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    Sonntag, 16. April 2017, 20:17

    Sternstunden des Spielfilms der 60er Jahre - Ich war Neunzehn (DDR 1968)

    Der in der Schlußphase des Zweiten Weltkriegs angesiedelte Film beruhte auf dem Kriegstagebuch von Konrad Wolf, der in dieser Produktion auch Regie führte, und ist für mich (unter Ausblendung der erstaunlich wenigen propagandistischen Einschübe) der aufgrund seiner großen Authentizität und seiner dramaturgischen Stärken bestgemachte deutsche Antikriegsfilm der 60er Jahre.
    Kennengelernt habe ich ihn erst verhältnismäßig spät aufgrund einer DVD- Beilage der Zeitschrift "Super Illu" nach der Jahrtausendwende.
    Der Protagonist des Films, Leutnant der Sowjetarmee Gregor Hecker, ein in die Sowjetunion emigrierter Deutscher, entdeckt als Mitglied einer Propagandaeinheit sein Vaterland Deutschland und seine Landsleute zwischen dem 16. April und dem 3. Mai 1945. Hecker erzählt dabei seine Erlebnisse in der Ich- Form: seine beihnahe im Zeitraffer gemachten außerordentlichen Erfahrungen in der Zeit des Umbruchs im Frühjahr 1945, die politische Neuausrichtung und Hecker´s persönliche Selbstfindung sind Themen des Films, bei dem selbst ein damaliges DDR- Tabuthema wie die Massenvergewaltigung deutscher Frauen durch Angehörige der Roten Armee zumindest angedeutet wird.
    Die Aufnahmen zum Film wurden mit für DDR- Verhältnisse hohem materiellen Aufwand von über zwei Millionen MDN im Januar 1967 begonnen. Unterstützt wurde die Produktion durch Einheiten der NVA und der Sowjetarmee. Ab Februar 1968 wurde "Ich war Neunzehn" in den Kinos der DDR aufgeführt und erreichte dort über drei Millionen Zuschauer.
    Gedreht wurde überwiegend an den Originalschauplätzen in der Mark Brandenburg. Damals noch reichlich vorhandene Zeitzeugen bestätigten die hohe Authentizität des Films, hoben jedoch auch hervor, daß der Kriegsschauplatz im Frühjahr 1945 im Vergleich zum Filmset mit zahlreichen Kriegstrümmern übersät war.
    "Ich war 19" erhielt 1968 den Nationalpreis der DDR I. Klasse, 1969 den Heinrich- Greif Preis I. Klasse und 1975 den Kunstpreis der Gesellschaft für Deutsch- Sowjetische Freundschaft.
    Worum ging es ? Im April 1945 kommt der 19- jährige Deutsche Gregor Hecker (Jaecki Schwarz) in der Uniform eines sowjetischen Leutnants in seine Heimat zurück. Er war erst acht, als seine Eltern mit ihm nach Moskau emigrierten. Vom 16. April bis zum 3. Mai fährt er in einem Lautsprecherwagen auf dem Weg der 48. Armee von der Oder kommend nördlich an Berlin vorbei. Per Lautsprecher fordert Gregor die sich auf dem Rückzug befindlichen deutschen Truppenteile zum Überlaufen auf; dies zunächst aus naheliegenden Gründen mit nur geringem Erfolg. Einzelne Wehrmachtsangehörige kommen, andere eröffnen das Feuer, die meisten ignorieren die Aufforderung Hecker´s und ziehen weiter. Jeden Tag begegnet Gregor Landsleuten unterschiedlichster Art: ängstlichen, verwirrten, verzweifelten und solchen, die aus der verfahrenen Situation das Beste machen wollen. Bei seinen russischen Kameraden fühlt sich Hecker auch aufgrund seiner brillanten Sprachkenntnisse aufgehoben, viele seiner Landsleute geben ihm dagegen Rätsel auf. Langsam begreift er, daß es "die Deutschen" nicht gibt. Er trifft einfache Leute, simple Mitläufer, Rückversicherer, Überläufer, Durchhaltefanatiker und auch eingefleischte Nationalsozialisten. Die Begegnung mit aus den aus dem KZ befreiten deutschen Kommunisten wird für Georg zu einem bewegenden Erlebnis. Und als sein Freund und Kamerad Sascha während eines Ausbruchs deutscher Verbände fällt, steht für den erschütterten Gregor fest, daß er hier und jetzt am Aufbau eines anderen Deutschlands mitwirken wird.
    "Ich war Neunzehn" weist als Antikriegsfilm auch durch die Darstellung vieler menschlicher Grundkonstanten zahlreiche zeitlose Elemente auf und ist m.E. auch rund 50 Jahre nach seiner Entstehung immer noch überaus sehenswert :thumbup: .