Das waren noch Zeiten!

Ich bin immer wieder einmal auf diese populäre französische Jugend- und Familienserie angesprochen worden. Mir blieb sie in den späten 60ern jedoch völlig unbekannt, was damit zusammenhängen könnte, daß sie damals nicht im Vorabendprogramm des WWF ausgestrahlt wurde.
"Belle et Sebastien" basierte auf dem gleichnamigen Roman der französischen Schauspielerin Cecile Aubry, die auch hinter den Kulissen als außerordentlich vielseitig galt. So schrieb sie für die TV- Umsetzung ihres Buches sämtliche Drehbücher und führte in der Serie auch selbst Regie. Der junge Protagonist der Reihe, Mehdi El Glaoui, war ihr eigener Sohn.
Zwischen 1965 und 1970 strahlte das französische Fernsehen im Halbstundenformat 39 s/w- Episoden in drei Staffeln aus.
Bei uns in Deutschland sendeten einige regionale Vorabendprogramme der ARD ab Februar 1968 13 Episoden. Auch das Fernsehen der DDR strahlte wenige Jahre später unter dem Serientitel "Sebastian" einige Episoden aus.
Die Serie handelt von den zahlreichen Abenteuern eines kleinen Jungen und seiner großen Hündin. Der kleine Sebastian (Mehdi El Glaoui) wächst bei dem alten Jäger Cesar (Edmond Beauchamp) und den Kindern Angelina (Paloma Matta) und Jean (Dominique Blondeau) in den französischen Alpen nahe der italienischen Grenze auf. Sebastian ist Cesar´s Adoptivkind, der den Jungen vor einigen Jahren zusammen mit zwei Zöllnern aus einem Schneesturm in den Bergen gerettet hatte, bei dem Sebastians Mutter um´s Leben kam.
In etwa zur gleichen Zeit kommt auf der anderen Seite des Gebirges eine Hündin zur Welt, die in den Folgejahren von verschiedenen Besitzern schwer mißhandelt wird und deshalb eines Tages fortläuft. Die französische Polizei stuft den weißen Hirtenhund aufgrund seines Verhaltens gegenüber Menschen als gefährlich ein und will ihn erschießen. Dem kommt jedoch Sebastian zuvor, der den Hund rettet und sich mit ihm anfreundet. Der Junge hat anfangs alle Hände voll zu tun, um seine Hündin, die er "Belle" nennt, vor den schießfreudigen Bergbewohnern zu schützen, und erlebt mit diesem zahlreiche Abenteuer.
Der 1956 geborene Hauptdarsteller Mehdi El Glaoui stand in "Belle und Sebastian" nicht das erste Mal vor der Kamera. Bereits 1961 besetzte er eine Rolle in der ebenfalls von seiner Mutter Cecile Aubry erdachten Erfolgsserie "Poly".
Im April 2013 beschritt Studio Hamburg Enterprises neue Vertriebswege und veröffentlichte die erste in Frankreich ausgestrahlte Staffel mit 13 Episoden auf DVD. Nachvollziehbar ist, daß man damit gleichzeitig den französischen Markt anpeilte, wo die Serie noch einen wesentlich höheren Stellenwert genießt als bei uns.
Das Manko für den deutschen Kunden besteht jedoch darin, daß parallel dazu nur vier der damals in Deutschland als Zusammenschnittepisoden gesendeten Folgen im Angebotspaket enthalten sind, während die 13 Originalfolgen nur teilweise synchronisiert und in nicht geringem Umfang mit deutschen Untertiteln versehen wurden, was das Sehvergnügen deutlich einschränkt. Sinnvoller wäre es m.E. gewesen, eine getrennte Ausgabe aller damals in Deutschland ausgestrahlten Folgen auf den Markt zu bringen.
Auch auf www.youtube.com findet sich eine Reihe von Clips unter dem englisch/französischen Serientitel.
2014 wurde das Buch von Cecile Aubry neu verfilmt und als Kinofilm vermarktet. Kritisiert werden muß, daß die Rahmenhandlung teils deutlich von der Buchvorlage abweicht und z.B. in die Zeit des Zweiten Weltkrieges verlegt wird; eine Unsitte, die bereits bei der Neuverfilmung des Filmklassikers "Krieg der Knöpfe" Einzug gehalten hat. Das Remake ist ebenfalls bereits als DVD- Ausgabe erschienen.
"Belle und Sebastian" ist in der TV- Version von 1965 die gelungene Umsetzung eines erfolgreichen Jugendbuches aus unserem Nachbarland Frankreich. Begrüßenswert wäre es, wenn Studio Hamburg sich entschließen könnte, die seinerzeitige deutsche Umsetzung der Serie noch einmal in einer separaten DVD- Edition zu verlegen .