Das waren noch Zeiten!

Das sehr langlebige Format ist heute zu Unrecht ein wenig in Vergessenheit geraten, handelte es sich doch bei dieser Sendung um nichts Geringeres als die Mutter aller deutschen Castingshows. Mir persönlich war in den 60er/ 70er Jahren die populäre Musikshow zwar bekannt, ich werde zu dieser Zeit aber eher selten hineingeschaut haben, da die Sendung damals noch nicht in mein "Beuteschema" paßte .
Der "Talentschuppen" war eine vom SWF konzipierte Sendung, dessen damaligem Unterhaltungschef Dieter Pröttel zunächst ein wöchentliches Musikformat vorschwebte, in dem zahlreiche unbekannte Künstler eine mediale Plattform erhalten sollten, um ihr Können zu präsentieren.
Die Sendung startete im Januar 1966 zunächst als Halbstundenformat im Vorabendprogramm unter der Regie und Moderation von Dieter Pröttel als ursprünglichem Ideengeber. Die Mehrzahl der in dieser Talentshow erstmals auftretenden Künstler war völlig unbekannt, wenn ihr Auftritt überzeugte, stand einem nochmaligen Wiederkommen nichts im Wege. Neben zahlreichen "Eintagsfliegen" war eine der bekanntesten Entdeckungen dieser Show der im April 1968 erstmals auftretende Michael Schanze, der dort seine Karriere als Sänger und Moderator ("Flitterabend") begann. Weitere Künstler, die von hier aus ihre Karriere starteten, waren u.a. Ulrich Roski (Oktober 1970), Juliane Werding (Juni 1971), Reinhard Mey (November 1971) und "Hape" Kerkeling (April 1983), der sich damals noch unter seinem bürgerlichen Vornamen Hans-Peter vorstellte. Auch Persönlichkeiten wie Joy Fleming, Bernd Clüver, Penny McLean, Ute Lemper, Gaby Berger u.v.a. konnten durch den "Talentschuppen" ihren Bekanntheitsgrad deutlich steigern.
Dieter Pröttel übernahm die Moderation bis 1973 und noch einmal zwischen 1982 und 1984. Zwischen 1973 und 1981 wurde er von Bill Ramsey abgelöst, der das Format nun über eine Länge von 45 bis 60 Minuten an Samstagnachmittagen moderierte. In seiner Spätphase in den 80er Jahren wurde der "Talentschuppen" in das Abendprogramm an Donnerstagen um 21.45 Uhr verlegt.
Neben den regulären Sendungen gab es auch abendfüllende Spezialausgaben, wobei in den letzten Folgen von 1985 auch der Moderatorennachwuchs zum Zuge kam: Jörg Knörr, Christoph Lanz, Inga Franke- Schulz und K.- P. Grap moderierten je eine Sendung.
Im Oktober 1985 lief mit Folge 67 die letzte Show des "Talentschuppens". In den Folgejahren erschienen nur noch sporadisch einzelne Sendungen unter dem Titel "Talentschuppen Berlin" zur Funkausstellung und "Euro- Talentschuppen", die von Sabrina Lallinger und Karl Dall moderiert wurden.
Auf www.youtube.com finden sich derzeit einige Clips zur Sendung, u.a. der Erstauftritt von Juliane Werding und der des damaligen Schülers H.-P. Kerkeling, dessen außerordentliches Talent bereits damals zu erkennen war .