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    Dienstag, 19. Juni 2018, 18:35

    Bewegende Momente der 60er Jahre - Die Olympischen Sommerspiele in Rom 1960

    "Rom 1960" gehört im kollektiven Gedächtnis meiner Generation zu den eher vergessenen Großereignissen dieses Jahrzehnts. Im Jahre 1960 war ich gestandene drei Jahre alt und noch weit davon entfernt, Veranstaltungen dieses Kalibers geistig erfassen zu können ;) .
    Die Olympischen Spiele in Rom waren die letzte Großveranstaltung dieser Art, bei der sich der materielle Aufwand in überschaubaren Grenzen hielt, während sich ab "Tokyo ´64" ein zunehmender Hang zur Gigantomanie und in den Folgejahrzehnten auch eine immer hemmungslosere Kommerzialisierung der Spiele durchzusetzen begann.
    Rom hatte sich bereits einmal erfolgreich für die Olympischen Spiele des Jahres 1908 beworben, mußte diese jedoch nach dem Ausbruch des Vesuvs und der dadurch entstandenen außerordentlichen Belastung des italienischen Staatshaushalts wieder abgeben.
    Für die Spiele von 1960 setzte sich die italienische Hauptstadt erst im dritten Wahlgang gegen Lausanne durch. Nach über 1500 Jahren fand die Olympiade wieder dort statt, wo sie im Jahre 393 n.Chr. ein Ende gefunden hatten, als der römische Kaiser Theodosius die antiken Sportwettkämpfe verboten hatte.
    Die Italiener boten in ihren Sportstätten eine charmante Mischung aus modernen, architektonisch gelungenen Zweckbauten und altehrwürdigen Anlagen. So waren die Turnwettkämpfer in den Thermen des Caracalla zu Hause, die Ringer trafen sich in der Basilika des Maxentius und der Marathonlauf wurde auf dem Capitol- Hügel gestartet und endete auf der Via Appia in der Nähe des Konstantinbogens, fand also erstmalig in der olympischen Geschichte der Neuzeit nicht im eigentlichen Olympiastadion statt.
    Die Wettbewerbe wurden um eine Sportart reduziert, dagegen fanden in Rom erstmals Sportwettkämpfe für behinderte Athleten statt, aus denen sich die späteren Paralympics entwickelten.
    Im Medaillenspiegel belegte die UdSSR (43/ 29/ 31) den Spitzenplatz, gefolgt von den USA (34/ 21 /16) sowie von Italien (13/ 10/ 13) und von Deutschland (12 / 19/ 11).
    Die als Kind an Kinderlähmung erkrankte Ausnahmeathletin Wilma Rudolph (USA) wurde zum Star der Spiele und siegte über 100 m, 200 m und in der Sprintstaffel. Unvergeßlich blieben weiterhin die Namen zweier Athleten: ein bis dahin völlig unbekannter Äthiopier namens Abebe Bikila gewann barfuß (!) laufend den Marathonlauf, und ein Box- Olympiasieger namens Cassius Clay (später als Muhammad Ali) startete in Rom seine Weltkarriere.
    Darüber hinaus waren wieder einmal die sowjetischen Turner die erfolgreichsten Medaillensammler. Larissa Latynina gewann dreimal Gold, Boris Schaklin siegte viermal.
    Einer der großen Sieger kam aus den Reihen der deutschen Mannschaft, die wieder als gemeinsames Team, diesmal unter der schwarz-rot-goldenen Fahne mit den olympischen Ringen, an den Start ging.
    Der 1937 geborene Saarländer Armin Hary holte nach drei Fehlstarts die erste Goldmedaille eines deutschen Läufers über 100 m in 10,2 Sekunden und gewann vor dem US- Amerikaner Sime. Seit 1928 hatten bisher ausschließlich Amerikaner den Sprint gewonnen. Hary galt zu seiner Zeit als der "James Dean" des deutschen Leistungssports, war unkonventionell, rebellisch und ließ sich nur ungern von deutschen Sportfunktionären gängeln. Leider war seine Karriere nach einer Knieverletzung im Jahre 1961 bereits wieder beendet. Hary lebt heute noch.
    Auch Staffelgold fiel an die deutschen Läufer Armin Hary, Martin Lauer, Bernd Cullmann und Walter Mahlendorf, nachdem die Amerikaner wegen Überlaufens der Wechselmarke disqualifiziert worden waren.
    Dreimal Gold errangen die deutschen Ruderer, die auch den Achter gewannen. Die Reiter (u.a. mit Hans Günther Winkler) errangen den Nationenpreis. Ingrid Krämer gewann das Kunst- und Turmspringen.
    Gold holten sich auch die Ringer Wilfried Dietrich und die Fechterin Heidi Schmid.
    Insgesamt nahmen an "Olympia 1960" zwischen dem 25. August und dem 11. September 1960 5352 Sportler aus 83 Nationen teil. Erstmals dabei waren Marokko, der Sudan, Tunesien sowie San Marino. Ägypten und Syrien hatten sich 1958 zur relativ kurzlebigen "Vereinigten Arabischen Republik" zusammengeschlossen und traten somit auch gemeinsam an.
    Neu bei der Medaillenverleihung war, daß diese nicht mehr in einer Schatulle überreicht, sondern an einer Kette befestigt waren und den Siegerathleten um den Hals gehängt wurden.
    1960 wurden erstmals Fernsehrechte für die Olympischen Spiele vergeben, wobei sich der US- Sender CBS die Exklusivrechte für knapp 400.000 $ sicherte. Insgesamt wurden die Senderechte von 38 Ländern ausgeübt, darunter in der Bundesrepublik von der ARD mit lediglich vier (!) Stunden Sendezeit und vom DFF der DDR mit knapp fünf Stunden.
    Neben zahlreichen Clips über einzelne Sportarten und Ereignisse als Gesamtdarstellung in Farbe und in italienischer und englischer Sprache sehr empfehlenswert: "La Grande Olimpiade" auf www.youtube.com/watch?v=Kx8mGG7KYBk