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    Dienstag, 10. Dezember 2019, 17:50

    Superman, Batman & Co. - Zur Geschichte der amerikanischen Superhelden- Comics von den Anfängen bis in die 70er Jahre

    Ich muß zugeben, daß ich als Kind mit den auch bei uns in den späten 60er Jahren verlegten Superhelden- Comics wie "Superman" oder "Die Spinne" nicht allzu viel anfangen konnte. Die zwischen 1966 und 1973 bei BSV/ Williams verlegten "Hit Comics" sind mir damals völlig entgangen, und von den frühen "Superman"- Heften aus dem Ehapa- Verlag besaß ich vielleicht zwei oder drei Exemplare, die ich als reichlich überspannt und "zu amerikanisch" empfunden habe. Auch war meine aktive "Heftchenzeit" ab ca. 1968 bereits weitgehend Geschichte, so daß ich den großen Erfolg der amerikanischen Superhelden in Deutschland nicht mehr mitverfolgt habe.
    Viele Comicenthusiasten in unserem Land assoziieren amerikanische Comics weitestgehend mit den zahlreichen Heften der Superhelden, obwohl dies nur bedingt zutrifft und der US- Comicmarkt der 30er bis 70er Jahre wesentlich facettenreicher war.
    Die Wurzeln der Superhelden finden sich oft in alten europäischen Märchen und Sagen sowie im 20. Jahrhundert in den Pulp- Magazinen der 30er Jahre. In ihren Kostümen, die aus dem Fundus eines Zirkus entliehen sein könnten, sind Superhelden für den jugendlichen Leser meist leicht auszumachen. Das wesentliche an einem Superhelden sind seine überragenden Kräfte, die sowohl physischer als auch magischer Natur sein können. Um ihre Privatsphäre vor Angriffen zu schützen, legen sich die meisten Superhelden eine Geheimidentität zu oder verfügen über eine eher unscheinbare "bürgerliche" Identität. Ihre ungewöhnlichen Kräfte verdanken unsere Helden meist einem Unfall oder einem "kosmischen" Schicksal. Um den Protagonisten für den Leser interessanter erscheinen zu lassen, verfügt dieser über eine "Achillesferse", die es seinen Gegnern zumindest zeitweise gestattet, über den Superhelden zu triumphieren.
    Ein oft verwendetes Motiv ist auch der "Sidekick", meist in Form eines jungen Kampfgefährten, der den jüngeren Lesern als Identifikationsfigur dienen kann.
    Das Jahr 1938 markierte einen Wendepunkt in der amerikanischen Comicgeschichte. Im Frühjahr etablierte sich mit "Action Comics No. 1" aus der Feder von Jerry Siegel und Joe Shuster ein neues Genre mit der Erstausgabe von "Superman". Inhaltlich handelte es sich um den Reporter Clark Kent, der in Wirklichkeit ein Außerirdischer vom Planeten Krypton war und der über "Superkräfte" verfügte. Unter dem Einfluß des Redakteurs Mort Weisinger entwickelte sich über die Jahre ein ganzer Superman- Kosmos, zu dem der Planet Krypton, die Phantom- Zone und natürlich auch "Supergirl" gehörte.
    "Superman" war der erste wirkliche amerikanische Superheld. Das Format wurde in den Folgejahren zum Riesenerfolg, was dazu führte, daß der Held ab 1941 in sechs verschiedenen US- Comicreihen auftrat, seine eigene Radioshow bekam und die Fleischer- Studios eine adäquate Zeichentrickserie produzierten.
    1939 nahm dagegen der erste Superheld, ohne eigentliche Superkräfte zu besitzen, seinen Kampf gegen das Böse auf: Batman. Bob Kane und Bill Finger schufen einen athletischen Helden mit überragenden detektivischen Fähigkeiten, der seine Möglichkeiten mit allerlei Nützlichem aus seinem Kampfgürtel ergänzte.
    Anfang der 40er Jahre begann das "Goldene Zeitalter" der Superhelden- Comics in den USA. "Wonder Woman", "Roter Blitz", "Die Gerechtigkeitsliga" und viele weitere bei uns in Deutschland teilweise völlig unbekannte Superhelden retteten die Menschheit immer wieder vor großen Gefahren. Nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbour im Dezember 1941 wurden auch die Comic- Superhelden dienstverpflichtet. Im Dienst der alliierten Kriegspropaganda zogen Superman, Batman und auch "Captain America" an die Front. Der 1940 von Jack Kirby und Joe Simon gestaltete "Captain America" war zweifelsohne der patriotischste der Superhelden, wobei sich seine Abenteuer oft an den aktuellen militärisch- politischen Ereignissen orientierten. Die Reihe wurde in den Kriegsjahren ungemein erfolgreich und hat zweifelsfrei zu einer deutlichen Hebung des Patriotismus zumindest bei der einfacher gestrickten Leserschaft geführt.
    Nach dem Krieg war das "Golden Age" der US- Superheldencomics zunächst vorbei. Zwar stieg die Zahl der produzierten Titel noch weiter an, doch ging die Mengennachfrage und damit die Auflagehöhen vieler Serien deutlich zurück. Die Menschen wollten die Einschränkungen und das Leid des Krieges vergessen, und selbst in der Ära McCarthy kämpften nur wenige Superhelden an der Seite des umtriebigen Senators.
    Der beginnende "Kalte Krieg" sorgte im Verlauf der 50er Jahre dafür, daß die Amerikaner wieder verstärkt nach neuen Helden Ausschau nahmen. Im Jahre 1956 kehrten die alten Superhelden in neuen Kostümen zurück. DC- Comics stellte in der Reihe "Showcase" die alten Helden "Roter Blitz", "Grüne Laterne" sowie die "Gerechtigkeitsliga" einem nachgewachsenem Publikum vor. Nicht selten verbarg sich hinter bekannten Masken ein neues Gesicht, nämlich ein Protagonist, der in die Fußstapfen seines alten Helden getreten war.
    In den frühen 60er Jahren kehrte mit der beginnenden Weltraumfahrt der Geist des Heldentums zurück. Jack Kirby und Stan Lee schufen für Marvel Comics ein Superheldenuniversum, das den Protagonisten vermehrt menschliche Züge verlieh und damit stärker dem aktuellen Zeitgeist entsprach. Diese realistischen und lebensnäher anmutenden Helden hatten deutlich ausgefeilte Charaktere und blieben trotz der teilweise sehr phantastisch anmutenden Plots glaubwürdig, zumal sie bei ihren Bemühungen immer wieder von Rückschlägen heimgesucht wurden. Durch Humor und zunehmend satirische Untertöne näherte sich das Genre immer mehr der Lebensrealität an. "Die Fantastischen Vier", "Der Rächer", "Der unglaubliche Hulk" und "Die Spinne" gelten als die wichtigsten Vertreter dieser neuartigen Art von Superhelden.
    Der wohl bekannteste Held des Marvel- Universums ist Peter Parker als "Die Spinne", ein Protagonist, der trotz seiner Superkräfte stets von einer Panne in die andere schlittert. Der ständige Kampf mit der eigenen Identität und die latenten Selbstzweifel stellen ihn auf zahlreiche harte Proben.
    Anfang der 70er Jahre eröffneten in den USA die ersten reinen Comicfachgeschäfte. In dieser Zeit sank der Stern der Superhelden- Comics wieder, da ihre Leser zunehmend an den politischen und gesellschaftlichen Institutionen verzweifelten und nach Neuorientierungen suchten. Zunehmender Drogenmißbrauch, die Bürgerrechtsbewegung sowie die "Neue Armut" stellten Superhelden wie "Grüner Pfeil" oder "Grüne Laterne" auf eine harte Probe. Für die meisten Leser dieser Jahre besaßen diese von zunehmenden Selbstzweifeln geplagten Helden zuwenig Unterhaltungswert; sie verlangten nach einer klareren Linie. Als Reaktion darauf verpflichtete Marvel Comics Mitte der 70er Jahre junge Zeichner und Autoren, deren Aufgabe sich auf die Schaffung von Superhelden nach althergebrachten Mustern beschränken sollte. So zeichnete z.B. Chris Claremont für die neuen Geschichten der "X- Men" verantwortlich, einer Gruppe von jungen Mutanten, die lernen sollten, mit ihren außergewöhnlichen Kräften umzugehen. Nach und nach tauschte Claremont die alten Gruppenfiguren aus und ersetzte sie durch neue Figuren. Einer dieser Helden war "Wolverine", der bereits 1974 erfolgreich gegen "Hulk" aufgetreten war. "Wolverine" definierte einen neuen Typus des Superhelden, der sich durch eine besondere Streitsucht auszeichnete. Die Zeiten hatten sich geändert: aus den einst strahlenden Superhelden waren zum Teil Psychomonster geworden, die nur ein Ziel kannten: Rache... ;)