Wenn ich heute von jüngeren Semestern nach dem Zeitgeist der 60er Jahre gefragt werde, antworte ich in der Regel: " Denkt nicht an die 68er Bewegung, die hat erst in den 70ern ihre Wirkung entfaltet. Wenn Ihr wissen wollt, welches Lebensgefühl die Menschen in den 60ern hatten, schaut Euch "Die Unverbesserlichen" mit allen sieben Folgen an".
Als Steppke verfolgte ich diese Reihe immer mit großem Interesse, obwohl sie in erster Linie für Erwachsene konzipiert war.
Ausgestrahlt wurde diese deutsche Produktion mit jährlich einer Folge zwischen 1965 und 1971 und war von Anfang an ein Straßenfeger. Inge Meysel wurde durch ihre äußerst überzeugende schauspielerische Leistung von Stund an zur "Mutter der Nation".
Im Mittelpunkt der Handlung steht die "Durchschnittsfamilie" Scholz, die im Berlin der 60er Jahre lebt. Gedreht wurde allerdings in Hamburg, was an einigen Details, z.B. der verwendeten Tageszeitung, erkennbar ist. Der Mittsechziger Kurt Scholz (Joseph Offenbach) ist das Oberhaupt der Familie. Die eigentliche "Strippenzieherin" ist jedoch seine Frau Käthe, geb. Köpcke (Inge Meysel). Ihre Kinder sind Doris (Monika Peitsch), Rudi (Gernot Endemann), sowie Lore (Helga Anders). Letztere trat in den letzten beiden Folgen der Reihe nicht mehr auf. Eine wichtige Rolle spielt auch Oma Köpcke (Agnes Windeck), die durch ihren Altersstarrsinn Schwiegersohn Kurt desöfteren gehörig auf die Nerven fällt.
Im Handlungsablauf der 7 Folgen geht es u.a. um einen Totogewinn von 1250 DM, den jedes Familienmitglied nach eigenem Gutdünken verplant; um die Pensionierung von Kurt, mit der er nicht fertig wird und die er gegenüber seiner Familie verschweigt; um Rudis Anstellung bei der Post und seine geplatzte Karriere als Profifußballer; um Doris Scheidung noch nach altem Scheidungsrecht, bei der ihr eine Teilschuld zuerkannt wird; um die Fahrt von Lore als Austauschschülerin nach Paris; um Anlagebetrug, durch den Kurt zwanzigtausend DM verliert; um die ungewollte Schwangerschaft von Rudis Freundin Dagmar; um Kurts zweiten Frühling bei Frau Urban u.v.m.
Der enorme Erfolg dieser Reihe resultierte damals auf den sehr lebensnahen Inhalten, mit denen sich große Teile der Zuschauer identifizieren konnten, sowie den durchgehend äußerst überzeugenden Leistungen der beteiligten Darsteller.
Das Drehbuch zur Serie stammte von Robert Stromberger, Regie führte Klaus Peter Witt. Eine achte Folge war für 1972 bereits geplant, konnte jedoch durch den zwischenzeitlichen Tod von Joseph Offenbach nicht mehr realisiert werden. Auch plädierte Inge Meysel aufgrund des fortgeschrittenen Alters von Agnes Windeck eher für die Einstellung der Serie.
2010 erschien eine DVD- Edition mit einem Zusatzportrait von Inge Meysel, die keine Wünsche offen läßt.
Auch auf
www.youtube.com werden einzelne Folgen der Reihe immer mal wieder eingestellt, wobei die Rechteinhaber z.Zt. wohl immer noch regelmäßig auf eine Löschung drängen.
Für alle Interessierten an der untergegangenen Welt der 60er Jahre und ihrer Lebenswirklichkeit ist diese Reihe auch heute noch uneingeschränkt sehenswert.