Das waren noch Zeiten!

Der in meinen Augen zeitlose Gefängnisklassiker hat mich nach meiner Erinnerung schon in relativ jungen Jahren (vermutlich Anfang bis Mitte der 70er) nachhaltig beeindruckt, schilderte er doch, basierend auf Tatsachen, auf eindrucksvolle Weise den allmählichen Wandel eines Gewaltverbrechers zur ornithologischen Koryphäe.
Natürlich profitierte die filmische Umsetzung auch von den Idealbesetzungen eines Burt Lancaster, Karl Malden und Telly Savalas sowie durch die, passend zur Thematik, sehr nüchterne, fast dokumentarische Umsetzung des Drehbuchs.
"Birdman of Alcatraz" entstand 1961/62 unter der Regie von John Frankenheimer und basierte lose auf dem Roman "Sehet die Vögel unter dem Himmel. Der Gefangene von Alcatraz" von Thomas E. Gaddis, der sich an wahren Geschehnissen orientierte. Das Drehbuch stammte von Guy Trosper. Um die mehr als fünzigjährige Haftzeit des Protagonisten annähernd glaubwürdig darstellen zu können, erhielt der Film eine Laufzeit von rund zweieinhalb Stunden, die m.E. jedoch zu keiner Zeit den Zuschauer auch nur annähernd langweilen.
Worum ging es ? Robert Stroud (Burt Lancaster) wird wegen Totschlags in das Gefängnis Leavenworth eingewiesen und ermordet dort noch zu allem Überfluß einen ihn schikanierenden Angehörenden des Wachpersonals. Durch die Eingabe seiner Mutter (Thelma Ritter) wird er nicht gehängt, sondern erhält lediglich lebenslange Einzelhaft und entdeckt während eines Hofganges einen verletzten Vogel, den er in seiner Zelle gesundpflegt und auch dressiert. Daraus entwickelt sich im Lauf der Zeit mit Erlaubnis der Gefängnisleitung eine regelrechte Vogelzucht, durch die das verpfuschte Leben Stroud´s einen neuen Sinn erhält. Er erfindet nach zahllosen Experimenten mit verschiedenen Wirkstoffen ein Heilmittel gegen ein Fieber, das zahlreichen seiner Vögel vorher bereits das Leben gekostet hat. Durch seine Veröffentlichungen lernt er auch Stella (Betty Field) kennen, die sich ebenfalls mit der Vogelzucht beschäftigt und die er später, obwohl immer noch Gefängnisinsasse, heiratet. Durch diese Verbindung kommt es jedoch zum endgültigen Bruch mit seiner Mutter, die in Stella eine unerwünschte Nebenbuhlerin sieht.
Durch eine neue Strafvollzugsordnung wird Stroud die weitere Haltung von Vögeln in seiner Zelle schließlich untersagt, eine Begnadigung bleibt trotz günstiger Beurteilungen aus, und zu allem Überfluß wird er auch noch auf die Gefängnisinsel Alcatraz verlegt. Durch die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Vögeln und dementsprechende Veröffentlichungen ist der ehemalige Gewalttäter dennoch zwischenzeitlich ein völlig neuer Mensch geworden und verfaßt ebenfalls ein Buch über die unnötigen Härten des amerikanischen Strafvollzugs.
"Der Gefangene von Alcatraz" erhielt 1963 vier Oscarnominierungen: für Burt Lancaster als bester Hauptdarsteller, Telly Savalas als bester Nebendarsteller, Thelma Ritter als beste Nebendarstellerin und Burnett Guffey für die beste Schwarzweißkamera.
Der passend zur Thematik in s/w gedrehte Film ist weitgehend im nüchternen Reportagestil gehalten und überzeugt m.E. auch nach über fünfzig Jahren immer noch durch seine packend- ergreifende Handlung. Neben "Die Verurteilten/ The Shawshank Redemption" von 1994 halte ich "Birdman of Alcatraz" von 1962 für den besten Gefängnisfilm, der jemals gedreht wurde .