Das waren noch Zeiten!

Daß auch Frauen in damals noch von Männern dominierten Berufsfeldern ihren Mann stehen können, bewies uns Ende der 60er Jahre die Familienserie "Drei Frauen im Haus". Eine weitere Besonderheit war, daß es sich um die einzige Fernsehserie handelte, in der die damals noch aus den "Sissi"- Verfilmungen sehr bekannte Schauspielerin Magda Schneider mit ihrem typisch österreichischen Charme auftrat.
"Drei Frauen im Haus" lief als übliches 25- Minutenformat über 13 Episoden zwischen April und Juli 1968 im Vorabendprogramm des ZDF und fand beim Publikum großen Anklang, so daß sich der Sender dazu entschloß, für das kommende Jahr eine zweite Staffel mit dem leicht veränderten Titel "Vier Frauen im Haus" mit weiteren 13 Folgen in Auftrag zu geben, die ab September 1969 ausgestrahlt wurden. Regie führte für alle 26 Episoden Hermann Leitner, die Drehbücher stammten von Hans-Georg Thiemt und Hans- Dieter Schreeb, produziert wurde die Reihe von Studio Hamburg. Während die 13 Episoden der ersten Serie noch in s/w hergestellt wurden, lief "Vier Frauen im Haus" bereits komplett in Farbe.
Worum ging es ? Fast alle Folgen beginnen damit, daß potentielle Kunden eine Autowerkstatt betreten und erstaunt feststellen, daß beinahe alle Mechaniker Frauen sind. In diesem Fall handelt es sich um die Töchter Karin (Gudrun Schmidt- May) und Monika (Christiane Thorn) des KFZ- Meisters Walter Lenz (Heinz Engelmann), die fast sämtliche Autoreparaturen in ihrem kleinen Familienunternehmen "Auto Lenz" selbständig durchführen. Else Lenz (Magda Schneider) ist dagegen als Ehefrau und Mutter die gute Seele des Unternehmens, die für alle anfallenden Büroarbeiten zuständig ist und die "den Laden zusammenhält".
In den ersten Folgen ist auch noch der Geselle Rudi (Volkert Kraeft) für die Werkstatt tätig.
Nachdem das "Autohaus Lenz" 1968 beim Publikum gut ankam, wird ein Jahr später die Handlung mit "Vier Frauen im Haus fortgesetzt". Da Karin Lenz inzwischen verheiratet ist, stellt Firmenchef Walter Lenz mit Tessy (Yvonne ten Hoff) und Renate (Petra Mood) zwei neue weibliche Lehrlinge ein. Ergänzt wird die mittlerweile aus vier Frauen bestehende Belegschaft noch durch den älteren Gesellen Friedrich (Richard Lauffen), der nach Feierabend gern einmal bei Familie Lenz fernsieht.
Ständiger Stammkunde des Autohauses ist Herr Oehmchen (Werner Stock), der laufend in der Werkstatt erscheint und sich über vermeintliche oder tatsächliche Nebengeräusche an seinem Fahrzeug beklagt.
In der Reihe traten zahlreiche Gaststars wie Evelyn Hamann, Til Erwig, Rolf Schimpf, Hans Putz, Manfred Seipold, Friedrich Schütter oder Wolfgang Stumpf auf.
Bereits im Mai 2011 wurden beide Teilserien unter dem Label "Aviator Entertainment" als digital restaurierte DVD- Edition veröffentlicht, die keine Wünsche offen lassen sollte. Der Box liegt ebfs. ein informatives 4- seitiges Booklet bei.
Auch auf www.youtube.com sind derzeit zwei Clips zur Serie eingestellt, die einen guten Eindruck beider Serien vermitteln.
Aus produktionstechnischer Sicht bleibt als kleines Manko der Serie lediglich festzuhalten, daß alle Aufnahmen ausschließlich im Studio stattfanden und man dies bei genauerer Betrachtung auch bisweilen deutlich merkt, z.B. an dem typischen "Studioklang" der Stimmen oder bei der Betrachtung einzelner Kulissenelemente. Hier hätte es gegen Ende der 60er Jahre bereits weitergehende Möglichkeiten für Außenaufnahmen geben können, die aber vermutlich aus Kostengründen nicht durchgeführt wurden.
"Drei Frauen im Haus" wird neben der für die damaligen Zuschauer neuartigen und dadurch reizvollen Konstellation einer "Frauenwirtschaft" in einer damals noch von Männern dominierten Wirtschaftsbranche von heutigen Fanforisten vor allem für die sehr stimmige Darstellung des Zeitgeistes und Lebensgefühls der späten 60er Jahre gelobt. Allein vor diesem Hintergrund ist die Serie für alle Fernsehnostalgiker und Interessenten an der Welt der 60er auch nach knapp einem halben Jahrhundert immer noch sehenswert .