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    Samstag, 17. September 2016, 20:56

    Unternehmen Kummerkasten

    "Hast Du Kummer, hast Du Sorgen, schreib sie nieder, wirf sie ein, können wir Dir auch nichts borgen, können wir doch nützlich sein". Mit dieser sinnreichen Aufschrift auf einem Münchner Briefkasten begann jede Episode einer interessanten Jugend- und Familienserie, die mir bis vor kurzem noch völlig unbekannt war.
    "Unternehmen Kummerkasten" war eine der frühesten deutschen Eigenproduktionen für die regionalen Vorabendprogramme der ARD. Die Serie entstand 1960/ 61 im Auftrag des Hessischen Rundfunks und wurde von der IFI Industrie- und Fernsehfilm Hans Hoenicka in München produziert,die sich in den Vorjahren eher durch die Herstellung von Lehr- und Werbefilmen für die Industrie einen Namen gemacht hatte. IFI leistete für die hier besprochene Unterhaltungsserie jedoch gute handwerkliche Arbeit und zeichnete später auch für den ersten regelmäßig auftretenden deutschen Serienkommissar "Kommissar Freytag" verantwortlich.
    Die Drehbücher stammten von Curt Hanno Gutbrod, die Musik von Peter Thomas, Regie führte Albert Loesnau.
    In den regionalen Vorabendprogrammen der ARD wurden ab Januar 1961 insgesamt 26 s/w- Episoden in zwei Staffeln mit jeweils 19 bis 23 Minuten Sendezeit ausgestrahlt. Zwar bot der Produzent zu jeder Folge entsprechende Episodentitel an, jedoch wurden diese von den Regionalsendern teilweise nach Belieben geändert, wie es in den regionalen Sendeanstalten Anfang der 60er nicht ganz unüblich war.
    "Unternehmen Kummerkasten" war gleichzeitig der Karrierebeginn für den jungen Elmar Wepper, der zusammen mit seinem Bruder Fritz in den Folgejahrzehnten eine beispiellose Karriere als vielbeschäftigter Fernsehschauspieler absolvieren sollte.
    Worum ging es ? "Unternehmen Kummerkasten" bietet fesselnde Alltagsgeschichten aus der bundesdeutschen Lebenswelt der frühen 60er Jahre, die spannend, herzergreifend oder einfach nur unterhaltend sind. Bert Böhm (Elmar Wepper) ist ein mitfühlender junger Mann, der gerne bedürftigen Mitmenschen in jeder Lebenssituation behilflich ist. Zusammen mit einer Reihe von weiteren jugendlichen Idealisten gehört er einem Jugendclub an, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Alten, Kranken und Benachteiligten eine Anlaufstelle zu bieten, an die sie sich im Bedarfsfall wenden können. Das Projekt heißt "Unternehmen Kummerkasten" , und es genügt, sein Anliegen in einem kurzen Schreiben in den vor dem Jugendclub befindlichen Briefkasten einzuwerfen, um entsprechende Hilfe in Gang zu setzen. Fred Reichel, der Leiter der Gruppe, kennt die Fähigkeiten jedes einzelnen Jugendlichen und setzt sie zielgerichtet ein. So ist Bert Tierspezialist und kümmert sich um diese, wenn ältere Menschen z.B. ins Krankenhaus oder Altersheim überwiesen werden. Bert ist jedoch auch mit von der Partie, wenn es gegen zwielichtige Gestalten und Betrüger vorzugehen gilt. Die beiden Mädchen der Gruppe, Gaby und Philippine, kümmern sich dagegen um meist gleichaltrige Geschlechtsgenossinen, die z.B. Mühe haben, einen passenden Freund zu finden. Ein weiteres Mitglied ist Otto, der handwerklich besonders begabt ist und älteren Herrschaften gern bei kleineren Reparaturen im Haushalt hilft. Gruppenmitglied Fred nimmt es dagegen schon mit schwierigen Fällen auf und muß sich u.a. gegen eine Gruppe von Rockern behaupten, die die Nachbarschaft terrorisieren.
    In der Reihe traten eine Reihe von prominenten Gaststars der damaligen Zeit wie Rudolf Platte, Bum Krüger, Henry van Lyck oder Emi Singerl auf.
    Pidax Film kommt das Verdienst zu, die Serie tatsächlich noch rechtzeitig vor dem physischen Zerfall gerettet zu haben. Von den ursprünglich 26 ausgestrahlten Episoden konnten noch 18 technisch konserviert und digital restauriert werden, die im Juni 2012 in einer DVD- Box erschienen.
    Auch auf www.youtube.com finden sich derzeit zwei Clips zur Reihe, die erste positive Eindrücke vermitteln.
    "Unternehmen Kummerkasten" ist ein handwerklich sehr gut gemachtes Format aus den frühen 60ern, das lediglich aufgrund der Sendervorgaben teilweise unter der extremen Kürze einzelner Episoden litt, dagegen sehr anschaulich den Zeitgeist der 60er widerspiegelt und folgerichtig auch heute nicht nur aus fernsehhistorisch- nostalgischen Gründen unbedingt noch empfehlens- und sehenswert ist :thumbsup: .
    Zu bedauern ist dagegen, daß die ARD nicht größere Anstrengungen zur Konservierung ihrer archivierten Schätze leistet und dadurch ein nicht unerheblicher Teil der Episoden unwiderbringlich verlorengegangen ist ... :thumbdown: .