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    Sonntag, 27. Mai 2018, 21:39

    Bewegende Momente der 60er Jahre - Die Olympischen Sommerspiele in Mexiko 1968

    Von den XIX. Olympischen Spielen des Jahres 1968 sind mir nur noch wenige Erinnerungen verblieben. Dazu gehören neben einer Reihe von Fernsehübertragungen insbesondere die Sonderbriefmarken, die von der Bundesrepublik, der DDR und vielen anderen Staaten herausgegeben wurden und die ich zu einem kleinen Teil als damals 11- jähriger Mittelschüler auch in meiner damaligen "Alle Welt"- Sammlung hatte.
    Die weltweite Politisierung und auch Radikalisierung von Teilen der Zivilgesellschaft, die in den späten 60er Jahren in vielen Staaten zu verzeichnen war, machte auch vor den Olympischen Spielen des Jahres 1968 nicht halt. Wenige Wochen vor dem Beginn der Spiele, die vom 12. bis zum 27.10. 1968 abgehalten wurden, entluden sich Studentenproteste im Schwellenland Mexiko gegen die angeblich zu hohen Kosten der Veranstaltung und gegen soziale Mißstände allgemeiner Art in blutigen Auseinandersetzungen, die allein in Mexiko- Stadt über 300 Tote forderten, nachdem Polizei und Militär die Proteste blutig niedergeschlagen hatten.
    Von Fachleuten kritisiert wurde dagegen die Höhenluft am Austragungsort, obwohl trotz dieses vermeintlichen Handicaps die teilnehmenden Athleten insgesamt 34 Welt- und 38 olympische Rekorde aufstellten.
    Konflikte gab es auch um die Teilnahme der Republik Südafrika. So drohten die meisten schwarzafrikanischen Staaten mit einem Teilnahmeboykott, falls der Apartheidstaat Sportler nach Mexiko entsenden dürfte. Das IOC lenkte daraufhin ein und lud die südafrikanischen Sportler kurzerhand wieder aus.
    Aufgrund von IOC- Entscheidungen marschierten erstmalig hinter einer "neutralen" Flagge zwei selbständige deutsche Mannschaften ins Stadion, obwohl sich viele Sportler aus der Bundesrepublik und der DDR weiterhin für die Wettkampfteilnahme in einer gemeinsamen Mannschaft aussprachen.
    Neu war auch, daß mit der mexikanischen Hürdenläuferin E.B. Soleto erstmals eine Frau das Olympische Feuer entzündete.
    Vielen Zeitgenossen ist Mexiko `68 vor allem noch durch die Siegerehrung über 200 m Sprint im visuellen Gedächtnis verblieben, nachdem die afroamerikanischen US- Sportler Smith und Carlos während der Siegesfeier beim Abspielen der amerikanischen Nationalhymne demonstrativ ihre behandschuhten Fäuste als Zeichen der "Black- Power"-Bewegung in die Luft reckten. Trotz ihres sportlichen Erfolgs wurden beide Athleten daraufhin von der US- Mannschaftsleitung aus dem Team ausgeschlossen.
    Trotz vorheriger Fachkritik mußte man im Nachhinein eingestehen, daß die regelrechte Leistungsexplosion während der Wettkämpfe in erster Linie auf die Höhenluft von Mexiko- City (2240 m über NN) zurückzuführen war. Mehrwöchiges Höhentraining hatte im Vorfeld zu einer Vermehrung der roten Blutkörperchen im Organismus der Athleten geführt. Die dadurch bedingte erhöhte Sauerstoffzufuhrin der Muskulatur steigerte die Leistungsfähigkeit.
    Über 100 Meter dominierten die Sprinter aus den USA: Olympiasieger Jim Hines stellte mit 9,9 Sekunden einen neuen Weltrekord auf. Auf den Mittel- und Langstrecken (1500 Meter bis Marathon) machten wieder einmal Läufer aus Afrika die Siege unter sich aus. Das herausragende Ergebnis in der Leichtathletik präsentierte Bob Beamon (USA): er verbesserte den Weitsprung- Weltrekord um 55 cm auf sagenhafte 8,90 Meter. Erst 23 Jahre später gelang es seinem Landsmann Mike Powell, diesen "Sprung ins 21. Jahrhundert" mit 8,95 Meter zu überbieten.
    Der US- Diskuswerfer Al Oerter errang seinen vierten Olympiasieg in Folge. Mehr noch als sein Siegessprung von 2,24 Metern sorgte die Technik des Hochspringers Dick Fosbury (USA) für Schlagzeilen. Der sogenannte Fosbury- Flop revolutionierte den Hochsprung und verdrängte den bis dahin üblichen Straddle- Stil.
    Unbestrittene "Königin" der Olympischen Spiele 1968 war jedoch die tschechoslowakische Turnerin Vera Cáslavská mit viermal Gold und zweimal Silber.
    Festzuhalten bleibt noch, daß Mexiko ´68 die erste Olympiade war, bei der Dopingtests durchgeführt wurden.
    Auch wurden die weltweiten Fernsehübertragungen der Spiele erstmalig in Farbe vorgenommen.
    Neben zahlreichen, auf www.youtube.com abrufbaren Einzelclips als interessante Zusammenfassung inklusive eines kritischen Kommentars von Willi Daume zum Erfolg resp. Mißerfolg der deutschen Olympiamannschaft empfehlenswert:
    www.youtube.com/watch?v=hhDHpLhCn1o
    Wesentlich ausführlicher und in Farbe die offizielle Doku zu Mexiko ´68:
    www.youtube.com/watch?v=pVsQYRZgb10
    Eine auch für weniger Sportbegeisterte sehenswerte, sehr starke, atmosphärische Dokumentation mit zahlreichen ausgesprochen ästhetischen Aufnahmen ! :thumbsup: