Das waren noch Zeiten!

Recht schemenhaft sind meine Erinnerungen an diese Polizeiserie des ZDF- Vorabendprogramms. Auffällig ist aus heutiger Sicht, daß die streckenweise doch recht gewaltaffine Reihe damals bereits zu dieser frühen Sendezeit ausgestrahlt wurde.
Wie dem auch sei: "M- Squad" lief in den Vereinigten Staaten sehr erfolgreich zwischen September 1957 und 1960 im s/w- Halbstundenformat über 117 Episoden in drei Staffeln auf NBC Network. Die Serie galt bereits damals als einigermaßen gewaltverherrlichend, in dieser harten "Law and Order"- Grundlinie der Produktion lag jedoch auch eines der Geheimnisse ihres Erfolgs beim Publikum. Um das Halbstundenformat inhaltlich möglichst optimal auszunutzen, schilderte der Serienprotagonist zwischen den Szenen als Ich- Erzähler aus dem Off den weiteren Fortgang der Ermittlungen. Die sehr eingängige Titelmusik zur Serie stammte ab Staffel zwei von Count Basie und wurde auch als Vinyl- Single veröffentlicht. 1959 erhielt "M- Squad" eine Grammy-Nominierung.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht Lieutenant Frank Ballinger (Lee Marvin), dem eine besonders "forsche" Vorgehensweise bei der Verbrechensbekämpfung nachgesagt wird. Er arbeitet für eine Abteilung der Chicagoer Polizei im Kampf gegen das organisierte Verbrechen in dieser Stadt, die sogenannte "M- Squad". Der Buchstabe "M" steht dabei für Mord. Bei der Aufklärung von Mordfällen zögert Ballinger nicht, von seiner Waffe Gebrauch zu machen. Auch im persönlichen Umgang mit Gangstern zeigt er sich von seiner rustikalen Seite, indem er sie häufig beleidigt und duzt. Unbedingten Einsatzwillen zeigt der Polizist stets bei Schlägereien, Schießereien und wilden Verfolgungsjagden mit dem Auto. Sein Vorgesetzter Captain Grey (Paul Newlan) ist in der Regel nur bei den Auftragserteilungen oder bei Befragungen von Verdächtigen zugegen.
Der Konkurrenzsender ABC wollte hinter dem Erfolg von "M- Squad" nicht zurückstehen und landete mit der Kultreihe "The Untouchables" ab 1959 letztendlich einen noch größeren Erfolg in diesem Marktsegment.
In der Serie traten zahlreiche Gaststars wie Charles Bronson, DeForest Kelley, Leonard Nimoy, Angie Dickinson u.v.a. auf.
Im Vorabendprogramm des ZDF wurden zwischen April 1966 und August 1968 insgesamt 52 Episoden der Reihe in zwei Tranchen ausgestrahlt. 1967 wurde eine Pause eingelegt. Für die Verhältnisse in den späten 60er Jahren bedeutete das für eine Vorabendserie eine ungewöhnlich hohe Zahl von eingekauften Folgen. Möglicherweise waren die damaligen Programmverantwortlichen von der besonderen Qualität der Reihe überzeugt.
Synchronisiert wurde Lee Marvin von Arnold Marquis, der auch anderen Stars wie John Wayne oder Bud Spencer seine markante deutsche Stimme lieh.
In den 80ern diente die Serie als Vorlage für die Krimiparodien "Die nackte Pistole" und "Die nackte Kanone", denen ein durchschlagender Erfolg jedoch versagt blieb.
"M- Squad" kann als US- Importware in einer DVD- Box mit allen Episoden auf 16 Discs zur Zeit recht günstig im Netz bezogen werden. Deutsch synchronisierte Folgen werden derzeit leider nicht angeboten.
Auch auf www.youtube.de finden sich aktuell einige Clips zur Serie, wobei z.Zt. die Rechteinhaber wohl ein wachsames Auge auf unbefugte Einstellungen haben, was zu bedauern ist.
"M- Squad" ist eine gut gemachte, harte und actiongeladene Polizeiserie, die Lee Marvin damals zum schauspielerischen Durchbruch verhalf und auch fast 60 Jahre nach ihrer Erstausstrahlung nichts von ihrer Spannung und ihrem besonderen Reiz verloren hat .