Das waren noch Zeiten!

Ich kann mich noch daran erinnern, wie Anfang der 70er Jahre an unserer "Realschule für Jungen" eine relativ kurzlebige Schülerzeitung mit dem Titel "Schwarz auf Weiß" aufkam. Das Blatt brachte es nur auf wenige Ausgaben, da einige der Initiatoren bald darauf ihren Abschluß machten und danach die Einrichtung verließen.
Auch wurden die Hefte für einige Groschen verkauft, was auf Schwierigkeiten mit dem damals meist noch recht knapp bemessenem Taschengeld vieler Schüler stieß. Eine Ausgabe wurde komplett vom Rektorat konfisziert, da darin die Notengebung und das allgemeine Sozialverhalten eines Lehrers ziemlich eindeutig kritisiert wurde.
Mit dieser Thematik beschäftigte sich auch die 13- teilige Vorabendserie "Die Hupe", die ab 1969 teilweise bis 1972 als 25- Minutenformat in den Regionalprogrammen der ARD ausgestrahlt wurde. Die Reihe ist ausnehmend schwach dokumentiert, daher erfolgen einzelne Informationen unter Vorbehalt.
Gedreht wurde "Die Hupe" nach Aussage eines Foristen am Albert- Schweitzer Gymnasium in Marl. Jede der dreizehn Episoden entsprach thematisch einer Ausgabe der Schülerzeitung. Im Zentrum des Geschehens steht der Schüler Konni (Thomas Fritsch), der aufgrund seines Rufs gegen den Widerstand einiger Lehrer für den Posten des "Chefredakteurs" der Schülerzeitung "Die Hupe" kandidiert. Zwar bekommt letztendlich doch der Wunschkandidat des Lehrkörpers den begehrten Posten, doch ernennt dieser Konni zu seiner rechten Hand und seinem Stellvertreter. Zusammen mit den Redakteuren Herbert (Bernd Herzsprung) und Olaf (Jürgen Flimm) werden in der Schülerzeitung eine ganze Reihe von inner- und außerschulischen Problemen angesprochen. So geht es um die unvermeidliche Kritik an "schwierigem" Lehrpersonal, um eine Initiative zur Verhinderung der Erhöhung von Eintrittspreisen ins städtische Schwimmbad und um das Anprangern von Kontrollen krankgeschriebener Mitarbeiter eines nahegelegenen Unternehmens durch den Werkschutz.
In weiteren Rollen traten u.a. Axel Scholtz, Günther Sauer, Paul- Edwin Roth, Hartmut Reck, Hans Elwenspoek, Susanne Doucet und Wolfgang Büttner auf.
Analog zur schwachen Dokumentation sieht es auch mit Clips und DVD- Angeboten zur Serie absolut finster aus. Selbst bei eingehender Recherche ließen sich keine Angebote entdecken, so daß sich Fans der Reihe wohl bis auf weiteres mit den Erinnerungen an diese thematisch nicht uninteressante Serie begnügen müssen.
"Die Hupe" war nach "Humboldtschule" die zweite Schulserie des ARD- Vorabendprogramms und entstand in einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs, als das Thema "SMV" (Schülermitverwaltung) unter Teilen der damaligen Schülerschaft hochaktuell war. Gefordert wurde u.a. damals die Teilnahme von Schülervertretern an Zeugnis- und Lehrerkonferenzen. Letztlich ist von diesen "basisdemokratischen" Ansätzen einer Schulreform nicht viel übriggeblieben. Allein unter zeithistorischen Aspekten wäre die Fernsehserie daher auch heute noch durchaus sehenswert .