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    Dienstag, 10. März 2020, 15:54

    Der Hitler- Ludendorff Prozess (ZDF 1971)

    Vor knapp fünfzig Jahren strahlte das ZDF unter der Regie von Paul Verhoeven ein 95- minütiges Fernsehspiel aus, das trotz einer eher dürftigen Quellenlage schon aufgrund seiner Verfügbarkeit auch heute noch durchaus sehenswert ist. Aus heutiger Sicht erscheint bemerkenswert, daß selbst 1971, also 26 Jahre nach Kriegsende, das "Monstrum Hitler" als einziger aller handelnden Akteure nicht von einem Schauspieler verkörpert wurde, sondern die aus den Prozeßakten stammenden Aussagen Hitlers von einer Art Moderator vorgetragen wurden, der darüber hinaus die Spielhandlung hin und wieder unterbrach, um Erklärungen zu den politischen und juristischen Hintergründen geben zu können.
    Das Fernsehspiel trug den Untertitel: "Szenen aus einem Hochverratsprozeß in einer Republik ohne Republikaner", eine Aussage, die in dieser Vereinfachung sicher nicht stimmig ist. Als gesichert gilt dagegen heute, daß auch nach 1918 die alten Eliten des Kaiserreichs aus Verwaltung, Justiz und Militär der jungen Weimarer Republik weitestgehend erhalten geblieben waren, diese aber nicht ausschließlich über die Geschicke des Reiches zu bestimmen hatten und die auch an politische Weisungen gebunden waren.
    Das Drehbuch zum Film verfaßten Arnswald Krüger und Marie Matray, die Rollen wurden mit damals mehr oder weniger bekannten Darstellern besetzt: Alf Marholm (Erich v. Ludendorff), Curt Timm (Ernst Döhner), Konrad Georg (Wilhelm Frick), Ulrich Beiger (Ernst Röhm), Peter Fricke (Robert Wagner), Axel Scholtz (Heinz Pernet), Klaus Höhne (Gerichtsvorsitzender) u.v.a. Die Erstausstrahlung im ZDF erfolgte am 5. November 1971.
    Die Hintergründe für das Gerichtsverfahren von 1924 bildeten die chaotischen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse des Deutschen Reichs im Herbst 1923. Die grassierende Hyperinflation verwandelte das meiste Papiergeld in Windeseile zu Makulatur, und in Sachsen und Thüringen bildeten sich im "deutschen Oktober" sogenannte "proletarische Arbeiterregierungen". Völkische Nationalisten hielten daher die Zeit reif für ein autoritäres Regime, um dem endgültigen wirtschaftlichen und politischen Zerfall Deutschlands Einhalt gebieten zu können. Zu ihnen gehörte auch ein gewisser Adolf Hitler, der am 8. November 1923 sowohl die bayerische als auch die Reichsregierung für abgesetzt erklärte. Sein von ihm am 9. November in München mit einigen tausend Anhängern inszenierter Putschversuch, bei dem ihn als "Galionsfigur" Erich Ludendorff unterstützte und begleitete, endete an der Feldherrnhalle im Feuer der bayerischen Polizei. Im Anschluß wurde die damals noch relativ unbedeutende NSDAP als politische Organisation im gesamten Deutschen Reich verboten.
    Im Hochverratsprozeß gegen Hitler und seine Unterstützer im Februar 1924, von dessen Verlauf unser Film handelt, erhielt der "Führer" mit fünf Jahren Festungshaft, die er nie zur Gänze verbüßte und während der er "Mein Kampf" verfaßte, ein vergleichsweise mildes Urteil. S.E. Erich Ludendorff wurde dagegen "aufgrund seiner unbestreitbaren Verdienste im Weltkriege" freigesprochen. In der Folgezeit und insbesondere in den Jahren 1933 bis 1945 wurde der eher dilettantisch organisierte und durchgeführte "Marsch auf die Feldherrnhalle" von der NSDAP zur heroischen Niederlage ("Und ihr habt doch gesiegt") hochstilisiert und mit jährlich wiederkehrenden Totenfeiern begangen.

    www.youtube.com/watch?v=utTGrATW6y8