Das waren noch Zeiten!

Ich muß zugeben, daß mich diese Puppentrickfilme trotz der niedlichen Protagonisten in den späten 60ern altersbedingt nicht übermäßig interessierten. Für mich waren das damals ganz nette Vorprogramme zu interessanteren Serien für Kinder und Jugendliche.
Dennoch weist "Das Zauberkarussell" einige Besonderheiten auf, die die Serie auch heute noch erwähnenswert scheinen lassen. Die Reihe wurde in Frankreich von Serge Danot entwickelt und war von Anfang an ein Publikumsrenner in der entsprechenden Altersgruppe. Ursprünglich waren die Trickfilme lediglich als Testprogramm mit Unterhaltungswert für das französische SECAM- Übertragungssystem vorgesehen, entwickelten jedoch aufgrund des großen Publikumserfolgs sehr rasch ein Eigenleben.
Von dieser Puppentrickfilmreihe im 5- Minutenformat wurden letztendlich rund 500 Episoden zwischen 1963/64 und 1967 produziert. "Le manege enchante" wurde zum französischen Exportschlager der 60er Jahre, von beinahe 100 TV- Sendern ausgestrahlt und in 28 Sprachen übersetzt.
In Deutschland lief "Das Zauberkarussell" mit zahlreichen Episoden ab September 1966 zunächst im Sonntagnachmittagprogramm des ZDF und einige Zeit später immer an Samstagnachmittagen. Viele kleine und auch etwas größere Zuschauer der damaligen Jahre, so auch ich, können sich noch an den anheimelnden Trailer mit dem sich drehenden Puppenkarussell (auf dem immer ein Platz frei war) und die dazugehörende Drehorgelmusik erinnern.
Hauptfigur der Serie ist der sich auf Sprungfedern fortbewegende "Zebulon", der mit Hilfe seines Schnurrbarts zaubern kann. Daneben gibt es den weißen Hund "Pollux", der sich ausschließlich von Würfelzucker ernährt, das kleine Mädchen "Margot", ihren Freund "Basil", den gärtnernden Hasen "Castor" und die kleine im sächsischen Dialekt sprechende Schnecke "Hugo Schneckerich".
Einen fast noch größeren Erfolg als in Frankreich und Deutschland hatte "The Magic Roundabout" in Großbritannien, da dort die Reihe in einer recht eigenwilligen, satirischen Art und Weise von dem Vater der Schauspielerin Emma Thompson neu besprochen wurde. Die Reihe wurde dadurch im Vereinigten Königreich auch für Erwachsene interessant und wird dort bis heute regelmäßig wiederholt. Mittlerweile hat die Serie in England Kultstatus erlangt und ist im Gegensatz zu Deutschland dort auch generationenübergreifend bekannt.
In den Jahren 2005/06 kam ein Remake als computeranimierte Kinoversion unter dem Titel "Doogal" in die amerikanischen Kinos, wurde von den jungen Zuschauern aber eher verhalten aufgenommen, da den nachgewachsenen Generationen meist der Bezug zur TV- Serie aus den 60ern fehlte.
Eine DVD- Edition der alten Clips mit deutscher Synchro gibt es meines Wissens z.Zt. nicht. Angeboten werden derzeit lediglich Editionen der Filmvariante von 2005, die aber zur ersten Serie nur noch einen entfernten Bezug haben. Auf www.youtube.com finden sich jedoch zahlreiche Episoden unter dem französischen Originaltitel, die aufgrund der einfachen Handlung auch ohne deutsche Synchro keine Verständnisprobleme bereiten.
Im Delphin- Verlag erschienen 1969 einige Kinderfernsehbücher zur Serie, die nicht häufig sind und von Spezialsammlern heute gesucht werden.
"Das Zauberkarussell" vermittelte in den 60er Jahren vielen Kindern im Vor- und Grundschulalter unvergeßliche frühe Fernseherlebnisse. Auch wenn ich mich im damaligen zarten Alter von rund 10 Jahren durch die Serie nicht mehr unbedingt angesprochen fühlte ... ... .