•         *[Home] *[Fernsehen] *[Bücher] * [Comics] *[Musik] *[Alltag] * [Zeitgeschichte] *[Über mich]

    Sie sind nicht angemeldet.

    Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Das waren noch Zeiten!. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

    1

    Samstag, 7. November 2015, 20:20

    Die Adventsvierteiler der 60er Jahre im ZDF

    Eine der prägendsten Erinnerungen an meine Fernsehzeit als Kind der 60er Jahre waren die Adventsvierteiler im ZDF. Leider konnte ich die beiden ersten Verfilmungen von 1964/65 noch nicht mitverfolgen, da wir erst im November 1966 zum Geburtstag meiner Mutter einen zeitgemäßen, neuen Fernseher bekamen, mit dem auch das Programm des ZDF empfangen werden konnte.
    Zwischen 1964 und 1983 sendete das ZDF fast jedes Jahr einen vierteiligen Abenteuerfilm, der meist auf literarischen Vorlagen basierte und entweder an den vier Adventssonntagen oder den Weihnachtstagen ausgestrahlt wurde.
    Damals etablierte sich eine schöne Fernsehtradition, die es heute leider so nicht mehr gibt. Jedenfalls freuten wir Kinder uns (fast) jedes Jahr auf die neue Produktion.
    Die Idee für diese damals neue Art von relativ aufwendigen und teuren Fernsehproduktionen stammte von dem Produzenten Walter Ulbrich. Ihm schwebte vor, Fernsehmehrteiler als deutsch- französische Koproduktion herstellen zu lassen. Vereinbart wurde, bekannte Abenteuer- Klassiker der Weltliteratur jeweils abwechselnd unter deutscher und französischer Federführung zu produzieren. Der große Vorteil eines Vierteilers mit rund 6 Stunden Sendezeit war dabei, daß im Vergleich zu regulären Spielfilmen die epische Handlung der Buchvorlage detailgenauer umgesetzt werden konnte. Als charakteristisches Stilmittel der frühen Produktionen wurde die Handlung durch eine Erzählstimme aus dem "Off" kommentiert. Dadurch konnten Handlungslücken überbrückt und Informationen einfacher und direkter dem Publikum vermittelt werden.
    Regie führten damals bekannte Regisseure wie Wolfgang Liebeneiner oder Wolfgang Staudte. Einigen bis dahin eher unbekannten Schauspielern verhalf die Reihe zum endgültigen Karrieredurchbruch, z.B. Michael Ande (Die Schatzinsel, 1966), Hellmut Lange (Lederstrumpf, 1969), und natürlich Raimund Harmstorf (Der Seewolf, 1971).
    In Erinnerung geblieben sind ebenfalls die teils recht markanten Trailer, z.B. der des "Seewolf" mit der Musik von Hans Posegga, die "Siebzehn Mann" zur "Schatzinsel" und die authentische Musik der Prärieindianer als Vorspann zum "Lederstrumpf".
    Das Konzept der Adventsvierteiler scheiterte Anfang der 80er schließlich daran, daß geeignete literarische Vorlagen, die einem breiten Publikum bekannt waren, immer schwerer zu finden waren. Die Reihe wurde daher im Dezember 1983 endgültig abgeschlossen.

    1964 Robinson Crusoe, EA 3.- 24.10.1964
    1965 Don Quijote, EA 8.- 29.10.1965
    1966 Die Schatzinsel, EA 25.12.1966- 1.1.1967
    1968 Tom Sawyer und Huckleberry Finn, EA 1.12.- 22.12.1968
    1969 Lederstrumpf, EA 25.12.- 28.12.1969
    1971 Der Seewolf, EA 5.12.- 26.12.1971

    Alle Adventsvierteiler sind zwischen 2004 und 2008 als DVD erschienen und sowohl einzeln als auch als Komplettpaket mittlerweile recht günstig zu erwerben. Sie werden auch immer wieder gern in kompletter Länge auf www.youtube.com eingestellt.
    Als höchst empfehlenswerte Sekundärliteratur gilt: Oliver Kellner/ Ulf Marek: Seewolf & Co. Das Buch gibt zahlreiche Informationen über die Entstehung der Reihe, Hintergründe zu den einzelnen Produktionen und zahlreiche Aufnahmen aus der Zeit. Es sollte antiquarisch noch relativ leicht beschaffbar sein.

    2

    Montag, 30. Januar 2017, 20:58

    Robinson Crusoe

    Ich hatte Glueck, fareast, und schon vier Jahre frueher als Du Zugang zum deutschen Fernsehen. Mein erster Adventsvierteiler war daher "Robinson Crusoe" mit Robert Hoffmann, fuer den ich als 9 jaehrige sehr schwaermte. :)
    Die Musik und die langen Landschaftsszenen finde ich heute noch hinreissend (ich hab mir natuerlich die DVD gekauft).

    Ich sah mir auch alle weiteren Adventsvierteiler an, aber ausser der "Schatzinsel" und "Kurier der Zarin" kam fuer mich keiner an "Robinson Crusoe" heran.
    Ich hab uebrigens auch das Haus von Crusoes deutschen Vorfahren in der Boettcherstrasse in Bremen gesehen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Robinson-Crusoe-Haus

    Eigentlich basiert "Robinson Crusoe" auf den Erlebnissen des Schotten Alexander Selkirk, aber das wuerde hier zu weit fuehren...

    3

    Dienstag, 31. Januar 2017, 17:21

    Robinson Crusoe, der erste ZDF- Adventsvierteiler

    Die ersten ZDF- Adventsvierteiler Robinson Crusoe und Don Quijote habe ich aus den hier bereits genannten Gründen nie kennengelernt. Sie werden aber z.Zt. recht günstig auf DVD angeboten, und vielleicht lege ich mir die beiden Erstlinge noch einmal zu.

    4

    Donnerstag, 23. März 2017, 20:32

    Von Robinson Crusoe gibt es ja auch unzählige Buchausgaben vom Original an bis in jüngster Zeit.
    Anscheinend wird er immer noch gelesen.
    Ich hab mal eine Zeitlang die Ausgaben der 60er Jahre gesammelt und davon über 20 Stück.
    Sie gefallen mir hauptsächlich wegen ihren wunderschönen Titelbildern und auch Innenzeichnungen.
    Außerdem gibt es davon 4 Sammelbilderalben auch mit tollen Zeichnungen und Titeln.
    Und was kaum einer weiß, in Frankreich bei der Firma Starlux die Spielfiguren herstellte gabs da ein Set.
    In der Größe von 6 cm gehalten waren es Portraitfiguren der Filmhelden Robinson und Freitag.
    Und der Clou dabei war dass sie in einer den damaligen Fernseher nachempfundenen Schachtel verkauft wurden.
    Vor allem Robert Hofmann war ja als Fastfranzose gut bekannt.

    5

    Donnerstag, 23. März 2017, 20:51

    Robinson- Buchausgaben und die Einstellung der Adventsvierteiler

    Von Defoe´s Robinson- Klassiker gibt es wirklich mannigfaltige Bucheditionen, von der abgespeckten GJB (Göttinger Jugendbücher)- Ausgabe für Kinder aus den 50er/ 60er Jahren bis hin zu hervorragend ausgestatteten Jugendstilausgaben. Allein das Sammeln dieses einen Titels wäre ein reizvolles Spezialgebiet für sich.
    Kleiner Nachtrag zur Einstellung der Adventsvierteiler nach 1983. Kolportiert wird, daß die Reihe nicht zuletzt aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen dem ZDF und ORTF, die wohl in Ansätzen bereits in den 70ern aufkamen, beendet wurde. Da ging es wohl um inhaltliche Fragen, die Auswahl der Hauptdarsteller (die Franzosen wollten naturgemäß lieber "ihre" Leute in den Hauptrollen sehen) und die leidige Finanzierungsfrage.
    Ich habe darüber bereits vor längerer Zeit mal etwas gelesen und werde da gelegentlich noch einmal nachrecherchieren.

    6

    Freitag, 31. März 2017, 20:56

    Robinson Crusoe

    Von Robinson Crusoe gibt es ja auch unzählige Buchausgaben vom Original an bis in jüngster Zeit.
    Anscheinend wird er immer noch gelesen.
    Ich hab mal eine Zeitlang die Ausgaben der 60er Jahre gesammelt und davon über 20 Stück.
    Sie gefallen mir hauptsächlich wegen ihren wunderschönen Titelbildern und auch Innenzeichnungen.
    Außerdem gibt es davon 4 Sammelbilderalben auch mit tollen Zeichnungen und Titeln.
    Und was kaum einer weiß, in Frankreich bei der Firma Starlux die Spielfiguren herstellte gabs da ein Set.
    In der Größe von 6 cm gehalten waren es Portraitfiguren der Filmhelden Robinson und Freitag.
    Und der Clou dabei war dass sie in einer den damaligen Fernseher nachempfundenen Schachtel verkauft wurden.
    Vor allem Robert Hofmann war ja als Fastfranzose gut bekannt.


    Eiwennho, ich habe eine alte gebundene, kindgerechte Crusoe Ausgabe aus den 60er Jahren von Bertelsmann (gruener Buchruecken) mit sehr huebschen Illustrationen. Nicht so tolle Illustrationen wie in meinem "Lederstrumpf", aber doch recht ordentlich.

    7

    Dienstag, 4. April 2017, 23:29

    Vor allem Robert Hofmann war ja als Fastfranzose gut bekannt.
    Stimmt, er spielte im ersten "Angélique" Film einen Boesewicht im Louvre.

    8

    Donnerstag, 26. Juli 2018, 15:13

    Schöne Zeiten vor der Glotze

    Nachdem ich den Text über die Adventsvierteiler gelesen habe:

    Ganz besonders in Erinnerung geblieben sind mir Robinson Crusoe, die Schatzinsel , Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer und natürlich der Seewolf. Das wurde ja immer mehr oder weniger zur Kaffeezeit ausgestrahlt, und es gab Mutters selbstgebackenes Weihnachtsgebäck und Kakao (später Kaffee!). Draußen kalt, Regen oder sogar Schnee, im Wohnzimmer brannte ein Feuer, gemütlicher geht's nicht.

    Danach hatte ich wohl Sonntags mittags andere Interessen, spätestens ab Mitte der 70er was das vorbei, was ich im Nachhinein sehr bedauere!

    9

    Donnerstag, 26. Juli 2018, 16:16

    Die Adventsvierteiler nach 1971

    Naja, hartgesottene Fans der Reihe behaupten, daß nach dem "Seewolf" von 1971 auch bereits der allmähliche Abstieg der Reihe begann.
    Gut gefallen haben mir noch "Lockruf des Goldes" sowie "Zwei Jahre Ferien", an "Michael Strogoff" habe ich eher schemenhafte Erinnerungen.
    Ich füge daher als "Gedächtnisstütze" noch kurz die Adventsvierteiler hinzu, die nach 1971 erschienen sind und die sicher bei vielen Zeitgenossen einige Erinnerungen wachrufen werden:

    1973 Cagliostro (Regie André Hunebelle)
    1974 Zwei Jahre Ferien (Regie Sergiu Nicolaescu und Giles Grangier)
    1975 Lockruf des Goldes (Regie Wolfgang Staudte)
    1976 Michael Strogoff (Regie Jean- Pierre Decourt)
    1978 Die Abenteuer des David Balfour (Regie Jean- Pierre Decourt)
    1979 Mathias Sandorf (Regie Jean- Pierre Decourt)
    1980 Die Abenteuer des Caleb Williams (Regie Herbert Wise)
    1981 Wettlauf nach Bombay (Regie C. Jaque)
    1982 Der schwarze Bumerang (Regie Rüdiger Bahr)
    1983 Der Mann von Suez (Regie C. Jaque)

    10

    Mittwoch, 3. August 2022, 14:04

    Die Lederstrumpf- Erzählungen (1969)

    Gegen Ende der 60er Jahre begann der "Vater der Adventsvierteiler", Walter Ulbrich (1910- 1991), das literarische Hauptwerk James Fenimore Coopers für das Fernsehen umzusetzen und schrieb gemeinsam mit Pierre Gaspard- Huit die entsprechenden Drehbücher. Das ZDF war nach "Robinson Crusoe" (1964), "Don Quijote von der Mancha" (1965), "Die Schatzinsel" (1966) sowie "Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer" (1968 ) bereit, seine ausgesprochene Erfolgsreihe der Adventsvierteiler weiter fortzusetzen. Walter Ulbrich war dem Sender alles andere als unbekannt, hatte er doch bereits das Script zu "Robinson Crusoe" und zur "Schatzinsel" erstellt, später folgten dann die Jack London- Adaptionen "Der Seewolf" (1971) sowie "Lockruf des Goldes" (1975).
    Der Adventsvierteiler "Die Lederstrumpf- Erzählungen" war wieder einmal eine deutsch- französische Koproduktion (Titel in Frankreich: "Bas de cuir") und wurde von den Regisseuren Pierre- Gaspard Huit und Jean Dréville vor den sehr eindrucksvollen Kulissen Rumäniens inszeniert. Auch heute beeindrucken viele Szenen immer noch durch ihre sehr schönen Naturaufnahmen. Als Hauptdarsteller hatte man Hellmut Lange (Nat Bumppo) sowie Pierre Massimi (Chingachcook) gewinnen können. Hellmut Lange beschwerte sich Jahre später darüber, daß die Rolle des Natti Bumppo ihn über lange Zeit schauspielerisch zu sehr festgelegt und weitere Rollenangebote verhindert hätte. In der Besetzungsliste tauchte auch die damals noch weitgehend unbekannte Schauspielerin Thekla Carola Wied (Hetty Hutter) auf, die in den Folgejahrzehnten eine eindrucksvolle Karriere absolvierte und vom ZDF in den 80er Jahren zu einer neuen "Mutter der Nation" aufgebaut werden sollte, was jedoch mißlang. Die übrigen Darsteller wie David Alexandru (Uncas) oder Loumi Jocobesco (Cora Munroe) waren bei uns weitgehend unbekannt, lediglich Otto Ambros (Oberst Munroe) hatte man bereits ein Jahr zuvor im "Tom Sawyer" sehen können.
    Als "Erzähler aus dem Off" fungierte in der deutschsprachigen Version Holger Hagen. Die Musik stammte von George Grigoriu und Robert Mellin, wobei der Letztgenannte auch bereits den Soundtrack zu "Don Qijote von der Mancha" abgeliefert hatte. Eingeschworenen Fans der Adventsvierteiler fällt auf, daß ein Teil der Musik des "Lederstrumpf" bereits drei Jahre zuvor in der "Schatzinsel" Verwendung gefunden hatte. Walter Ulbrich war es also gelungen, einen Teil der Hintergrundmusik zu "recyclen", ohne daß die Fans des Formats ihm dies sonderlich übelnahmen. Auch wirkten viele der Indianer doch recht europäisch, daneben kamen gelegentlich Schußwaffen zum Einsatz, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts noch nicht erfunden waren. Inhaltlich übernahm Walter Ulbrich aus den fünf Bänden des "Lederstrumpf" von Cooper Band I "Der Wildtöter" sowie Band II "Der letzte Mohikaner" sowie Band V "Die Prärie". Band III und IV ("Der Pfadfinder" und "Die Ansiedler") faßte er zur dritten TV- Episode "Das Fort am Biberfluß" zusammen.
    Bei der Erstausstrahlung über die Weihnachtsfeiertage 1969 wurde der Vierteiler zum Straßenfeger und sowohl von der Presse als auch vom Publikum nahezu einhellig gelobt. Auch ein halbes Jahrhundert später hat die Umsetzung des Cooper- Stoffes immer noch ihre treue Fangemeinde, oft verbunden mit bleibenden Kindheits- oder Jugenderinnerungen.

    www.youtube.com/watch?v=1H-suhbXh9c

    11

    Donnerstag, 4. August 2022, 13:57

    Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn (1968)

    Die abenteuerlichen Erlebnisse der beiden weltberühmt gewordenen Jungs aus der Feder von Samuel Longhorn Clemens alias Mark Twain animierten schon früh zahlreiche Filmemacher zu szenischen Umsetzungen für das Kino. Bereits im Jahre 1907 wurde in den USA die kurze Sequenz "Tom Sayer" gedreht. Der erste Tonfilm gleichen Namens wurde 1930 von John Cromwell inszeniert. In ihm spielte Jackie Coogan, einer der ersten Kinderstars der Kinogeschichte, die Hauptrolle des Tom. Noch heute sehenswert ist auch "Die Abenteuer des Huckleberry Finn"(1939) von Richard Thorpe, in der der damals noch junge Hollywoodstar Mickey Rooney die Rolle des Huck übernahm.
    Ab den 1960er Jahren tauchten Mark Twains unsterbliche Charaktere, mit denen er zahlreiche eigene Kindheitserinnerungen verarbeitete, vermehrt in Fernsehproduktionen auf, so auch in der britischen Serie "The Adventures of Tom Sawyer" mit Fred Smith und Mark Strotheide in den Hauptrollen.
    1968 war es dann soweit. "Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer", in der französischen Transkription "Les Aventures de Tom Sawyer", zählt zu den legendären Adventsvierteilern, mit der das ZDF in Kooperation mit dem französischen Fernsehen nach "Robinson Crusoe" (1964), "Don Quijote von der Mancha" (1965) und "Die Schatzinsel" (1966) seine Erfolgsstory der mehrteiligen Abenteuer- Klassiker fortsetzte. Das Drehbuch für die deutsch- rumänisch- französische Koproduktion hatte Walter Ulbrich nach den Büchern von Mark Twain: "Tom Sawyer", "Huckleberry Finn" sowie "Leben auf dem Mississippi" geschrieben. Bereits für "Robinson Crusoe" und für "Die Schatzinsel" hatte Ulbrich ebenfalls die Drehbücher erstellt. Als Regisseur hatte man keinen geringeren als Wolfgang Liebeneiner verpflichten können, der schon bei der "Schatzinsel" seine Handschrift hinterlassen hatte. Gemeinsam mit seinem rumänischen Kollegen Mihai Jacob inszenierte er eine wunderbar gelungene Umsetzung der drei Romane von Mark Twain, gedreht wurde wegen der geringeren Produktionskosten im rumänischen Donaudelta sowie in vier Studios nahe Bukarest. Die Hauptrollen von Tom und Huck spielten Roland Demongeot und Marc di Napoli, die sich in Deutschland und Frankreich rasch zu ausgesprochenen Publikumslieblingen entwickelten.
    In der Rolle der resoluten Tante Polly sah man Lina Carstens, während die übrigen Rollen bis auf die von Otto Ambros als Muff Potter mit bei uns weitgehend unbekannten Darstellern besetzt wurden. Als "Erzähler aus dem Off" war in der deutschsprachigen Fassung Ernst Fürbringer zu hören. Die noch heute sehr eingängige Titelmelodie stammte von dem rumänischen Filmkomponisten Vladimir Cosma.
    Die jeweils spielfilmlangen vier Folgen liefen ab 1. Dezember 1968 jeweils sonntags mit einem derart durchschlagenden Erfolg, so daß sie wegen der großen Nachfrage bereits ein Jahr später noch einmal wiederholt waren, was für die ausgehenden 60er Jahre ungewöhnlich war. Damit setzte eine kleine Tradition des ZDF ein, bereits ausgestrahlte Adventsvierteiler in den Folgejahren noch einmal "zwischen den Jahren" zu senden, und dies mit großem Erfolg.

    www.youtube.com/watch?v=jgM30Mtsi0w

    12

    Freitag, 5. August 2022, 15:28

    Die Schatzinsel (1966)

    Die filmische Umsetzung des bekannten Romans von Robert Louis Stevenson war der erste Adventsvierteiler, den ich während seiner Erstausstrahlung zu sehen bekam. Denn unser erstes Fernsehgerät (ein Nordmende, soweit ich mich erinnere) wurde im Jahre 1959 angeschafft, und es besaß nur einen Tuner für das erste Programm. Erst im November 1966, am Geburtstag meiner Mutter, bekamen wir einen SABA, mit dem alle damaligen Programme empfangen werden konnten.
    Wie auch immer: der von dem schottischen Autor Robert Louis Stevenson veröffentlichte Roman "Treasure Island" zählt zu den Klassikern des Abenteuerromans schlechthin. Der Stoff diente bereits früh etlichen Filmemachern als Vorlage für eine szenische Inszenierung. Bereits 1912 entstand in den USA die erste Stummfilmversion "Treasure Island" mit einem gewissen Addison Rothermel als Jim Hawkins, sechs Jahre später folgte ein weiterer Streifen mit Francis Carpenter in der Hauptrolle. Eine der bekanntesten filmischen Umsetzungen als Tonfilm dürfte die der Disney- Studios von 1950 mit dem früh verstorbenen Kinderstar Bobby Driscoll (1937- 1968 ) sein.
    Mitte der 60er Jahre entstand dann mit "Die Schatzinsel" in Deutschland die bisher werkgetreueste Verfilmung des Jugendbuchklassikers als bereits dritter Adventsvierteiler für das ZDF. Keinen geringeren als Wolfgang Liebeneiner konnte der Sender als Regisseur gewinnen,während die Drehbücher von Walter Ulbrich geschrieben wurden.
    Die Rolle des jungen Jim Hawkins übernahm Michael Ande, der bereits mit seinen Auftritten in Liebeneiners "Die Trapp- Familie" von 1956 und "Die Trapp- Familie in Amerika" von 1958 zum Kinderstar geworden war und der auch durch die Titelrolle in der TV- Verfilmung von "Peter Pan" (1962) bereits einiges an Kameraerfahrung mitbrachte. Den einbeinigen Schiffskoch Long John Silver mimte der britische Schauspieler Ivor Dean, der den Fernsehzuschauern als Pastillen lutschender Chefinspektor Eustace Teal in der Kultserie "Simon Templar" neben dem Titelhelden Roger Moore bekannt geworden war. Die weiteren Rollen des in Koproduktion mit ORTF gedrehten Vierteilers waren vorwiegend mit in Deutschland weniger bekannten französischen Darstellern besetzt. Als inzwischen gealterter Jim Hawkins ist in der deutschen Fassung die Stimme von Hellmut Lange aus dem Off zu hören. Im Gegensatz zu Deutschland wurde "Die Schatzinsel" in Frankreich als 13-teilige Minserie mit jeweils 26 Minuten Sendezeit unter dem Titel "L´Ile au trésor" ausgestrahlt.
    Erwähnt sei auch noch, daß die Dreharbeiten für den Protagonisten Michael Ande beinahe tödlich geendet hätten, denn bei einer Verfolgungsjagd auf dem Schiff stürzte er so unglücklich in sein Messer, daß ihm nur durch eine Notoperation das Leben gerettet werden konnte. Auch stand Ande zeitweise in der Kritik, da er zum Zeitpunkt der Dreharbeiten eigentlich schon zu alt für die Rolle des Jim Hawkins war. Für die Rolle des Long John Silver waren ursprünglich Horst Tappert oder Hannes Messemer vorgesehen, die allerdings aus terminlichen Gründen absagen mußten.
    Der bereits in Farbe produzierte Adventsvierteiler wurde noch in s/w ausgestrahlt (erst ab 25. August 1967 wurde in Deutschland auch in Farbe gesendet) und entwickelte sich schnell zu einem Straßenfeger dieses Jahres. Gedreht vor den malerischen Kulissen in der Bretagne, in Korsika und am Gardasee sowie unter Verwendung historischer Kostüme, setzte Regisseur Wolfgang Liebeneiner die abenteuerliche Atmosphäre der literarischen Vorlage gekonnt um. Auch trug die musikalische Untermalung des tschechischen Komponisten Jan Hanus zum großen Erfolg des Vierteilers bei. Eingespielt wurde die Filmmusik vom Filmorchester Praha mit ca. 45 Personen unter Mitwirkung eines gemischten Chores unter Pavel Kühn. Allerdings waren die Sänger der deutschen Sprache nicht mächtig und mußten den Text des Piratenliedes "Fünfzehn Mann auf des toten Mannes Kiste" erst einmal phonetisch lernen. So unterlief dem Chor der Fehler, daß im im Titelsong statt "Fünfzehn Mann" plötzlich "Siebzehn Mann" auf des toten Mannes Kiste sangen.
    In den Folgejahren wurde "Die Schatzinsel" immer wieder einmal meist "zwischen den Jahren" wiederholt und hat sich heute bereits längst zu einem äußerst beliebten Klassiker des deutschen Unterhaltungsfernsehens der 60er Jahre entwickelt.

    Sehr empfehlenswerte Literatur zum Thema Adventsvierteiler: Oliver Kellner, Ulf Marek. Seewolf & Co. Robinson Crusoe, Lederstrumpf, David Balfour, Mathias Sandorf, Tom Sawyer- die großen Abenteuervierteiler des ZDF. Neue, erweiterte Auflage. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2005. ISBN 3-89602-632-1.

    www.youtube.com/watch?v=_isDvvFsjRs

    13

    Samstag, 6. August 2022, 20:22

    Die Abenteuer des Don Quijote von der Mancha (1965)

    Der erste Teil des Romans "El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha" des spanischen Schriftstellers Miguel de Cervantes erschien bereits im Jahre 1605, der darauffolgende zweite Teil ein Jahr vor dem Tod des Autors im Jahre 1615. Bis heute hat dieses Werk, welches zu den großen Klassikern der Weltliteratur zählt, nichts von seiner kritisch- ironischen Aktualität eingebüßt und gehört zu den weltweit meistgelesenen Büchern. Über die eigentlich geplante Satire auf den Ritterroman seiner Zeit hinaus schuf der Dichter das Spiegelbild einer ganzen Epoche. Der Kampf eines kleinen Landadeligen, der mit seiner klapprigen Rüstung und einer Barbierschüssel als Helm gegen Windmühlen zu Felde zieht, wurde zu einem Symbol für die vergebliche Bekämpfung des Unrechts.
    Schon früh wurde versucht, das nicht einfach umzusetzende Werk von Cervantes auf die Leinwand zu bannen. Bereits zwischen 1903 und 1915 entstanden in Frankreich, Spanien, Italien und den USA erste kurze Stummfilmversionen. 1933 kam von dem deutschsprachigen Regisseur Georg Wilhelm Pabst "Don Quixote" als britischer Tonfilm in die damaligen Lichtspielhäuser.
    Als sehr werkgetreue Umsetzung wird auch der hier zu besprechende ZDF- Vierteiler "Don Quijote von der Mancha" aus dem Jahre 1965 angesehen, der als zweiter "Adventsvierteiler" produziert wurde und zu den Höhepunkten der Fernsehunterhaltung dieser Jahre zählte. Die noch in s/w gedrehte deutsch- französische Koproduktion entstand unter der Federführung der Produzenten Walter Ulbrich und Henry Deutschmeister. Ulbrich hatte, damals noch unter dem Pseudonym Eugen von Metz, bereits das Drehbuch zu dem ersten Abenteuervierteiler "Robinson Crusoe" von 1964 geschrieben.
    Für die Titelrolle hatten die Produzenten keinen Geringeren als den Wiener Burgschauspieler Josef Meinrad verpflichten können, der seinem "Ritter von der traurigen Gestalt" seinen eigenen Stempel aufdrückte und mit dieser Rolle neben der TV- Serie "Pater Brown" vielen Fernsehzuschauern in bleibender Erinnerung verblieben ist. Die anderen Darsteller, z.B. Roger Carrel als Sancho Pansa oder Maria Saavedra als Dulcinea, waren in Deutschland weitgehend unbekannt, lediglich der den Herzog verkörpernde Fernando Rey hatte man bei uns bereits in verschiedenen Filmen sehen können.
    Für die Regie und das Drehbuch zeichnete Carlo Rim verantwortlich, die eingängige musikalische Untermalung stammte von Robert Mellin. Jeder der vier Teile hatte die übliche Spielfilmlänge und lief im ZDF- Abendprogramm erstmalig zwischen dem 8.Oktober und 29. Oktober 1965 jeweils zur besten Sendezeit. In der DDR zeigte der DFF den Mehrteiler ab 1969 unter dem Titel "Don Quichotte" über 13 Episoden verteilt. Auch in Frankreich wurde der Film in 13 Episoden zu jeweils 26 Minuten zerteilt.
    Aus Sicht der zeitgenössischen Kritik wurde der Mehrteiler dem Cervantes- Stoff voll und ganz gerecht, u.a. durch die schauspielerische Glanzleistung Josef Meinrads. Als Wermutstropfen galt allerdings, daß Meinrads Stimme nachträglich durch Robert Graf synchronisiert wurde. Auch Roger Carrel als schrulliger Gegenpart, der von Klaus Havenstein synchronisiert wurde, wußte zu überzeugen.
    Nachzutragen bleibt, daß "Don Quijotte von der Mancha" mit 27 Prozent Einschaltquote beim ersten Teil und jeweils 15 Prozent bei den übrigen drei Episoden weit unter den Sehbeteiligungen der folgenden Adventsvierteiler lag und aus diesem Grund bei vielen Zuschauern vielleicht ein wenig in Vergessenheit geraten ist. Zuletzt wurde der Vierteiler 1976 ausgestrahlt, und über lange Jahre gab es nur wenig Hoffnung auf eine Wiederaufführung, da das gelagerte Filmmaterial im Laufe der Jahre zu stark in Mitleidenschaft gezogen wurde und eine Restaurierung zu aufwendig erschien. Für die DVD- Veröffentlichung im Jahre 2006 machte man sich dann doch an die Restaurierung des Films.

    www.youtube.com/watch?v=cqM1fAaUHYc

    14

    Sonntag, 7. August 2022, 09:04

    Mein Lieblings-Adventsvierteiler ist und bleibt "Robinson Crusoe". Das brachte mich dazu, auch das Buch von Daniel Defoe zu lesen. Ich hatte ca. 1965 eine dicke Ausgabe fuer Jugendliche, die bei Bertelsmann herausgekommen war.

    "Robinson Crusoe" lief 1964 und hat mich bei der Erstausstrahlung ungeheuer beindruckt. Der erste Teil ist weniger interessant, aber sobald Crusoe auf der einsamen Insel landet, wird es richtig gut.
    Wohltuend finde ich die langen Szenen, die musikalische Untermalung und die Atmosphaere auf der Insel.
    Angeblich soll es eine DVD Version davon geben, die ein langes Interview mit Robert Hoffmann enthaelt, aber die konnte ich leider nie finden.

    Gut gefallen hat mir ausserdem der "Lederstrumpf", da las ich auch den Waelzer von James Fenimore Cooper aus dem Tosa Verlag (?). Das weiss Eiwennho sicher besser. Es war eine Ausgabe mit ganz tollen Illustrationen, und ich habe es noch auf dem Dachboden in einem der vier Buecher Container.
    "Lederstrumpf" und "Salto Mortale" und spaeter "Kennen Sie Kino?" machten mich zu Hellmut Lange Fans.
    "Der Kurier des Zaren" war auch recht gut, aber ab dem "Seewolf" fand ich keinen der weiteren Adventsvierteiler so richtig ansprechend, habe sicher auch den einen oder anderen ganz verpasst.
    Gibt es eigentlich inzwischen eine Gesamtausgabe auf DVD mit saemtlichen Adventsvierteilern???
    "Die Schatzinsel" mochte ich wegen Michael Ande, den ich in "Der kleine Lord" das erste Mal gesehen hatte und spaeter in einer Krimi Serie ("Der Kommissar" oder "Derrick"?). Aber an "Robinson Crusoe" oder "Lederstrumpf" kam es fuer mich nicht heran.

    Total enttaeuscht war ich hingegen vom "Seewolf". Zwar spielt einer meiner Lieblingsdarsteller, Edward Meeks (Globetrotter, Die Angst im Spiegel) darin mit, aber ich empfand es als wahnsinnig langsam und gab nach der ersten Haelfte von Teil 1 auf, als ich es mir vor 10 oder 11 Jahren nochmal ansehen wollte.
    "Tom Sawyer's Abenteuer" habe ich ca. 1964 als Radio Vierteiler an vier Wochenendtagen in Braunschweig angehoert (vermutlich auf NDR), dann das Buch gelesen ("Huckleberry Finn" gefiel mir dann schon nicht mehr so gut) und mir spaeter den franzoesischen Vierteiler angeschaut, auch eine US Filmversion mit Johnny Whittacker, aber der Tom Sawyer in den Verfilmungen kam halt nie meinem Tom Sawyer in meiner Vorstellung entgegen.

    15

    Sonntag, 7. August 2022, 17:34

    Robinson Crusoe (1964)

    Geschrieben hatte es der englische Schriftsteller Daniel Defoe (1660- 1731), dessen Buch in den Jahren 1719/20 erstmalig erschien und das als der erste englische Roman gilt. Defoe wurde mit seinem Werk weltberühmt, denn "Robinson Crusoe" wurde zu einem der größten Verkaufserfolge der Weltliteratur.
    Dem Roman liegt die wahre Geschichte des schottischen Matrosen Alexander Selkirk zugrunde, der als Dreißigjähriger von seinem Schiff desertierte, über vier Jahre einsam auf der Insel Juan Fernandez lebte und 1709 dort aufgefunden und in seine Heimat zurückgebracht wurde. Die Mitteilungen von Kapitän Rogers, der den Schiffbrüchigen rettete, erschienen im Jahre 1712. Sieben Jahre später gab Daniel Defoe "Das Leben und die fremdartigen, wunderbaren Schicksale Robinson Crusoes, eines Matrosen aus York" heraus.
    Schon früh regte die Robinsonade verschiedene Filmemacher zu szenischen Umsetzungen an. Bereits 1902 entstand in Frankreich "Les Aventures de Robinson Crusoé", eine kurze Stummfilmversion von dem Filmpionier Georges Méliès. Der erste Tonfilm, eine komödiantische Variante des Defoe- Themas, kam im Jahre 1932 unter dem Titel "Mr. Robinson Crusoe" in die amerikanischen Kinos. Douglas Fairbanks sen. spielte einen Mann, der auf Grund einer Wette auf eine einsame Insel kommt, nur um zu beweisen, daß er genau so tüchtig sein kann wie der echte Robinson.
    Mehr auf das echte Abenteuererlebnis setzte die für das Fernsehen umgesetzte deutsch- französische Koproduktion "Robinson Crusoe" (Les Aventures de Robinson Crusoe), mit der das ZDF 1964 seine Reihe von äußerst erfolgreichen "Adventsvierteilern" im Sinne von Literaturadaptionen startete. Eingebürgert hat sich für diese legendäre Reihe der Begriff "Adventsvierteiler", obwohl die ersten beiden Umsetzungen bereits im Oktober ausgestrahlt wurden, alle weiteren aber zur Weihnachtszeit gesendet wurden.
    Die von Jean Sacha inszenierte Roman- Adaption gilt als die bisher werkgetreueste Verfilmung des Sujets. Für die Rolle des jungen Robinson holte man mit dem blonden, blauäugigen Robert Hoffmann einen bisher weitgehend unbekannten jungen österreichischen Schauspieler vor die Kamera, der durch seine authentische Darstellung des Einsiedlers über Nacht berühmt und zum "Frauenliebling der Nation" wurde.
    Das Drehbuch hatte Walter Ulbrich unter dem Pseudonym "Eugen von Metz" zusammen mit Jean- Claude Carrière geschrieben. Als Kulisse für Robinsons Insel und die Landschaften, die in Brasilien und Arabien spielen, hatte man Gran Canaria gewählt; die Außenaufnahmen fanden bei Playa del Inglés, Maspalomas und im Landesinneren bei Tejeda statt; die in England spielenden Szenen wurden in der Normandie gedreht.
    Die Musik für beide Sprachfassungen stammte von Georges van Parys, der sich als Komponist für zahlreiche Kinofilme einen Namen gemacht hatte. Für die von der BBC übernommene englische Version wurde eine spezielle Filmmusik komponiert, da der britische Sender den Vierteiler in eine Miniserie zu 13 Episoden aufteilte.
    Der erste Teil des in s/w gedrehten Abenteuers lief an einem Samstagabend, den 3. Oktober 1964, zur besten Sendezeit im ZDF. Die weiteren Episoden wurden am 10., 17. und 24. Oktober 1964 ausgestrahlt.
    Die DVD zu dem legendären Vierteiler ist bereits seit 2006 im Handel verfügbar.

    www.youtube.com/watch?v=ADow7aUxn6Q

    16

    Montag, 8. August 2022, 18:46

    Der Seewolf (1971)

    Der Adventsvierteiler von 1971 gehört für viele Fans dieser Reihe zur mit Abstand besten Umsetzung einer der literarischen Vorlagen. Und das, obwohl es sich im Grunde um eine Kompilation verschiedener Bücher von Jack London handelte.
    Aber fangen wir von vorne an. Im Jahre 1904 veröffentlichte der amerikanische Autor Jack London (1876- 1916) seinen Abenteuerrroman "The Sea Wolf" und gelangte damit zu internationaler Berühmtheit. Sein Bestseller wurde im Verlauf der folgenden Jahrzehnte mehrfach verfilmt. Bereits 1913 entstand eine erste Stummfilmversion von und mit Hobart Bosworth als grausamer Wolf Larsen, in dem Autor Jack London selbst einen Matrosen spielte (!). 1940 drehte "Casablanca"- Regisseur Michael Curtiz das Abenteuer erneut mit Hollywoodstar Edward G. Robinson, der Larsen als hemmungslosen Sadisten und gnadenlosen Schinder darstellte.
    Bei uns in Deutschland wagte sich der damals renommierte Regisseur Wolfgang Staudte (1906- 1984) an das Sujet und schuf gemeinsam mit seinen Co- Regisseuren, den Rumänen Sergiu Nicolaescu und Alecu Croitoru, einen ausgesprochen erfolgreichen Vierteiler für das Fernsehen, dessen erster Teil am 5. Dezember 1971 im ZDF auf Sendung ging und der sich somit in die illustre Reihe der legendären Adventsvierteiler einreihte. Der Mehrteiler entstand wieder einmal unter Federführung des Produzenten Walter Ulbrich von Tele München und Studio Bukarest im Auftrag von ZDF und der französischen ORTF. Walter Ulbrich galt als eingefleischter Jack London Fan und zeichnete später auch als Drehbuchautor für einen weiteren Adventsvierteiler, "Lockruf des Goldes" (1975), ebenfalls nach einem Buch von Jack London, verantwortlich.
    "Der Seewolf" verwendete, außer der eigentlichen Geschichte des gleichnamigen Romans, auch Motive aus Londons Werken "Frisco Kid" (The Cruise of the Dazzler, 1902), "König Alkohol" (John Barleycorn: Alcoholic Memoirs, 1913), "Abenteuer eines Tramps" (The Road), "Liebe zum Leben" (Love of Live), "Südseegeschichten" (South Sea Tales) sowie "Ein Sohn der Sonne" (A Son of the Sun, 1912). Trotz der Vielzahl der verwendeten Quellen wird bis heute die filmische Umsetzung von 1971 als ausgesprochen gelungen und von vielen eingefleischten Fans als der spannendste Adventsvierteiler überhaupt angesehen.
    Für die Rolle des Wolf Larsen konnte man Raimund Harmstorf gewinnen, einen bis dahin weitgehend unbekannten Schauspieler. Zwar brachte Harmstorf bereits etwas Film- und Fernseherfahrung mit, doch erst durch den "Seewolf" wurde er zur schauspielerischen Berühmtheit. Später spielte er auch noch in einigen anderen Abenteuerfilmen den kühnen Draufgänger, so in den Jack London- Adaptionen "Ruf der Wildnis" von 1972, sowie in "Wolfsblut" von 1973; auch übernahm er die Titelrolle in dem Adventsvierteiler "Michael Strogoff" von 1976, einer Literaturverfilmung nach dem Roman "Der Kurier des Zaren" von Jules Verne.
    Den zweiten Hauptpart des "Seewolf", den Schrifststeller Humphrey van Weyden, spielte der französische Schauspieler Edward Meeks. In der deutschen Fassung lieh Reinhard Glemnitz Meeks seine Stimme, als Erzähler aus dem Off fungierte diesmal Erich Ebert. Die eingängige musikalische Untermalung stammte von Hans Posegga, der für viele der ZDF- Vierteiler den Soundtrack komponierte.
    Gedreht wurde unter anderem vor der romantischen Kulisse des Donaudeltas in Rumänien. Die einzelnen Episoden hatten wieder die für Adventsvierteiler übliche Spielfilmlänge und wurden wie immer zur besten Sendezeit ausgestrahlt. "Der Seewolf" von 1971 wurde zu einem der größten Erfolge in der Produktionsgeschichte des ZDF und ist seit der Erstausstrahlung unzählige Male wiederholt worden. Vor allem eine Szene schrieb Fernsehgeschichte. Bis heute bleibt unvergessen, wie Wolf Larsen Mugridge´s Kombüse betritt, eine der Kartoffeln in die Hand nimmt und diese als Symbol seiner Stärke zerquetscht. Die Frage, ob die besagte Kartoffel denn nun roh oder bereits gekocht war, beschäftigte wochenlang die ganze Nation.
    Ein Jahr später kam der erfolgreiche Vierteiler als gekürzte zweiteilige Fassung unter den Titeln "Der Seewolf" und "Die Rache" in die Kinos. Dort konnte der überwältigende Erfolg der Fernsehfassung jedoch nicht wiederholt werden. Auf DVD erschien die Fernsehfassung im Jahre 2006.

    www.youtube.com/watch?v=TYeJnczHp7w

    17

    Dienstag, 9. August 2022, 19:54

    RE: Robinson Crusoe (1964)

    Ich dachte, Alexander Selkirk war auf Mas a Tierra gestrandet?
    Geschrieben hatte es der englische Schriftsteller Daniel Defoe (1660- 1731), dessen Buch in den Jahren 1719/20 erstmalig erschien und das als der erste englische Roman gilt. Defoe wurde mit seinem Werk weltberühmt, denn "Robinson Crusoe" wurde zu einem der größten Verkaufserfolge der Weltliteratur.
    Dem Roman liegt die wahre Geschichte des schottischen Matrosen Alexander Selkirk zugrunde, der als Dreißigjähriger von seinem Schiff desertierte, über vier Jahre einsam auf der Insel Juan Fernandez lebte und 1709 dort aufgefunden und in seine Heimat zurückgebracht wurde.

    18

    Dienstag, 9. August 2022, 19:59

    RE: Der Seewolf (1971)

    Edward Meeks ist gebuertiger Amerikaner, lebt aber seit vielen Jahren in Frankreich, und ist mit einer Franzoesin verheiratet:
    https://www.imdb.com/name/nm0576142/?ref_=nv_sr_srsg_0
    Den zweiten Hauptpart des "Seewolf", den Schrifststeller Humphrey van Weyden, spielte der französische Schauspieler Edward Meeks.

    19

    Dienstag, 9. August 2022, 20:00

    RE: Der Seewolf (1971)

    Ich werde es mir ein zweites Mal ansehen. Vielleicht gefaellt es mir ja diesmal besser. Das Donaudelta klingt vielversprechend!

    Gedreht wurde unter anderem vor der romantischen Kulisse des Donaudeltas in Rumänien. Die einzelnen Episoden hatten wieder die für Adventsvierteiler übliche Spielfilmlänge und wurden wie immer zur besten Sendezeit ausgestrahlt. "Der Seewolf" von 1971 wurde zu einem der größten Erfolge in der Produktionsgeschichte des ZDF und ist seit der Erstausstrahlung unzählige Male wiederholt worden.

    20

    Dienstag, 9. August 2022, 20:21

    Cagliostro (1973)

    "Cagliostro" gehörte zu den Adventsvierteilern, der aus für mich heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen während der Erstausstrahlung Ende 1973 weitgehend an mir vorübergegangen ist. Darüber hinaus läutete er für viele Fans auch den allmählichen Niedergang des Formats ein. Aber davon später mehr.
    Von dem französischen Schriftsteller Alexandre Dumas stammt der Romanzyklus "Memoiren eines Arztes", den dieser zwischen 1846 und 1855 in einigen Zeitungen veröffentlichen ließ. Als erstes Werk der vierbändigen Reihe erschien "Joseph Balsamo", gefolgt von "Das Halsband der Königin", "Ange Pitou" und "Die Gräfin von Charny".
    In allen dieser vier Romane steht mehr oder weniger ein Mann im Mittelpunkt, der als selbsternannter Graf Cagliostro zu einer der berühmtesten und zugleich rätselhaftesten Gestalten des 18. Jahrhunderts avancierte. Die schillernde Figur des italienischen Alchemisten, Okkultisten, Hochstaplers und Freimaurers fesselte nicht nur damals die Leserschaft. Dumas erzählt in seinem Historienabenteuer dessen Aufstieg an den Hof des französischen Königs Ludwig XV., wo er durch Spiritismus, Zaubertränke und angebliche Goldmacherei großen Einfluß gewann. 1789 wurde Cagliostro verhaftet und verschwand bis zu seinem Lebensende hinter Kerkermauern.
    Eine frühe Verfilmung des Cagliostro- Stoffes war Richard Oswalds Stummfilm "Cagliostro- Liebe und Leben eines großen Abenteurers" von 1929 mit Hans Stüwe in der Titelrolle. Ende der 40er Jahre schlüpfte niemand geringerer als Orson Welles in die Rolle des Cagliostro und spielte in Gregory Ratoffs sehr frei interpretierter Dumas- Adaption "Black Magic" von 1949 den Alchimisten und Geisterbeschwörer.
    Dumas Roman "Joseph Balsamo" diente in den frühen 70er Jahren auch als Vorlage für eine Fernsehfassung, die das ZDF in Kooperation mit dem französischen ORTF produzierte. In Frankreich lief das Format als siebenteilige Serie zu je 55 Minuten über die Bildschirme und wurde als gelungene Umsetzung des Sujets gefeiert, während die deutschen Produzenten dem Stoff distanzierter gegenüberstanden und diesen 1973 auf einen "Adventsdreiteiler" reduzierten. Tatsächlich schnitt Walter Ulbrich die ursprüngliche 360-Minuten Fassung so stark zusammen, daß daraus eine fast neue Geschichte entstand. Auch wurden für die deutsche und die französische Version unterschiedliche Filmkomponisten eingesetzt, da Produktionsleiter Walter Ulbrich die von Hubert Rostaing geschriebene Musik als zu schwülstig empfand und den Auftrag für die musikalische Untermalung der deutschen Version an Hans Posegga erteilte.
    Unter der Regie des französischen Regisseurs André Hunebelle, einem Spezialisten für Abenteuerverfilmungen, standen fast ausschließlich französische Schauspieler auf der Besetzungsliste. Allen voran Filmlegende Jean Marais, der für die Titelrolle gewonnen werden konnte. Von deutscher Seite waren lediglich Doris Kunstmann und Udo Kier vertreten. Als Erzähler aus dem Off führte der deutsche Schauspieler und Synchronsprecher Michael Chevalier durch die Handlung.
    Am 23. Dezember 1973 tauchten die deutschen Zuschauer mit "Audienz" in Versailles in das Leben am Hofe Ludwig XV. ein, an dem Graf Cagliostro ein feingesponnenes Intrigenspiel beginnt, um das Ansehen des französischen Königs zu schädigen. Am 30. Dezember ging die Geschichte mit der Folge "Der Goldmacher" weiter und endete am 1. Januar 1974 mit der abschließenden Episode "Die Intrige". Während sich die zeitgenössische Kritik mit der stark gekürzten deutschen Version nicht anfreunden konnte, wurde der Adventsdreiteiler vom überwiegenden Teil des deutschen Fernsehpublikums durchaus wohlwollend aufgenommen, auch wenn er in den Folgejahrzehnten nicht annähernd den Kultstatus vieler anderer Adventsvierteiler erreichen konnte.
    2007 brachte Concorde Home Entertainment den opulent ausgestatteten Dreiteiler auf zwei DVDs auf den deutschen Markt. Als Bonusmaterial enthielt die Kassette eine Bildergalerie sowie bebilderte und gesprochene Produktionsnotizen, zusätzlich lag der Edition ein 16-seitiges Booklet bei, in dem Ulf Marek und Oliver Kellner viele zusätzliche Informationen vermitteln.

    www.youtube.com/watch?v=IfO2OPX73D0