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    Dienstag, 24. Juli 2012, 20:48

    Lebensgefühl in den 60ern - Möbel in zwei Welten

    In meiner Schulzeit unterschied ich mich in einem Umstand von einigen meiner Klassenkameraden. Wenn ich diese besuchte, sah ich, daß sie über einen mehr oder weniger großen Fundus an gepflegten Vorkriegsmöbeln bis hin zu alten Stilmöbeln verfügten. Teilweise befanden sie sich in den Wohnräumen, teils auf dem Dachboden. Gelegentlich wurde eins der alten Stücke für ein Kinder- oder Jugendzimmer hervorgeholt, abgeschliffen und "modern" lackiert. Vieles wurden in den 60ern auch weggeworfen, da es damals modernen Wohnansprüchen oder dem, was man damals dafür hielt, nicht mehr zu genügen schien.

    Bei uns gab es derartiges nicht. Mein Vater kam erst 1951 mit fast nichts in der Tasche in den Westen, meine Mutter zwecks Heirat vier Jahre später. Wir hatten eine biedere 50er Jahre Wohnungseinrichtung, die um 1957 angeschafft wurde. Mitte der 60er, als es uns materiell besser ging, wurde diese gegen modische Möbel neuester Produktion ausgetauscht. Ich erinnere mich noch an die neue Kücheneinrichtung mit Elektrokochherd (vorher gab´s Gas), glattlinigen Hängeschränken in klinischem Weiß und einer Neonröhre an der Decke. Die 50er Jahre Polstermöbel wurden zunächst um 1964 neu bezogen (mein Onkel war Polsterer) und drei Jahre später gegen neue Stücke ausgetauscht.

    Die Diskrepanz zwischen "alteingesessenen" Haushalten und dem meiner Familie habe ich als Kind lediglich als Faktum wahrgenommen, bewertet habe ich dies erst als junger Erwachsener, als mir klar wurde, daß Teile der deutschen Bevölkerung nach ´45 im wahrsten Sinne des Wortes wieder bei Null anfangen mußten. Ich verstand nun auch, warum sich meine Eltern 1955 keine Hochzeitskleider leisten konnten. Hinzu kam, daß die Familie meines Vaters als Städter ohne Vorkriegsliegenschaften keinen Lastenausgleich erhielt.

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    Mittwoch, 25. Juli 2012, 19:19

    Auch meine Eltern fingen nach dem Krieg wieder bei Null an. Nach ihrer Hochzeit 1955 ganz bescheiden in einer 2-Zimmer Wohnung. Im Laufe der Jahre stieg mit der Anzahl der Kinder auch die Anzahl der Wohnräume und so kamen nach und nach auch neue Möbelstücke hinzu. Als meine Eltern vor einigen Jahren starben, waren bis auf wenige Gebrauchsgegenstände wie Stühle oder Sofa noch alle Möbelstücke ihrer ersten Wohnung aus den 50er Jahren in Gebrauch.

    Da war z.B. der Küchenschrank mit den vielen praktischen Fächern und Schubladen und den Stoffvorhängen hinter den Glasscheiben, der massive Kleiderschrank, auf den ich als Kind hochgeklettert war und dort oben gespielt hatte, die Spiegelkommode, das breite Ehebett und sogar das Musikschränkchen, das einst den Plattenspieler und die Schallplatten beherbergte. Der Plattenspieler war allerdings schon längst entfernt und die Schallplatten entsorgt worden. Auf diesem Schränkchen stand, wie auch schon in den 60ern, der Fernseher. Inzwischen aber schon ein Farbfernseher.

    Neben Möbeln gab es auch nach und nach neue Elektrogeräte. Ein Kühlschrank, eine Wäscheschleuder, der Fernseher, eine Waschmaschine. Die Geräte hatten wir alle viele Jahre lang. Alles schien damals ewig zu halten. War ja auch noch alles Made In Germany.

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    Mittwoch, 25. Juli 2012, 23:23

    Möbel zum Vererben

    Die alten Möbel der 50er waren handwerklich noch wesentlich solider hergestellt als die der folgenden Jahrzehnte. Oft waren sie noch verleimt, und ich frage mich noch heute, wie der wuchtige Schlafzimmerschrank meiner Eltern in unsere Wohnung gelangen konnte. Unsere 50er/ 60er Jahre Möbel gingen nach unserem Umzug 1973 wohl auf die Deponie oder wurden verkauft. Die alten Sachen haben sich nach meiner Erinnerung nur bei meinen Großeltern bis in die 80er Jahre erhalten. In diesem Jahrzehnt gab es auch einen kurzen Nostalgieboom für Möbel und weitere Utensilien der 50er Jahre, und Fernsehtruhen, Nierentische usw. wurden einige Zeit gut bezahlt. Heute sucht diese Dinge kaum noch jemand, sieht man von einigen Designikonen ab.

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    Donnerstag, 26. Juli 2012, 15:05

    Bei uns wurde in den 50er zeitgemäß eingerichtet. Im Auto Blumenväschen am Armaturenbrett. Im Wohnzimmer Cocktailsessel, Nierentisch und Tütenlampe. In der Küche ,waren die Türen der Schränke : Eine in zart rosa, eine zart blau und eine in zart gelb, dazu natürlich in der gleichen Farbgebung das Kaffeegeschirr der Firma Melitta. Die Vorhänge, die Tapete wie auch meine Strümpfe zierte nun ein asymmetrisches Muster. Auf dem Sideboard standen die Holzreiher und in der Ecke am Fenster die Blumenbank mit einer Clivia und der so genannten Schwiegermutterzunge. Diese Austattung blieb bis in die 70er Jahre.

    Am Sonntag wertete eine Fliege, an einem Gummiband um den Hals getragen, mein weises Oberhemd auf. Da konnte man sich gegenseitig, so schön die Fliege spannen und zurückschnalzen lassen.

    Im Radio lief eine für die 50er Jahre typische Musik, so ein seltsames instrumentales Gedudel. ( Nicht Apache oder andere Gitarrenklänge, nein ganz komische Klänge)

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    Donnerstag, 26. Juli 2012, 18:20

    Bei uns wurde in den 50er zeitgemäß eingerichtet. Im Auto Blumenväschen am Armaturenbrett. Im Wohnzimmer Cocktailsessel, Nierentisch und Tütenlampe. In der Küche ,waren die Türen der Schränke : Eine in zart rosa, eine zart blau und eine in zart gelb, dazu natürlich in der gleichen Farbgebung das Kaffeegeschirr der Firma Melitta. Die Vorhänge, die Tapete wie auch meine Strümfpe zierte nun ein asymmetrisches Muster. Auf dem Sideboard standen die Holzfreiher und in der Ecke am Fenster die Blumenbank mit einer Clivia und der so genannten Schwiegermutterzunge. Diese Austattung blieb bis in die 70er Jahre.

    Am Sonntag wertete eine Fliege, an einem Gummiband um den Hals getragen, mein weises Oberhemd auf. Da konnte man sich gegenseitig, so schön die Fliege spannen und zurückschnalzen lassen.

    Im Radio lief eine für die 50er Jahre typische Musik, so ein seltsames instrumentales Gedudel. ( Nicht Apache oder andere Gitarrenklänge, nein ganz komische Klänge)

    Diese Instrumentalmusik der 50er/ 60er Jahre nannte man "Unterhaltungsmusik". Federführend waren dabei bekannte US- und auch deutsche Orchester wie Percy Faith, Bert Kaempfert mit seinem Millionenhit "Wunderland bei Nacht", Werner Müller mit Stücken wie "Elisabethan Serenade" und anderen. Später kamen dann auch modernere Einspielungen wie "Schwarzwaldfahrt" von Horst Jankowski, "A Taste of Honey" und viele andere Hits von Herb Alpert sowie der "Happy Sound" von Hänschen Last hinzu. Stücke der symphonischen Unterhaltungsmusik der frühen 60er gehören zu meinen frühesten musikalischen Erinnerungen, und ich höre sie noch heute gelegentlich gerne.

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    Freitag, 27. Juli 2012, 16:14

    Jede Rundfunkanstalt, die etwas auf sich hielt, hatte damals ein eigenens Rundfunkorchester. Durch das Fernsehen wurden viele der damaligen Orchesterleiter auch einem größeren Publikum bekannt.

    Einige damals bekannte Orchester sind auf der Musikseite erwähnt:

    Orchester und Komponisten

    Weitere internationale Orchesterleiter dieser Unterhaltungsmusik, oder auch "Easy Listening" aus den 50er und 60ern waren z.B. Ray Conniff, Billy Vaughn oder Mantovani.

    Bei uns war die Musik meistens nicht ganz so modern. Da lief dann auch schon mal Blasmusik, etwa Ernst Mosch mit seinen original Egerländern.

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    Freitag, 27. Juli 2012, 18:32

    Ernst Mosch

    Wobei Ernst Mosch mit seiner Kapelle noch durchaus gehaltvolle Musik ablieferte, die sich weitgehend an traditionellen Mustern der volkstümlichen Blasmusik anlehnte. Bei den "Lustigen Mutanten" sieht´s heute leider etwas anders aus. Mein Vater, Baujahr 1932, war ein erklärter Fan von Ernst Mosch und war wohl auch mal auf einem seiner Konzerte.

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    Samstag, 11. August 2012, 22:31

    Mantovani und den Stil der "Cascading Strings"

    ... habe ich erst vor kurzem zuordnen können. Von England aus feierte der ursprünglich aus Italien stammende Orchesterleiter riesige Erfolge, die ihn wohlhabend machten. Welthits wie "Elisabethan Serenade", "Charmaine" , "September" und viele andere gehörten zum Standardrepertoire der gehobenen Unterhaltungsmusik der 50er und 60er Jahre. Diese entspannende Musik gehört zu meinen frühesten musikalischen Erinnerungen.