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    Mittwoch, 10. Oktober 2012, 20:48

    Comic - Ikonen - Der Walter Lehning Verlag

    Bei Comicliebhabern, insbesondere für die Ausgaben der 50er und 60er Jahre, ist der Lehning - Verlag bekannt für zahlreiche äußerst populäre Serien. Zahlreiche "Ikonen" , von Abenteuer der Weltgeschichte bis Winnetou, wurden zwischen 1953 und 1971 von diesem Verlag herausgegeben.

    Walter Lehning stammte aus einer bürgerlichen Wuppertaler Familie und begann 1946 mit der Gründung eines eigenen Verlages in Hann.- Münden. 1951 wechselte er nach Hannover über und war danach bemüht, sich auf möglichst vielen Gebieten des Printmedienmarktes Anteile zu sichern. Er produzierte zunächst für breite Leserschichten Romanhefte, Zeitschriften, Taschenbücher und erotische Magazine. Die Idee, auch Comichefte zu verlegen, kam ihm während eines Italienurlaubes 1953. Dort entdeckte er kleine Comics im Streifenformat, die sogenannten "Piccolos". Da es zu dieser Zeit noch keine eigenständige deutsche Comicproduktion gab, übernahm Lehning einige italienische Serien wie Akim, Fulgor, Der rote Adler, Carnera und Peterle in Lizenz. Bereits kurze Zeit später legte er aber mit Hilfe des Zeichners Hansrudi Wäscher die erste deutsche Produktion vor : Sigurd. Wäscher wurde in den Folgejahren zum wichtigsten freiberuflichen Mitarbeiter des Verlags. Ursprünglich hatte dieser Sigurd als zeichnerische Umsetzung der Nibelungensage geplant, paßte jedoch auf Anregung von Lehning das Format den italienischen Piccoloausgaben an. In den Folgejahren schuf Wäscher weitere, teils hochauflagige Comicserien wie Akim Neue Abenteuer, Nick der Weltraumfahrer, Tibor und Falk, insbesondere weil sein Verleger nicht mehr bereit war, alle Lizenzkosten für italienische Produktionen zu tragen. Als die ersten Piccolos in nun "bunten" Großbänden nachgedruckt wurden, gestaltete Wäscher dazu passende Titelseiten, die oft sehr ansprechend gestaltet waren und auch heute noch auf den Betrachter ihre Wirkung entfalten. Parallel dazu begann Lehning, ein eigenes, deutsches Zeichnerteam aufzubauen: Charlie Bood, Bob Heinz, Walter Kellermann und den Schöpfer des "Winnetou", Helmut Nickel. Bis Ende der 50er konnte der Verleger so eine dauerhafte Comic- Produktion aufbauen, die schließlich auch in seinen eigenen Druckereien hergestellt und dank eines verlagseigenen Vertriebs unter Auslassung der Grossisten vertrieben wurde. Lehning schwebte ein autarkes Presseimperium vor, das neben den zahlreichen eigenen Produkten auch Fremdaufträge annehmen und drucken können sollte.Bedingt durch die Berlinförderung wurden Verlag und Druckerei Ende der 50er nach Berlin verlegt und von Hannover aus quasi nur noch verwaltet. Anfang der 60er kristallisierte sich jedoch immer deutlicher das Fehlen eines zukunftsfähigen Produktkonzepts heraus, erkennbar vor allem durch das Entstehen zahlreicher, teils sehr kurzlebiger Roman- und Comicserien. Bestehende Produkte wurden nur noch marginal verbessert, und immer deutlicher machte sich das Fehlen eines professionellen Marketingteams bemerkbar. Viele Produktentscheide fällte Walter Lehning letztendlich selbst. Hinzu kam, daß seine Druckereien mangels technischer Innovationen ab Mitte der 60er nicht mehr wettbewerbsfähig waren. Bis dahin hatten Gewinne aus der technischen Produktion oft Verluste aus dem Verlagsgeschäft kompensiert. Die Folgen waren unter anderem, viele ältere Comicleser haben dies noch in Erinnerung, Remittendenverkäufe an Kaufhäuser und Wundertütenhersteller. Ab 1965 bis 1967 kam es daher zu einer schweren Verlagskrise, unter der auch die Gesundheit des Verlegers litt. 1967 kam es zur Konkurseröffnung, während der Lehning sich aus dem Geschäftsleben zurückzog und in die Schweiz übersiedelte. Dort starb er 1971 nach schwerer Krankheit. Sohn Jörg hatte eine Berliner Druckerei aus der Konkursmasse retten können und versuchte unter der Firmierung "Lehning- Drachen- Verlag" einen Neustart mit den alten Comicformaten Sigurd und Tibor, mußte aber im September 1971 bereits wieder aufgeben. Der Lesergeschmack hatte sich gewandelt, und mit den alten Helden der 50er Jahre konnte man die Kids der frühen 70er nicht mehr erreichen. Das Verlagshaus mußte nun endgültig schließen, und 1974 wurde die Gesellschaft wegen Vermögenslosigkeit endgültig aus dem Handelsregister gelöscht.

    Einige der bekanntesten Comicserien des Verlages waren:

    Abenteuer der Weltgeschichte, Akim, Bild Abenteuer, Bill, Blondie und Dankwart, Bob und Ben, Brik, Daffy, Falk, Falkenauge, Gert, Hörni, Ivanhoe, Jim, Kalar, Karl May, Kit Carson, Lancelot, Marco, Nick, Piccolo - Großband, Robin Hood, Rocky, Roy Stark, Sigurd, Silberpfeil, Spider, Tarzan, Tibor und Winnetou.

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    Sonntag, 21. Oktober 2012, 19:49

    Die Geschichte des Walter-Lehning-Verlages deckt sich recht gut mit meinen Erinnerungen an meine Comic-Zeit. Nicht an den Verlag, Verlagsgeschichte interessierte uns damals nicht, sondern an die einzelnen Comic-Serien.

    Anfang der 60er dominierten bei uns Jungs die Comic-Helden des Walter-Lehning-Verlags, wie Sigurd, Falk, Tibor, Nick oder Karl May/Winnetou. Micky Maus, Felix oder Fix und Foxi wurden eher "so nebenbei" gelesen.

    Mitte der 60er (1965) erschienen im Bastei-Verlag die Wildwest-Serien Bessy und Lasso. Vor allem Bessy avancierte schnell zu unserem Lieblingscomic. Die Hefte hatten den großen Vorteil, dass sie jeweils abgeschlossene Abenteuer enthielten. Bei den Lehning-Endlos-Serien war es meist so, das man irgendwo in eine Handlung einstieg und mitten drin auch wieder aufhörte. Die Ereignisse, die zur Ausgangsituation führten waren ebenso unbekannt wie der Fortgang der Geschichte. Nur selten hatte man damals mehr als 3 oder 4 aufeinanderfolgende Hefte. Zudem las man die Hefte auch nicht in chronologischer Reihenfolge, da man viele Hefte durch Verleih/Tausch in die Finger bekam. Diesem Manko versuchte der Lehning-Verlag durch die Serie Bild-Abenteuer, die jeweils abgeschlossene Abenteuer der Lehning-Helden enthielt, zu begegnen.

    Ende 1966 Anfang 1967 erreichten amerikanische Superhelden wie Superman, Batman, Die Spinne oder Die fantastischen Vier die deutsche Comic-Landschaft. Gegen diese neuen Superhelden sahen die seit vielen Jahren unveränderten Lehning-Helden wie Tibor, Sigurd oder Falk doch recht altbacken aus und sanken in der Gunst der Comic-Leser rapide ab. Auch die neuen Serien aus dem Lehning-Verlag wie Roy Stark oder Spider interessierten die Comic-Leser nicht mehr.

    Den Konkurs des Lehning-Verlags habe ich damals gar nicht mitbekommen. Aber da war meine Comic-Zeit eigentlich auch schon zu Ende. Nur Asterix wurde noch regelmäßig gelesen.

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    Montag, 22. Oktober 2012, 19:05

    Roy Stark und Spider

    Nun ja, die von Wäscher gestalteten Hefte wie Sigurd, Falk, Tibor arbeiteten nach dem stilistischen Prinzip des "Cliffhangers", d.h. am Ende des Heftes gerieten die Helden meist in eine dramatische Situation, und die Leser wurden so auf die nächste Heftausgabe "scharfgemacht". Wäscher war ein Meister dieser Art des Genres. Bei den "Bild- Abenteuern" merkt man dagegen, daß die Geschichten gelegentlich nach dem Hauruck- Verfahren beendet werden mußten, weil die verfügbare Seitenzahl zur Neige ging. Der Einstieg in Fortsetzungs geschichten wurde durch eine Zusammenfassung des bisher Geschehenen am Beginn jeden Heftes durchaus erleichtert. Hier gab sich Wäscher redlich Mühe bis hin zu sehr umfangreichen Einstiegserläuterungen in manchen Nick- Großbänden, die sich aus der komplexeren Handlung ergaben. Ich habe bereits als Kind Sigurdhefte im Vergleich zu anderen Comics wie "Fernseh- Abenteuer" als gehobenes Lesefutter betrachtet.

    Zu Roy Stark äußert sich Wäscher im Interview von 1985 wie folgt: " Diese Serie war ein Flop. Da hatte ich mich gründlich verschätzt. Der rote Faden war, daß dem Helden durch die Zeitmaschine praktisch alle Möglichkeiten offenstanden. Aber es ging nicht los - ich hatte mich da in etwas verrannt. "

    Spider war eine französische Lizenzproduktion, die in 12 Heften von Nov. 1967 bis zum Konkurs Lehnings im April 1968 verlegt wurde. Gedacht war sie als Nachfolger der Großbandserie "Falk", die Ende ´67 eingestellt wurde. In Frankreich wurden insgesamt 33 Bände von "Spider" veröffentlicht.

    Beide Serien kannte ich als Kind nicht, sie sind mir erst in den letzten Jahren während meiner Sammeltätigkeit begegnet.