Das waren noch Zeiten!

Ein sehr kluger und interessanter Kopf, ein genialer Darsteller ...

Aber allzusehr mochte ich ihn nie, ich spürte halt im Laufe der Zeit eine gewisse Kälte und Menschenverachtung ...

Das ist ja nun nichts Schlimmes, das ist halt so wenn es so ist ... ich kenne es [gelegentlich] von mir selber ...

Aber daß z.B. ein Heinz Erhardt wesentlich warmherziger, liebevoller herüberkommt als von Bülow, ist ja nun sozusagen kein Geheimnis, man müßte ja sozusagen Tomaten auf den Augen haben [und Knoten im Hirn], um das nicht zu merken ...

Ich hoffe hier kann man so etwas [im Grunde völlig wertungsfreies und harmloses] sagen, ohne gleich Ärger seitens kleinkarierter spießiger Gemüter zu kriegen, die es offenbar nicht vertragen, wenn man über seichte Oberflächlichkeit und enggezogenen Horizot ein wenig hinausguckt und an ihren Idolen zu kratzen wagt ... [heute andernorts so erlebt; der eine oder andere hier wird's mitgekriegt haben ... aber das soll nur eine Randbemerkung sein und nicht das Thema ...]

Vicco von Bülow oderLoriot gehört für mich zusammen mit Karl Valentin, Heinz Erhardt, Theo Lingen, Diether Krebs oder Gerhard Polt zu einer Gruppe feinsinniger Humoristen, die es in Deutschland leider kaum noch gibt.
Wie keine anderen verstanden sie es, hinter die Fassaden der Gesellschaft zu blicken und ihre Eitelkeiten offen zu legen. Heute verwechselt man Humor leider allzu oft mit Albernheit und vieles ist einfach nur peinlich.

Mag sein, dass einige die distanzierte Art Loriots als kühl und menschenverachtend empfinden, seine künstlerischen Leistungen wird wohl keiner in Frage stellen. Unvergessen, selbst heute noch, sind viele seiner Sketche wie der Lottogewinner, die Steinlaus, die Nudel, der Vertreterbesuch oder das Jodeldiplom.
Nicht zu vergessen Evelyn Hamann, die einen großen Anteil am Erfolg vieler seiner Sketche hatte. Eine großartige Schauspielerin, die leider viel zu früh verstorben ist.

Zitat von »Simpl«

Ich hoffe hier kann man so etwas [im Grunde völlig wertungsfreies und harmloses] sagen, ohne gleich Ärger seitens kleinkarierter spießiger Gemüter zu kriegen, ...

Solange man sachlich und höflich bleibt kann man hier (fast) alles sagen. Die eigene Meinung ist ja immer subjektiv, andere Mitglieder haben andere, manchmal entgegengesetzte Ansichten. Wäre das nicht so, gäbe es ja auch nichts zu diskutieren.

Zitat von »Franko«

seine künstlerischen Leistungen wird wohl keiner in Frage stellen.

Ich zumindest nicht ... Er ist schon großartig, keine Frage ...

Thomas Mann z.B. ist noch großartiger ... aber den mag ich als Mensch nun überhaupt nicht ... bei dem ist meinerseits beides noch heftiger als bei Loriot: die Zustimmung zum Werk wie die Distanz zum Menschen ...

Viele Leut' denken halt nur schwarzweiß ... Dafür oder dagegen, alles darüber hinaus ist für sie offenbar schon sozusagen zu anstrengend ... Schade ...

Zitat von »dwnz_admin«

Solange man sachlich und höflich bleibt

Höflich bin ich nicht immer ... andere auch nicht ... Wie man in mich hineinruft so schallt es aus mir heraus, äußerte schon Adolf Tegtmeier alias Jürgen von Manger ...

Also ich mag Loriot. Bei den Sketchsendungen kann ich allerdings mit den Musik- bzw.Zeichtrickeinlagen nix anfangen, die gefallen mir nicht. Vielleicht mache ich demnächst ja mein Jodeldiplom, dann habe auch ich was eigenes.

Gut finde ich auch seine Filme, besonders Ödipussi. Papa ante portas finde ich eher mittelmässig.

Vicco von Bülow alias Loriot verstarb am Montag den 22.08.2011 in Ammerland am Starnberger See.

Mit mit den Knollennasenmännchen-Zeitschriftencartoons über zahlreiche legendäre Fernsehsketche, den Figuren Wum und Wendelin bis zu seinen beiden Filmen Ödipussi und Papa ante Portas schrieb Loriot deutsche Humorgeschichte.

Loriot wurde 87 Jahre alt.

Victor von Bülow entstammte einer alten preußischen Offiziersfamilie. Zöglinge aus diesen Familien wurden (aus heutiger Sicht) meist extremst in Richtung perfekter Manieren und Selbstbeherrschung sozialisiert. Möglich, daß dadurch seine Art manchen als distanziert, ja kalt erscheint. Loriot war der Karikaturist von bürgerlichen Verhaltenmustern insbesondere der 50er bis 70er Jahre, eines Bürgertums, daß es in dieser Form heute weitgehend nicht mehr gibt. Ich persönlich bedaure das und bemühe mich, meinen Kindern einen "Mindestbenimm" nach bürgerlichen Maßstäben einzuimpfen, auch wenn dies heute vielen als antiquiert und überholt erscheinen mag.