Das waren noch Zeiten!

Interessant für uns Kids der 60er Jahre war in geringerem Grad die hier besprochene Serie selbst, für die viele von uns noch zu jung gewesen sein dürften, sondern der weitere Werdegang des Protagonisten, der im Deutschland der späten 60er Jahre einen höheren Bekanntheitsgrad erreichte als in seinem Herkunftsland. Doch dazu später mehr. Auch mir blieb die o.a. Reihe unbekannt, da ich im zarten Alter von fünf bis sieben Jahren für derartige Formate noch kein Interesse entwickelt hätte.
"Shannon" war eine der recht kurzlebigen Krimiserien aus den USA, die es als syndizierte Reihe zwischen September 1961 und Juni 1962 auf nicht mehr als 36 Episoden im s/w- Halbstundenformat schaffte.
Die Serie beruhte auf dem Buch "The D.A´s Man" des Autorenteams Horan und Danforth. Letzterer war selbst lange Jahre für die Polizei als Ermittler tätig gewesen und schrieb im Buch einen Teil seiner Erinnerungen nieder.
Bereits 1959 hatte man unter Verwendung des Buchtitels eine kurzlebige TV- Serie gestartet, die jedoch bereits nach nur acht Episoden wieder eingestellt wurde. Für die ab 1961 gestartete Reihe "Shannon" verpflichtete man den zu dieser Zeit relativ unbekannten Schauspieler George Nader, der zwar als gutaussehend, aber auch als relativ hölzern im schauspielerischen Ausdruck galt. Nader hatte bisher meist nur Nebenrollen in unbedeutenden B- Movies und kurzlebigen Fernsehserien besetzt. "Shannon" steigerte dagegen zwar kurzfristig seinen Bekanntheitsgrad, jedoch wurden von einem Boulevardmagazin unschöne Gerüchte um sein angebliches Verhältnis zu dem wesentlich bekannteren Schauspieler Rock Hudson gestreut.
Diese entbehrten zwar jeder Grundlage; vor die Wahl gestellt, entließen die Manager von "Universal Pictures" dennoch das "schauspielerische Leichtgewicht" Nader, um den Ruf Rock Hudson´s nicht zu gefährden.
Nader wechselte daraufhin Mitte der 60er Jahre nach Europa und wurde in Deutschland durch die acht filmischen Umsetzungen der Jerry Cotton- Romane zusammen mit Heinz Weiss außerordentlich bekannt.
Seine Karriere endete nach 1974 weitgehend nach einem Autoanfall, da er aufgrund einer Augenverletzung das grelle Scheinwerferlicht bei Filmaufnahmen nicht mehr vertrug. Er betätigte sich bis zu seinem Tod im Jahre 2002 mehr mit schriftstellerischen Arbeiten.
Worum ging es in "Shannon"? Der Versicherungsagent recherchiert für die große Versicherungsgesellschaft "Transport Bonding and Security Company" über Betrugsvorgänge in großem Stil und gerät bei seinen Ermittlungen immer wieder in bedrohliche Situationen. Shannons Vorgesetzter Bill Cochran (Regis Toomey) erteilt ihm fortlaufend brisante Untersuchungsfälle, die beinahe das gesamte Verbrechensspektrum abdecken. Die Kennzeichen des Agenten sind sein maßgeschneiderter, perfekt sitzender Anzug sowie sein weißer Buick Roadmaster, der mit den neuesten technischen Hilfsmitteln ausgestattet ist: diversen Waffen, einem ferngesteuerten Photoapparat, einer ein- und ausfahrbaren Filmkamera sowie einem Tonband im Handschuhfach. In Shannon´s Armbanduhr befindet sich ein Mikrophon, mit dem er bei Bedarf Aufnahmen machen kann. James Bond dürfte sich bei dieser Vorläuferfigur einige Anregungen für seine eigene Ausstattung geholt haben.
In den Jahren 1981/ 82 gab es ein Remake der Serie unter gleichem Titel mit Kevin Dobson in der Rolle des Ermittlers, der mit nur zehn Episoden allerdings kein großer Erfolg beschieden war.
Bei uns in Deutschland liefen in den regionalen Vorabendprogrammen der ARD zwischen August 1962 und 1964 alle Episoden der Serie und wurden vereinzelt in den Folgejahren noch einmal wiederholt.
Mit DVD´s sieht es nach meinen Erkenntnissen derzeit finster aus. In den USA genießt "Shannon" keinen allzu großen Bekanntheitsgrad mehr, und daher ist es fraglich, ob sich ein Verlag für eine Restaurierung und Neuveröffentlichung bereitfindet. Dagegen finden sich auf www.youtube.com sowohl der Originaltrailer als auch einige Originalepisoden in voller Länge, die einen recht soliden Eindruck von der Serie vermitteln.
"Shannon klärt auf" in der Version von 1961/ 62 ist meines Erachtens eine auch heute noch sehenswerte Kriminalreihe, deren Hauptdarsteller George Nader bei uns in den Folgejahren zum Star wurde.Schön wäre es, wenn sich eine Produktionsfirma dazu bereitfinden könnte, die offensichtlich noch weitgehend vorhandenen Masterbänder als restaurierte DVD- Edition zu veröffentlichen .