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    Samstag, 2. September 2023, 12:21

    RE: The American Corner - Die CARE- Pakete in Deutschland

    Ganz toller Bericht, Uwe. Herzlichen Dank! Meine Eltern erzaehlten mir immer wieder von den CARE Paketen. Ich glaube, damit fing meine Begeisterung fuer die USA an.
    Gern wären auch meine Famlilienangehörigen in den "schwierigen Nachkriegsjahren" 1945 bis 1948 in den Genuß dieser Pakete gekommen, jedoch waren sie allesamt in diesem Zeitrahmen in der Sowjetischen Besatzungszone wohnhaft, in die kaum eine dieser wertvollen Sendungen gelangte.
    Wie auch immer: die ersten Nachkriegsjahre in Deutschland waren für weite Kreise der Bevölkerung vor allem durch ein Phänomen geprägt: Hunger. Wer keine gesuchten Sachwerte wie Edelmetalle oder ähnliches zu bieten hatte, war weitgehend auf die Rationen der Lebensmittelkarten angewiesen, die kaum zum Überleben ausreichten. Die Bilder des zerstörten Deutschlands und seiner notleidenden Bevölkerung erreichten auch die Vereinigten Staaten, so daß sich im November 1945 zweiundzwanzig amerikanische Wohlfahrtsverbände, darunter auch christliche Organisationen wie die Heilsarmee oder selbst Gewerkschaften zur "Cooperative for American Remittances to Europe", kurz CARE, zusammenschlossen, um die notleidende deutsche Bevölkerung mit Nahrung, Kleidung und Heizkohle zu unterstützen.

    482

    Samstag, 2. September 2023, 16:56

    The American Corner - Warum wurde Tammy Wynette exhumiert ?

    Die Sängerin Tammy Wynette gehörte zu den mit Abstand größten Stars der amerikanischen Countryszene, und ihren Megahit "Stand By Your Man" von 1968 kennen selbst viele nichtbekennende Countryfans. Leider Gottes bestimmte jedoch nicht nur Musik ihr Dasein, sondern auch Krankheit und Tablettensucht. Um die Ursache ihres vorzeitigen Ablebens entbrannte ein derartiger Streit, daß am 14. April 1999 ihr Leichnam erneut ausgegraben und exhumiert wurde.
    Geboren wurde sie am 5. Mai 1942 in Itawamba County/ Mississippi unter ihrem bürgerlichen Namen Virginia Wynette Pugh, heiratete bereits im Alter von siebzehn Jahren, bekam rasch hintereinander drei Kinder und wurde noch vor der Geburt ihrer jüngsten Tochter von ihrem Ehemann verlassen. Weil die nunmehrige alleinerziehende Mutter nur wenig Geld in einem Schönheitssalon verdiente, zog sie nach Nashville/ Tennessee in der Hoffnung, dort als Countrysängerin Karriere machen zu können.
    Ihr Plan ging tatsächlich auf; fortan nannte sie sich Tammy Wynette, verkaufte während ihrer musikalischen Karriere über dreißig Millionen Platten und nahm mehr als zwanzig Nummer- Eins- Hits auf. Vor allem "Stand By Your Man" von 1968 gehört bis heute zu den am häufigsten aufgenommenen Stücken der Countrymusik und wurde im Jahre 2010 aufgrund seines "kulturellen, historischen und ästhetischen Wertes" in die US- Kongreßbibliothek aufgenommen. Nicht selten wird Tammy Wynette deshalb als die "First Lady of Country Music" tituliert; zusammen mit Dolly Parton und Loretta Lynn definierte sie die Rolle der Frauen in diesem musikalischen Genre vor allem während der 70er Jahre maßgeblich.
    Doch nicht alles lief bei Tammy Wynette während ihrer musikalischen Karriere rund. Aufgrund schwerer gesundheitlicher Probleme, die die Country- Sängerin ein Leben lang begleiteten, unterzog sie sich sechsundzwanzig (!) Operationen. Daraus resultierte eine Abhängigkeit von Schmerzmitteln, die in den 80er Jahren ihren Höhepunkt erreichte. Zwar begab sich die Sängerin im Jahre 1986 aus eigenem Antrieb in die Betty Ford- Klinik, um ihre Abhängigkeiten behandeln zu lassen, doch weil ihre Beschwerden anhielten und sie sich weiteren schweren Eingriffen unterziehen mußte, gelang es ihr nicht, von ihrer Medikamentensucht loszukommen.
    Am 6. April 1998 starb Tammy Wynette schließlich im Alter von nur fünfundfünfzig Jahren auf dem Sofa ihres Hauses in Nashville. Ihr mittlerweile fünfter Ehemann George Richey war zu diesem Zeitpunkt bei ihr und verständigte den Hausarzt, der eigens aus Pennsylvania einflog. Seine Diagnose lautete, daß die Sängerin einem Blutgerinnsel in der Lunge erlegen war. Über eintausendfünfhundert Familienangehörige, Wegbegleiter und Fans der Sängerin nahmen an der Trauerfeier teil, auf der unter anderem Dolly Parton ihrer ehemaligen Freundin gedachte und für sie sang.
    Doch ihre letzte Ruhe sollte Tammy Wynette noch nicht finden. Fast genau ein Jahr nach ihrem Tod wurde ihr Leichnam am 14. April 1999 exhumiert. Grund war eine Fünfzig Millionen Dollar- Klage von drei Töchtern Wynettes gegen deren Leibarzt Dr. Wallis Marsh sowie gegen ihren letzten Ehemann. Die jungen Frauen machten die beiden Männer für den Tod ihrer Mutter verantwortlich, da insbesondere der Leibarzt die Sängerin mit voller Absicht weiter süchtig hielt und ihr fortlaufend starke Medikamente verschrieben hätte. Auch den Zeitpunkt des Todes stellten die Klägerinnen in Frage. Offenbar lag Tammy Wynette stundenlang leblos in ihrem Wohnzimmer, während bereits einige Freunde und Verwandte vorbeischauten, um gemeinsam auf den Leibarzt Dr. Marsh zu warten. Tochter Jackie Daly schrieb darüber hinaus in ihrem Buch "Tammy Wynette: A Daughter Recalls Her Mother´s Tragic Life", daß das Boulevardblatt National Enquirer bereits vom Tod der Sängerin erfuhr, noch bevor Polizei oder Feuwerwehr verständigt wurden.
    Obwohl das Vorgehen von Ehemann und Leibarzt an diesem Tag alles andere als üblich erschien, deutete das Ergebnis der Obduktion nicht darauf hin, daß jemand persönliche Schuld am vorzeitigen Tod des Countrystars trug. Weil bei einer Laboruntersuchung jedoch auch Spuren von zwei Medikamenten nachgewiesen wurden, untersuchte der Gerichtsmediziner die Proben erneut. Am 25. September 2001 stand das abschließende Ergebnis fest, daß die nachgewiesenen Medikamente keine Rolle spielten und Tammy Wynette eines natürlichen Todes starb.
    Damit fand ein eher trauriges Schicksal eines der bekanntesten amerikanischen Countrystars seinen Abschluß, der ein bedeutendes Stück US- Musikgeschichte schrieb.

    www.youtube.com/watch?v=AeH6QtvY4Vc

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    Sonntag, 3. September 2023, 01:09

    RE: The American Corner - Warum wurde Tammy Wynette exhumiert ?

    Ueber Hildegard Knef las ich mal, dass sie sich ueber 70 Operationen unterziehen musste.
    Doch nicht alles lief bei Tammy Wynette während ihrer musikalischen Karriere rund. Aufgrund schwerer gesundheitlicher Probleme, die die Country- Sängerin ein Leben lang begleiteten, unterzog sie sich sechsundzwanzig (!) Operationen.

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    Mittwoch, 6. September 2023, 16:34

    The American Corner - American Beauty (1999)

    Die humorvoll- sozialkritische Produktion von 1999 in Steven Spielbergs DreamWorks- Studios war unter rein kommerziellen Gesichtspunkten durchaus mit erheblichen Risiken behaftet, kratzte sie doch an zentralen amerikanischen Werten wie denen der Männlichkeit, der Cheerleaderin als (sexuellem) Traumobjekt, dem Wunsch, sich aus der Masse herauszuheben oder der Idealform des besseren Lebens in den überall anzutreffenden amerikanischen Suburbs. Schon die Bildsprache von "American Beauty" war von vornherein darauf angelegt, erhebliche Zweifel am "American Dream" aufkommen zu lassen. So wählte man bewußt Drehorte, die bereits aus früheren Gesellschaftssatiren bekannt waren und die die vermeintliche Langeweile des "Lebens in Suburbia" aufzeigen sollten. Regisseur Sam Mendes, der sich bis dahin vor allem als Londoner Theaterregisseur einen Namen gemacht hatte, hatte, vereinfacht ausgedrückt, bis dahin kaum eine Ahnung von der Produktion eines abendfüllenden Spielfilms umd mußte sich deshalb des Know- How des damals über siebzigjährigen Conrad L. Hall bedienen. Mendes führte aufgrund seiner beruflichen Herkunft dennoch seine Akteure fast wie im Theater, was zu entsprechenden Dialogen führte und für die damalige Zeit ungewöhnlich erschien.
    Die Dreharbeiten zu "American Beauty" erfolgten über rund fünfzig Drehtage zwischen Dezember 1998 und Februar 1999. Gedreht wurde überwiegend in den Studios von Warner Bros. in Burbank/ Kalifornien sowie in Hancock Park und in Brentwood. Zu Beginn und in der Schlußsequenz des Films sind Luftaufnahmen von Sacramento/ Kalifornien zu sehen. Die Mehrzahl der Schulszenen wurden in der South High School in Torrance gedreht. Interessant ist, daß eine der Schlüsselsequenzen des Films, nämlich der Cheerleader- Auftritt, von Paula Abdul choreographiert wurde.
    Der mit 12,5 Millionen Dollar einigermaßen knapp finanzierte Film ging zunächst als "Nischenprodukt" nur mit 16 Kopien in Kinos in Los Angeles und in New York an den Start, erwies sich dann aber doch als internationaler Verkaufserfolg, der weltweit über 350 Millionen Dollar einspielte. In Europa wurde insbesondere honoriert, daß es Sam Mendes gelungen sei, aktuelle amerikanische Befindlichkeiten sehr exakt zu analysieren und zu sezieren sowie das Klischee des "American Dream" zu einem Scherbenhaufen umzugestalten. Oft wird dabei allerdings übersehen, daß Mendes dabei auch zu einem generellen Seitenhieb gegen das "weiße Amerika" ausholte, denn "People of Color" kommen in dieser Produktion so gut wie nicht vor.
    "American Beauty" wurde mit fünf Oscars prämiert, darunter in vier der fünf wichtigsten Oscarkategorien (Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Beste Kamera und Bestes Drehbuch). Die deutsche Film- und Medienbewertung verlieh der Produktion das Prädikat "Besonders wertvoll".
    Worum ging es ? Protagonist Lester Burnham (Kevin Spacey) befindet sich mitten in seiner Midlife Crisis und empfindet das Leben mit seiner ehrgeizigen und sehr auf materielle Dinge fokussierten Frau Carolyn (Annette Bening) sowie mit seiner pubertierenden Tochter Jane (Thora Birch) als öde und trostlos. Seine Ehefrau bemüht sich ohne größere Erfolge als selbständige Immobilienmaklerin und leidet darunter. Während einer Schulveranstaltung lernt Lester Angela (Mena Suvari), eine Freundin seiner Tochter kennen und verliebt sich in sie. Darauf versucht er, sich körperlich wieder in Form zu bringen und begegnet während einer Gala dem dort als Aushilfskellner arbeitenden Ricky Fitts (Wes Bentley), der sich als neuer Nachbarssohn entpuppt und der Lester Marihuana verkauft.
    Im weiteren Verlauf der Handlung provoziert Lester seinen Rauswurf aus dem ihm verhaßten Job als Angestellter einer Werbeagentur zugunsten einer Arbeit als "Burger- Flipper" in einer Fast Food- Kette ("Ich suche einen Job mit dem geringstmöglichen Maß an Verantwortung") und kauft sich von seiner Abfindung seinen Traumwagen, einen 1970er Pontiac Firebird. Ehefrau Carolyn fängt zwischenzeitlich eine Affäre mit dem erfolgreichen Immobilienmakler Buddy Kane (Peter Gallagher) an, was Lester aufgrund seiner erkalteten Ehe jedoch weitgehend unberührt läßt. Währenddessen entwickelt sich zwischen seiner Tochter und dem Außenseiter Ricky, der als Schüler auch erfolgreich als Drogenhändler aktiv ist, eine seelenverwandte Beziehung.
    Ricky´s Vater, der pensionierte Colonel der U.S. Marines Frank Fitts (Chris Cooper), misinterpretiert ein Treffen zwischen Lester und Ricky zwecks Drogenerwerbs als homoerotische Beziehung und wirft seinen Sohn aus dem Haus, worauf dieser Jane anbietet, mit ihm nach New York zu gehen. Kurz darauf entpuppt sich Frank Fitts selbst als homosexuell und versucht den in seiner Garage trainierenden Lester zu küssen, der ihn jedoch sanft zurückweist. Kurz darauf tauscht Lester stattdessen mit der jungen Angela Zärtlichkeiten aus und entdeckt zu seiner Überraschung, daß das scheinbar erfahrene Mädchen noch Jungfrau ist, worauf er von ihr abläßt. In einer der abschließenden Szenen wird Lester durch einen Kopfschuß getötet, ohne daß zunächst der Schütze gezeigt wird. Carolyn hingegen befindet sich noch mit einer Pistole in der Tasche auf dem Nachhauseweg und "will mit allem abschließen", während sich der gehörnte Frank mit einem blutverschmierten Hemd zurück in sein Haus begibt.
    Lester, der die Handlung aus seinem Tod heraus zurückblickend erzählt, ist in seiner Abschlußrede nicht über sein Ableben zornig oder traurig, sondern zeigt sich dankbar für jeden Moment seines "kleinen, dummen, Lebens" und für all die Schönheit, die er in dieser Welt erleben durfte.

    www.youtube.com/watch?v=XCxzXblZyfQ
    www.youtube.com/watch?v=cgSxVznAxSE
    www.youtube.com/watch?v=ucdz7A3s4Wc

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    Donnerstag, 7. September 2023, 10:37

    Mit zwei Kevin Spacey Filmen konnte ich absolut nichts anfangen, dies war der eine. Der andere war "The Usual Suspects" (ich schlief im Kino ein).

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    Donnerstag, 7. September 2023, 10:39

    Vorschlag fuer eine weitere Filmbesprechung: "L. A. Confidential".
    Man kann den Melanie Griffith & Nick Nolte Film "Mulholland Falls" als prequel oder Fortsetzung von "L. A. Confidential" betrachten. Die Machart ist sehr aehnlich, auch der Soundtrack.

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    Donnerstag, 7. September 2023, 10:42

    PS: Als "L. A. Confidential" im Dezember 1997 in die deutschen Kinos kam, hatte er leider arge Konkurrenz, denn zur selben Zeit lief "Titanic" an, der zwar auch gut ist, aber in meinen Augen laengst nicht so hinreissend wie "L. A. Confidential".
    Und anstatt sich beide Filme anzusehen, haben sich viele Kinogaenger halt nur "Titanic" angesehen. :(

    488

    Donnerstag, 7. September 2023, 15:38

    American Beauty Wertung

    Mit zwei Kevin Spacey Filmen konnte ich absolut nichts anfangen, dies war der eine. Der andere war "The Usual Suspects" (ich schlief im Kino ein).

    "American Beauty" fand ich vor längerer Zeit sehr gelungen, als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe. Kevin Spacey und auch sein Synchronsprecher haben sich in dieser Produktion selbst übertroffen, und ersterer hat für die Rolle des Protagonisten völlig zu Recht einen Oscar erhalten.
    Kürzlich lief der Film erneut bei ARTE, und heute stehe ich ihm etwas distanzierter gegenüber. Mittlerweile werde ich den Verdacht nicht los, daß mit Produktionen wie diesen von interessierter Seite das Selbstverständnis der amerikanischen (Noch-) Mehrheitsgesellschaft untergraben werden soll. Und dies bei allem Respekt vor der künstlerischen Qualität des Films.

    489

    Donnerstag, 7. September 2023, 16:11

    The American Corner - L.A. Crash (2004)

    Vordergründig kreiste das Regiedebut des ehemaligen Drehbuchautors Paul Haggis um den alltäglichen amerikanischen Alltagsrassismus. Ich habe den Film eher dahingehend interpretiert, daß ein harmonisches multikulturelles Zusammenleben, wie es sich z.B. täglich in den Vereinigten Staaten abspielt, trotz zahlreicher gutgemeinter Maßnahmen wie "Affirmative Action" nur in sehr begrenztem Umfang möglich ist und die Tendenz eher zu einer mehr oder weniger freiwilligen Segregation geht, wie sie sich seit geraumer Zeit auch in den bundesdeutschen Ballungsräumen abspielt. Dennoch erhielt "L.A. Crash" vorwiegend positive Kritiken und mehrere Auszeichnungen, darunter im Jahre 2006 einen Oscar für den Besten Film. Zwei Jahre später wurde das filmische Konzept von Paul Haggis in einer Fernsehserie gleichen Namens fortgesetzt.
    Die Idee zu dieser Produktion kam Haggis laut eigenem Bekunden, als er sich daran erinnerte, wie ihm zehn Jahre zuvor sein Fahrzeug bei einem Raubüberfall gestohlen wurde. Diese Erinnerungssequenz findet sich auch zu Beginn des Films wieder, als dem Staatsanwalt sein Geländewagen entwendet wird. Ursprünglich sollte "L.A. Crash" nicht so sehr den amerikanischen Alltagsrassismus thematisieren, sonder eher Vorurteile beleuchten, die beim Aufeinandertreffen von Menschen aus sehr unterschiedlichen Kulturkreisen entstehen. So werden im Film konsequent und völlig bewußt Menschen aus diversen Kulturkreisen falsch betitelt; so wurden aus Koreanern Chinesen und aus Persern Araber.
    Die Produktion von "L.A. Crash" nahm über ein Jahr in Anspruch, wobei im Vorlauf allein das Casting geschlagene fünf Jahre andauerte. Gedreht wurde an 36 Tagen ausnahmslos in Los Angeles, so z.B. in Studio City. Das Werk hatte trotz der Einbindung einiger Stars ein fast schon lächerlich anmutendes Budget von lediglich 6,5 Millionen Dollar, wobei das Einspielergebnis in den USA mit über 80 Millionen Dollar unerwartet positiv ausfiel, wogegen der Film in Deutschland während seiner Erstaufführung in Deutschland nur rund 220.000 Zuschauer erreichte.
    "L.A. Crash" erhielt bei der Oscarverleihung im Jahre 2006 drei Auszeichnungen als Bester Film, für den Besten Schnitt und für das Beste Drehbuch.
    Worum ging es ? In dem Episodenfilm lenkt ein Autodiebstahl die Lebenswege mehrerer Menschen unterschiedlichster Kulturen und sozialer Schichten auf ungeahnte Bahnen. Unter den Betroffenen befinden sich der "rassistische" Polizist John (Matt Dillon), die hysterische Jean (Sandra Bullock), die farbige Regisseursgattin Christine (Thandie Newton) und der überaus zynische Fahnder Graham (Don Cheadle). Sie alle erkennen im Verlauf von 48 Stunden, auf welch unterschiedliche Weise ihr Leben von ethnischen Vorurteilen bestimmt wird...

    www.youtube.com/watch?v=dgepOrbliX4

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    Freitag, 8. September 2023, 16:15

    The American Corner - Über Schwanengesang und Wiedergeburt des amerikanischen Buchhandels

    In den vergangenen Jahren gelang es Amazon, den Bucheinzelhandel in den USA weitgehend zu vernichten, scheiterte anschließend jedoch mit der Etablierung seiner eigenen Bookstores. Sehr erfreulich ist dagegen, daß in jüngster Zeit wieder eine Fülle von kleineren, meist inhabergeführten Buchläden gegründet wurden.
    Dieser Trend ist nicht auf ausgesprochene "Lesestädte" wie New York City beschränkt, sondern insbesonders während Covid wurden Hunderte von neuen, unabhängigen Buchläden in ganz Amerika gegründet. Laut dem Branchenverband sind bei rund achtzig Prozent der Mitglieder die Umsätze seit 2019 mehr oder weniger deutlich gestiegen. Unerwartet war das Comeback auch deshalb, weil das Geschäft laut vielen Beobachtern dieser Branche angeblich bereits unwiederbringlich an den Versandriesen Amazon verlorengegangen war. Und in der Tat mischte der Onlinehändler zunächst ganz gewaltig die Buchbranche auf. Jeff Bezos hatte Amazon bereits 1994 in der Garage seiner Eltern gegründet, und Bücher waren das allererste Produkt des Start-Up- Unternehmens. Und dies nicht etwa, weil Bezos ein besonderes Interesse für Literatur an den Tag gelegt hätte. Stattdessen fand der ehemalige Hedgefondsmanager, daß Bücher am einfachsten zu verschicken waren und damit eine blendende Einstiegsidee darstellten, um verschiedene Ideen für einen Onlinehandel auszuprobieren.
    Zu Bezos Geschäftsmodell, daß bisweilen gern als Ergebnis digitalen Fortschritts hochgelobt wurde, gehörte nicht zuletzt das Ausnutzen einer Lücke in den amerikanischen Steuergesetzen. Denn wenn er seine Pakete aus einem anderen Bundesstaat versandte, konnte der Bundesstaat des Empfängers keine Umsatzsteuer erheben. Anfänglich etablierte Amazon seinen Vertrieb deshalb außerhalb von New York und Kalifornien, in denen sich die meisten seiner Kunden befanden, so daß Amazon durchschnittlich um zehn Prozent billiger anbieten konnte als die lokale Konkurrenz. Für den bereits unter sehr dünnen Gewinnmargen leidenden lokalen Buchhandel war diese Strategie absolut verheerend. Später änderte Amazon seine Strategie und eröffnete große Logistikzentren in und in der Nähe von urbanen Ballungsräumen, um schneller liefern zu können, womit allerdings viele dieser Artikel auch umsatzsteuerpflichtig wurden. Im vergangenen Jahr setzte Amazon mit seiner Einzelhandelssparte 243 Milliarden Dollar um, davon machen Bücher mittlerweile weniger als zehn Prozent aus. Dieser Anteil reicht jedoch noch immer aus, um innerhalb der Verlagsbranche ein Unternehmen zu sein, an dem niemand vorbeikommt. Laut Umfragen vom August 2022 kauften 67 Prozent der befragten Amerikaner ihre Bücher fast ausschließlich bei Amazon. Und so schien das Schicksal der lokalen Buchhändler besiegelt, als Amazon bereits 2015 ankündigte, auch Buchläden eröffnen zu wollen. Dementsprechend verfaßte die US- Presse etwas voreilig einen Nachruf auf die einzig verbliebene Bücherkette Barnes & Noble, die vor allem in Einkaufszentren Filialen unterhielt. Doch Amazon beging einen kapitalen Fehler, verließ sich zu sehr auf seine Datenmacht und stellte die meisten seiner Bücher nicht aneinander, sondern quer ins Regal. Zwar stimmt es, daß Bücher, deren Schutzumschlag gut sichtbar ist, sich allgemein besser verkaufen, doch dieses Konzept führte schnell zu Platzmangel in den Läden, so daß die Auswahl der Bücher nach entsprechenden Algorithmen erfolgte. So erwies sich die Benutzung von "Schwarmintelligenz" für die meisten Kunden als wenig hilfreich, und die "Seattle Review of Books" unkte, daß Amazon mit seinen Geschäften die großartigsten Flughafenbuchläden der Welt geschaffen habe. So scheiterte Amazon letztendlich mit seinem Buchlädenkonzept und kündigte im März 2022 die Schließung sämtlicher 68 Standorte an, von denen ironischerweise Barnes & Noble einige übernahm.
    Um gegen Branchenriesen wie Amazon bestehen zu können, müssen Buchläden Orte der Entdeckungen sein, die Freude und Vergnügen bereiten und glückliche Zufallsfunde ermöglichen, sagte Barnes & Noble- Vorstand James Daunt in einer Rede vor Branchenkollegen und drückte damit persönliche Erfahrungen aus , die sich "online" nicht kopieren lassen. Sein allgemeines Fazit: Gute Buchläden, egal ob "independent" oder als Kette, werden überleben, schlechte werden dahinsiechen oder sterben. Die Zukunft wird zeigen, ob die derzeitige Renaissance der Buchläden in den USA nachhaltig sein wird. Doch sie könnte ein Vorbild für andere Einzelhändler sein, so die gewagte These einer Studie der Harvard Business School. Amazon selbst hat dagegen seine ehrgeizigen Pläne, mit Tausenden von neuen Geschäften dem traditionellen Einzelhandel das Wasser abzugraben, vorerst auf Eis gelegt. Das Unternehmen hat Amazon- Fresh- Lebensmittelgeschäfte und seine Go- Convenience- Stores wieder geschlossen und will keine weiteren eröffnen, bis es ein Format gefunden habe, das "sich auf sinnvolle Weise unterscheidet und bei dem uns die Wirtschaftlichkeit gefällt", wie CEO Andy Jassy anläßlich der aktuellen Geschäftsergebnisse gegenüber Analysten erklärte. Was sicher auch damit zusammenhängt, daß die gestiegenen Kreditzinsen in den USA derartige Investitionen kostspieliger machen. Für die lokale, bereits bestehende Konkurrenz könnte diese Konstellation zumindest vorerst neue Überlebenchancen eröffnen.

    www.youtube.com/watch?v=78UlRyEuBAA

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    Freitag, 8. September 2023, 17:50

    RE: The American Corner - L.A. Crash (2004)

    Fuer mich ist der beste Paul Haggis Film "The Next Three Days" mit Russell Crowe. Den sah ich mir inzwischen vermutlich 10 Mal an, aber er ist immer noch packend.
    Vordergründig kreiste das Regiedebut des ehemaligen Drehbuchautors Paul Haggis um den alltäglichen amerikanischen Alltagsrassismus. Ich habe den Film eher dahingehend interpretiert, daß ein harmonisches multikulturelles Zusammenleben, wie es sich z.B. täglich in den Vereinigten Staaten abspielt, trotz zahlreicher gutgemeinter Maßnahmen wie "Affirmative Action" nur in sehr begrenztem Umfang möglich ist und die Tendenz eher zu einer mehr oder weniger freiwilligen Segregation geht, wie sie sich seit geraumer Zeit auch in den bundesdeutschen Ballungsräumen abspielt. Dennoch erhielt "L.A. Crash" vorwiegend positive Kritiken und mehrere Auszeichnungen, darunter im Jahre 2006 einen Oscar für den Besten Film. Zwei Jahre später wurde das filmische Konzept von Paul Haggis in einer Fernsehserie gleichen Namens fortgesetzt.
    Die Idee zu dieser Produktion kam Haggis laut eigenem Bekunden, als er sich daran erinnerte, wie ihm zehn Jahre zuvor sein Fahrzeug bei einem Raubüberfall gestohlen wurde.

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    Freitag, 8. September 2023, 18:23

    RE: The American Corner - Über Schwanengesang und Wiedergeburt des amerikanischen Buchhandels

    Es mag am Alter liegen, ich streite es nicht ab, aber in den letzten 20 Jahren finde ich kaum noch Romane oder (Auto)biographien, die mich ansprechen.
    Fuer mich wurden die besten Buecher in den 40er bis 90er Jahren verlegt. Und bis 2000 kaufte ich mir auch noch ueber 100 Buecher pro Jahr.
    Letztes Jahr sank diese Zahl auf 45 Buecher und in diesem Jahr sind es bis jetzt erst 25 Buecher, die ich mir bestellt habe. Ich werde mir im November nochmal einige Buecher fuer Weihnachten zulegen.

    Ich bestelle "used like new" bei amazon.com und hin und wieder bei amazon.de. $ 30 fuer ein neues Buch kann ich mir nicht leisten, deshalb mache ich gern Gebrauch von den Buechern, die amazon 2 oder 3 Jahre nach dem Erscheinungsdatum gebraucht verkauft.
    Im Pandemie Sommer 2020 schloss unser Barnes & Noble, und hat nie wieder eroeffnet. Soviel ich weiss, gibt es in der zweitgroessten Stadt in Massachsuetts nun keine Buchhandlung mehr.
    Mein Mann nahm mich im Dezember 2019 in Carmel-by-the-Sea zu einem winzigen Buchladen. Ruckzuck verschaffte ich mir einen Eindruck ueber die Neuerscheinungen (wie fast immer nichts Reizvolles dabei), und ich kaufte mir schliesslich den "DaVinci Code" von Dan Brown. Ein tolles Buch!
    Einige wenige Highlights der letzten 20 Jahre waren fuer ich saemtliche Charlotte Link Krimis, die Stieg Larsson Trilogie, die Marseille Trilogy von Jean-Claude Izzo, Mary Higgins Clark (leider verstorben), Nelson DeMille, Peter Robinson (leider verstorben) und Douglas Kennedy, der von seinen beiden deutschen Verlagen aus was weiss ich fuer kruden Gruenden nicht laenger ins Deutsche uebersetzt wird.
    Meine Freundin aus Duesseldorf versorgt mich seit vielen Jahren mit dem Thalia Katalog, buch aktuell bzw buch journal, so dass ich mir einen Ueberblick ueber deutsche Bucherscheinungen machen kann.
    Schade, dass man US Bestseller kaum noch verlegt und stattdessen viel mehr auf deutsche Autoren setzt und (warum auch immer?????) auf asiatische und suedamerikanische Autoren, mit denen ich absolut nichts anfangen kann.
    In den vergangenen Jahren gelang es Amazon, den Bucheinzelhandel in den USA weitgehend zu vernichten, scheiterte anschließend jedoch mit der Etablierung seiner eigenen Bookstores. Sehr erfreulich ist dagegen, daß in jüngster Zeit wieder eine Fülle von kleineren, meist inhabergeführten Buchläden gegründet wurden.
    Dieser Trend ist nicht auf ausgesprochene "Lesestädte" wie New York City beschränkt, sondern insbesonders während Covid wurden Hunderte von neuen, unabhängigen Buchläden in ganz Amerika gegründet. Laut dem Branchenverband sind bei rund achtzig Prozent der Mitglieder die Umsätze seit 2019 mehr oder weniger deutlich gestiegen. Unerwartet war das Comeback auch deshalb, weil das Geschäft laut vielen Beobachtern dieser Branche angeblich bereits unwiederbringlich an den Versandriesen Amazon verlorengegangen war. Und in der Tat mischte der Onlinehändler zunächst ganz gewaltig die Buchbranche auf.

    493

    Freitag, 8. September 2023, 18:41

    Amazon

    Ein kurzes Nachwort zu Amazon. Im Gegensatz zu vielen anderen und auch meinen eigenen Familienangehörigen habe ich dort nie etwas gekauft. Mir ging es stets darum, den lokalen Buchhandel zu unterstützen und nicht einem Beinahe- Monopolisten Vorschub zu leisten. Zumal es auch Berichte über eine sehr rigide Mitarbeiterführung gab. Das war für mich jedoch eher zweitrangig, da es jedem Angestellten eines Unternehmens freigestellt bleibt, den Job zu wechseln. Insbesondere in den Staaten wird das den "Jobhoppern" im Vergleich zu Deutschland durchaus nicht als negativ angekreidet.
    Beim Einkauf neuer Bücher kaufe ich oft auch von privat über ebay oder ähnliche Plattformen. Da gibt es gelegentlich schon kleine bibliophile Schätze für ganz wenig Geld. Nur ein Näschen für die Erhaltung sollte man dabei entwickeln, denn Exemplare mit Kellergeruch oder von Leuten, die gern beim Essen lesen, brauche ich nun wirklich nicht. :thumbdown:

    494

    Freitag, 8. September 2023, 19:27

    RE: Amazon

    Ich habe mir viele Blyton Buecher aus England bestellt, die alle etwas mueffelten.
    Den Geruch wurde ich dauerhaft los, indem ich jeden Tag eine weitere Seite umschlug und das Buch auf der Veranda auslueftete.
    Ein kurzes Nachwort zu Amazon. Im Gegensatz zu vielen anderen und auch meinen eigenen Familienangehörigen habe ich dort nie etwas gekauft. Mir ging es stets darum, den lokalen Buchhandel zu unterstützen und nicht einem Beinahe- Monopolisten Vorschub zu leisten. Zumal es auch Berichte über eine sehr rigide Mitarbeiterführung gab. Das war für mich jedoch eher zweitrangig, da es jedem Angestellten eines Unternehmens freigestellt bleibt, den Job zu wechseln. Insbesondere in den Staaten wird das den "Jobhoppern" im Vergleich zu Deutschland durchaus nicht als negativ angekreidet.
    Beim Einkauf neuer Bücher kaufe ich oft auch von privat über ebay oder ähnliche Plattformen. Da gibt es gelegentlich schon kleine bibliophile Schätze für ganz wenig Geld. Nur ein Näschen für die Erhaltung sollte man dabei entwickeln, denn Exemplare mit Kellergeruch oder von Leuten, die gern beim Essen lesen, brauche ich nun wirklich nicht. :thumbdown:

    495

    Freitag, 8. September 2023, 20:02

    Restaurierung von Büchern

    @chrissie777 Genau, entweder lüftet man Seite für Seite aus oder stellt das Exemplar aufrecht gespreizt in eine leere Waschmittelbox. Das hängt immer sehr vom verwendeten Papier und davon ab, in welchen Kellern und wie lange die Bücher oder Hefte dort gelagert waren. In Einzelfällen habe ich auch schon Bücher entsorgen müssen, weil der Geruch partout nicht weichen wollte.

    496

    Samstag, 9. September 2023, 12:32

    RE: Amazon

    Wenn man Buecher bei amazon.de "gebraucht - wie neu" kauft, ist das ja von private sellers. Deshlab sehe ich ehrlich gesagt gar keinen Unterschied zu eBay.
    Ausserdem berechnet eBay 9 Euro pro Versand in die USA, selbst wenn es sich nur um eine DVD handelt. Seitdem vermeide ich eBay.
    Ein kurzes Nachwort zu Amazon. Im Gegensatz zu vielen anderen und auch meinen eigenen Familienangehörigen habe ich dort nie etwas gekauft. Mir ging es stets darum, den lokalen Buchhandel zu unterstützen und nicht einem Beinahe- Monopolisten Vorschub zu leisten. Zumal es auch Berichte über eine sehr rigide Mitarbeiterführung gab. Das war für mich jedoch eher zweitrangig, da es jedem Angestellten eines Unternehmens freigestellt bleibt, den Job zu wechseln. Insbesondere in den Staaten wird das den "Jobhoppern" im Vergleich zu Deutschland durchaus nicht als negativ angekreidet.
    Beim Einkauf neuer Bücher kaufe ich oft auch von privat über ebay oder ähnliche Plattformen. Da gibt es gelegentlich schon kleine bibliophile Schätze für ganz wenig Geld. Nur ein Näschen für die Erhaltung sollte man dabei entwickeln, denn Exemplare mit Kellergeruch oder von Leuten, die gern beim Essen lesen, brauche ich nun wirklich nicht. :thumbdown:

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    Samstag, 9. September 2023, 16:17

    The American Corner - Comics als erstes originäres US- Kulturprodukt (I) ?

    Wenn man es als die Neuschaffung einer Kunstgattung betrachtet, sind Comics in der Tat der erste originär amerikanische Beitrag zur Entwicklung der zeitgenössischen Kunst, abgesehen von der deutschen Ausnahmeerscheinung eines Wilhelm Busch.
    Schon der Begriff "Comic" entstand in New York, als im Jahre 1889 in der Sonntagsausgabe der zum Pulitzer- Imperium gehörenden "New York World" eine Unterhaltungsbeilage mit Cartoons eingeführt wurde. 1895 wechselte auch Richard Felton Outcalt mit seiner Serie "Hogan´s Alley" zu Pulitzer, und bald wurde die Serie in "The Yellow Kid" umbenannt. Der durchschlagende Erfolg dieser Wochenendbeilagen ließ "New York World" zeitweise zur meistverkauften Zeitung im Land werden und führte zum "New Yorker Zeitungskrieg" zwischen Pulitzer und Randolph Hearsts "New York Journal", dem es gelang, Pulitzer´s Zeichencrew abzuwerben.
    Im Jahre 1905 startete dann der "New York Herald" seine Beilagen, versuchte sich aber bewußt von Reihen wie "The Yellow Kid" oder auch von "The Katzenjammer Kids" des Deutschamerikaners Rudolph Dirks abzusetzen, in denen ein bisweilen recht rüder Humor vorherrschte, der bereits damals Gegenstand der Kritik war. Die Antwort des "New York Herald" bestand insbesondere in der Reihe "Little Nemo in Slumberland", die einen eher verträumten Humor pflegte und bei der Zeichner Winsor McCay bewußt Elemente des damals populären Jugendstils verwendete.
    Pulitzer und Hearst setzten ihr Prinzip der Sonntagsbeilagen bald auch bei anderen Publikationen um und belieferten auch andere Zeitungen über Vertriebsorganisationen (Syndikate), so daß sich die Comic Supplements bald flächendeckend über die gesamten USA verbreiteten. Vor allem wurden die Zeitungen so auch für die zahllosen Neueinwanderer dieser Jahre interessant, die oft kaum die englische Sprache beherrschten, aber zumindest mittels der Bildergeschichten erreicht werden konnten.
    Im Jahre 1907 wurde schließlich der erste Tagesstrip im "San Francisco Chronicle" eingeführt, und 1912 füllte Hearst erstmalig eine ganze Seite mit vier verschiedenen Comics. In den Folgejahren sollten viele der Comic Strips zu einem Spiegel der amerikanischen Gesellschaft werden, so daß sie sich von reinen Comedy- Formaten oft zu regelrechten Familienserien wandelten, die die Basis für einen mehr oder weniger gemeinsamen Lebensstil der unterschiedlichen Einwanderergruppen bildeten. Den Höhepunkt dieser Entwicklung bildete die Reihe "Blondie", die Chic Young im Jahre 1930 entwickelte und die bis heute existiert (siehe auch hierzu den entprechenden Blog unter der Rubric "Comics").
    Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gelang es nur noch wenigen "Funnies", sich erfolgreich am Markt zu behaupten, darunter vor allem "Popeye" von E.C. Segar,ein Titelheld, der keiner Schlägerei aus dem Weg ging. Stattdessen ließ die "Great Depression" ab 1929 den Bedarf an realistischen Geschichten ansteigen. Vor dieser Zeit war noch "Little Orphan Annie" zu einem großen Erfolg geworden, eine Reihe, in der ein Waisenkind ganz auf sich gestellt das Leben bewältigen muß. Zeichner Harold Gray entwarf ein Szenario, in dem die Armen gut und hilfsbereit, die Reichen dagegen eher egoistisch und böse sind, man mit Ehrlichkeit und harter Arbeit aber alle Probleme bewältigen kann.
    Während der Zeit der Weltwirtschaftskrise entstanden dann recht unterschiedliche Reihen, die teilweise legendär wurden, so die Urwaldserie "Tarzan", entworfen von Hal Foster, die SF- Reihe "Buck Rogers" und die Detektiv- Reihe um "Dick Tracy", gezeichnet von Chester Gould. Diese Serien zeigten auf, wie sehr die Comicstrips dieser Jahre mittlerweile von Pulp Fiction- Literatur und auch durch das Kino beeinflußt wurden und sich gleichzeitig um sehr unterschiedliche Leserkreise bemühten. Selbst die Erlebnisse von "Mickey Mouse", die ab 1930 Floyd Gottfredson für Disney zeichnete, führten den Titelhelden anfangs in ferne Gegenden und immer wieder in brenzlige Situationen. Der Ton dieser Comics war zu dieser Zeit düsterer und die Abenteuer wilder als alles, was die wahrscheinlich weltweit bekannteste Comic- Figur später erlebte.
    Was folgte, gilt heute gemeinhin als das "Goldene Zeitalter der Comics", als ab 1938 "Superman" und weitere Superhelden die Bühne betraten. "Superman" führte die Heftreihe "Action Comics" zu großen Erfolgen und war maßgebend dafür verantwortlich, daß sich das "Comic Book" neben den Tageszeitungen als Medium für Comics durchsetzen konnte. Gleichzeitig führte der Erfolg von "Superman" dazu, daß für diese Reihe eine Vielzahl von Zeichnern und Autoren eingekauft wurden und damit die individuelle Autorenschaft der Geschichten zunehmend an Bedeutung verlor. Weitere Superhelden, die bei DC Comics verlegt wurden, waren "Batman", "Wonder Woman", "The Flash", "Green Lantern", "Hawkman" und "The Atom".
    1939 wurde der zweite bedeutende Verlag für Superhelden- Geschichten, Marvel Comics, gegründet. Die größten Erfolge feierte dieser Verlag mit dem innovativ gezeichneten "Captain America", der perfekt in die Phase der Kriegsjahre paßte und von Joe Simon und Jack Kirby gestaltet wurde.
    In den Kriegsjahren entstand dann ein zunehmender Bedarf an Helden, die bereit waren, sich für eine gerechte Sache zu opfern. Neben einer Reihe von nun äußerst patriotisch gesinnten Superhelden der Vorkriegsjahre wurden insbesondere Fliegerserien äußerst populär. In der Zeit zwischen 1940 und dem Ende des Zweiten Weltkriegs gab es nur wenige neue Serien, die von dieser Linie abwichen, darunter "The Spirit", eine vom Film Noir inspirierte Krimireihe, sowie die humorvollen Geschichten von Carl Barks über den Erpel "Donald Duck", der bei der Bewältigung seines Alltagslebens immer wieder auf die Nase fällt.

    www.youtube.com/watch?v=9JHZ8Zcemvg

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    Sonntag, 10. September 2023, 16:44

    The American Corner - Comics als erstes originäres US- Kulturprodukt (II) ?

    Die meisten amerikanischen Abenteuer- Comics verloren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen nicht unerheblichen Teil ihrer Leser, da das Feindbild nicht mehr vorhanden war und sie dadurch ihre innere Dynamik verloren hatten. Außerdem machte den "Comic Books" allmählich auch die aufkommende Konkurrenz des neuen Mediums Fernsehen zu schaffen, da dieses z.B. Action- Szenen naturgemäß realistischer und somit auch spannender produzieren konnte. Darüber hinaus setzte ein langsames Zeitungssterben ein, das für den amerikanischen Comic insofern verhängnisvoll war, als noch immer die in Zeitungen veröffentlichten Comicstrips die am weitesten verbreitete Publikationsform dieses Genres darstellte.
    Durch die in den Nachkriegsjahren nun veränderte Erwartungshaltung der Leserschaft kam es zu einer Renaissance bei den "Funnies", deren bekannteste Walt Kelly´s "Pogo" sowie die "Peanuts" von Charles M. Schulz waren, die neben den Pointen oft auch unterschwellige Botschaften beinhalteten, die sich in der Regel nur erwachsenen Lesern erschlossen. Darüber hinaus versuchten die Comic- Magazine, sich neue Themen zu erschließen und orientierten sich häufig an erfolgreichen Vorbildern aus Hollywood- Produktionen, ohne aber langfristig erfolgreiche Formate etablieren zu können. Immer mehr zielten neue Comic- Formate nun auf die Zielgruppe der Erwachsenen, die z.B. durch Liebes- und Horrorgeschichten verstärkt angesprochen werden sollten. Hierzu zählten Reihen wie "Geschichten aus der Gruft", die im Zentrum einer heftigen Diskussion über die schädlichen Auswirkungen von Comics auf Kinder und Jugendliche stand, obwohl gerade diese Serie in erster Linie Erwachsene ansprechen sollte. Dies gipfelte, ähnlich wie in Deutschland zu dieser Zeit, in Comicvernichtungsaktionen durch Elternverbände, Kirchen und Politiker, so daß sich Mitte der 50er Jahre die amerikanischen Comic- Verlage mit der Ausarbeitung eines gemeinsam Comic- Codes zu einer gewissen Selbstzensur verpflichteten. Der erste nachhaltig erfolgreiche Titel für Erwachsene war ab 1952 das Satire-Magazin "MAD", das wesentlich von Harvey Kurtzman und Al Feldstein beeinflußt wurde und sich zum einflußreichsten Comic- Magazin der Nachkriegszeit entwickelte.
    Erst in den frühen 60er Jahren zogen die Verkaufszahlen von neuen Comic- Produktionen wieder an. Entscheidenden Anteil daran hatten erneut die Superhelden, deren zeitentsprechende Umgestaltung mit Produktionen wie "The Flash" oder "Wonder Woman" einen neuen Boom bei der nachgewachsenen Generation der Babyboomer auslöste. Als Reaktion auf den Erfolg von DC´s "Justice League of America" brachte Marvel Comics "Die Phantastischen Vier" sowie eine ganze Reihe von innovativen Charakteren wie "Hulk", "Silver Surfer" oder "Spider Man" auf den Markt, deren Helden oft mit gewissen persönlichen Schwächen augestattet waren. Hinzu kamen Auseinandersetzungen mit gesellschaftlichen Problem wie Rassismus, Armut oder Drogensucht, die Dennis O`Neil und Neal Adams in "Green Lantern" einführten und die auch auf aktuelle Kunstrichtungen wie die Pop- Art Bezug nahmen.
    Mit der inhaltlichen und graphischen Modernisierung des Comic- Genres in den 60er Jahren (1966 wurde z.B. mit "Black Panther" der erste schwarze Superheld eingeführt) konnte der überwiegend dem Siegeszug des Fernsehens geschuldete Rückgang der Verkaufszahlen jedoch nicht langfristig aufgehalten werden. Selbst der große Erfolg der "Superman"- Kinoreihe konnte diesen Trend nicht mehr rückgängig machen. Die schnell nachgeschobenen "Spider Man"- Filme erwiesen sich ebenso wie "Supergirl" als Kassenflop. Der erneute Niedergang der Superhelden lag auch darin begründet, daß das Comic- Genre formalen und inhaltlichen Restriktionen unterworfen ist, die teilweise verhindern, daß es auf die sich rasch verändernden Bedürfnisse einer Gesellschaft im Umbruch reagieren kann.
    Im Verlauf der 70er bis zum Beginn der 80er Jahre wurde die Krise des amerikanischen Comic immer offensichtlicher, so daß sich als einzige längerlebige Tagesstrips "Garfield" von Jim Davis sowie die Wikingerserie "Hägar" von Dik Browne erhalten konnten. Hingegen verlor das Superhelden- Genre, das immer noch den Schwerpunkt amerikanischer Comics bildete, immer mehr Fans. Selbst Kinoverfilmungen wie "Flash Gordon" oder "Popeye und Howard" wurden zu Kassenflops. Einzig "Star Wars", das beinahe wie eine Comic- Adaption wirkte, wurde zu einem großen Erfolg, nachdem George Lucas die Rechte für eine Verfilmung von "Flash Gordon" als zu teuer erschien und er deshalb davon Abstand nahm.
    Dann kamen im Jahre 1986 innerhalb kurzer Zeit die Sammelbände von Art Spiegelmans "Maus", "Frank Millers "Die Rückkehr des Dunklen Ritters" sowie die Heftserie "Watchmen- Die Wächter" von Alan Moore und Dave Gibbons auf den Markt, die dem amerikanischen Comicmarkt wieder neue Impulse verliehen. "Maus" erhielt als erster Comic überhaupt den Pulitzer- Preis und trug wesentlich zur Anerkennung von Comics als eigenständige Kunstform außerhalb der eigentlichen Comic- Gemeinde bei. Frank Miller dagegen lieferte mit seiner dystopischen "Batman"- Variante zugleich die Vorlage für Tim Burton´s Kinofilm, der 1988 zum bis dahin erfolgreichsten Film aller Zeiten wurde und somit den bis heute andauernden Comic- Filmboom auslöste.
    Mit Serien wie "The Crow" von James O´Barr oder "Spawn" von Todd McFarlane wurden wieder neue Comic- Helden etabliert, deren innovative Optik die Bedeutung des Plots eher zurücktreten ließ, während sie durch die Umwandlung zu Tradingcards etc. ganz neue Absatzgebiete erschlossen. Etwa zum gleichen Zeitpunkt erschien mit "Shatter" der erste digital geschaffene Comic, der komplett am Computer entstand.
    Gegenüber den innovativen Reihen wie "Spawn" oder "The Maxx", die im Image- Verlag erschienen, konnten die Platzhirsche am Markt wie DC oder Marvel immer weniger Hefte verkaufen, da die alten Serien gegenüber einer nachgewachsenen Leserschaft allmählich ihren Reiz verloren. So starb "Superman" Anfang der 90er Jahre spektakulär , um später dann doch wieder aufzuerstehen und Lois Lane zu heiraten. Auch "Batman" fiel am Ende der langen Reihe "Knightfall", um jedoch 1994 ebenfalls auf die Bühne zurückzukehren. Schließlich verfiel man auf Crossover- Produktionen der beiden großen Verlage, ohne davon wirtschaftlich profitieren zu können, und es kam zu einer allgemeinen wirtschaftlichen Krise der gesamten Branche, so daß die meisten kleineren Verlage schließlich aufgeben mußten. Selbst der Branchenriese Marvel- Comics meldete im Jahre 1996 Konkurs an, konnte jedoch durch den Verkauf zahlreicher Filmlizenzen noch einmal gerettet werden. Mittlerweile verdienen die überlebenden Verlage mehr über die Vergabe von Filmrechten als mit ihren traditionellen Comics.

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    Mittwoch, 13. September 2023, 15:26

    The American Corner - Über Tradition und Faszination des Clog Dancing

    Seine Wurzeln liegen tief vorwiegend in der irisch- schottischen Musiktradition, aus der sich das "Clogging" im 19./20. Jahrhundert durch die zahllosen Einwanderer aus diesen Regionen in den USA zu einem nordamerikanischen Stepptanz entwickelt hat.
    Diese Tanzart wurde ursprünglich auch als "Flat- Footing", "Foot- Stomping", "Buck Dancing", "Jigging" und mit zahlreichen anderen lokalen Begriffen bezeichnet. Allen Varianten gemeinsam ist die Betonung des durch Musik und Gesang hervorgerufenen Takts (Downbeat) durch eine sehr ausgeprägte Fußarbeit.
    "Clog Dancing" unterscheidet sich vom regulären Stepptanz durch spezielle Platten an den Schuhen, den sogenannten "Jingle Taps". Diese Clogging- Taps besitzen neben zwei festen Metallplatten an Ferse und Fußspitze noch zwei weitere, locker damit verbundene Platten. Dadurch entstehen bereits Geräusche, wenn man die Füße in der Luft bewegt, ohne damit den Boden zu berühren.
    Aus seinem traditionellen Verständnis heraus gilt Clog Dancing weniger als Show- denn als Volkstanz, der vorwiegend von irisch- schottischen Siedlern mit in die Neue Welt gebracht wurde. Allerdings haben mittlerweile eine Reihe moderner Tänze das Clog- Dancing beeinflußt, so daß neben der traditionellen Country- und Bluegrass- Musik gelegentlich auch zu moderner Popmusik getanzt wird und in heutigen Tänzen vereinzelt sogar Elemente des Jazz und Hip- Hop zu finden sind. Sehr beliebt ist auch eine stärkere Hinwendung zum Irish Dance in Bezug auf Musikauswahl und Tanzstil.
    Bei uns in Europa sind eine Reihe von Clog Dance- Formationen traditionell den Square Dance- Vereinen angegliedert, doch sind sie gelegentlich auch in Sportvereinen und in Tanzschulen anzutreffen.
    Einige sehr empfehlenswerte Aufnahmen aus den 60er Jahren, in denen in "Appalachia" diese Tänze durchaus noch in traditioneller Form gepflegt wurden:

    www.youtube.com/watch?v=cs2j8f7H2WY
    www.youtube.com/watch?v=vJB_HGdGfic
    www.youtube.com/watch?v=s2WywwxWbvY

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    Donnerstag, 14. September 2023, 08:24

    RE: The American Corner - Comics als erstes originäres US- Kulturprodukt (II) ?

    "Maus" habe ich erst hier in den USA entdeckt (und auch das wurde garantiert nicht ins Deutsche uebersetzt wegen des heiklen Themas Nazi Vergangenheit) und waere einen eigenen thread wert.
    Dann kamen im Jahre 1986 innerhalb kurzer Zeit die Sammelbände von Art Spiegelmans "Maus", "Frank Millers "Die Rückkehr des Dunklen Ritters" sowie die Heftserie "Watchmen- Die Wächter" von Alan Moore und Dave Gibbons auf den Markt, die dem amerikanischen Comicmarkt wieder neue Impulse verliehen. "Maus" erhielt als erster Comic überhaupt den Pulitzer- Preis und trug wesentlich zur Anerkennung von Comics als eigenständige Kunstform außerhalb der eigentlichen Comic- Gemeinde bei. Frank Miller dagegen lieferte mit seiner dystopischen "Batman"- Variante zugleich die Vorlage für Tim Burton´s Kinofilm, der 1988 zum bis dahin erfolgreichsten Film aller Zeiten wurde und somit den bis heute andauernden Comic- Filmboom auslöste.