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    Montag, 30. April 2018, 17:44

    Bewegende Momente der 60er Jahre - Die Fußball- Weltmeisterschaft in England 1966

    Die Endrunde zur 8. Fußball- Weltmeisterschaft wurde vom 11. bis 30. Juli 1966 in England ausgetragen, und zwar zu einer Zeit, als ich mich als neunjähriger Grundschüler mit meinen Eltern im Österreichurlaub befand. Erinnern kann ich mich noch an Fernsehübertragungen im Foyer des Hotels am Weißensee in Kärnten und erregte Diskussionen der überwiegend deutschen Gäste über das sogenannte "Wembley- Tor", durch das diese WM besonders im kollektiven Gedächtnis von uns Deutschen verblieben ist. Das bis heute berühmte und immer noch hochumstrittene Tor bedeutete gleichzeitig die Vorentscheidung für Englands ersten und bisher einzigen Titelgewinn bei einem großen Endturnier, zu dem wenige Wochen später sogar eine Sonderbriefmarke mit der Inschrift "England Winners" erschien.
    1966 fand die Fußball- WM erstmals im "Mutterland des Fußballs" statt. Beworben hatten sich bereits 1960 neben England auch Deutschland und Spanien. England konnte v.a. mit dem Slogan "100 Jahre Fußball in England" (Gründung der Football- Association 1863) punkten und erhielt mit 34 gegen 27 Stimmen schließlich den Zuschlag.
    Geeignete Stadien waren in England genügend vorhanden, allen voran das Wembley- Stadion in London, das Platz für knapp 100.000 Zuschauer bot und im Vorfeld der WM für über 6 Mio. GBP renoviert wurde. Weitere Spiele fanden im White City Stadion (London), in Villa Park (Birmingham), im Hillsborough Stadion (Sheffield), in Goodison Park (Liverpool), in Old Trafford (Manchester), in Roker Park (Sunderland) und in Ayresome Park (Middlesborough) statt.
    71 Nationen meldeten ihre Teilnahme an der Qualifikation zur WM 1966 an, was einen neuen Teilnehmerrekord darstellte. England als Gastgeber und Brasilien als Titelverteidiger waren bereits automatisch qualifiziert, wodurch 69 Nationen um insgesamt 14 freie Plätze spielten. Nach 127 Qualifikationsspielen standen folgende Mannschaften für die WM- Endrunde fest:
    1. Aus Europa Bulgarien, Deutschland, England, Frankreich, Italien, Portugal, die Schweiz, die Sowjetunion, Spanien und Ungarn.
    2. Aus Südamerika Argentinien, Brasilien, Chile und Uruguay.
    3. Aus Nord- und Mittelamerika lediglich Mexiko.
    4. Aus Asien resp. Afrika lediglich Nordkorea (!).
    Der Turniermodus blieb im Vergleich zur WM 1962 in Chile unverändert. Die 16 teilnehmenden Mannschaften traten in vier Vorgruppen mit jeweils vier Mannschaften an.
    Gruppe A: Uruguay, England, Frankreich, Mexiko.
    Gruppe B: Schweiz, Deutschland, Spanien, Argentinien.
    Gruppe C: Brasilien, Bulgarien, Ungarn, Portugal.
    Gruppe D: Nordkorea, Sowjetunion, Chile, Italien.
    England meisterte die Vorrunde erwartungsgemäß. Uruguay konnte in der Vorrunde den zweiten Platz erreichen und sich somit für das Viertelfinale qualifizieren. Die Spielweise des zweimaligen Weltmeisters galt während der WM ´66 jedoch als außergewöhnlich hart und defensiv.
    Deutschland besiegte im Auftaktspiel die Schweiz mit 5:0 und wurde durch ein 0:0 gegen Argentinien und einen 2:1- Erfolg über Spanien Gruppensieger. In der Vorrunde profilierte sich insbesondere der damals erst 20-jährige Franz Beckenbauer.
    Neuling Portugal überraschte mit mutigem Angriffsfußball, angeführt von dem damaligen absoluten Ausnahmespieler dieser WM, Eusebio, und sorgte überraschend für das sensationelle Vorrunden- Aus des amtierenden Weltmeisters Brasilien. Die überalterte brasilianische Mannschaft war nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden Pélés nicht in der Lage, gegen Ungarn und Portugal einen Sieg zu erringen.
    Italien schied völlig überraschend nach der Vorrunde aus. Nach einem Sieg über Chile und einer knappen Niederlage gegen die Sowjetunion rechnete jedermann mit einem ungefährdeten Sieg gegen die in Europa weitgehend unbekannten Nordkoreaner. Durch die sensationelle 0:1 Niederlage war für Italien bereits nach der ersten Runde Schluß. In der Heimat wurden die italienischen Spieler daraufhin in tumultartigen Szenen mit Tomaten und faulem Obst begrüßt.
    Im Viertelfinale setzten sich in allen Partien die jeweiligen Gruppenersten durch. Deutschland besiegte Uruguay mit 4:0. Torschützen waren Helmut Haller mit zwei Treffern, Franz Beckenbauer und Uwe Seeler.
    England besiegte Argentinien mit 1:0, Portugal in einem dramatischen Aufholspiel Nordkorea mit 5:3 und die Sowjetunion Ungarn mit 2:1.
    Im Halbfinalspiel erreichte die deutsche Elf mit dem 2:1 Sieg über die Sowjetunion zum zweiten Mal ein WM- Finale. Die Treffer erzielten Helmut Haller und Franz Beckenbauer. England setzte sich gegen Portugal mit 2:1 durch.
    Das Finale der WM 1966 zwischen England und Deutschland begann furios. Bereits nach zwanzig Minuten stand es durch Tore von Helmut Haller und Geoffrey Hurst 1:1. Zwölf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit konnten die Engländer durch Martin Peters in Führung gehen, doch dem deutschen Verteidiger Wolfgang Weber gelang in der Nachspielzeit mit seinem ersten Länderspieltor noch der Ausgleich. In der 101. Minute fiel das legendäre Wembley- Tor. Hurst schoß den Ball an die Unterkante der Latte, der von dort senkrecht nach unten prallte, bevor er von Weber ins Toraus geköpft wurde. Der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst entschied nach Rücksprache mit dem Linienrichter auf Tor. Hurst erhöhte in der Schlußminute der zweiten Verlängerungshalbzeit noch auf 4:2. Obwohl dieser Treffer unter normalen Umständen irregulär war, da sich bereits Zuschauer auf dem Spielfeld befanden, beließ man es beim offiziellen Endergebnis von 4:2 nach Verlängerung. England wurde damit zum ersten und bislang einzigen Mal Fußball- Weltmeister.
    Zusammengefaßt bleibt festzustellen, daß im Vergleich zur Fußball- WM 1962 in Chile sich 1966 im Bereich der Spielkultur deutliche Fortschritte abzeichneten. Während sich vier Jahre zuvor oft noch wahre "Schlachten" auf den Fußballfeldern abspielten, wurde 1966 die Mehrzahl der Partien mit mehr Fairness und Sportsgeist geführt. Lediglich die Mannschaften aus Uruguay und Argentinien machten durch ihre härtere Spielweise Negativschlagzeilen.
    Während der Fußball- WM 1966 wurden zum ersten und bisher einzigen Mal vor dem Anpfiff keine Nationalhymnen gespielt. Der Grund lag in den fehlenden diplomatischen Beziehungen Großbritanniens zu Nordkorea, so daß die FIFA beschloß, während der WM auf das Abspielen von Hymnen zu verzichten. Nur das Finalspiel war von dieser Sonderregelung ausgeschlossen.
    Eine sehr sehenswerte Doku zur Fußball- WM ´66 aus überwiegend deutscher Sicht:
    www.youtube.com/watch?v=zuJUwBVzAsQ&t=140s

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    Dienstag, 8. Mai 2018, 17:52

    Bei allem Verdruß über das berühmte Wembley-Tor: im Endeffekt war es egal, ob die Deutsche Mannschaft nun 2:3 oder 2:4 verloren hat. Viele vergessen das.

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    Dienstag, 8. Mai 2018, 18:55

    Das 4:2 für England 1966

    Böse Zungen behaupten bis heute, daß Deutschland 1966 mit den beiden letzten Toren der Briten einigermaßen über den Tisch gezogen worden ist. Das Wembley- Tor wäre de facto keins gewesen, und das 4:2 hätte nicht gezählt werden dürfen, da es unter "irregulären" Bedingungen zustandegekommen wäre (Zuschauer auf dem Spielfeld etc.).
    Uwe Seeler äußerte sich zu den Vorgängen in dem angegebenen Video ziemlich eindeutig, gibt jedoch auch zu, daß die Mannschaft unter Helmut Schön Anweisung hatte, bei Zweifelsentscheiden nicht zu insistieren. Man wollte "vor der Queen einen guten Eindruck hinterlassen, sei noch anders erzogen worden als die nachfolgenden Spielergenerationen" uvm.
    Wie auch immer: ich enthalte mich derartiger Diskussionen, da ich zum Zeitpunkt des Spiels noch recht jung war und bis heute nie der ganz große Fußballfan geworden bin.

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    Mittwoch, 9. Mai 2018, 10:16

    So oder so

    Ein Spiel kann durch ein irreguläres Tor durchaus ganz anders laufen (man resigniert mehr als durch ein reguläres, fühlt sich betrogen) . Ich glaube, das war das erste mal, dass ich mich wirklich über so etwas geärgert habe, ich war grade mal 10, und selbstverständlich wurde das im Freundeskreis heftigst erörtert. Als Eintracht Frankfurt Fan hab ich mittlerweile aber ein ganz dickes Fell, was das angeht.

    Der Videobeweis hätte möglicherweise damals zu einem ganz anderen Ausgang geführt. Aber so etwas gab es ja noch gar nicht ^^

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    Mittwoch, 9. Mai 2018, 16:18

    Englands Fluch

    Ich gebe zu, dass ich mich damals sehr über dieses Tor geärgert habe, heute muss ich jedoch zugeben, dass es eine sehr knappe Entscheidung war und man sie durchaus gelten lassen kann. Immerhin ist Deutschland danach noch 3 mal Weltmeister geworden (bis heute), während dieses Tor wie ein Fluch an England klebt. Es blieb ihr bisher einziger Titel, weder zum Weltmeister noch zum Europameister hat es danach gereicht. Und auch sie hatten durch Tore, die wesentlich eindeutiger irregulär waren, wichtige WM-Spiele verloren. Man denke etwa an Argentinien und die "Hand Gottes" oder nach 44 Jahren als im Achtelfinale 2010 ausgerechnet Deutschland in einer wichtigen Phase einen irregulären Treffer erzielte. Heute bin ich froh darüber, dass es nicht anders herum gelaufen ist :)

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    Mittwoch, 9. Mai 2018, 16:34

    Der "Gott des Fußballs"

    @ Franko: das kann man "fußballphilosophisch" durchaus so sehen. Unter diesen Voraussetzungen scheint es ja doch einen "Gott des Fußballs" zu geben, der auf lange Sicht für ausgleichende Gerechtigkeit sorgt ;) .