Das waren noch Zeiten!

Als ehemaliger Bewohner der "Rhein- Ruhr Schiene" war mir die Figur des Adolf Tegtmeier alias Jürgen von Manger natürlich nicht unbekannt. Mitbekommen habe ich auch, daß der überzeichnete Typus des Ruhrgebietskleinbürgers, den von Manger über Jahrzehnte erfolgreich verkörperte, in den 70ern von interessierter Seite verstärkt kritisiert wurde. Gewisse Kreise sahen die "Würde der Arbeiterschaft des Ruhrgebiets" verletzt und zeigten sich aufgesetzt pikiert. Ich sah es damals anders und habe bis heute meinen Spaß an der Figur des "Adolf Tegtmeier" beibehalten .
Wie auch immer: lange bevor sich Jürgen von Manger als "Geheimagent Tegtmeier" im Jahre 1966 zum ersten Mal den deutschen Zuschauern in einer Fernsehserie präsentierte, war er bereits durch zahlreiche Hörfunksendungen und Plattenaufnahmen als "Ruhrgebietskumpel" zu einer festen und sehr populären Größe der deutschen Nachkriegsunterhaltung geworden. Nach dem TV- Erstling von 1966 folgten zwischen 1972 und 1980 die beiden langlebigen Serienformate "Tegtmeiers Reisen" und "Tegtmeier klärt auf", die noch erfolgreicher wurden.
"Geheimagent Tegtmeier" wurde 1965/ 66 durch die TV Star Ateliergesellschaft mbH München nach Drehbüchern von Günther Swars produziert. Alle Dreharbeiten fanden in München statt; Regie führte für die ersten drei Episoden Kurt Wilhelm, der danach von Rudolf Nussgruber abgelöst wurde. Hergestellt wurden lediglich sechs s/w- Episoden als 25- Minutenformat im Auftrag des Westdeutschen Werbefernsehens (WWF), die dort sowie in einigen anderen regionalen Vorabendprogrammen der ARD ab März 1966 ausgestrahlt wurden.
Worum ging es ? Der Diplom- Geheimagent Adolf Tegtmeier (Jürgen von Manger) gehört nicht gerade zu den geistigen Überfliegern. Mit einer nahezu grenzenlosen Naivität ermittelt er in den verschiedensten Fällen, die ihm von einer Geheimorganisation zugeschanzt werden und die er stets mit mehr Glück als Verstand löst.
Getarnt als Meinungsforschungsinstitut "Immforsch", vermittelt Tegtmaiers Brötchengeber Agenten zur Untersuchung besonders schwieriger Fälle. Niemand kennt den Leiter dieser Organisation, die einzigen Kontaktpersonen sind die Sekretärin Fräulein Küppers (Gisela Schlüter) und die Mitarbeiterin Fräulein Betty (Sofie Engelke). Tegtmeier berichtet dem Zuschauer mit geradezu kindlicher Naivität von seinen skurrilen Kriminalfällen, die er meist eher durch Zufall als durch besonderen Spürsinn oder intelligente Vorgehensweise zu einem glücklichen Abschluß bringt. Als er in Episode vier herausbekommt, daß in Wahrheit Fräulein Küppers die "Immforsch" leitet, macht er sich selbständig. Doch der "begabte" Geheimagent, der seine tatsächlichen Fähigkeiten stets maßlos überschätzt, bekommt daraufhin keine neuen Aufträge mehr und sieht sich notgedrungen veranlaßt, wieder in die Dienste von Fräulein Küppers zu treten.
Der 1923 in Koblenz- Ehrenbreitstein geborene Jürgen von Manger war kein Proletarierkind, sondern der Sohn des Staatsanwaltes Fritz Koenig und der aus einem Koblenzer Adelsgeschlecht stammenden Antonia von Manger. Jürgen von Manger begann seine Schauspielerkarriere nach dem Krieg in Hagen/ Westfalen und wurde insbesondere in den 60er und 70er Jahren durch seine Darstellung des Ruhrgebietskleinbürgers Adolf Tegtmeier bundesweit sehr populär. 1966 veröffentlichte er unter dem Titel "Bleibense Mensch" seine erfolgreichsten Tegtmeier- Geschichten in einem Buch. Nach einem Schlaganfall im Jahre 1985 konnte Jürgen von Manger seinen Schauspielerberuf nicht mehr ausüben. Er starb 1994 in Herne im Alter von 71 Jahren.
Bereits im Mai 2010 brachte das Label "MORE Brands and Products" die komplette Miniserie als DVD- Edition auf den Markt. Auch auf www.youtube.com findet sich der dazu passende Promotrailer, jedoch derzeit keine kompletten Episoden.
"Geheimagent Tegtmeier" ist m.E. eine herrlich anzuschauende Mischung aus Krimi- und Comedyreihe mit dem unvergessenen Jürgen von Manger, die auch 50 Jahre nach ihrer Ausstrahlung nichts von ihrem Reiz verloren hat. Unbedingt empfehlenswert ! Ääährlich ! .