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    461

    Mittwoch, 21. Juni 2023, 11:55

    High Noon

    Nun, der klassische Western fuer mich ist immer "High Noon" (Zwoelf Uhr mittags) gewesen.

    Mit 11 Jahren sah ich ihn mit Dutzenden anderer Zeltlagerfreunden in Lenste/Ostsee in den Herbstferien 1966 an, und war von da an ein Western Fan.
    https://www.imdb.com/title/tt0044706/reference/
    Aber nur ganz wenige Western sind fuer mich in der Folgezeit an "High Noon" herangekommen, darunter "Shane" mit Alan Ladd und "Herr der rauhen Berge" mit Errol Flynn.
    Als Kind gefiel mir "Red River" recht gut (er enthaelt laut Joe Hembus' Westernlexikon die laengste Pruegelei im Western Genre, zwischen Wayne und Clift), aber ich habe ihn seit Jahrzehnten nicht wieder angesehen, obwohl wir eine Kopie davon haben.

    Nach Deiner aeusserst interessanten Besprechung werde ich ihn mir nochmal anschauen.

    Noch ein letzter Satz zu "High Noon": Fred Zinnemann, Auswanderer aus Oesterreich, machte diesen Western 1952 als Allegorie auf die damals in den USA stattfindende Hexenjagd auf (ehemalige) Kommunisten, in erster Linie betraf das Schriftsteller, Schauspieler, Regisseure und andere Kuenstler.
    https://www.imdb.com/name/nm0003593/bio/?ref_=nm_ov_bio_sm

    462

    Mittwoch, 21. Juni 2023, 11:58

    RE: The American Corner - Großbrände in Kanada - War es gezielte Brandstiftung ?

    Sind die Braende in Québec mittlerweile geloescht?
    Ich erinnere mich, dass Grossbraende entlang der kalifornischen Kueste vor 2 oder 3 Jahren ueber 62 Tage lang brannten.
    Da kann offenbar kein Loeschflugzeug etwas ausrichten.

    Wir hatten in diesem Jahr grosses Glueck: im Gegensatz zu NYC kam keine schlechte Luft nach Central Massachusetts.
    Die aktuellen riesigen Waldbrände in Kanada haben Auswirkungen bis in die USA. Das Land leidet in diesem Jahr (2023) unter besonders schweren und vor allem zahlreichen Waldbränden. Bereits zu Beginn der Saison, die sich von Mai bis Oktober erstreckt, war die Situation mehr als angespannt. Zunächst brannte es vor allem in der Provinz Alberta, während inzwischen in erster Linie die Ostküste des riesigen Landes betroffen ist. Die herbeigerufenen Einsatzkräfte schaffen es kaum noch, die zahlreichen Brandherde unter Kontrolle zu bekommen.

    463

    Mittwoch, 21. Juni 2023, 15:37

    Waldbrände in Kanada

    Soweit ich weiß, ist das Problem weiterhin akut. Von über 160 Bränden sollen mehr als hundert außer Kontrolle sein, die meisten davon in der Provinz Québec. Renée aus South Jersey berichtete mir vor zwei Wochen auch von erheblichen Luftproblemen, die aufgrund der Änderung der Windrichtung wohl mittlerweile in dieser Ecke (Grenze zu Pennsylvania) nicht mehr bestehen.

    464

    Mittwoch, 21. Juni 2023, 16:38

    The American Corner - Der große Eisenbahnraub. Über die Geschichte des amerikanischen Western

    Es geschah am 1. Dezember 1903, als mit "Der große Eisenbahnraub" der erste Western in die Kinos gelangte, als die Zeit des "Wilden Westens", nimmt man das Jahr 1890 als Eckpunkt, bereits seit geraumer Zeit der Vergangenheit angehörte. Von diesem Stichtag an liefen in den USA fast jede Woche neue und zunächst recht einfach gestrickte Produktionen im Stile von "Broncho Billy" in den Nickelodeons, die sich meist auf gewalttätige Auseinandersetzungen konzentrierten und sich zu dieser Zeit noch weniger mit komplexen Charakteren und entsprechenden Handlungen beschäftigten. Bis in die frühen 70er Jahre hinein kann man den Western als das wichtigste Genre der Filmproduktion in den USA bezeichnen, wobei die Jahre zwischen 1946 und 1962 als die "Goldenen Jahre" des klassischen Western gelten.
    Die Ikonographie der frühen Westernproduktionen lebte besonders von dem Maler Frederic Remington (1861- 1909), der von Regiegrößen wie John Ford oder Howard Hawks ausgesprochen geschätzt wurde. Letzterer besaß eine umfangreiche Sammlung von Drucken und Gemäldekopien von Remington.
    John Ford spielte insofern in diesem Genre eine herausragende Rolle, da es ihm gelang, den Western grundsätzlich zu verändern. Während sein Lieblingsschauspieler John Wayne zunächst noch der makellose Held oder der väterliche Offizier war, blieb am Ende von "Der schwarze Falke", einem der komplexesten und vielschichtigsten Western, nur ein rachsüchtiger, durch den Bürgerkrieg geprägter Einzelgänger, der ebenso verloren und heimatlos ist wie die von ihm erbittert gejagten Feinde. Seitdem "The Searchers", so der amerikanische Originaltitel, 1956 auf der Leinwand erschien, konnte es keine einfache Schwarz- Weiß- Darstellung der Protagonisten zumindest in Spielfilmen mehr geben.
    Aufgrund der Unverrückbarkeit seiner Handlungselemente nahm der amerikanische Western in den darauffolgenden Jahren zunehmend eine Handlung nach innen, in die Tiefe. So steht der unvermeidliche "Showdown" z.B. in "Spiel mir das Lied vom Tod" zwar immer noch im Zentrum des Films, findet jedoch nicht mehr auf der Hauptstraße der Stadt statt (da dort gerade die Eisenbahn als Symbol für die neue Zeit gebaut wird), sondern lediglich auf dem Hinterhof einer Farm.
    Ohne Handlungsorte, Figuren und Handlungsablauf anzutasten, entstanden so im Lauf der Jahre der epische und der psychologische Western und schließlich, Anfang der 60er Jahre fast nahtlos an das Ende des klassischen Western anknüpfend, die Ära des Spätwesterns und auch der Italowestern, wobei beide Genres wesentlich schonungsloser, zynischer und oft auch realistischer mit dem Sujet umgehen. So waren die 60er Jahre durchaus sowohl quantitativ als auch qualitativ noch einmal die große Zeit des Westerns, gefolgt von einem raschen Niedergang z.B. durch die "Prügel- Western" mit dem Duo Bud Spencer und Terence Hill.
    Im Heimatland des Western, den USA, halbierte sich in den 70er Jahren die Produktion entsprechender Filme gegenüber dem vergangenen Jahrzehnt, und schließlich versetzte das Debakel um Michael Ciminos "Heaven´s Gate" dem Genre zumindest vorläufig den Todesstoß. Der ausgesprochene Mißerfolg dieses Monumentalwestern insbesondere in den USA führte dazu, daß alle maßgebenden Produzenten zunächst die Finger von diesem Thema ließen. Zwar gab der Western im Jahre 1985 mit "Silverado" sowie mit "Pale Rider- Der namenlose Reiter" noch einmal ein kurzes Zwischenspiel, 1988 gefolgt von "Young Guns- Sie fürchten weder Tod noch Teufel", aber erst der große kommerzielle Erfolg von "Der mit dem Wolf tanzt" von 1990 rehablitierte den Western kurzzeitig. Zu dem von vielen Westernfans erhofften Revival des Genres kam es in den Folgejahren allerdings nicht. Zwar wurden in der ersten Hälfte der 90er Jahre wieder ein knappes Dutzend mehr oder weniger bedeutende Western produziert, so z.B. "Erbarmungslos" oder "Dead Man", in den darauffolgenden zehn Jahren passierte in dieser Hinsicht allerdings nichts mehr.
    Der Independent Regisseur Andrew Dominik lieferte danach mit "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" von 2007 einen durchaus beachtenswerten neuen Ansatz über den legendären Outlaw und dessen Attentäter ab. Von der Kritik wurde er gelobt, blieb jedoch in kommerzieller Hinsicht deutlich hinter den Erwartungen zurück. In den darauffolgenden Jahren kamen wieder vereinzelte Westernproduktionen in die Kinos, so "The Missing", "True Grit" und zuletzt "Django Unchained" (2012) oder "The Hateful Eight" (2015), diese blieben aber eher singuläre Erfolge.
    Zusammenfassend läßt sich sagen, daß von einem "Revival" des immer wieder einmal totgesagten Westerngenres derzeit keine Rede sein kann. Aber Totgesagte leben bekanntlich länger... ;)
    Als herausragendste und sehenswerteste Western der 30er bis 60er Jahre würde ich die folgenden Titel bezeichnen:
    - Ringo (1939). Regie: John Ford.
    - Red River (1948 ). Regie: Howard Hawks.
    - Winchester ´73 (1950). Regie Anthony Mann
    - Zwölf Uhr Mittags (1952). Regie: Fred Zinnemann
    - Der schwarze Falke (1956). Regie: John Ford
    - Lockende Versuchung (1956). Regie: William Wyler
    - Rio Bravo (1959). Regie: Howard Hawks
    - Der letzte Befehl (1959). Regie: John Ford
    - Der Mann, der Liberty Valance erschoß (1962). Regie: John Ford
    - Das war der Wilde Westen (1962). Regie: Henry Hathaway, George Marshall, John Ford, Richard Thorpe
    - Der Mann vom großen Fluß (1965). Regie: Andrew V. McLaglen
    - Zwei Banditen (1969). Regie: George Roy Hill
    - The Wild Bunch- Sie kannten kein Gesetz (1969). Regie: Sam Packinpah

    465

    Mittwoch, 21. Juni 2023, 20:05

    RE: The American Corner - Der große Eisenbahnraub. Über die Geschichte des amerikanischen Western

    In diese Auflistung wuerde ich noch "Meuterei am Schlangenfluss" (James Stewart und Arthur Kennedy) reinsetzten. Kann ich mir immer wieder ansehen.
    Als herausragendste und sehenswerteste Western der 30er bis 60er Jahre würde ich die folgenden Titel bezeichnen:
    - Ringo (1939). Regie: John Ford.
    - Red River (1948 ). Regie: Howard Hawks.
    - Winchester ´73 (1950). Regie Anthony Mann
    - Zwölf Uhr Mittags (1952). Regie: Fred Zinnemann
    - Der schwarze Falke (1956). Regie: John Ford
    - Lockende Versuchung (1956). Regie: William Wyler
    - Rio Bravo (1959). Regie: Howard Hawks
    - Der letzte Befehl (1959). Regie: John Ford
    - Der Mann, der Liberty Valance erschoß (1962). Regie: John Ford
    - Das war der Wilde Westen (1962). Regie: Henry Hathaway, George Marshall, John Ford, Richard Thorpe
    - Der Mann vom großen Fluß (1965). Regie: Andrew V. McLaglen
    - Zwei Banditen (1969). Regie: George Roy Hill
    - The Wild Bunch- Sie kannten kein Gesetz (1969). Regie: Sam Packinpah

    466

    Mittwoch, 21. Juni 2023, 21:13

    Meuterei am Schlangenfluß

    Stimmt, obwohl er meines Erachtens qualitativ nicht an "Winchester ´73" heranreicht. Nach meiner Erinnerung bestand die Spielfilmserie, in der die Zusammenarbeit zwischen Anthony Mann und James Stewart stattfand, aus insgesamt fünf Western. Die müßte sich sogar in meiner DVD- Sammlung befinden. :thumbsup:

    467

    Donnerstag, 22. Juni 2023, 16:30

    Walt Whitman - Pioneers, oh Pioneers !

    Thomas Mann nannte den Begründer der modernen amerikanischen Lyrik den "Donnerer von Manhattan". Tatsächlich läßt sich Walt Whitman nicht mit einem Einheitsetikett versehen, genauso wie seine Werke keiner festgelegten literarischen Strömung zuzuordnen sind.
    Walter Whitman wurde am 31. Mai 1819 in Huntington (Long Island) als zweites Kind eines Zimmermanns geboren. In seinem späteren Gedicht "There Was a Child Went Forth" charakterisierte er seine Eltern folgendermaßen: "Die Mutter daheim, die die Speisen still auf den Tisch setzte, die Mutter mit milden Worten, mit sauberer Haube und sauberem Gewand, der frische Duft, der von ihr und ihren Kleidern wehte, wenn sie vorbeiging, der Vater, stark, selbstgenügsam, reizbar, übellaunig, ungerecht, der Streit, das schnelle, laute Wort, Rede und Widerrede..."
    Als der Junge fünf Jahre alt war, zog die Familie nach Brooklyn, wo er sechs Jahre lang die Schule besuchte. Tagelange Streifzüge entlang der Küste mit ihren Einbuchtungen und Landzungen, menschenleeren Stränden und Grasflächen hinterließen bei dem jungen Walt unauslöschliche Eindrücke, die in seinen späteren Werken immer wieder auftauchten.
    Mit zwölf Jahren begann Whitman eine Lehre als Schriftsetzer. Durch sie bekam er wahrscheinlich bereits das Gefühl für Worte, Sätze, Textpassagen und Interpunktion. Der Druckereibesitzer war gleichzeitig Herausgeber des "Long Island Patriot" und erlaubte dem Lehrling, kleine, gemütvolle Texte beizusteuern. Nach seinem Lehrabschluß arbeitete Whitman zunächst in verschiedenen Druckereien in Manhattan. Nachdem zwei Großbrände in NYC auch das Druckerviertel zerstört hatten, kehrte er 1836 nach Long Island zurück, wo er als Dorfschullehrer von Ort zu Ort zog. Neben seinen beruflichen Verpflichtungen entstanden in dieser Zeit erste Gedichte und Erzählungen. In der Präsidentschaftswahl von 1840 unterstützte er den Demokraten Martin van Buren, u.a. mit der politischen Zeitung "Long Island Democrat".
    Im August 1845 kehrte Whitman schließlich wieder nach Brooklyn zurück, wo er zunächst Mitarbeiter beim "Long Island Star" war, ehe er zum "Brooklyn Daily Eagle" wechselte. Nach seiner Parteinahme gegen die Sklaverei verlor er jedoch seinen Job und reiste mit seinem Bruder Jeff nach New Orleans. Beide fanden eine Anstellung als Redakteur und Laufbursche bei der neugegründeten Zeitschrift "Crescent". Doch bereits nach drei Monaten wurde ihnen gekündigt, und die Brüder kehrten wieder in ihre Heimat zurück. In den darauffolgenden Jahren bestritt er seinen Lebensunterhalt als Inhaber eines Buchgeschäfts mit angeschlossenener Druckerei sowie als Teppichhändler und Grundstücksmakler. Genaue Details über diese Zeit sind allerdings spärlich und teilweise auch widersprüchlich.
    Im Jahre 1855 bahnte sich die große schriftstellerische Wende an, als im Juli im Eigenverlag unter dem Titel "Leaves of Grass" ein schmales Bändchen erschien, das dreizehn Gedichte enthielt und zunächst trotz attraktiver Aufmachung in den Buchläden von New York und Brooklyn wie Blei liegenblieb. Auch die Kritik konnte sich mit Ausnahme von Ralph Waldo Emerson nicht mit den Inhalten des Bandes anfreunden. Emerson dagegen spürte das große Talent Whitmans und drückte seine Wertschätzung dafür in einem Brief aus. Daraufhin nahm Whitman ermutigt eine zweite Auflage in Angriff, und nach einer Unterbrechung durch den Bürgerkrieg erschienen in rascher Folge weitere, teils deutlich erweiterte Auflagen. So wurde in einem Zeitraum von 36 Jahren aus einer schmalen Lyriksammlung ein monumentales Werk von fast 400 Gedichten. Mit seiner kraftvollen und lebensbejahenden Lyrik, einer Mischung aus Fortschrittsglauben und Naturhuldigung, wurde Whitman damit zum Erneuerer der amerikanischen Poesie. Wortgewaltig und mit einer bildhaften Sprache feierte er den Menschen und auch die Schönheit des menschlichen Körpers, doch diese erotische Offenheit brachte ihm im puritanischen Amerka des 19. Jahrhunderts auch viel Kritik ein. So drohte ihm 1882 der Gebietsstaatsanwalt und forderte unverblümt die Streichung einiger Gedichtzeilen.
    Im Jahre 1882 stellte Whitman auf Drängen seines Verlegers seine autobiographischen Betrachtungen unter dem Titel "Complete Prose Works" zusammen. Bereits 1876 erschien zum hundertsten Jahrestag der amerikanischen Unabhängigkeit die Jubiläumsausgabe von "Leaves of Grass". Nach schwierigen Anfängen hatte der Dichter endlich umfassende Anerkennung gefunden, so daß er sich 1884 ein Haus in Camden, New Jersey, kaufen konnte. Doch sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zunehmend, dennoch arbeitete er unermüdlich an der Erweiterung seiner "Leaves of Grass". Nach monatelangem Leiden starb Walt Whitman am 26. März 1892 in Camden und wurde auf dem Harleigh Cemetary beerdigt.
    Walt Whitman war im 19. Jahrhundert der wortgewaltige Verkünder von Freiheit und Demokratie, der großen Städte, der Schönheit der freien Natur und gleichzeitig ein Verfechter der individuellen Freiheit. Mit neuen Ausdrucksmöglichkeiten verhalf er der amerikanischen Lyrik zu internationaler Geltung.

    www.youtube.com/watch?v=RHgfTd9zbJ8
    www.youtube.com/watch?v=QOHL8NEQCyM

    468

    Dienstag, 4. Juli 2023, 16:24

    Howard Hughes und Martin Scorceses Film "Aviator" (2004)

    Da der sehenswerte Film erst kürzlich über ARTE ausgestrahlt wurde, komme ich nicht umhin, mich ein wenig mehr mit der Inszenierung von Martin Scorcese und dem historischen Hintergrund dieser Produktion auseinanderzusetzen. :thumbup:
    Der Film "Aviator" erzählt die Geschichte des exzentrischen amerikanischen Filmoguls und Flugpioniers Howard Hughes, in dem dankenswerterweise Leonardo DiCaprio die Hauptrolle zugewiesen wurde.
    Selbstbewußt schreitet ein junger Mann in gepflegter, sportlicher Kleidung eine große Treppe hinunter. Unter ihm feiert die Menge im ausladendenden Dekor des "Cocoanut Grove"- Nachtclubs. Der Junge Mann bewegt sich auf einen gut genährten Geschäftsmann zu und fordert von diesem zwei zusätzliche Kameras für Luftschlacht- Szenen in dem Film "Hell´s Angels", worauf Studioboß Louis B. Mayer den dreisten Howard Hughes fassungslos anblickt, da dieser bereits vierundzwanzig Kameras im Einsatz hat, eine für eine Filmproduktion der ausgehenden 20er Jahre ungeheure Zahl. Als Reaktion darauf lacht Mayer so herzhaft, daß die Nähte seines eleganten Zweireihers zu platzen drohen.
    Diese Szene entspricht einer tatsächlichen Überlieferung aus Hollywood des Jahres 1927. Drei Jahre später lachte niemand mehr über Howard Hughes, da der eigensinnige Überflieger mit dieser Produktion Filmgeschichte geschrieben hatte. "Hell´s Angels" war der bis dahin aufwendigste und teuerste Film, der jemals produziert wurde und der erst mit dreijähriger Verspätung in die amerikanischen Kinos gelangte. Der Erfolg gab dem Mammutprojekt recht, denn das Publikum feierte den Film, und Hauptdarstellerin Jean Harlow wurde dadurch über Nacht zum Superstar.
    Howard Hughes Aufstieg vom oft belächelten Emporkömmling zum milliardenschweren Unternehmer und Liebhaber zahlreicher zeitgenössischer Filmdiven lieferte in geradezu perfekter Weise den Stoff für eine amerikanische Heldensaga. Das bildgewaltige Filmepos "Aviator" erzählt von den Anfangsjahrzehnten des extrem risikofreudigen Flug- und Filmpioniers Howard Hughes von den späten 20er bis in die ausgehenden 40er Jahre. Es ist die Geschichte eines introvertierten Exzentrikers mit einer für damalige Zeiten unglaublichen Wirtschaftskraft. Hughes versuchte, für seine Pläne die Politik zu beeinflussen (was damals wie heute nicht ungewöhnlich war), und die schönsten Frauen lagen ihm trotz seiner inneren Zerrissenheit zu Füßen. Denn Geld, viel Geld, machte Männer in den Augen vieler Frauen schon immer besonders sexy... ;)
    Leonardo DiCaprio verkörperte in Martin Scorceses filmischer Inszenierung einen Film- und Flug- Großindustriellen, der zwar gigantische Pläne hatte, aber auch bereits als junger Mann von Zwangsneurosen und zahlreichen Angstphobien geplagt wurde. DiCaprio spielte diese Rolle so authentisch, daß selbst Kollegin Cate Blanchett, die Hughes große Liebe Katherine Hepburn verkörperte, lachend bemerkte: "In manchen Momenten spielt Leonardo nicht mehr. Er ist dann tatsächlich Howard Hughes."
    Das Leben des gebürtigen Texaners war atemberaubend. Im zarten Alter von achtzehn Jahren übernahm er nach dem Tod seiner Eltern im Jahre 1922 die Ölbohrfirma "Hughes Tools" und wurde auf einen Schlag zum Multimillionär. Doch die Fliegerei interessierte den Technikfreak ungleich mehr als das Erdölgeschäft, nachdem er bereits mit vierzehn Jahren erstmals in ein Flugzeug gestiegen war. Gleichzeitig ergriff ihn das Leinwandfieber, als er sich im Jahre 1925 an einer Kinokette beteiligte und begann, erste eigene Filmprojekte zu realisieren. Noch dazu setzte der risikobereite Draufgänger als Pilot Maßstäbe, als er 1935 den Geschwindigkeitrekord von Charles Lindbergh brach und drei Jahre später in Rekordzeit die Erde umrundete. Als Howard Hughes schließlich die Aktienmehrheit an Trans World Airlines (TWA) erwarb, verwandelte er die damals kränkelnde Fluglinie zu einem international erfolgreichen Unternehmen.
    Während des Zweiten Weltkriegs entwickelte Hughes Flugzeuge für das US- Verteidigungsministerium und lieferte sich mit PanAm einen erbitterten Konkurrenzkampf, um an die wichtigen internationalen Flugverbindungen heranzukommen. Der geniale Geschäftsmann, der neben TWA und seinen Filmstudios zweitweise auch große Teile von Las Vegas besaß, war nicht zuletzt für seine Verbindungen zur dortigen Mafia bekannt. Im Jahre 1976 kam Howard Hughes während eines Fluges nach Mexiko auf nie ganz geklärte Weise ums Leben. Diese späte Lebensphase des Unternehmers ist allerdings nicht mehr Thema von "Aviator".
    Leonardo DiCaprio war von Hughes so fasziniert , daß er zu einem der Coproduzenten von "Aviator" wurde, womit er sich mehr Einfluß bei der Ausgestaltung des Films sicherte. Neben einer beeindruckenden Crew von Darstellern wie Alec Baldwin, Jude Law oder Gwen Stefani holten sich Coproduzent DiCaprio und Produzent Michael Mann Regisseur Martin Scorcese an Bord. Dieser belebte den Technicolor Zwei- und Dreifarbenprozeß wieder, mit dem zur damaligen Zeit Farbfilme gedreht wurden. Neben Modellen wurden bei den Flugzeugdarstellungen auch eine Reihe von Original- Oldtimern eingesetzt. Doch trotz zahlreicher Technikszenen kaprizierte sich Scorcese in erster Linie auf die Entwicklung des Menschen Howard Hughes, der sich von einem dynamischem jungen Aufsteiger über einen der härtesten Geschäftsmänner seiner Zeit bis zu einem einsamen, verwirrten Menschen entwickelte. Denn daß Genie und Wahnsinn dicht beieinander liegen, ist auch in Hollywood durchaus nicht unbekannt.

    www.youtube.com/watch?v=FebPJlmgldE
    www.youtube.com/watch?v=R4JajBgdxx4

    469

    Donnerstag, 6. Juli 2023, 14:20

    RE: Walt Whitman - Pioneers, oh Pioneers !

    Wieder ein sehr schoener Beitrag von Dir, Uwe. Vielen Dank!
    Robert Frost und Emily Dickinson waeren noch erwaehnenswert unter den Dichtern des 19. und 20. Jahrhunderts.
    Thomas Mann nannte den Begründer der modernen amerikanischen Lyrik den "Donnerer von Manhattan". Tatsächlich läßt sich Walt Whitman nicht mit einem Einheitsetikett versehen, genauso wie seine Werke keiner festgelegten literarischen Strömung zuzuordnen sind.
    Walter Whitman wurde am 31. Mai 1819 in Huntington (Long Island) als zweites Kind eines Zimmermanns geboren. In seinem späteren Gedicht "There Was a Child Went Forth" charakterisierte er seine Eltern folgendermaßen: "Die Mutter daheim, die die Speisen still auf den Tisch setzte, die Mutter mit milden Worten, mit sauberer Haube und sauberem Gewand, der frische Duft, der von ihr und ihren Kleidern wehte, wenn sie vorbeiging, der Vater, stark, selbstgenügsam, reizbar, übellaunig, ungerecht, der Streit, das schnelle, laute Wort, Rede und Widerrede..."

    470

    Donnerstag, 6. Juli 2023, 14:25

    RE: Howard Hughes und Martin Scorceses Film "Aviator" (2004)

    Ich erinnere mich an Artikel ueber den sehr zurueckgezogen lebenden Hughes in der BUNTE und im STERN, und dass er alles nur mit Kleenex tissues anfasste.
    Den Film mit DiCaprio habe ich noch nicht gesehen, aber in den spaeten 70er Jahren las ich eine ins Deutsche uebersetzte Biographie von Hughes.
    Da der sehenswerte Film erst kürzlich über ARTE ausgestrahlt wurde, komme ich nicht umhin, mich ein wenig mehr mit der Inszenierung von Martin Scorcese und dem historischen Hintergrund dieser Produktion auseinanderzusetzen. :thumbup:
    Der Film "Aviator" erzählt die Geschichte des exzentrischen amerikanischen Filmoguls und Flugpioniers Howard Hughes, in dem dankenswerterweise Leonardo DiCaprio die Hauptrolle zugewiesen wurde.
    Selbstbewußt schreitet ein junger Mann in gepflegter, sportlicher Kleidung eine große Treppe hinunter. Unter ihm feiert die Menge im ausladendenden Dekor des "Cocoanut Grove"- Nachtclubs. Der Junge Mann bewegt sich auf einen gut genährten Geschäftsmann zu und fordert von diesem zwei zusätzliche Kameras für Luftschlacht- Szenen in dem Film "Hell´s Angels", worauf Studioboß Louis B. Mayer den dreisten Howard Hughes fassungslos anblickt, da dieser bereits vierundzwanzig Kameras im Einsatz hat, eine für eine Filmproduktion der ausgehenden 20er Jahre ungeheure Zahl. Als Reaktion darauf lacht Mayer so herzhaft, daß die Nähte seines eleganten Zweireihers zu platzen drohen.
    Diese Szene entspricht einer tatsächlichen Überlieferung aus Hollywood des Jahres 1927. Drei Jahre später lachte niemand mehr über Howard Hughes, da der eigensinnige Überflieger mit dieser Produktion Filmgeschichte geschrieben hatte. "Hell´s Angels" war der bis dahin aufwendigste und teuerste Film, der jemals produziert wurde und der erst mit dreijähriger Verspätung in die amerikanischen Kinos gelangte. Der Erfolg gab dem Mammutprojekt recht, denn das Publikum feierte den Film, und Hauptdarstellerin Jean Harlow wurde dadurch über Nacht zum Superstar.
    Howard Hughes Aufstieg vom oft belächelten Emporkömmling zum milliardenschweren Unternehmer und Liebhaber zahlreicher zeitgenössischer Filmdiven lieferte in geradezu perfekter Weise den Stoff für eine amerikanische Heldensaga. Das bildgewaltige Filmepos "Aviator" erzählt von den Anfangsjahrzehnten des extrem risikofreudigen Flug- und Filmpioniers Howard Hughes von den späten 20er bis in die ausgehenden 40er Jahre. Es ist die Geschichte eines introvertierten Exzentrikers mit einer für damalige Zeiten unglaublichen Wirtschaftskraft. Hughes versuchte, für seine Pläne die Politik zu beeinflussen (was damals wie heute nicht ungewöhnlich war), und die schönsten Frauen lagen ihm trotz seiner inneren Zerrissenheit zu Füßen. Denn Geld, viel Geld, machte Männer in den Augen vieler Frauen schon immer besonders sexy... ;)
    Leonardo DiCaprio verkörperte in Martin Scorceses filmischer Inszenierung einen Film- und Flug- Großindustriellen, der zwar gigantische Pläne hatte, aber auch bereits als junger Mann von Zwangsneurosen und zahlreichen Angstphobien geplagt wurde. DiCaprio spielte diese Rolle so authentisch, daß selbst Kollegin Cate Blanchett, die Hughes große Liebe Katherine Hepburn verkörperte, lachend bemerkte: "In manchen Momenten spielt Leonardo nicht mehr. Er ist dann tatsächlich Howard Hughes."
    Das Leben des gebürtigen Texaners war atemberaubend. Im zarten Alter von achtzehn Jahren übernahm er nach dem Tod seiner Eltern im Jahre 1922 die Ölbohrfirma "Hughes Tools" und wurde auf einen Schlag zum Multimillionär. Doch die Fliegerei interessierte den Technikfreak ungleich mehr als das Erdölgeschäft, nachdem er bereits mit vierzehn Jahren erstmals in ein Flugzeug gestiegen war. Gleichzeitig ergriff ihn das Leinwandfieber, als er sich im Jahre 1925 an einer Kinokette beteiligte und begann, erste eigene Filmprojekte zu realisieren. Noch dazu setzte der risikobereite Draufgänger als Pilot Maßstäbe, als er 1935 den Geschwindigkeitrekord von Charles Lindbergh brach und drei Jahre später in Rekordzeit die Erde umrundete. Als Howard Hughes schließlich die Aktienmehrheit an Trans World Airlines (TWA) erwarb, verwandelte er die damals kränkelnde Fluglinie zu einem international erfolgreichen Unternehmen.
    Während des Zweiten Weltkriegs entwickelte Hughes Flugzeuge für das US- Verteidigungsministerium und lieferte sich mit PanAm einen erbitterten Konkurrenzkampf, um an die wichtigen internationalen Flugverbindungen heranzukommen. Der geniale Geschäftsmann, der neben TWA und seinen Filmstudios zweitweise auch große Teile von Las Vegas besaß, war nicht zuletzt für seine Verbindungen zur dortigen Mafia bekannt. Im Jahre 1976 kam Howard Hughes während eines Fluges nach Mexiko auf nie ganz geklärte Weise ums Leben. Diese späte Lebensphase des Unternehmers ist allerdings nicht mehr Thema von "Aviator".
    Leonardo DiCaprio war von Hughes so fasziniert , daß er zu einem der Coproduzenten von "Aviator" wurde, womit er sich mehr Einfluß bei der Ausgestaltung des Films sicherte. Neben einer beeindruckenden Crew von Darstellern wie Alec Baldwin, Jude Law oder Gwen Stefani holten sich Coproduzent DiCaprio und Produzent Michael Mann Regisseur Martin Scorcese an Bord. Dieser belebte den Technicolor Zwei- und Dreifarbenprozeß wieder, mit dem zur damaligen Zeit Farbfilme gedreht wurden. Neben Modellen wurden bei den Flugzeugdarstellungen auch eine Reihe von Original- Oldtimern eingesetzt. Doch trotz zahlreicher Technikszenen kaprizierte sich Scorcese in erster Linie auf die Entwicklung des Menschen Howard Hughes, der sich von einem dynamischem jungen Aufsteiger über einen der härtesten Geschäftsmänner seiner Zeit bis zu einem einsamen, verwirrten Menschen entwickelte. Denn daß Genie und Wahnsinn dicht beieinander liegen, ist auch in Hollywood durchaus nicht unbekannt.

    www.youtube.com/watch?v=FebPJlmgldE
    www.youtube.com/watch?v=R4JajBgdxx4

    471

    Donnerstag, 6. Juli 2023, 15:17

    RE: RE: Walt Whitman - Pioneers, oh Pioneers !

    Wieder ein sehr schoener Beitrag von Dir, Uwe. Vielen Dank!
    Robert Frost und Emily Dickinson waeren noch erwaehnenswert unter den Dichtern des 19. und 20. Jahrhunderts.
    Thomas Mann nannte den Begründer der modernen amerikanischen Lyrik den "Donnerer von Manhattan". Tatsächlich läßt sich Walt Whitman nicht mit einem Einheitsetikett versehen, genauso wie seine Werke keiner festgelegten literarischen Strömung zuzuordnen sind.
    Walter Whitman wurde am 31. Mai 1819 in Huntington (Long Island) als zweites Kind eines Zimmermanns geboren. In seinem späteren Gedicht "There Was a Child Went Forth" charakterisierte er seine Eltern folgendermaßen: "Die Mutter daheim, die die Speisen still auf den Tisch setzte, die Mutter mit milden Worten, mit sauberer Haube und sauberem Gewand, der frische Duft, der von ihr und ihren Kleidern wehte, wenn sie vorbeiging, der Vater, stark, selbstgenügsam, reizbar, übellaunig, ungerecht, der Streit, das schnelle, laute Wort, Rede und Widerrede..."


    Der Treppenwitz bei Walt Whitman ist, daß er sich "im Alter" eine nette Immobilie in Camden/ New Jersey zugelegt hatte. Heute gilt dieser Ort als einer der heruntergekommensten und gefährlichsten der USA. Times, they are a changing...

    472

    Montag, 24. Juli 2023, 16:21

    The American Corner - George S. Pattons Schritt in den Dritten Weltkrieg

    Er galt als "geborener Militär" , wollte "von der allerletzten Kugel in der allerletzten Schlacht getroffen werden" und starb dennoch bei einem mehr als mysteriösen Autounfall in einem Hospitalbett in Heidelberg am 21. Dezember 1945. Viersterne-General George S. Patton galt bereits zu Lebzeiten insbesondere durch seine Aktionen während des Zweiten Weltkrieges als amerikanische Generalslegende.
    Was jedoch kaum in der Öffentlichkeit bekannt ist: wenige Monate vor seinem Tod hatte Patton das eigentlich Undenkbare gewagt und wollte in den Kreuther Bergen deutsche Kampfverbände für den Krieg gegen die Sowjetunion formieren. "Operation Unthinkable" ist ein bisher weitgehend unbekanntes Kapitel der deutschen und amerikanischen Zeitgeschichte kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
    George Patton war ähnlich wie die deutsche Reichsführung von der nicht ganz von der Hand zu weisenden Vorstellung überzeugt, daß es nach dem alliierten Sieg über das Dritte Reich zu einem Krieg zwischen den Westmächten und der Sowjetunion kommen würde. Daraus zog er die Schlußfolgerung, daß die USA mit ihren intakten Streitkräften in Europa die UdSSR angreifen müßten, bevor Stalin "diese Mongolenbrut" (Patton) reorganisiert und neu aufgebaut hätte.
    All dies waren militärischen Strategien, denen offenbar auch der britische Premier Winston Churchill anhing, aber niemand zog daraus so radikale Schlußfolgerungen wie George S. Patton, der in Militärkreisen als exzentrisches Genie galt. Sein besonderer Respekt galt dabei den Fronteinheiten der deutschen Waffen- SS, die er als "Bande sehr disziplinierter Hurensöhne" ansah. Über das deutsche Volk äußerte er generell: "Wir haben den falschen Feind bekämpft", "Wir müssen mit den Deutschen nach Moskau marschieren" sowie "Eigentlich sind die Deutschen die einzigen anständigen Leute, die in Europa übriggeblieben sind".
    In den Tagen und Wochen nach der Kapitulation des Deutschen Reiches im Mai 1945 ergab sich nun folgendes Szenario: George S. Patton residierte als US- Militärgouverneur für Bayern in der Villa des ehemaligen Reichspresseleiters Amann am Tegernsee. Zur gleichen Zeit befand sich in den Kreuther Bergen die noch weitgehend intakte 17. SS- Panzergrenadierdivision "Götz von Berlichingen", die zwar kapituliert, sich aber noch nicht "ergeben" hatte, da sie sich nach wie vor auf das Deutsche Reich vereidigt sah. Kommandeur Bochmann, ein SS- Oberführer im Generalsrang, bestand zu diesem Zeitpunkt auf einem gleichrangigen US- Offzier für die endgültige Übergabe aller Waffen und Gerätschaften. Und da dieser kurzfristig nicht verfügbar war, zogen sich die Amerikaner an das Nordufer des Tegernsees zurück - und warteten ab.
    Erst ein im Sommer 2005 aufgetauchter Bericht eines deutschen Zeitzeugen erhellte jetzt, was General Patton in diesen Tagen mit der Division der Waffen- SS aushandelte. Bei diesem Tegernseer Dokument handelte es sich um die Aufzeichnungen von Ernst Rudolf Poeck, Chefchirurg eines deutschen Armeekorps, der seit Februar 1945 in Tegernsee in einem Lazarett lag. Aus diesen Unterlagen ging hervor, daß Patton das bereits aufgelöste XIII. Armeekorps der Deutschen Wehrmacht neu gegründet und dem intakten Offizierkorps von "Götz von Berlichingen" unterstellt hatte. Poeck selber wurde von Patton zum Korpsarzt für diese im Wiederaufbau befindliche deutsche Streitmacht ernannt. Poeck erhielt zunächst den Auftrag, in allen amerikanischen POW- Lagern das Sanitätswesen für die zu schaffende Truppe zu organisieren und Patton im Anschluß Vollzug zu melden. Mit der Führung der SS- Division wurde dagegen vereinbart, daß Patton die Übergabe selbst wahrnehmen wollte, da er von der stolzen Haltung dieser Einheit beeindruckt gewesen sei. Poeck berichtete darüber: "Die Kommandoübergabe an die Amerikaner hat dann so stattgefunden, daß die SS- Division im Karree angetreten war und Patton mit einem Hubschrauber innerhalb dieses Karrees landete....Patton soll dann den SS- General gefragt haben, ob er sich vorstellen könne, daß seine Männer mit den Amerikanern mehr oder weniger sofort Seite an Seite gegen die sowjetischen Truppen kämpfen würden. Der SS- General soll dann das Megaphon genommen und die Soldaten aufgefordert haben, einen Schritt nach vorne zu treten, wenn sie bereit wären, mit den Amerikanern gegen die Russen zu kämpfen. Als Resultat soll die gesamte Truppe einen Schritt nach vorne getan haben."
    George S. Patton war nicht ganz unbekannt für seine dezidiert antisemitischen Äußerungen, und der "Kreuzzug gegen Stalin" wurde für ihn spätestens ab 1945 zur Obsession. Wenige Monate nach den Ereignissen im Tegernseer Tal wurde er jedoch abgesetzt und starb kurz darauf bei dem bereits genannten ominösen Unfall. Und so blieb Pattons Kreuzzug gegen Moskau unter anderem mit einer SS- Division aus den Kreuther Bergen letztendlich eine bloße Idee.

    www.youtube.com/watch?v=zTwlnWhGpJY

    473

    Donnerstag, 27. Juli 2023, 22:29

    Sagenhaft! Diese Geschichte habe ich noch nie gehoert.
    Vielen Dank, Uwe.

    474

    Donnerstag, 27. Juli 2023, 22:59

    Sagenhaft! Diese Geschichte habe ich noch nie gehoert.
    Vielen Dank, Uwe.


    You´re very welcome, Chrissie.

    475

    Montag, 14. August 2023, 16:35

    The American Corner - Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa (1993), ein sehenswerter Film ?

    Offen gesagt, hielt sich meine Begeisterung beim gestrigen Anschauen des Films in relativ engen Grenzen, Wenn, ja wenn da vor allem nicht die sehr guten schauspielerischen Leistungen der beiden Protagonisten Johnny Depp und Leonardo DiCaprio gewesen wären. Tatsächlich gilt die mittlerweile dreißig Jahre alte Produktion bei einigen Cineasten als kleines Meisterwerk des amerikanischen Kinos, während andere damit überhaupt nichts anfangen können.
    Doch worum ging es bei diesem Film aus der amerikanischen Provinz überhaupt ? Gilbert Grape (sehr gut verkörpert von Johnny Depp) lebt mit seiner Familie in der fiktiven Kleinstadt Endora/ Iowa und ist von Schicksalsschlägen gebeutelt. Denn sein Vater erhängte sich vor einigen Jahren im selbstgebauten Haus und ließ seine Frau Bonnie (Darlene Cates) sowie seine vier Kinder allein zurück. Bonnie wiederum hat den Selbstmord ihres Mannes nicht verkraftet, ißt am laufenden Band und hat seitdem ihr Haus nicht mehr verlassen. Inzwischen ist sie dazu auch kaum noch in der Lage, denn mit einem Lebendgewicht von über 250 Kilogramm kann sich die einst sehr attraktive Frau kaum noch von der Stelle rühren. Während Gilbert und seine ältere Schwester Amy (Laura Harrington) versuchen, die Familie finanziell über Wasser zu halten und gemeinsam den Haushalt zu führen, hat die pubertierende Ellen (Mary Kate Schellhardt) dazu überhaupt keine Lust. Und dann gibt es auch noch den geistig zurückgebliebenen Bruder Arnie (meisterhaft gespielt von Leonardo DiCaprio), der gerne auf Türme klettert und die ganze Aufmerksamkeit und Fürsorge der Familie benötigt. Gilberts Problem ist, daß er sich in seinen "besten Jahren" befindet und viel lieber seine Zeit mit Becky (Juliette Lewis) verbringen würde, die eines Tages gemeinsam mit ihrer Mutter und dem gemeinsamen Wohnwagen in Endora hängengeblieben ist...
    Leonardo DiCaprio stand damals noch am Beginn seiner schauspielerischen Karriere, während Johnny Depp bereits ein gefeierter Star war. Ersterer wurde im Verlauf seiner Karriere mit Filmen wie "Titanic", "Catch Me If You Can" oder "The Revenant" ebenfalls zum Hollywood- Megastar. Während man heute Großes von Leo DiCaprio erwartet, war man zu Beginn seiner Karriere darauf natürlich noch nicht vorbereitet. Umso größer war die Überraschung, als er in "Gilbert Grape- Irgendwo in Iowa" auftrat. Seine Darstellung eines geistig zurückgebliebenen jungen Mannes, der an einer nicht näher definierten Krankheit leidet, war so intensiv, daß er für diesen Film seine erste von bisher sieben Oscar- Nominierungen erhielt. Und wenn er damals auch noch leer ausging, war vielen bereits damals klar, daß man von diesem jungen Mann noch viel erwarten konnte.
    Generell sind die schauspielerischen Leistungen der an dieser Produktion beteiligten Darsteller durchweg überdurchschnittlich. Einen guten Eindruck hinterließ z.B. Darlene Cates, die als extrem übergewichtige und vom Selbstmord ihres Mannes traumatisierte Ehefrau und Mutter ihr schauspielerisches Debut gab. Bereits etabliert war dagegen Johnny Depp, dem seinerzeit noch die Herzen vieler weiblicher Fans zuflogen. Er ist es auch, der im eigentlichen Mittelpunkt der Handlung steht und dazu ausersehen ist, die ganze Familie irgendwie zusammenzuhalten, obwohl er selbst ständig mit seiner eigenen Perspektivlosigkeit mitten in der amerikanischen Provinz konfrontiert wird. Die Optionen vor Ort sind gering, er arbeitet als Angestellter in einem General Store alter Schule, der von dem konkurrierenden Supermarkt immer mehr an die Wand gedrückt wird. Auch verfällt das in die Jahre gekommene Holzhaus der Familie immer mehr, nicht zuletzt durch die starke "Belastung" seiner Mutter. Auf Dauer kann diese Situation nicht Bestand haben, doch schiebt die Familie das Unvermeidliche immer weiter hinaus.
    Einen wirklichen roten Faden im Sinne einer stringenten Handlung bietet der Film nicht. Peter Hedges, der seinen im Jahre 1991 veröffentlichten Roman "What´s Eating Gilbert Grape" zu einem Drehbuch umschrieb, bietet stattdessen eine Aneinanderreihung mehrerer parallellaufender Handlungsstränge. Da ist z.B. in einer Nebenrolle die unglücklich mit einem Versicherungsmakler verheiratete Betty Carver (Mary Steenburgen), die zwei Kinder hat und sich dennoch immer wieder an den deutlich jüngeren Gilbert heranmacht. Gilberts Chef drückt die überwältigende Konkurrenz des Supermarkts, mit dem er weder preislich noch vom Sortimentsumfang her konkurrieren kann. Eine andere Szene bieten die Camper mit ihren jährlich durch den Ort fahrenden Fahrzeugen, die für den behinderten Arnie jeweils den Höhepunkt des Jahres darstellen. All diese Einzelelemente setzten sich zu einem Gesamtbild der Bevölkerung in einer kleinen amerikanischen Provinzstadt zusammen, in der kaum jemand wirklich glücklich ist. Trotz der tragischen Elemente verläuft der Film über weite Strecken relativ ruhig. Erst im weiteren Verlauf erhöhte Regisseur Lasse Hallström ein wenig die Intensität, und das Ergebnis ist eine Mischung aus Traurigkeit und Rührseligkeit. Wobei gerade das Ende des Films, der der ganzen Familie endlich eine neue Perspektive aufzeigt, weicheren Gemütern durchaus zu Herzen geht. Wer sich auf "Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa", der tatsächlich im ländlichen Texas gedreht wurde, einläßt, findet ein Drama vor, das auch dreißig Jahre später noch ein schönes Beispiel für einen Ensemblefilm bildet.

    www.youtube.com/watch?v=nCsVjQaNV0E
    www.youtube.com/watch?v=86MSOwNyqe8

    476

    Montag, 14. August 2023, 21:04

    RE: The American Corner - Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa (1993), ein sehenswerter Film ?

    Mir gefiel Leonardo Di Caprio vor allem in "This Boy's Life", "Titanic" und "Catch me if you can".
    Ich versuchte zwar vor Jahren, mir "Gilbert Grape" anzusehen, aber es war mir "too independent" (und ich ziehe nun mal mainstream movies vor).
    Offen gesagt, hielt sich meine Begeisterung beim gestrigen Anschauen des Films in relativ engen Grenzen, Wenn, ja wenn da vor allem nicht die sehr guten schauspielerischen Leistungen der beiden Protagonisten Johnny Depp und Leonardo DiCaprio gewesen wären. Tatsächlich gilt die mittlerweile dreißig Jahre alte Produktion bei einigen Cineasten als kleines Meisterwerk des amerikanischen Kinos, während andere damit überhaupt nichts anfangen können.
    Doch worum ging es bei diesem Film aus der amerikanischen Provinz überhaupt ? Gilbert Grape (sehr gut verkörpert von Johnny Depp) lebt mit seiner Familie in der fiktiven Kleinstadt Endora/ Iowa und ist von Schicksalsschlägen gebeutelt. Denn sein Vater erhängte sich vor einigen Jahren im selbstgebauten Haus und ließ seine Frau Bonnie (Darlene Cates) sowie seine vier Kinder allein zurück. Bonnie wiederum hat den Selbstmord ihres Mannes nicht verkraftet, ißt am laufenden Band und hat seitdem ihr Haus nicht mehr verlassen. Inzwischen ist sie dazu auch kaum noch in der Lage, denn mit einem Lebendgewicht von über 250 Kilogramm kann sich die einst sehr attraktive Frau kaum noch von der Stelle rühren. Während Gilbert und seine ältere Schwester Amy (Laura Harrington) versuchen, die Familie finanziell über Wasser zu halten und gemeinsam den Haushalt zu führen, hat die pubertierende Ellen (Mary Kate Schellhardt) dazu überhaupt keine Lust. Und dann gibt es auch noch den geistig zurückgebliebenen Bruder Arnie (meisterhaft gespielt von Leonardo DiCaprio), der gerne auf Türme klettert und die ganze Aufmerksamkeit und Fürsorge der Familie benötigt. Gilberts Problem ist, daß er sich in seinen "besten Jahren" befindet und viel lieber seine Zeit mit Becky (Juliette Lewis) verbringen würde, die eines Tages gemeinsam mit ihrer Mutter und dem gemeinsamen Wohnwagen in Endora hängengeblieben ist...
    Leonardo DiCaprio stand damals noch am Beginn seiner schauspielerischen Karriere, während Johnny Depp bereits ein gefeierter Star war. Ersterer wurde im Verlauf seiner Karriere mit Filmen wie "Titanic", "Catch Me If You Can" oder "The Revenant" ebenfalls zum Hollywood- Megastar. Während man heute Großes von Leo DiCaprio erwartet, war man zu Beginn seiner Karriere darauf natürlich noch nicht vorbereitet. Umso größer war die Überraschung, als er in "Gilbert Grape- Irgendwo in Iowa" auftrat. Seine Darstellung eines geistig zurückgebliebenen jungen Mannes, der an einer nicht näher definierten Krankheit leidet, war so intensiv, daß er für diesen Film seine erste von bisher sieben Oscar- Nominierungen erhielt. Und wenn er damals auch noch leer ausging, war vielen bereits damals klar, daß man von diesem jungen Mann noch viel erwarten konnte.
    Generell sind die schauspielerischen Leistungen der an dieser Produktion beteiligten Darsteller durchweg überdurchschnittlich. Einen guten Eindruck hinterließ z.B. Darlene Cates, die als extrem übergewichtige und vom Selbstmord ihres Mannes traumatisierte Ehefrau und Mutter ihr schauspielerisches Debut gab. Bereits etabliert war dagegen Johnny Depp, dem seinerzeit noch die Herzen vieler weiblicher Fans zuflogen. Er ist es auch, der im eigentlichen Mittelpunkt der Handlung steht und dazu ausersehen ist, die ganze Familie irgendwie zusammenzuhalten, obwohl er selbst ständig mit seiner eigenen Perspektivlosigkeit mitten in der amerikanischen Provinz konfrontiert wird. Die Optionen vor Ort sind gering, er arbeitet als Angestellter in einem General Store alter Schule, der von dem konkurrierenden Supermarkt immer mehr an die Wand gedrückt wird. Auch verfällt das in die Jahre gekommene Holzhaus der Familie immer mehr, nicht zuletzt durch die starke "Belastung" seiner Mutter. Auf Dauer kann diese Situation nicht Bestand haben, doch schiebt die Familie das Unvermeidliche immer weiter hinaus.
    Einen wirklichen roten Faden im Sinne einer stringenten Handlung bietet der Film nicht. Peter Hedges, der seinen im Jahre 1991 veröffentlichten Roman "What´s Eating Gilbert Grape" zu einem Drehbuch umschrieb, bietet stattdessen eine Aneinanderreihung mehrerer parallellaufender Handlungsstränge. Da ist z.B. in einer Nebenrolle die unglücklich mit einem Versicherungsmakler verheiratete Betty Carver (Mary Steenburgen), die zwei Kinder hat und sich dennoch immer wieder an den deutlich jüngeren Gilbert heranmacht. Gilberts Chef drückt die überwältigende Konkurrenz des Supermarkts, mit dem er weder preislich noch vom Sortimentsumfang her konkurrieren kann. Eine andere Szene bieten die Camper mit ihren jährlich durch den Ort fahrenden Fahrzeugen, die für den behinderten Arnie jeweils den Höhepunkt des Jahres darstellen. All diese Einzelelemente setzten sich zu einem Gesamtbild der Bevölkerung in einer kleinen amerikanischen Provinzstadt zusammen, in der kaum jemand wirklich glücklich ist. Trotz der tragischen Elemente verläuft der Film über weite Strecken relativ ruhig. Erst im weiteren Verlauf erhöhte Regisseur Lasse Hallström ein wenig die Intensität, und das Ergebnis ist eine Mischung aus Traurigkeit und Rührseligkeit. Wobei gerade das Ende des Films, der der ganzen Familie endlich eine neue Perspektive aufzeigt, weicheren Gemütern durchaus zu Herzen geht. Wer sich auf "Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa", der tatsächlich im ländlichen Texas gedreht wurde, einläßt, findet ein Drama vor, das auch dreißig Jahre später noch ein schönes Beispiel für einen Ensemblefilm bildet.

    www.youtube.com/watch?v=nCsVjQaNV0E
    www.youtube.com/watch?v=86MSOwNyqe8

    477

    Montag, 14. August 2023, 21:07

    RE: The American Corner - Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa (1993), ein sehenswerter Film ?

    Und das verwundert mich immer wieder in US Filmen: wovon leben diese Uebergewichtigen und woher nehmen sie das viele Geld fuers Essen??? Von der Sozialhilfe/Essensmarken kann man ganz sicher nicht zunehmen.
    Bonnie wiederum hat den Selbstmord ihres Mannes nicht verkraftet, ißt am laufenden Band und hat seitdem ihr Haus nicht mehr verlassen. Inzwischen ist sie dazu auch kaum noch in der Lage, denn mit einem Lebendgewicht von über 250 Kilogramm kann sich die einst sehr attraktive Frau kaum noch von der Stelle rühren. Während Gilbert und seine ältere Schwester Amy (Laura Harrington) versuchen, die Familie finanziell über Wasser zu halten und gemeinsam den Haushalt zu führen, hat die pubertierende Ellen (Mary Kate Schellhardt) dazu überhaupt keine Lust.

    478

    Montag, 14. August 2023, 22:56

    RE: RE: The American Corner - Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa (1993), ein sehenswerter Film ?

    Und das verwundert mich immer wieder in US Filmen: wovon leben diese Uebergewichtigen und woher nehmen sie das viele Geld fuers Essen??? Von der Sozialhilfe/Essensmarken kann man ganz sicher nicht zunehmen.
    Bonnie wiederum hat den Selbstmord ihres Mannes nicht verkraftet, ißt am laufenden Band und hat seitdem ihr Haus nicht mehr verlassen. Inzwischen ist sie dazu auch kaum noch in der Lage, denn mit einem Lebendgewicht von über 250 Kilogramm kann sich die einst sehr attraktive Frau kaum noch von der Stelle rühren. Während Gilbert und seine ältere Schwester Amy (Laura Harrington) versuchen, die Familie finanziell über Wasser zu halten und gemeinsam den Haushalt zu führen, hat die pubertierende Ellen (Mary Kate Schellhardt) dazu überhaupt keine Lust.


    Das Kernproblem bei vielen übergewichtigen Amerikanern sehe ich in zu vielen Soft Drinks, die wie eine ständig injizierte Zuckerlösung wirken. Hinzu kommt noch ein latenter Bewegungsmangel. Auch in den USA wird heute fast jeder Bullshit mit Maschinen bewerkstelligt, so daß bei den meisten keine adäquate Verbrennung der aufgenommenen Nahrung stattfindet. Es sei denn, man geht regelmäßig ins Gym und gleicht dies zumindest teilweise wieder aus.
    Im Film "Gilbert Grape" gab es ja zwei Familienmitglieder, die arbeiteten und somit die Familie versorgen konnten. Die ältere Schwester war sehr patent und hat die ganze Truppe, soweit erkennbar, immer sehr gut und reichlich bekocht. Sofern keine Mortgage Rates mehr anstanden, wird die illustre Runde einigermaßen über die Runden gekommen sein.

    479

    Dienstag, 15. August 2023, 20:16

    RE: RE: RE: The American Corner - Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa (1993), ein sehenswerter Film ?

    Gym scheint bei manchen zu wirken, bei mir blieb es jedoch erfolglos.
    Von 1997 bis 2000 hatte ich dank des Verlages eine kostenlose Kaifu Lodge Mitgliedschaft in Hamburg. Ich ging an 5 oder 6 Tagen pro Woche drei Jahre lang (Ausnahme: mehrere Trips pro Jahr in die USA) zur Kaifu Lodge, aber ich nahm kein Gramm ab. Mein Koerper wurde nicht fester/muskuloeser.
    Ich machte zusaetzlich 4 Mal am Tag zu Hause jeweils 80 crunches - das Bauchfett wich partout nicht.
    Ein Hautarzt loeste schliesslich das Raetsel: ich habe schwaches Bindegewebe.

    Heute treibe ich nur noch meinem Herzen zuliebe etwas Sport, 6 bis 7 Stunden pro Woche.
    Und das verwundert mich immer wieder in US Filmen: wovon leben diese Uebergewichtigen und woher nehmen sie das viele Geld fuers Essen??? Von der Sozialhilfe/Essensmarken kann man ganz sicher nicht zunehmen.
    Bonnie wiederum hat den Selbstmord ihres Mannes nicht verkraftet, ißt am laufenden Band und hat seitdem ihr Haus nicht mehr verlassen. Inzwischen ist sie dazu auch kaum noch in der Lage, denn mit einem Lebendgewicht von über 250 Kilogramm kann sich die einst sehr attraktive Frau kaum noch von der Stelle rühren. Während Gilbert und seine ältere Schwester Amy (Laura Harrington) versuchen, die Familie finanziell über Wasser zu halten und gemeinsam den Haushalt zu führen, hat die pubertierende Ellen (Mary Kate Schellhardt) dazu überhaupt keine Lust.


    Das Kernproblem bei vielen übergewichtigen Amerikanern sehe ich in zu vielen Soft Drinks, die wie eine ständig injizierte Zuckerlösung wirken. Hinzu kommt noch ein latenter Bewegungsmangel. Auch in den USA wird heute fast jeder Bullshit mit Maschinen bewerkstelligt, so daß bei den meisten keine adäquate Verbrennung der aufgenommenen Nahrung stattfindet. Es sei denn, man geht regelmäßig ins Gym und gleicht dies zumindest teilweise wieder aus.
    Im Film "Gilbert Grape" gab es ja zwei Familienmitglieder, die arbeiteten und somit die Familie versorgen konnten. Die ältere Schwester war sehr patent und hat die ganze Truppe, soweit erkennbar, immer sehr gut und reichlich bekocht. Sofern keine Mortgage Rates mehr anstanden, wird die illustre Runde einigermaßen über die Runden gekommen sein.

    480

    Dienstag, 29. August 2023, 16:47

    The American Corner - Die CARE- Pakete in Deutschland

    Gern wären auch meine Famlilienangehörigen in den "schwierigen Nachkriegsjahren" 1945 bis 1948 in den Genuß dieser Pakete gekommen, jedoch waren sie allesamt in diesem Zeitrahmen in der Sowjetischen Besatzungszone wohnhaft, in die kaum eine dieser wertvollen Sendungen gelangte.
    Wie auch immer: die ersten Nachkriegsjahre in Deutschland waren für weite Kreise der Bevölkerung vor allem durch ein Phänomen geprägt: Hunger. Wer keine gesuchten Sachwerte wie Edelmetalle oder ähnliches zu bieten hatte, war weitgehend auf die Rationen der Lebensmittelkarten angewiesen, die kaum zum Überleben ausreichten. Die Bilder des zerstörten Deutschlands und seiner notleidenden Bevölkerung erreichten auch die Vereinigten Staaten, so daß sich im November 1945 zweiundzwanzig amerikanische Wohlfahrtsverbände, darunter auch christliche Organisationen wie die Heilsarmee oder selbst Gewerkschaften zur "Cooperative for American Remittances to Europe", kurz CARE, zusammenschlossen, um die notleidende deutsche Bevölkerung mit Nahrung, Kleidung und Heizkohle zu unterstützen. Anfangs wurden seitens der amerikanischen Administration noch keine Lieferungen in das besetzte Deutschland gestattet, jedoch lebten damals in den Vereinigten Staaten unzählige Deutschamerikaner, die angesichts hungernder Zivilisten in ihrem Herkunftsland auf eine baldige Aufhebung der Liefersperre drängten. Im Februar 1946 genehmigte US- Präsident Harry S. Truman schließlich private Hilfen für Deutschland, und wenige Monate später erreichte das erste Schiff mit CARE- Paketen Deutschland, als der amerikanische Frachter "American Ranger" am 15. Juli 1946 in Bremerhaven einfuhr. An Bord waren die ersten 37.500 CARE- Pakete, die an deutsche Familien adressiert waren. Da die Nordseeküste überwiegend zur britischen Besatzungszone gehörte, kontrollierten die Amerikaner Bremen, und Bremerhaven wurde als ehemaliger größter mitteleuropäischer Migrationshafen in die Neue Welt zum Dreh- und Angelpunkt der Versorgung des restlichen Deutschland. Den Weg bis zum Empfänger legten die Pakete nicht ohne Schwierigkeiten zurück, denn nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich das stark mitgenommene deutsche Post- und Transportwesen erst wieder im Neuaufbau. Zuerst wurde die amerikanische Zone beliefert, gefolgt von der britischen und französischen Zone. Am 2. Oktober 1947 empfing eine "greise Hamburgerin mit zitternden Händen" das erste CARE- Paket in Hamburg, wie das Hamburger Abendblatt später berichtete. Bis auf wenige Ausnahmen erreichten aber kaum Pakete die sowjetische Zone, da sich in diesem Zeitrahmen die politische Großwetterlage zwischen den alliierten Westmächten und der Sowjetunon bereits deutlich verschlechtert hatte.
    Äußerlich betrachtet waren es schlichte, in braun gehaltene Pakete, die immer mehr Deutsche nun erhielten, bedruckt mit dem Schriftzug CARE. Viele der Paketinhalte waren standardisiert und erhielte lange haltbare Nahrungs- und auch einige Genußmittel, so z.B. neun Pfund Fleischkonserven, sechs Pfund Cornflakes, Haferflocken und Kekse, drei Pfund Obstkonserven und Puddingpulver, zwei Pfund Gemüsekonserven, drei Pfund Zucker, ein Pfund Kakao und Kaffee, ein Pfund Kondensmilch, ein halbes Pfund Butter und Käse sowie eine Packung Zigaretten und Kaugummi. Diese Zusammenstellung war alles andere als zufällig, denn die ersten CARE- Pakete hatten die Verteilerorganisationen aus Beständen der US- Army erhalten, die eigentlich für die Versorgung der Truppen an der Pazifikfront bestimmt waren, so daß nach Kriegsende etliche Überhänge in den Armeedepots verblieben waren. Es handelte sich dabei um sogenannte "Ten-In-One"- Rationen, so daß jedes Paket eine Einheit von zehn GI´s mit einer Mahlzeit versorgen konnte. Diese rund 2,8 Millionen Feldrationen wurden bis zu ihrem Aufbrauch im März 1947 zunächst nach Europa verschickt. Ab dem Frühjahr 1947 nahm CARE nach dem Auslaufen der Feldrationen eine Veränderung an der Zusammenstellung der Pakete vor. Der Bedarf orientierte sich nun nicht mehr an dem Bedarf von Militäreinheiten, sondern an dem von Familien. Vierzigtausend Kalorien pro Paket sollten gegen den grassierenden Hunger helfen, zusammengestellt aus einem Pfund Rindfleisch in Kraftbrühe, einem Pfund Steaks und Nieren, einem halben Pfund Leber, einem halben Pfund Corned Beef, einem Pfund "Prem" (eine Art Frühstücksfleisch), einem halben Pfund Speck, zwei Pfund Margarine, einem Pfund Schweineschmalz, einem Pfund Aprikosenkonserven, einem Pfund Honig, einem Pfund Rosinen, einem Pfund Schokolade, zwei Pfund Zucker, einem halben Pfund pulverisierten Eiern, zwei Pfund Vollmilch- Pulver sowie zwei Pfund Kaffee.
    CARE- Pakete waren in den frühen Nachkriegsjahren heiß begehrt, und längst nicht jeder bedürftige Deutsche kam damals in den Genuß dieser Lieferungen. Meist waren sie nur an bestimmte Familien adressiert, so in vielen Fällen an Verwandte oder Freunde von Bürgern der USA. Letztere kauften ein vorgefertigtes CARE- Paket erst zum Einstandspreis von fünfzehn, später dann von zehn US- Dollar, während die Organisationen sich darum kümmerten, daß die Pakete auch die angegebenen Adressen erreichten. Für zusätzliches Vertrauen sorgte dabei ein Rückschein, mit dem die deutschen Empfänger den amerikanischen Absendern den Empfang bestätigten. Nicht adressierte CARE- Pakete wurden über eine zentrale Verteilungsstelle an Bedürftige verteilt.
    Die Vielzahl der CARE- Pakete sorgte nicht nur für Dankbarkeit bei den deutschen Empfängern, sondern weckten auch eine regelrechte Begeisterung für bis dahin in Deutschland eher ungewohnte Genußmittel und Waren, die in den USA zum Alltag gehörten, so Erdnußbutter, Hershey- Schokoladenriegel oder Frühstücksflocken mit bunten Comic- Figuren auf der Verpackung. Dazu auch gelegentlich Kleidung oder auch Werkzeuge, in Einzelfällen auch englischsprachige Kinder- und Wörterbücher. Zum Standardpaket kamen weitere Varianten hinzu, so z.B. ein Festmahl mit Truthahn für die ganze Familie.
    CARE blieb nicht die einzige Organisation, die Deutschland mit Hilfspaketen in den frühen Nachkriegsjahren unterstützte. Der "Council of Relief Agencies Licensed to Operate in Germany", kurz CRALOG, gründete sich kurz nach CARE und organisierte sogar noch deutlich mehr Hilfslieferungen für Deutschland. Da die CRALOG- Pakete aber über die Wohlfahrtsverbände verteilt wurden, erreichten sie nicht den Bekanntheitsgrad und die Symbolkraft der CARE- Pakete, die oft zu einem direkten persönlichen Austausch zwischen Deutschen und Amerikanern führten.
    Bis zum Jahre 1960 hielt CARE seine Aktivitäten in Deutschland aufrecht, bis dahin gelangten rund zehn Millionen CARE- Pakete über den Atlantik. Zu diesem Zeitpunkt war Deutschland bereits nicht mehr von Hilfslieferungen abhängig und sandte selbst Pakete in hilfsbedürftige Regionen, so zum Beispiel die zahllosen Westpakete mit der Aufschrift "Geschenksendung, keine Handelsware", die auch von meiner Mutter in den 60er Jahren an ihre Angehörigen in der DDR verschickt wurden. Geblieben ist das CARE- Paket bis heute als sprichwörtliche Versinnbildlichung der Hilfe von Amerikanern an Deutsche, aber auch als Symbol der Aussöhnung ehemaliger Kriegsgegner.

    www.youtube.com/watch?v=FdZFsTJl33A