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    Mittwoch, 5. April 2023, 16:15

    Fred Bertelmann - Der lachende Vagabund

    Fred Bertelmann gehört zu einer Gruppe von Unterhaltungskünstlern, die ihre große Zeit in der Adenauer- Ära der frühen Nachkriegsjahrzehnte hatten, die durchaus auch noch in die frühen 60er Jahre zu datieren ist. Sein größter Hit "Der lachende Vagabund" stammt aus meinem Geburtsjahr 1957 und war mir durchaus nicht unbekannt, wenngleich ich den Sänger ansonsten kaum zuordnen konnte. Zeit also, das zu ändern.
    Fred Bertelmann zählte zu den populärsten deutschen Unterhaltungskünstlern der 50er und frühen 60er Jahre.
    Geboren wurde er am 7. Oktober 1925 als jüngstes von neun Kindern des Industriechemikers Jules Bertelmann und seiner Frau Elisabeth in Duisburg- Meiderich. Im Alter von neun Jahren zog seine Familie nach Nürnberg um, wo Fred in den renommierten Kirchenchor Sankt Lorenz aufgenommen wurde und dort erste Bühnen- und Tourneeerfahrungen sammeln konnte. Bertelmann besuchte das Gymnasium und wurde gleichzeitig instrumental und gesanglich am Nürnberger Konservatorium ausgebildet. Nach dem Abitur wurde er zur Wehrmacht eingezogen und wurde Panzerfahrer. Nach dem Abschuß seines Panzer bei den Abwehrkämpfen in Frankreich im Jahre 1944 geriet er schwerverwundet in amerikanische Gefangenschaft, die er in einem POW- Camp in Alabama verbrachte. In dieser Zeit entdeckte er seine Begeisterung für die Swing- Musik und gründete mit dreizehn Kameraden ein Orchester, in dem er Trompete spielte und als Sänger fungierte.
    Im Mai 1946 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft zurück und erhielt ein Engagement in einer Swing- Kapelle, die vorwiegend in Clubs der US- Armee sowie in Bars und Hotels auftrat. Zwar begann er gleichzeitig ein Medizinstudium, das er aber zugunsten seiner musikalischen Laufbahn bereits nach wenigen Semestern wieder abbrach. Zwischen 1946 und 1950 gehörte Fred Bertelmann verschiedenen Orchestern an. 1950 lernte er den schwedischen Dirigenten und Jazzmusiker Arne Hülphers kennen, der ihn für zwei Jahre als Sänger seines Tanzorchester unter Vertrag nahm. Im Jahre 1952 ließ sich Bertelmann in Hamburg und anschließend in Nürnberg nieder, wo er seine Gesangsausbildung am Konservatorium fortsetzte. Trotz einiger Auftritte in Funk und Fernsehen war der weitere Verlauf seiner musikalischen Karriere zu diesem Zeitpunkt durchaus noch ungewiß. Den Einstieg in die boomende Unterhaltungsbranche der beginnenden Wirtschaftwunderjahre verdankte er vor allem dem Musikmanager Stefan von Baranski, dessen Bekanntschaft er 1952 in Travemünde gemacht hatte. Auf dessen Vermittlung produzierte Bertelmann im Jahre 1953 seine erste Single mit den Titeln "Wenn es Nacht wird in Montana/ Bonsoir, Bonsoir" bei der Tempo GmbH in München. Trotz eher mäßiger Verkaufszahlen wurde Bertelmann für weitere Aufnahmen unter Vertrag genommen , und zwischenzeitlich war auch der erfolgreiche Schlagerproduzent Nils Nobach auf den Sänger mit der sonoren Baritonstimme aufmerksam geworden. 1954 verhalf dieser Bertelmann zu einem Vertrag bei dem in Köln ansässigen Label Electrola, bei dem ihm 1955 sein künstlerischer Durchbruch mit dem Titel "Tina Marie" gelang, dem 1956 mit "Meine kleine Susi" ein weiterer Hit folgte, der bis auf Platz drei der deutschen Charts kletterte.
    Den Zenit seiner Karriere erreichte der Sänger im Jahre 1957 mit dem Titel "Der lachende Vagabund", einer Coverversion des County- Songs "Gambler´s Guitar". Diese Einspielung blieb für über zweiundzwanzig Wochen in den Charts, kletterte dort bis auf Platz zehn und verkaufte sich insgesamt über 3,5 Millionen mal. Zur nachhaltigen Popularität des Stücks trug auch die 1958 von der UFA produzierte gleichnamige Filmkomödie bei, in der Bertelmann die Hauptrolle des Reporters Fred Berghoff spielte. Bis zum Jahre 1962 wirkte er neben zahlreichen Gast- und Nebenrollen in sechs weiteren Schlagerfilmen als Hauptdarsteller mit. Darüber hinaus ebnete "Der lachende Vagabund" Bertelmann den Weg zu einer Karriere in den USA, wo er zwischen 1961 und 1968 am Chicagoer Opernhaus den Hafenarbeiter Joe in dem Musical "Show Boat" verkörperte.
    In Deutschland konnte Bertelmann zwischen 1958 und 1960 mit weiteren Top Ten- Plazierungen durchaus noch an den Erfolg des "Lachenden Vagabunden" anknüpfen, danach wurde es allerdings ruhiger um den Künstler, so daß er zum Plattenlabel Polydor wechselte, ohne daß ihm dort noch einmal größere Erfolge gelangen.
    Dreimal nahm Fred Bertelmann in den 50er/60er Jahren an den nationalen Vorentscheiden für den "Grand Prix Eurovision de la Chanson" teil, wobei er mit seinen Songs "Ich bin ja nur ein Troubadour" (1958 ), "Ticke-Ticke- Tack" (1962) und mit "Das macht dein Lächeln, Mona Lisa" (1964) eine Teilnahme jeweils nur knapp verfehlte.
    An der stilistischen Weiterentwicklung des deutschen Schlagers in der zweiten Hälfte der 60er Jahre, , verbunden mit dem Auftreten einer ganzen Reihe von jüngeren Interpreten, nahm Bertelmann weitgehend nicht mehr teil. Dennoch blieb er auch in den Folgejahrzehnten durch Fernsehauftritte und Tourneen einer breiten Öffentlichkeit weiter bekannt. Neben eigenen Liedern verlegte er sich nun verstärkt auf die Interpretation von Volksliedern, Operetten und Seemannsballaden. Zwar gründete Bertelmann 1970 nach amerikanischem Vorbild die erste deutsche "Show- Schule", in der Nachwuchstalente ausgebildet werden sollten, diese erwies sich jedoch als wirtschaftlicher Fehlschlag und wurde bereits 1974 wieder geschlossen.
    Fred Bertelmann war zweimal verheiratet. Die 1946 geschlossene Ehe mit Wickie Bertelmann wurde Mitte der 60er Jahre geschieden; 1966 heiratete er die Fernsehansagerin Ruth Kappelsberger. Seinen privaten Lebensmittelpunkt hatte der passionierte Maler und Koch in seinem Haus am Starnberger See gefunden. Von einer im Vorjahr erlittenen Lungenenzündung geschwächt, starb der vielseitige Künstler Fred Bertelmann im Alter von achtundachtzig Jahren am 22.1.2014 in Berg am Starnberger See. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem nahegelegenen Friedhof in Aufkirchen.

    www.youtube.com/watch?v=k7uPpGXb2Po