•         *[Home] *[Fernsehen] *[Bücher] * [Comics] *[Musik] *[Alltag] * [Zeitgeschichte] *[Über mich]

    Sie sind nicht angemeldet.

    Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Das waren noch Zeiten!. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

    1

    Donnerstag, 22. September 2016, 17:46

    Jedermannstraße 11

    Interessant an dieser SFB- Vorabendserie aus den frühen 60ern ist unter anderem, daß es sich konzeptionell um ein Vorläuferformat des erst Jahrzehnte später entwickelten ARD- Dauerbrenners "Lindenstraße" handelte.
    Dennoch war "Jedermannstraße 11" keine originär deutsche Erfindung, sondern nahm sich das seit 1960 bestehende britische Serienphänomen "Coronation Street" zum Vorbild, das kurz nach dem Mauerbau auf entsprechende Berliner Verhältnisse umgewandelt wurde. Mir persönlich blieb die Reihe damals völlig unbekannt, wobei Altersgründe oder die schlichte Tatsache, daß das WWF die Serie damals nicht ausstrahlte, entscheidend gewesen sein mag.
    Die 26- teilige s/w- Serie im 20- Minutenformat lief zwischen November 1962 und 1965 in den Vorabendprogrammen der ARD. Auftraggebender Sender war der SFB resp. die "Berliner Werbefunk GmbH", die die Reihe durch die "Chamier Film" produzieren ließ. Die Drehbücher schrieb Iwa Wanja, Regie führte Ralph Lothar, der einige Jahre später auch für die Erfolgsserie "Landarzt Dr. Brock" verantwortlich zeichnete.
    Worum ging es ? In Berlin- Charlottenburg befindet sich ein Gründerzeit- Wohnhaus in der fiktiven "Jedermannstraße 11". Dort ist Käpt´n Jeschke (Willi Rose) nicht nur als tüchtiger Hausmeister angestellt, der sich um defekte Türen und verstopfte Rohrleitungen kümmern muß. Daneben betätigt er sich aufgrund seiner menschlichen Zugänglichkeit auch als Seelenklempner für die Hausgemeinschaft. Er manövriert die Bewohner des Mietobjekts durch die Unbilden des Alltags, gleich ob es dabei um Prüfungssorgen, unangenehme Mieter oder kleine Betrügereien geht, und selbst die gewaltigsten Ehekräche versteht er gekonnt zu schlichten.
    Dank seiner maritimen Lebenserfahrung meistert er zusammen mit seiner Frau Tinchen (Berta Drews, ihres Zeichens Mutter von Götz George) auf oft humorvolle Weise die Herausforderungen des Lebens und findet bei jeder passenden Gelegenheit einen Anlaß für seinen Lieblingssatz: " Wie sagte unser Admiral immer ? Jungs, sagte er...".
    Der 1902 geborene Protagonist dieser Serie, Volksschauspieler Willi Rose, war neben seiner Tätigkeit für das Rose- Theater (einer Art Berliner Volksbühne) seit den 30er Jahren durch eine Reihe von filmischen Nebenrollen, z.B. im "Hauptmann von Köpenick" oder in "Der eiserne Gustav" als Berliner Urtyp bekannt geworden. Darüber hinaus wurde er durch Tonaufnahmen von Gassenhauern wie "Wir versaufen unser Oma ihr klein´Häuschen" auch deutschlandweit recht populär. Willi Rose starb 1978 in Berlin.
    Bereits im August 2012 veröffentlichte RBB Media alle 26 Episoden der Serie digital restauriert als DVD- Edition, die, abgesehen von leichten Altersspuren, keine Wünsche offen lassen sollte. Die Box wird derzeit recht günstig im Netz angeboten. Dies hängt u.U. damit zusammen, daß die Reihe damals in erster Linie von der Generation meiner Eltern und Großeltern angeschaut und geschätzt wurde, die zu einem nicht unerheblichen Teil bereits nicht mehr unter uns weilt.
    Auch auf www.youtube.com findet sich ein aussagekräftiger 10- Minutenclip zur Serie, jedoch zur Zeit keine kompletten Episoden.
    "Jedermannstraße 11" war der Vorläufer des Konzepts der "Lindenstraße" in den frühen 60ern, nur mit deutlich humorvollerem Handlungsaufbau versehen und ist schon aufgrund der hervorragenden schauspielerischen Leistungen der Berliner Protagonisten nicht nur für Alt- Berliner und Fernsehnostagiker auch heute noch unbedingt sehenswert :thumbup: . Fans der Serie suchen übrigens bis heute verzweifelt nach dem Handlungsort in Charlottenburg, der noch existieren soll 8) .