wenige Wochen nach seinem neunzigsten Geburtstag am 5. Mai 2017 in Köln und wurde am 24. Mai auf dem Kölner Zentralfriedhof Melaten beigesetzt. Seinen Nachlaß übereignete er dem Historischen Archiv der Stadt Köln.

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    Sonntag, 3. Dezember 2023, 15:46

    Kurt Brumme

    Er gehörte zum Urgestein des damaligen NWDR und späteren WDR und ist vielen älteren Zeitgenossen durch seine äußerst fundierten Sportreportagen in Erinnerung geblieben, so daß sich damals selbst ein Cassius Clay von der Kommentierung eines Boxkampfs beeindruckt zeigte und dem Journalisten ein paar signierte Boxhandschuhe schenkte.
    Kurt Brumme wurde am 4. Februar 1923 in Köln geboren und arbeitete nach dem Krieg ab 1947 als einer der ersten Rundfunkjournalisten zunächst für den Nordwestdeutschen Rundfunk. Als dieser im Jahre 1955 in den NDR und den WDR aufgeteilt wurde, blieb er dem WDR erhalten. Kurt Brumme war u.a. Reporter beim ersten Länderspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft nach dem Krieg gegen die Schweiz. Bei der anschließenden Fußball- Weltmeisterschaft von 1954 kommentierte er das Halbfinalspiel der deutschen Auswahl gegen Österreich. Am 18. Mai 1960 übertrug er für den WDR das Finale des Europapokals der Landesmeister zwischen Real Madrid und Eintracht Frankfurt aus dem Hampden Park in Glasgow. Dieses Spiel ist insofern bedeutsam, da es mit fast 130.000 Zuschauern die größte jemals erreichte Kulisse in der Geschichte des europäischen Vereinsfußballs hatte. Desweiteren war Brumme beim Endspiel der Fußball- Weltmeisterschaft 1962 zwischen Brasilien und der Tschechoslowakei in Santiago de Chile im Einsatz.
    Zwischen 1963 und 1988 war Kurt Brumme Abteilungsleiter Sport beim Westdeutschen Rundfunk. Einem breiten Publikum wurde er insbesondere durch seine Sendung "Sport und Musik" überaus bekannt, in der Samstags nachmittags die Spiele der Fußball- Bundesliga im Radio übertragen wurden. Kurt Brumme moderierte diese überaus populäre Sendung zwischen 1963 und 1988, anschließend ging er nach 41 Jahren Tätigkeit für den WDR in Pension.
    Kurt Brumme gilt als Erfinder der "Bundesligakonferenz", die noch heute vom Westdeutschen Rundfunk produziert wird. Unvergessen bleibt seine Hörfunkreportage des "Jahrhundertspiels", als Italien im Halbfinale der Fußball- Weltmeisterschaft von 1970 in Mexiko Deutschland mit 4:3 nach Verlängerung besiegte. Zu den festen Ritualen des WDR- Dauerbrenners "Sport und Musik" gehörten Telefonate Brummes mit dem walisischen Journalisten Toby Charles, der auf amüsante Weise über die aktuellen Ereignisse im britischen Fußball berichtete. Erst im November 1984 deckte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" auf, daß Toby Charles auch in Köln lebte und seine Informationen aus dem britischen Rundfunk bezog. Als "Strafe" wurde Kurt Brumme für die Dauer einer Sendung von der Moderation suspendiert, und die "Telefonate" wurden eingestellt.
    Der Sportjournalist Kurt Brumme starb im Jahre 2005 im Alter von 82 Jahren und wurde auf dem Friedhof des Kölner Stadtteils Lövenich beigesetzt. Im Deutschen Sport & Olympia- Museum wurde der Konferenzraum "Kurt Brumme- Galerie" mit seinen hinterlassenen Erinnerungsstücken eingerichtet.

    www.youtube.com/watch?v=eJTKH6t4ckM

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    Montag, 4. Dezember 2023, 15:46

    Zwischen Rhein und Weser

    "Eine Sendung, die nicht nur aus den großen Städten des Landes berichtet, sondern buchstäblich auch über die Dörfer geht." So beschrieb die damalige Redakteurin und spätere WDR- Intendantin Monika Piel im Juni 2000 eine der ältesten Hörfunksendungen Nachkriegsdeutschlands: "Zwischen Rhein und Weser". Als Monika Piel bei "Zwischen Rhein und Weser" begann, gab es das informativ- unterhaltsame Magazin bereits seit über dreißig Jahren, denn am 30. April 1950 ging es erstmals auf Sendung. Mir selbst war die Sendung als regelmäßiger Hörer von WDR 2 natürlich bestens bekannt, jedoch war mein damaliges Interesse als Kind und Jugendlicher an diesem Format natürlich eher begrenzter Natur.
    "Zwischen Rhein und Weser" war das journalistische Kind von Werner Höfer, der stets bemüht war, den WDR als "Landessender" in der Region zu verankern. Und dies auch bereits, als der WDR noch Teil des NWDR war, der seinen Sitz in Hamburg hatte und regionale Themen aus dem Rheinland, dem Ruhrgebiet und dem angrenzenden Westfalen noch eher stiefmütterlich behandelte. Als WDR und NDR dann im Jahre 1956 getrennte Wege gingen, verstärkte sich der regionale Bezug des Magazins nochmals deutlich.
    Der Hörfunk- und Fernsehmann Werner Höfer wurde einem bundesweiten Publikum insbesondere durch seinen "Internationalen Frühschoppen" bekannt. "Zwischen Rhein und Weser" war in seiner Gründungsphase nicht nur ein neuartiges Sendungsformat, sondern ließ sich auch ganz neu hören, denn es war die erste Sendung, die über die damals brandneuen UKW- Sender Köln und Langenberg ausgestrahlt wurde. Mit der Konsequenz, daß Radio endlich so klang, als säßen die Moderatoren und Musiker direkt im Wohnzimmer. Zunächst jedoch hatten nur wenige Hörer den dazu passenden Empfänger, denn Ultrakurzwelle galt zu dieser Zeit als absolute Hightech, was sich jedoch schnell änderte.
    Bei "Zwischen Rhein und Weser", von den Machern des WDR kurz und knapp "Rhein- Weser" genannt, war der Name Programm. Die Redaktion hatte den Anspruch, ein interessantes Magazin für alle Bewohner des gerade frischgegründeten Bundeslandes Nordrhein- Westfalen zu gestalten. Manfred Erdenberger erinnerte sich zum Jubiläum im Jahre 1990 : " Das war für Werner Höfer der Grund, damals zu sagen: Wir brauchen für das große Land Nordrhein- Westfalen eine eigene Sendung". Damals hatte kaum jemand einen Fernseher, denn die 50er Jahre waren noch das große Jahrzehnt des Radios. Der Wiederaufbau nach dem Krieg, die Krise des Ruhrbergbaus, die Unruhen an den Universitäten - das Magazin stellte über Jahrzehnte die journalistische Grundversorgung zu Themen wie diesen in NRW dar.
    Zu den frühen Reportern und Redakteuren der Sendung zählte Walter Erasmy, der im Jahre 1957 zur Gründungsredaktion des legendären TV- Magazins "Hier und Heute" des WDR gehörte und später zu dessen Chefredakteur wurde.
    Im Jahre 2017 fiel "Zwischen Rhein und Weser" zum Bedauern vieler treuer Hörer nach 67 Jahren einer Programmreform des WDR zum Opfer.

    www.youtube.com/watch?v=kE2Cvc_QdlY

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    Mittwoch, 6. Dezember 2023, 15:45

    Hans Walter Erasmy

    Er galt neben Werner Höfer als Gründervater des legendären WDR- Regionalmagazins "Hier und Heute" und übernahm später auch die Chefredaktion dieses Traditionsformats. In dieser Funktion geriet er im Jahre 1963 in die Schlagzeilen, als er die weiblichen Redakteurinnen, darunter auch Anneliese Fleyenschmidt und Ruth Kappelsberger, weitgehend aus der Sendung verbannte und nur noch männliche Moderatoren zuließ.
    Geboren wurde Hans Walter Erasmy am 13. November 1924 in Essen. Der Sohn eines Handwerksmeisters absolvierte die Oberrealschule und wurde nach dem Abitur im Jahre 1942 zur Wehrmacht eingezogen. Nach seiner Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft begann Walter Erasmy im Jahre 1946 zunächst als Reporter beim Nordwestdeutschen Rundfunk und nahm 1947 am ersten Nachwuchsausbildungskurs der Rundfunkschule des NWDR teil. Es folgten weitere Tätigkeiten für den NWDR und den späteren Westdeutschen Rundfunk (WDR) als Reporter und Redakteur für die Formate "Echo des Tages" sowie für "Zwischen Rhein und Weser".
    Walter Erasmy zählte, wie bereits erwähnt, im Jahre 1957 neben Werner Höfer und Ernst Huberty zur Gründungsredaktion des neuen regionalen Fernsehnachrichtenmagazins "Hier und Heute", das mir als Kind in den 60er Jahren noch gut durch die Luftaufnahmen Nordrhein- Westfalens im Titelvorspann sowie durch die Eingangssequenz von Robert Schumanns "Rheinischer Symphonie" in Erinnerung geblieben ist.
    Im Verlauf seiner vielfältigen Tätigkeiten für den WDR bekleidete er in späteren Jahren die Positionen des Hauptabteilungsleiters "Regionale Informationen" und des stellvertretenden Chefredakteurs für Politik und Zeitgeschehen. Zwischen 1977 und 1988 moderierte er darüber hinaus die von ihm entwickelte Talkshow "Mittwochs in..."des WDR- Fernsehens. Auch sprach er zahllose Kommentare in den ARD- Tagesthemen.
    Der angesehene Journalist und Mann des Westdeutschen Rundfunks, Walter Erasmy, starb nach einer schweren Krankheit am. 23. Januar 1993 in Köln. Er wurde bereits am 5. September 1988 mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein- Westfalen ausgezeichnet.

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    Freitag, 8. Dezember 2023, 14:05

    Lothar Dombrowski - Der Tausendsassa

    Im Jahre 1971 erregte der WDR- Chefsprecher Lothar Dombrowski den äußersten Unwillen des bereits damals als eher konservativ geltenden "Mr. Tagesschau" Karl- Heinz Köpcke. Denn Dombrowski hatte es gewagt, sich in die Niederungen der Fernsehunterhaltung zu begeben, und das zu allem Überfluß auch noch als Sänger. Doch der gutaussehende Lothar Dombrowski machte damals nicht nur als Nachrichtensprecher der Tagesschau, sondern auch auf dem Show- Parkett eine gute Figur. Denn der "schöne Dombie", so sein damaliger Spitzname, hatte nicht nur das Verlesen von Nachrichten, sondern auch das Singen gründlich erlernt.
    Der 1930 in der Heimat meines Vaters, dem westpreußischen Bromberg geborene Lothar Dombrowski studierte nach dem Krieg zunächst Medizin in Berlin. Nach einigen Semestern wechselte er jedoch die Fachrichtung, studierte an der Berliner Musikhochschule Gesang und schloß dort erfolgreich mit einem Examen ab. Im Jahre 1960 engagierte ihn das Theater Kaiserslautern als lyrischen Bariton, und die sonore Stimme kam auch bei den Verantwortlichen von Funk und Fernsehen gut an, so daß Dombrowski im Jahre 1965 beim Südwestfunk Baden- Baden als Sprecher und Moderator anfing. Zwei Jahre später wurde er vom NDR in den elitären Kreis der Tagesschau- Sprecher aufgenommen.
    Trotz einiger erfolgreicher Ausflüge in die Unterhaltung galt Lothar Dombrowski in Kollegenkreisen als eher bescheiden und zurückhaltend, Klatschgeschichten und Starallüren suchte man bei ihm weitgehend vergebens. Am wohlsten fühlte sich der belesene und vielseitig interessierte Dombrowski im Hörfunk. So lernten ihn auch die Radiohörer des WDR schätzen, als er von 1973 an regelmäßig das beliebte "Mittagsmagazin" auf WDR 2 moderierte. Wenige Monate darauf verließ Dombrowski endgültig die Tagesschau in Hamburg und wechselte als festangestellter Sprecher und Moderator in das WDR- Funkhaus am Kölner Wallraffplatz.
    Ob als diplomatischer Gastgeber bei "Mittwochs in...", als markante Stimme in Hörspielen oder als Moderator des WDR- Mittagsmagazins, Lothar Dombrowski ging stets gründlich vorbereitet in jede Sendung. "Er konnte sich in den Hintern beißen, wenn etwas nicht so lief, wie er es sich vorgestellt hatte", erinnerte sich Kurt Gerhardt, der langjährige Leiter des Mittagsmagazins, an die Jahre mit "Dombie". Ein einziges Mal mußte das stimmliche Markenzeichen des WDR jedoch kapitulieren. Im Januar 1980 sprach Dombrowski trotz einer schweren Erkältung die Morgennachrichten und erlitt einen derartigen Hustenanfall, daß ein Kollege einspringen mußte.
    Von 1975 bis zu seiner Pensionierung war Dombrowski außerdem als Leiter des Aktuellen Sprecherdienstes für den WDR- Nachwuchs am Mikrofon verantwortlich. "Ihnen ist es zu verdanken, daß der WDR heute über ein Sprecherinnen- und Sprecherpotential mit hohem Niveau verfügt", lobte Intendant Friedrich Nowottny, als Dombrowki Ende 1993 mit 63 Jahren in den Ruhestand verabschiedet wurde. Nach langer, schwerer Krankheit starb der beliebte Sprecher und Moderator am 2. September 2001 in seinem Haus in Bergisch- Gladbach.

    www.youtube.com/watch?v=eYFfhZ-VUmg

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    Sonntag, 10. Dezember 2023, 14:33

    Gerd Depenbrock

    Auch er gehörte insbesondere in den 70er Jahren zu den mir wohlbekannten Stimmen des WDR- Mittagsmagazins. Der am 13. März 1949 geborene Gerd Depenbrock arbeitete zwischen 1973 und 2012 als Hörfunkredakteur und Moderator für den Westdeutschen Rundfunk in Köln, Bonn und Berlin und gehörte in diesem Zeitrahmen zu den gern gehörten Stimmen des WDR.
    Nach seinem Germanistik- und Geographiestudium promovierte Gerd Depenbrock im Fach Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Bochumer Ruhr- Universität über "Journalismaus, Wissenschaft und Hochschule". Beim Westdeutschen Rundfunk begann er im Jahre 1973 zunächst als Redakteur in der Hörfunkredaktion des legendären WDR- Mittagsmagazins. Später moderierte er zusätzlich die Sendung "Zwischen Rhein und Weser". Im Jahre 1983 wechselte er als politischer Korrespondent des WDR in das Hörfunkstudio Bonn, 1989 wurde er dort Chef vom Dienst und stellvertretender Studioleiter. Im Jahre 1998 wurde Gerd Depenbrock Leiter des WDR- Hörfunkstudios in Bonn (bis 2002) und in Berlin (bis 2012).
    Gerd Depenbrock erhielt zahlreiche Auszeichnungen für seine Berichterstattung auf dem Gebiet der Energie- und Umweltpolitik. Darüber hinaus ist er Verfasser verschiedener wissenschaftlicher Veröffentlichungen sowie journalistischer Artikel in Zeitungen und Fachzeitschriften. Zwischen 2004 und 2019 war er Vorsitzender des Deutschen Presseclubs e.V. Seit 2019 ist er dort Vorstandsmitglied und Schtzmeister.

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    Montag, 11. Dezember 2023, 14:29

    Horst Kläuser

    Er gehörte bereits zu einer jüngeren Generation von für den WDR tätigen Rundfunkjournalisten, die mir dennoch in guter Erinnerung verblieben ist. Geboren wurde Horst Kläuser ein Jahr vor meiner Wenigkeit am 26. Februar 1956 in Remscheid als Sohn einer Finnin und eines Deutschen. Er wuchs auch in Remscheid auf, wo er 1974 das Abitur am dortigen Leibniz- Gymnasium ablegte. Anstatt für das väterliche Unternehmen im Werkzeuggroßhandel tätig zu werden, begann er im Spätsommer 1974 für den Remscheider General- Anzeiger erste Beiträge zu schreiben. Zur gleichen Zeit begann er sein Studium der Kunstwissenschaften, Publizistik und Skandinavistik an der Westfälischen Wilhelms- Universität Münster. Später wechselte er zu den Politikwissenschaften bei Norbert Konegen und Richard Woyke.
    Im Jahre 1977 bewarb er sich beim Westdeutschen Rundfunk, damals noch im Bergischen Büro Wuppertal. Nach langer Tätigkeit als freier Mitarbeiter beim WDR und mehreren Zeitverträgen wurde Horst Kläuser dort im Herbst 1983 fest angestellt. In der Folge arbeitete er vorwiegend für die Hörfunksendungen von WDR 2 als Redakteur, Reporter und Moderator. Im Jahre 1993 wurde er nach einer von ihm mitgestalteten Programmreform zum Redaktionsleiter ernannt. Bereits ein Jahr zuvor arbeitete er erstmals als Korrespondent in New York sowie bei den Vereinten Nationen. 1994 berief ihn die ARD zum "grünen Reporter" für die nicht- sportliche Rahmenberichterstattung während der Fußball- Weltmeisterschaft 1994 in den USA. Im Jahre 1996 wechselte er in das WDR/ NDR- Hörfunkstudio nach Washington, D.C., wo er bis Februar 2002 als USA- Korrespondent arbeitete. In diesem Zeitrahmen berichtete er unter anderem über die Lewinsky- Affäre, die amerikanische Präsidentschaftswahl 2000 und die Terroranschläge vom 11. September 2001. 2002 berief ihn die ARD zum Radiokorrespondenten für die GUS.
    Zu Beginn des Jahres 2008 kehrte Horst Kläuser als WDR 2- Chefreporter nach Köln zurück. Er war darüber hinaus Redaktionsleiter und Moderator der "Weltzeit", der einzigen Auslandssendung des WDR- Hörfunks. Im Jahre 2017 verabschiedete er sich als Moderator von den Hörern von WDR 2.
    Bereits früh begann Kläuser auch außerhalb des WDR für Verbände und Stiftungen zu moderieren und rief im Oktober 1982 eine Talkshow im Remscheider Stadttheater ins Leben. Bis 1994 fand diese Veranstaltung unter dem verballhornten Titel "Kall nit- talk !" rund sechzig Mal statt.
    Im Jahre 1989 wurde Horst Kläuser Mitglied des Rotary Club. 2005 gründete er in Moskau den ersten deutschsprachigen Rotary Club, dessen Präsident er bis 2007 blieb. Seit April 2017 ist er Präsident und Mitgründer des Rotary Clubs Köln- Rodenkirchen Riviera. Kläuser engagiert sich über seine Heimatstadt Remscheid hinaus für wohltätige Organisationen und initiiert Spendenaufrufe und Galas, z.B. anläßlich der Elbflut 2002, des Erdbebens in Japan 2011 und des Krieges in der Ukraine 2022.
    Horst Kläuser lebt mit seiner Frau bis heute in seiner Heimatstadt Remscheid.

    www.youtube.com/watch?v=Z5FaCvOumXE

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    Montag, 11. Dezember 2023, 16:46

    RE: Lothar Dombrowski - Der Tausendsassa

    Vielen Dank, Uwe. Das war sehr interessant fuer mich, weil ich mich noch gut an Dombrowski erinnere.
    Im Jahre 1971 erregte der WDR- Chefsprecher Lothar Dombrowski den äußersten Unwillen des bereits damals als eher konservativ geltenden "Mr. Tagesschau" Karl- Heinz Köpcke. Denn Dombrowski hatte es gewagt, sich in die Niederungen der Fernsehunterhaltung zu begeben, und das zu allem Überfluß auch noch als Sänger. Doch der gutaussehende Lothar Dombrowski machte damals nicht nur als Nachrichtensprecher der Tagesschau, sondern auch auf dem Show- Parkett eine gute Figur. Denn der "schöne Dombie", so sein damaliger Spitzname, hatte nicht nur das Verlesen von Nachrichten, sondern auch das Singen gründlich erlernt.
    Der 1930 in der Heimat meines Vaters, dem westpreußischen Bromberg geborene Lothar Dombrowski studierte nach dem Krieg zunächst Medizin in Berlin. Nach einigen Semestern wechselte er jedoch die Fachrichtung, studierte an der Berliner Musikhochschule Gesang und schloß dort erfolgreich mit einem Examen ab. Im Jahre 1960 engagierte ihn das Theater Kaiserslautern als lyrischen Bariton, und die sonore Stimme kam auch bei den Verantwortlichen von Funk und Fernsehen gut an, so daß Dombrowski im Jahre 1965 beim Südwestfunk Baden- Baden als Sprecher und Moderator anfing. Zwei Jahre später wurde er vom NDR in den elitären Kreis der Tagesschau- Sprecher aufgenommen.
    Trotz einiger erfolgreicher Ausflüge in die Unterhaltung galt Lothar Dombrowski in Kollegenkreisen als eher bescheiden und zurückhaltend, Klatschgeschichten und Starallüren suchte man bei ihm weitgehend vergebens. Am wohlsten fühlte sich der belesene und vielseitig interessierte Dombrowski im Hörfunk. So lernten ihn auch die Radiohörer des WDR schätzen, als er von 1973 an regelmäßig das beliebte "Mittagsmagazin" auf WDR 2 moderierte. Wenige Monate darauf verließ Dombrowski endgültig die Tagesschau in Hamburg und wechselte als festangestellter Sprecher und Moderator in das WDR- Funkhaus am Kölner Wallraffplatz.
    Ob als diplomatischer Gastgeber bei "Mittwochs in...", als markante Stimme in Hörspielen oder als Moderator des WDR- Mittagsmagazins, Lothar Dombrowski ging stets gründlich vorbereitet in jede Sendung. "Er konnte sich in den Hintern beißen, wenn etwas nicht so lief, wie er es sich vorgestellt hatte", erinnerte sich Kurt Gerhardt, der langjährige Leiter des Mittagsmagazins, an die Jahre mit "Dombie". Ein einziges Mal mußte das stimmliche Markenzeichen des WDR jedoch kapitulieren. Im Januar 1980 sprach Dombrowski trotz einer schweren Erkältung die Morgennachrichten und erlitt einen derartigen Hustenanfall, daß ein Kollege einspringen mußte.
    Von 1975 bis zu seiner Pensionierung war Dombrowski außerdem als Leiter des Aktuellen Sprecherdienstes für den WDR- Nachwuchs am Mikrofon verantwortlich. "Ihnen ist es zu verdanken, daß der WDR heute über ein Sprecherinnen- und Sprecherpotential mit hohem Niveau verfügt", lobte Intendant Friedrich Nowottny, als Dombrowki Ende 1993 mit 63 Jahren in den Ruhestand verabschiedet wurde. Nach langer, schwerer Krankheit starb der beliebte Sprecher und Moderator am 2. September 2001 in seinem Haus in Bergisch- Gladbach.

    www.youtube.com/watch?v=eYFfhZ-VUmg

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    Montag, 11. Dezember 2023, 16:50

    RE: Klaus Jürgen Haller

    Darüber hinaus arbeitete er in den Jahre 1981 bis 1982, 1988 bis 1993 und zwischen 1998 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2003 im WDR/ NDR Hörfunkstudio in Washington, D.C. Nach seiner Pensionierung war er weiterhin als freier Autor tätig, u.a. für den WDR, den NDR, die Deutsche Welle und den Deutschlandfunk.
    Klaus Jürgen Haller lernte während seines Aufenthalts in den USA seine spätere Frau kennen, ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt heute in der Nähe von Washington.
    Im Jahre 1987 erhielt Klaus Jürgen Haller den Medienpreis für Sprachkultur, vergeben von der Gesellschaft für deutsche Sprache. Als Autor tat er sich mit seinem Buch "Wörter wachsen nicht auf Bäumen. 99 Allerweltsbegriffen auf der Spur", hervor, das 1989 im Econ Verlag erschien.

    www.youtube.com/watch?v=pYr7-lIbyKU
    Dann hat er moeglicherweise Kontakt mit Peter von Zahn gehabt, der lange Jahre aus D. C. berichtete und in Virginia lebte.

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    Montag, 11. Dezember 2023, 18:19

    RE: RE: Klaus Jürgen Haller

    Darüber hinaus arbeitete er in den Jahre 1981 bis 1982, 1988 bis 1993 und zwischen 1998 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2003 im WDR/ NDR Hörfunkstudio in Washington, D.C. Nach seiner Pensionierung war er weiterhin als freier Autor tätig, u.a. für den WDR, den NDR, die Deutsche Welle und den Deutschlandfunk.
    Klaus Jürgen Haller lernte während seines Aufenthalts in den USA seine spätere Frau kennen, ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt heute in der Nähe von Washington.
    Im Jahre 1987 erhielt Klaus Jürgen Haller den Medienpreis für Sprachkultur, vergeben von der Gesellschaft für deutsche Sprache. Als Autor tat er sich mit seinem Buch "Wörter wachsen nicht auf Bäumen. 99 Allerweltsbegriffen auf der Spur", hervor, das 1989 im Econ Verlag erschien.

    www.youtube.com/watch?v=pYr7-lIbyKU
    Dann hat er moeglicherweise Kontakt mit Peter von Zahn gehabt, der lange Jahre aus D. C. berichtete und in Virginia lebte.


    Die von mir oben verlinkte Doku über Klaus Jürgen Haller ist überaus sehenswert. Soweit ich mich erinnere, hat er Peter von Zahn darin jedoch nicht erwähnt. Was nichts heißen muß, denn die Dokumentation bildet ja lediglich Streiflichter aus seinem Leben ab. Klaus Jürgen Haller galt bei uns in den 60er/ 70er Jahren als der beliebteste Moderator des WDR- Mittagsmagazins, nicht zuletzt durch seine pointierte Sprechweise und sein Fachwissen.

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    Dienstag, 12. Dezember 2023, 15:21

    Reinhard Münchenhagen

    Nein, ausgerechnet einer der wenigen überregional bekanntgewordenen Rundfunk- und TV- Journalisten des WDR stammte nicht aus dem Rheinland oder Westfalen, sondern aus dem schönen Mecklenburg.
    Geboren wurde Reinhard Münchenhagen am 25. November 1940 in Rostock. Nach dem Schulbesuch der Grundschule und des Gymnasiums in Detmold machte er im Jahre 1960 sein Abitur am Wilhelm-Hittorf Gymnasium in Münster. Nach einem Praktikum bei einer Exportfirma studierte er ab 1961 Betriebswirtschaft und Publizistik in Münster, beendete sein Studium jedoch bereits nach zwei Semestern wieder.
    Seine berufliche Karriere als Journalist begann im Jahre 1962 mit einem Volontariat bei der Münsterschen Zeitung. Zwischen 1966 und 1975 arbeitete Reinhard Münchenhagen als freiberuflicher Journalist für den WDR in Köln als Moderator, Redakteur und Reporter im Rundfunk und im Fernsehen.
    Im deutschsprachigen Raum wurde er einem breiteren Publikum durch das Format "Spätere Heirat nicht ausgeschlossen" und als Gastgeber der ersten deutschen Talkshow "Je später der Abend" bekannt, die er von 1976 bis Juli 1978 im Wechsel mit Hans- Jürgen Rosenbauer moderierte. Bereits 1973 leitete Münchenhagen im WDR- Fernsehen eine sehr kontroverse Publikumsdiskussion über den umstrittenen Dokumentarfilm "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" von Rosa von Praunheim. Auch führte er in seiner Talkshow das erste Interview mit der damals im Westen noch weitgehend unbekannten Nina Hagen und im Juli 1977 durch eine Sendung mit Klaus Kinski, die auf eine große Resonanz stieß. Beide Ausstrahlungen endeten jedoch jeweils in einem Eklat und führten dazu, daß die Talkshow "Je später der Abend" letztendlich eingestellt wurde.
    Zwischen 1978 und 1981 war Münchenhagen Chefredakteur Hörfunk bei Radio Luxemburg und moderierte später die "Top Show " bei dem damals noch jungen Privatsender SAT 1. Ab 1987 war er wieder regelmäßig für den WDR tätig, zuletzt als Moderator der Sendung "WDR Aktuell".
    Zwischen 1991 und 2003 führte Reinhard Münchenhagen durch die Fernsehsendung "DAS!" des NDR. Ab April 2007 moderierte er das Format "DGF Praxis" auf dem inzwischen in die Insolvenz geratenen Spartenfernsehkanal "Deutsches Gesundheitsfernsehen".
    Neben seiner Arbeit für Rundfunk und Fernsehen war Reinhard Münchenhagen als Moderator diverser Kongresse tätig und arbeitete darüber hinaus auch als Coach.

    www.youtube.com/watch?v=LgVBPvFujqE
    www.youtube.com/watch?v=wvAlyhXgHpE

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    Donnerstag, 14. Dezember 2023, 15:44

    Kurt Gerhardt

    Trotz seines hohen Bekanntheitsgrades ist die Vita von Kurt Gerhardt überraschend schwach dokumentiert. Er war rund vierzig Jahre lang Radioreporter, Moderator und Redakteur bei WDR 2, bevor er Anfang Januar 2008 in Pension ging. Seine Karriere begann in den späten 60er Jahren in Münster. Als damals taxifahrender Jurastudent chauffierte er eher zufällig den WDR- Studioleiter durch die Stadt, und auf seine intuitive Frage "Wie komme ich zum Radio ?" erhielt er aus berufenem Munde wider Erwarten sehr konkrete Handlungsanweisungen.
    Kein halbes Jahr später durfte er deshalb Dieter Thoma treffen, der ihm im Jahre 1968 eine sechswöchige Probezeit bei WDR 2 vermittelte. Für Kurt Gerhardt wurde es auch deshalb ein ganz besonderes Jahr, weil er als Jungreporter gleich ein Exklusiv- Interview mit Sammy Davis Jr. ergattern konnte. Im Jahre 1974 saß er dann zum ersten Mal auf dem Moderatorenstuhl des legendären "Mittagsmagazins" und blieb über fünfundzwanzig Jahre dessen markante Stimme. Eines seiner persönlichen journalistischen Highlights war sicher die hartnäckige Recherche in der Flick- Spendenaffäre, die Kurt Gerhardt damit überhaupt erst ins Rollen brachte.
    Im Jahre 1999 wechselte der überzeugte Europäer Kurt Gerhardt als Korrespondent nach Brüssel und war dort als Leiter des WDR/ NDR Hörfunkstudios tätig. Privat lag ihm stets das Schicksal der Entwicklungsländer am Herzen. Im Jahre 1983 ging er deshalb für drei Jahre als Landesbeauftragter des deutschen Entwicklungsdienstes in den Niger, um dort vor Ort zu helfen. Auch heute engagiert er sich in einem mit Freunden gegründeten Hilfsverein, der die Grundschulbildung in Mosambik und Uganda verbessern möchte.

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    Sonntag, 17. Dezember 2023, 15:23

    Zeitzeichen

    Zeitzeichen war und ist eine täglich ausgestrahlte Sendung des WDR, die seit dem 4. April 1972 historische Ereignisse und bedeutende Persönlichkeiten der Geschichte in Form einer 15- minütigen Dokumentation vorstellte. Soweit ich mich erinnere, lief das Format in den 70er/ 80er Jahren zwischen dem Ende des WDR 2- Morgenmagazins und den 9 Uhr- Nachrichten und wurde von mir, soweit es die Zeit zuließ, immer sehr gern gehört.
    Als Erfinder von "Zeitzeichen"gilt der WDR- Redakteur Wolf Dieter Ruppel, der seine Grundidee angeblich 1972 in nur zwei Wochen bis zur Sendereife entwickelt haben soll. Ruppel hatte bereits vorher im WDR- Morgenmagazin gelegentlich runde Jubliläen wichtiger Ereignisse behandelt. In den ersten Monaten nach der Einführung des neuen Formats wurden zunächst mehrere Themen abgehandelt, bis man zur endgültigen Fassung von "Zeitzeichen" kam und jeweils nur ein Ereignis pro Sendung dokumentierte.
    Im Mittelpunkt der Sendung steht jeweils ein historisches Ereignis, das mit unterschiedlichen Mitteln wie historischen Tondokumenten, Ausschnitten aus Interviews mit Fachleuten oder Zeitzeugen, atmosphärischen Klängen und Geräuschen oder durch Musikeinspielungen aus heutiger Sicht erläutert wird. Nicht ausbleiben konnte, daß die entsprechenden Interpretationen der historischen Jubiläen auch dem jeweiligen Zeitgeist untergeordnet wurden.
    Anfangs strahlte der WDR nach meiner Erinnerung das "Zeitzeichen" nach dem WDR- Morgenmagazin zwischen 8.45 Uhr und 9.00 Uhr aus, während es heute nach den Programmreformen täglich um 9.45 Uhr auf WDR 5 gesendet wird. Auf NDR Info lief das Format täglich bis zum 31. Dezember 2020.
    Wie bereits angedeutet, bestehen die Themen der Sendung aus Jahrestagen von Politik und Geschichte, erinnert wird auch an Geburts- oder Todestage berühmter Persönlichkeiten oder an Erfindungen, kulturelle oder Sportereignisse. Gelegentlich kommen auch eher randständige Phänomene zur Erwähnung, so gab es z.B. eine Sendung über die Erfindung des Gummibärchens. Zu den Autoren gehören in der Regel bekannte Hörfunk- Journalisten, die ihre Texte meist in Eigenregie einsprechen, was in den Anfangsjahren des Formats zunächst noch nicht üblich war. Der Trailer von "Zeitzeichen" bestand über lange Jahre aus dem gemorsten Titel der Sendung.
    Das erste "Zeitzeichen" wurde am 4. April 1972 ausgestrahlt und handelte von der Belagerung Leningrads im Jahre 1942, einer Rede der FDP- Politikerin Hildegard Hamm- Brücher von 1967 sowie von dem Chemieunglück in Walsum im Jahre 1952. In den Folgejahrzehnten wechselte die Sendung mehrfach den Sendeplatz und auch den Sender innerhalb der WDR- Radioprogramme. Bis zum vierzigjährigen Jubiläum im Jahre 2012 wurden insgesamt mehr als 14.600 Ausgaben des "Zeitzeichens" produziert. Jede Folge erreicht heute im Durchschnitt ca. 300.000 Hörer.
    Ähnliche, aber kürzere Sendungen laufen im Deutschlandfunk unter dem Titel "Kalenderblatt", auf Bayern 2 unter dem Titel "Das Kalenderblatt", bei SWR 2 als "Zeitwort" sowie auf Radio Bremen unter dem Titel "As time goes by". Hinzu kommt "Der Stichtag", ein kurzer Beitrag zum Ende der ARD- Infonacht.

    www.youtube.com/watch?v=cn584F5ChVs