Das waren noch Zeiten!

In den USA gilt die amerikanische Schauspielerin Lucille Ball mit ihrer überaus erfolgreichen Serie "I love Lucy", die von 1951 bis 1957 über 184 Episoden in 6 Staffeln auf CBS Network lief, bis heute als eine der erfolgreichsten Frauen des Comedy- Genres und gleichzeitig als die Erfinderin der "Sitcom". Daß "I love Lucy" nicht im deutschen Fernsehen der 50er und 60er Jahre zu sehen war, hat vorwiegend mit der damals noch sehr sorgfältigen Einkaufspolitik der öffentlich- rechtlichen Programmanager zu tun. Man stellte schlichtweg fest, daß sich der Wortwitz der amerikanischen Dialoge nur sehr unzureichend ins Deutsche übertragen ließe und verzichtete daher zunächst auf den Import der Erfolgsserie.
Nachdem die Reihe 1957 auslief, setzten Lucille Ball und ihr Ehemann Desi Arnaz das Format mit "The Lucy- Desi Comedy Hour" zwischen 1957 und 1960 ähnlich erfolgreich fort. Nach der Scheidung von Arnaz wurde die Serie zu "Here´s Lucy / The Lucy Show" zwischen 1962 und 1968 ein drittes Mal leicht modifiziert weiterentwickelt.
Von den insgesamt 156 Episoden der dritten Lucy- Reihe zeigte das ZDF bis Oktober 1964 zunächst sechs Folgen unter dem Titel "Bei uns zu Haus, da tut sich was". Zwischen April 1971 und Februar 1972 wurden weitere 26 Episoden unter dem neuen Titel "Hoppla Lucy" recht beliebig aus den verschiedenen Staffeln herausgepickt und gesendet. Dabei orientierte man sich überwiegend an den Folgen, in denen berühmte Gaststars wie John Wayne, Kirk Douglas oder Dean Martin mitwirkten.
Worum ging es ? Lucy Carmichael (Lucille Ball) ist frisch verwitwet und arbeitet als Sekretärin bei einer Bank, vornehmlich um dort neue Männerbekanntschaften machen zu können. Im Visier hat sie dabei vor allem ihren Chef Thedore J. Mooney (Gale Gordon). Lucy lebt nicht allein zuhaus, sondern versorgt dort ihre beiden Kinder Jerry (Jimmy Garrett) und Chris (Candy Noore). Mit Lucy zusammen wohnt ihre geschiedene Freundin Vivian Bagley (Vivian Vance) und deren Sohn Sherman (Ralph Hart). Lucy ist ein äußerst quirliger Typ und schmiedet ständig neue Pläne, die jedoch meist unter oft chaotischen Umständen scheitern, worunter ihr Chef oft besonders zu leiden hat.
In der zweiten Serienhälfte verändert Lucy ihren Wohnsitz von der amerikanischen Ostküste nach San Francisco. Dadurch wechselt auch Lucy´s beste Freundin, die nun durch Mary Jane Lewis (Mary Jane Croft) verkörpert wird. Mr. Mooney dagegen bleibt der Serie und auch Lucy erhalten und ist nun Vizepräsident der dortigen Bank, deren Chef Harrison Cheever (Roy Roberts) ist.
In den USA war die Serie derart erfolgreich, daß viele spätere Sitcoms und Filme die Witze, zahlreiche Anspielungen bis hin zu kompletten Episoden aus den "Urserien" übernommen haben. Selbst bei "Rudi´s Tagesshow" war man sich seinerzeit dafür nicht zu schade.
Mittlerweile sind in den Staaten eine ganze Reihe von DVD- Editionen erschienen, die die einzelnen Serien bis hin zu Komplettausgaben abdecken und auch bei uns als US- Importware bezogen werden können. Mindestkenntnisse der amerikanischen Umgangssprache sollten dabei vorhanden sein, um den jeweiligen Wortwitz nachvollziehen zu können. Ausgaben mit deutscher Synchro sind meines Wissens derzeit nicht auf dem Markt.
Auf www.youtube.com sind unter den amerikanischen Serientiteln zahlreiche Clips zu finden, während man sich bei deutsch synchronisierten Einstellungen derzeit mit einem Clip begnügen muß, der u.a.den deutschen Trailer von 1971 präsentiert.
"Hoppla Lucy" war mit der in Deutschland nie ausgestrahlten ersten Serie die "Urmutter" aller weiteren erfolgreichen Sitcoms und genießt auch heute noch in den Staaten auch durch die ständigen Wiederholungen der Reihe absoluten Kultstatus .
Wobei ich mich persönlich noch an einige der im ZDF ausgestrahlten Episoden von ´71/ 72 erinnern kann und damals der Meinung war, daß das Format eher für weibliche Fernsehzuschauer gedacht war. Aber diese Einschätzung liegt im Auge des jeweiligen Betrachters... .