Das waren noch Zeiten!

Diese aufgrund des ausgefallenen Handlungsrahmens nicht uninteressante Reihe gehört zu den wenigen Vorabendserien der ausgehenden 60er Jahre, an die ich noch detailliertere Erinnerungen habe. Leider gehörte das Format in den USA nicht gerade zu den Erfolgsserien dieser Zeit. Doch hierzu später mehr.
"The Second Hundred Years" entstand 1967 nach einer Idee von Roswell Rogers und Ed Simmons. Die Serie wurde in Farbe als 30- Minutenformat von Screen Gems Inc. unter der Regie von John Erman, Paul J. Witt und Richard Kinon produziert und lief auf ABC Network zwischen September 1967 und März 1968 über lediglich 26 Episoden in einer Staffel.
Angelegt war die Sitcom als "High Concept Show" mit einem Handlungsfaden, der sich im wahren Leben in dieser Form wohl nie abgespielt hätte. Dementsprechend erhielt die Serie in der zeitgenössischen amerikanischen Medienkritik überwiegend negative Bewertungen. Dennoch hatte sie zu Beginn gute Einschaltquoten, die jedoch schnell wieder zurückgingen, da vielen Zuschauern der Plot wohl als zu handlungsarm erschien. Im März 1968 wurde die Reihe daher auf einen anderen Sendeplatz verlegt, wo sie die ausgelaufene Serie "Batman" ersetzte, und kurz darauf durch die ABC- Programmverantwortlichen endgültig aus dem Sendeplan genommen.
Bei uns in Deutschland wurden ab August 1969 in fast allen regionalen Vorabendprogrammen der ARD 13 Episoden der Reihe ausgestrahlt, wobei einige Anstalten sich erst 1970/71 zur Ausstrahlung entschlossen und die Serie bis August 1971 sendeten. Belegt sind Ausstrahlungen im Sendebereich des WDR, HR, NDR, SWF, SR, SFB und BR.
Worum ging es ? Der Goldsucher Luke Carpenter (Monte Markham) ist um 1900 in Alaska von einer Schneelawine begraben worden. 67 Jahre später wird er von der US- Army in einem Gletscher wiederentdeckt, kann aufgetaut und wie durch ein Wunder wieder zum Leben erweckt werden. Colonel Frank Garroway (Frank Maxwell) übergibt den Mann, der sich physisch als Mittdreißiger erhalten hat, in die Hände seines Sohnes Edwin (Arthur O´Connell) und dessen 33-jährigen Sohn Ken (ebfs. gespielt von Monte Markham). Bedingt durch diese außergewöhnliche Konstellation, ist Vater Carpenter biologisch nun mehr als 30 Jahre jünger als sein eigener Sohn, aber dafür im etwa gleichen Alter wie sein Enkelsohn. Dazu kommt, daß sich beide zum Verwechseln ähnlich sind, aber aus verschiedenen Zeitaltern stammen und daher teils völlig unterschiedliche Ansichten und Lebensgewohnheiten haben. Betreut wird Luke Carpenter von der Krankenschwester Lucille Anderson (Bridget Hanley), nachdem er von der US- Army zum Staatsgeheimnis Nummer 1 erklärt worden ist.
Nachstehend die komplette Episodenliste der in Deutschland ausgestrahlten Folgen, die weitere inhaltliche Aufschlüsse vermittelt:
1. Endlich daheim
2. Die alte Tour
3. Die Pipeline
4. Ausflug mit Marcia
5. Der Test
6. Das Attest
7. Die Kronzeugen
8. Wer ist wer ?
9. Das Hippie- Mädchen
10. Helfer in der Not
11. Die Schwarzbrenner
12. Kavalier alter Schule
13. Mit gleichen Mitteln
Mit aktuellen DVD- Editionen sieht es derzeit auf beiden Seiten des Atlantiks leider finster aus. Vor etlichen Jahren soll aber bereits eine Gesamtausgabe auf VHS- Kassetten erfolgt sein. Dafür sprechen auch einige der z.Zt. im Netz abrufbaren Clips, die scheinbar restauriert worden sind. Jedenfalls finden sich auf www.youtube.com unter dem Originaltitel eine ganze Reihe von Clips inklusive des Promotrailers und teilweise recht lesenswerter Kommentare, die einen guten Gesamteindruck von der Serie vermitteln.
"Der Mann von gestern" bietet ein recht ausgefallenes und dennoch sehr unterhaltsames Handlungskonzept ganz im Stil der späten 60er Jahre. Zu wünschen wäre, daß die Serie durch einen Nischenanbieter wieder an das Licht einer breiteren Öffentlichkeit gelangen könnte, vielleicht sogar mit der möglicherweise noch auffindbaren deutschen Synchro .