Rock

Die Rockmusik geht auf den Rock ´n´ Roll der 50er-Jahre zurück, der seinerseits aus der Verbindung von Countrymusik und Rhythm & Blues entstand. So spielte Bob Dylan anfangs Stücke von Woodie Guthrie, die Beatles übernahmen Songs von Little Richard und Carl Perkins, die Rolling Stones spielten Blues von B. B. King, Muddy Waters und Willie Dixon. Hatte sich der Rock ´n´ Roll aber schon nach wenigen Blütejahren erschöpft, gingen die Interpreten der 60er-Jahre weit über den Stil ihrer Vorbilder hinaus und schufen eine neue, weit verästelte Musikrichtung: den Rock.

Zwei wichtige Wegbereiter dieser neuen Musikrichtung waren die Beatles und die Rolling Stones. Auf der einen Seite standen die Beatles mit ihrer Beatmusik, die in Anzügen mit Krawatte auftraten und mit melodischen, harmoniegeprägten Songs, wie z.B. "Yesterday" bald den Mainstream für sich gewannen, dagegen auf der anderen Seite die Rolling Stones, die mit ihrem eher rauen Sound und Titeln wie "Satisfaction" oder "Street-Fighting Man" zum Schrecken der älteren Generationen wurden. Anfang der 60er kreierten sie, zusammen mit anderen Bands wie z.B. den Animals oder auch deutschen Gruppen wie den Rattles eine neue Musikrichtung den Beat. Ende der 60er setzte sich jedoch der amerikanische Begriff Rock für diese Musikrichtung durch.

Die 60er-Jahren brachten auch in der Musikwelt Wandel und einen Aufbruch in neue musikalische Sphären. "The Times The Are A-Changing" sang Bob Dylan 1964 und schloß ein Jahr später auf dem Newport Folk Festival seine Gitarre an einen Elektroverstärker an. Die Beatles experimentierten auf "Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band" und die Rolling Stones auf "Their Satanic Majesties Request" mit neuen Instrumenten und elektronischen Klängen.

Aber nicht nur die Musik, auch die Texte brachen mit alten Traditionen. So baten die Rolling Stones auf ihrer LP "Beggar´s Banquet" um Sympathie für den Teufel (Sympathy for the Devil) oder priesen die Liebeskünste einer Fünfzehnjährigen (Stray Cat Blues). Das Cover der LP, eine verschmutzte Toilette vor einer mit Graffiti bemalten Wand, wurde von der Plattenfirma abgelehnt, weswegen die LP stattdessen in einem einfachen beigen Cover mit goldfarbenem Rand veröffentlicht wurde. Inzwischen ist die LP bzw. CD längst wieder mit dem ursprünglich geplanten Cover erhältlich und keine Plattenfirma würde heute Anstoß an diesem Cover nehmen.

Viele Titel beschäftigten sich mit Drogen oder wurden mit Drogen in Verbindung gebracht, wie z.B. Dylans "Mr. Tambourine Man", "White Rabbit" von Jefferson Airplane oder "Lucy in the Sky with Diamonds" von den Beatles, das eine farbenfrohe und traumhafte Phantasiewelt beschreibt und von dem noch heute viele Fans glauben, es beschreibe einen von John Lennons LSD-Trips.

Durch Gruppen wie Cream oder The Jimi Hendrix Experience begannen technisch anspruchsvolle Themen in der Rockmusik Einzug zu halten. Die Zahl der erfolgreichen Rockgruppen stieg Ende der 1960er Jahre rasant an. Gruppen wie The Who, die Rolling Stones, Pink Floyd, The Doors, Deep Purple oder Led Zeppelin sind nur einige der erfolgreichen, heute noch bekannten Rockgruppen zu dieser Zeit. Aber auch viele, heute kaum noch bekannte Gruppen, wie Steppenwolf, Grand Funk Railroad, Iron Butterfly, Golden Earring oder Frijid Pink bereicherten diese Musikrichtung um viele Rockklassiker. Dies führte zwangsläufig zu einer immer stärkeren Aufsplitterung der Szene in eine Vielzahl von Untergenres wie Hard Rock, Soft Rock, Psychedelic Rock, Folk Rock, Electronic Rock, Jazz Rock über Punk Rock und Heavy Metal bis zum Gothic Rock, Black- und Death-Metal der heutigen Zeit.

Doch wieder zurück in die 60er. Nur wenige Jugendliche hatten die Möglichkeit die Bands live zu sehen, etwa im berühmten Star-Club in Hamburg. Zudem war die Rockmusik stark umstritten. Sie wurde von der Gesellschaft abgelehnt und oft abfällig als "Neger-" oder "Hottentotten-Musik" bezeichnet. Rockmusiker mit ihren langen Haaren und der lauten Musik galten als obszön und skandalös. Musik war nicht mehr nur Unterhaltung. Die Musik von Pink Floyd, Yes oder anderen Rockgruppen war keine Tanzmusik und ihre Platten waren nur selten in den Musikautomaten zu finden. Musik war Ausdruck einer ganzen Generation. Rockmusik, Jugendrebellion, Hippies und die aufkommende Drogenszene waren Ende er 60er noch fest miteinander verbunden.

Rockmusik suchte man im Radio meist vergebens. Im Fernsehen gab es ab 1965 den Beat-Club, der ausschließlich POP- und Rockmusik sendete, allerdings musste man diese Sendung auch sehen dürfen, was zu dieser Zeit alles andere als selbstverständlich war und selten ohne Diskussionen durchging. Gerade wegen der Rockmusik gab es in den Familien häufig Zoff. Dass sich Eltern für diese Musik begeisterten war so gut wie ausgeschlossen. Was blieb waren Schallplatten, die man sich kaufte und dann untereinander verlieh.

Schallplatten kaufte man in den 60ern in Musikgeschäften oder den Musikabteilungen größerer Kaufhäuser. Für die POP-Musik blieben die Musikabteilungen der Kaufhäuser die primäre Einkaufsquelle. Die stark aufgesplitterte und spezialisierte Rockszene konnte von den Kaufhäusern aber nur sehr eingeschränkt bedient werden. Meist begrenzte sich die Auswahl auf die aktuellen Scheiben der populären Gruppen. Kleinere, nicht so bekannte Bands oder ältere Platten waren kaum zu bekommen. Für dieses Segment entstanden Ende der 60er die Plattenläden. Meist kleinere, dunkle Läden außerhalb der großen Einkaufsstraßen. Die Verkäufer waren langhaarige Jugendliche, die sich in der Rockszene bestens auskannten und immer den ein oder anderen Geheimtipp auf Lager hatten. In diesen Läden habe ich viele Stunden meines Lebens verbracht, erst, in jungen Jahren, erschlagen vom vielfältigen Angebot, später nach ganz bestimmten Scheiben suchend.



Musiksendungen der 60er im Fernsehen sind unter "Fernsehen: Musiksendungen" zu finden.


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Abbildungen:
1: Singles aus den 60ern
2: LPs aus den 60ern
3: Beat-Club, HÖRZU Ausgabe 48/1969, Axel-Springer-Verlag


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