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    Sonntag, 6. November 2011, 10:21

    Schöne unbeschwerte Kindheit ?

    Wenn ich mich an meine Kindheit zurück erinnere, fällt mir zum Familienleben als erstes Lieblosigkeit und Gewalttätigkeit ein
    Ich bin wie schon erwähnt,1955 in Frankfurt geboren und aufgewachsen. Es gab noch sehr viele Trümmergrundstücke, zum spielen für uns Kinder ideal.
    Wir bauten uns Baumhäuser, Bandenräume in Kellern.



    Kennt jemand ,noch eine Serie, in der es eine Katzenbande gab?

    Die Gegend, in der wir wohnten, war durch Kinder-Straßenbanden in Bezirke eingeteilt. Um in die Schule zu kommen oder zu Freunden, kam es also oft vor, das man Prügel bezog, wenn man diese Bezirke durchqueren musste.

    Zu Hause war das nicht anders. Mein Vater hatte den Standpunkt die Erziehung mit Schlägen und psychischer Gewalt zu erzielen.

    Es gab wegen jeder Kleinigkeit Schläge und Verbote.


    Beliebt war Fernsehverbot und Stubenarrest.
    Manche Ferien, verbrachte ich eingeschlossen in unserer Wohnung. Meine Eltern waren beide berufstätig, ich war ein so genanntes Schlüsselkind.


    Ich kann aber bis heute nicht verstehen, wie man ein Kind mit Stock oder Ochsenziemer zusammenschlagen kann. Es wurde darauf geachtet das Körperstellen getroffen wurden,an denen die Verletzungen nicht gleich ersichtlich waren.

    Ich habe viele Dummheiten gemacht, wie alle Kinder aber ist das ein Grund für diese Behandlung?

    Um bei Fernsehverbot, doch die geliebten Serien bei Freunden sehen zu können, wurde dann gelogen, man sei bei einem in der Nähe wohnenden Verwandten gewesen. Wenn die Lüge aufflog drohten weiter Prügel.
    Das Endresultat war das ich gar nichts mehr zu Hause erzählte.
    Für meine Eltern war in dieser Zeit das oberste Gebot,nicht auffallen was könnten den die Nachbarn denken.

    Ich machte was ich wollte und bezog danach, standhaft, meinem Vater in die Augen blickend Schläge.
    Es gab so nette Drohungen wie, wenn nochmal was vor käme wurde er mich totschlagen!!!!


    Auch Liebe, Nähe oder Umarmungen gab es nicht.
    An Weihnachten oder Geburtstagen wurde die Hand gereicht, das war es.


    Ich sehnte mich so nach einem Tier zum liebhaben und bekam von einem Bekannten eine weiße Maus.
    Die hielt ich wenn meine Eltern da waren , versteckt in unserer Wohnung.
    Eines Tages entdeckte mein Vater die Maus und erschlug sie.

    Von da an, habe ich meinem Vater gehasst und Monate nicht mehr mit ihm gesprochen.

    Auch in der Schule gab es immer ein paar ältere Schüler, die einen verprügelten. So gesehen eine trostlose Zeit.
    Die Musik hat mir in dieser Zeit viel geholfen. Ich verbinde heute noch, jedes Ereignis jener Tage, mit einem Musikstück.


    Meine trotzdem schöne Jugendzeit bestand außerhalb des Elternhauses, zum Beispiel bei Freunden zu Hause.

    Meine Familie waren Fernsehserien, in denen ich im Gedanken lebte.

    Da ich als Kind schon früh anfing zu arbeiten ( z.B. half ich Kellnern, an einem beliebten Ausflugsziel Geschirr abräumen, Getränke in Kühlkästen nachfüllen, den Hunden der Gäste, Wasser bringen usw.) , konnte ich mir, materiell einiges erlauben. Das aber in einer anderen Rubrik.

    Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
    Bernie

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    Sonntag, 6. November 2011, 13:22

    Danke für die Offenheit !

    Diese Elterngeneration hatte den Krieg und die Demütigung frisch hinter sich bzw. in sich ...

    "Herr vergib ihnen denn sie wissen nicht was sie tun" ...

    Vom damaligen Extrem fiel man mittlerweile ins Gegenteil ... heute stehen harmlose und durchaus angemessene Dinge wie [richtig dosierte ...] Ohrfeigen u.ä. unter Strafe ... lächerlich und absurd ...

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    Sonntag, 6. November 2011, 15:02

    Mein Vater (Jg. 1932) hatte sich aufgrund eigener leidvoller Erfahrungen vorgenommen, seine Kinder nicht zu schlagen und dies auch weitgehend konsequent durchgezogen. Allerdings hatte er in mir (Jg. 1957) auch einen Filius, der weitgehend pflegeleicht war und keine größeren Probleme machte.

    In unserer Nachbarschaft sah es teilweise anders aus. Meine besten Kumpels stammten aus einer Familie mit 6 Kindern, und da wurde von Vater´s Seite des öftern zu drastischen Erziehungsmaßnahmen gegriffen. Schläge mit dem "Riemen", stundenlanges Einsperren in den Keller und ähnliches war zwar hier nicht die Regel, wurde aber bei "Verstößen" durchaus konsequent angewendet. Hinzu kam, daß die 6 Kids ungleich behandelt wurden, was mir als Kind eher unangenehm auffiel als gelegentlich verabreichte Schläge. Berücksichtigen muß man, daß in breiten Bevölkerungskreisen der 50er/ 60er Jahre die körperliche Züchtigung von Kindern als durchaus legitime Erziehungsmaßnahme akzeptiert, ja begrüßt wurde. Geändert hat sich diese Einstellung dann erst im Laufe der 70er.

    Mit Schlägen wurde ich erstmalig in unserer "Realschule für Jungen" konfrontiert. Hier gab es einige ältere Lehrer, die bei Auffälligkeiten Schüler mit dem Baststock auf´s Hinterteil versohlten oder sog. "Doppelklatscher" auf die Wangen verabreichten. Im Affekt geschlagen wurden wir von diesen Herrschaften jedoch nie. 1971 wurde dann in NRW als letztem Bundesland die Verabreichung von Prügelstrafen in Schulen offiziell verboten. Wir haben diese Art der Disziplinierung damals eigentlich eher sportlich gesehen und auch als kleine Mutprobe verstanden. Einige "progressive" Eltern haben in der Schule gegen das Versohlen ihrer Zöglinge auch Protest eingelegt, aber wohl ohne Erfolg.

    4

    Sonntag, 6. November 2011, 15:21

    Ist ja echt schlimm! Da merke ich erst richtig, wie gut ich es selber gehabt hatte. Schön, ich bin von Mama und Oma auch ab und zu übers Knie gelegt worden und bekam den Kochlöffel zu spüren, und hier und da bekam ich auch mal von meinem Vater eine geknallt, aber wenn das der Fall war, dann war es nie grundlos. Dann hatte ich auf jeden Fall etwas angestellt. In so einem Fall habe ich es auch akzeptiert, bestraft zu werden. Anders sah es in der Schule aus. Da haben wir in der dritten Klasse eine Lehrerin bekommen, die mich offenbar nicht leiden konnte, und das war eine gewaltige Umstellung nach meinem Lehrer in den ersten beiden Klassen, mit dem ich sehr gut ausgekommen war. Wie schon erwähnt, damals durften Lehrer noch hauen, und diese Lehrerin machte ausgiebig vom Ohrfeigen-Verteilen und von Schlägen mit dem Holzlineal auf die Finger Gebrauch, und das bekam ich oft genug ab, mitunter auch für andere. Das hat mir direkt für mehere Jahre die Schule verleidet, auch wenn wir diese Lehrerin nur ein Jahr lang hatten.

    5

    Sonntag, 6. November 2011, 18:22

    Körperliche Züchtigung war wohl die vorherrschende Erziehungsmethode in den 60ern. Wir Kinder und auch die meisten Eltern kannten es gar nicht anders. Auch wir (meine Geschwister und ich) haben damit unsere leidvollen Erfahrungen gemacht. Unsere Eltern erzogen uns so, wie sie es gelernt hatten und wie sie selbst erzogen wurden. Argumentieren und Diskutieren hatten sie nie gelernt und andere Alternativen gab es kaum. Fernsehverbot ging nicht, da wir bis zu meiner Grundschulzeit noch kein Fernsehgerät hatten und später stand es in der Küche, da unsere Wohnung recht klein war. Stubenarrest wäre zumindest bei mir auch nicht sehr effektiv gewesen, ich konnte mich tagelang mit einem Buch in einer Ecke verkriechen. Taschengeldentzug kam auch nicht in Frage, da wir keines bekamen.

    Zumindest zu meiner Grundschulzeit (die damals noch Volksschule hieß) setzte es auch in der Schule schon mal Prügel. Zwar gab es keinen Rohrstock mehr, aber Ohrfeigen und dergleichen waren noch üblich. Viele Erwachsene waren auch noch wirklich überzeugt davon, man täte den Kindern Gutes, wenn man sie nur ordentlich verprügelte ("Uns hat es auch nicht geschadet", war ein häufig gehörter Satz).

    Auch unter den Jungs wurde sich schon mal geprügelt. Allerdings nie so brutal, wie man das heute so hört. Es gab schon mal eine blutige Nase oder ein blaues Auge, aber dass man auf einen am Boden liegenden eingetreten hätte, habe ich nie gesehen. Wenn einer der Kontrahenten aufgab oder ersichtlich verloren hatte, war Schluss.

    Als schön und unbeschwert kann ich meine Kindheit leider nicht bezeichnen, ich bin mir aber nicht sicher, ob ich sie gegen eine Kindheit in der heutigen Zeit tauschen würde.

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    Sonntag, 6. November 2011, 20:07

    Zitat

    Auch unter den Jungs wurde sich schon mal geprügelt. Allerdings nie so
    brutal, wie man das heute so hört. Es gab schon mal eine blutige Nase
    oder ein blaues Auge, aber dass man auf einen am Boden liegenden
    eingetreten hätte, habe ich nie gesehen. Wenn einer der Kontrahenten
    aufgab oder ersichtlich verloren hatte, war Schluss.
    Das stimmt. Prügeleien gab es auch zu meiner Schulzeit. Aber derart ausgeartet ist das nie, wie man es heutzutage immer wieder hört. Und derartiges Mobbing, wie es heutzutage gang und gäbe zu sein scheint, oder dass Schüler regelrecht "abgezogen" werden, das gab es auch nicht. Wie gesagt, ich wurde auf dem Gymnasium anfangs gehänselt, weil ich nicht die "richtigen" Sachen trug, und hier und da kam es vor, dass die Kinder aus den Akademiker-Haushalten über Kinder aus Arbeiterfamilien spitze Bemerkungen machten, aber sie hielten sich auch nicht wochenlang damit dran. Allerdings, was mich selber betraf, so richtig dazugehörig fühlte ich mich auch wieder nicht, auch nicht, als ich mich wie die anderen angezogen habe und mich bemüht habe, sauberes Hochdeutsch zu sprechen. Beispielsweise wurde ich nur äußerst selten auf Feten eingeladen. Allerdings, wenn ich Zigaretten hatte, waren sie sich nicht zu fein, bei mir zu schnorren.

    Und andererseits, den Jugendlichen, mit denen ich in meiner Freizeit
    zusammenkam, zum Beispiel in der Jugenddisco und der OT, war ich
    wiederum zu gebildet, das waren zum größten Teil Arbeiterkinder, die auf
    die Hauptschule gingen, oder schon in der Lehre waren.

    7

    Montag, 7. November 2011, 15:15

    Ist ja echt schlimm! Da merke ich erst richtig, wie gut ich es selber gehabt hatte. Schön, ich bin von Mama und Oma auch ab und zu übers Knie gelegt worden und bekam den Kochlöffel zu spüren, und hier und da bekam ich auch mal von meinem Vater eine geknallt, aber wenn das der Fall war, dann war es nie grundlos. Dann hatte ich auf jeden Fall etwas angestellt. In so einem Fall habe ich es auch akzeptiert, bestraft zu werden. Anders sah es in der Schule aus. Da haben wir in der dritten Klasse eine Lehrerin bekommen, die mich offenbar nicht leiden konnte, und das war eine gewaltige Umstellung nach meinem Lehrer in den ersten beiden Klassen, mit dem ich sehr gut ausgekommen war. Wie schon erwähnt, damals durften Lehrer noch hauen, und diese Lehrerin machte ausgiebig vom Ohrfeigen-Verteilen und von Schlägen mit dem Holzlineal auf die Finger Gebrauch, und das bekam ich oft genug ab, mitunter auch für andere. Das hat mir direkt für mehere Jahre die Schule verleidet, auch wenn wir diese Lehrerin nur ein Jahr lang hatten.
    Ja, in der Schule wurde bei uns auch geschlagen, aber nur von einem Lehrer. Der ließ seinen Frust gerne an den Schülern der unteren Klassen der Volksschule aus. Deswegen wurde er, eines Abends mal in einer dunklen Ecke, verprügelt.
    In der Realschule, wurde nur mit dem Schlüsselbund bei Unaufmerksamkeit geworfen , um die Schlafenden zu wecken.

    8

    Montag, 7. November 2011, 17:37

    Rauhe Sitten in den 60ern

    Straßenbanden nach Stadtvierteln sortiert hatten wir in unserer niederrheinischen Kleinstadt, soweit ich mich erinnere, nicht. Ich war zwar selbst Mitglied der "Sigi- Bande" unserer Straße, die jedoch mehr an gemeinsamen Abenteuern im Wald oder in der Kiesgrube interessiert war als daran, andere zu vermöbeln. Allerdings haben Kids unter Beteiligung eines unserer "Bandenmitglieder" durch fahrlässiges Herumkokeln Mitte der 60er ein komplettes Reifenlager abgefackelt. Die Rauchwolke soll stundenlang über der gesamten Stadt zu sehen gewesen sein. Die daraus gezogenen Konsequenzen waren hart: ein Jahr Heimaufenthalt für unser Bandenmitglied sowie Bezahlung des Schadens durch die Eltern des Hauptverursachers. Diese hatten eine Gastwirtschaft, die sie danach verkaufen mußten, um den nicht unbeträchtlichen materiellen Schaden ersetzen zu können.

    In der Grundschule hatten wir zwei Schlägertypen, deren Ambitionen aber durch Lehrerbesuche im Elternhaus weitgehend gedeckelt wurden. In unserer Realschule befanden sich nur Jungs, trotzdem waren die Umgangsformen ausgesprochen moderat. Das mag auch am verhältnismäßig elitären Charakter dieser Einrichtung und am autoritären Führungsstil des "Lehrkörpers" gelegen haben. Selbst Schneeballschlachten im Winter auf dem Pausenhof wurden relativ rasch unterbunden. Auf dem Wuppertaler Gymnasium kam ich dann als "Erstlingsjahrgang" durch die Bildungsreform in den Genuß des Kurssystems der Oberstufe. Klassenverbände und damit verbunden engeren sozialen Zusammenhalt gab es dort nicht mehr. Allerdings wurde es leichter, mal die eine oder andere Stunde zu schwänzen und einfach "abzuhängen".

    9

    Mittwoch, 9. November 2011, 09:03

    Jahrgang 1963. In der Schule bekam ich nur abundzu mal mit dem Buch eins auf dem Kopf, weil ich wiedermal eingenickt bin (dass nur die Augen zu waren und die Ohren offen, wollten die Lehrer nicht glauben). Das wars aber auch schon. Mit den Mitschülern wurde sich auch schon mal geprügelt, aber nie etwas ernstes. Und nachdem ich mal gegen 2 Mädels sang- und klanglos untergegangen bin, habe ich mich dann da auch raus gehalten. (Anmerkung: wir waren 8 Jungs und 19 Mädchen in der Klasse).

    An Schläge von meinen Eltern kann ich mich nicht so erinnern. Eine Tracht Prügel ist mir aber noch im Gedächnis, weil die Polizei bei uns geklingelt hatte. Ich hatte es geschafft mit Weihnachts-Wunderkerzen einen Heuhaufen anzuzünden. Selbst schuld.

    Auch in der Freizeit mit den Kumpels oder den Mitgliedern mancher "möchte-gern-Bande" gab es fast nie Prügeleien. Man streifte durch die Wälder, war mit dem Fahrrad unterwegs, stöberte auf dem Müllplatz rum, aber meistens hatte eh einer einen Ball dabei und dann ging das Geboltze los. Über die dreckige KLeidung hat dann meine Mutter immer geschimpft, oder weil es schon wieder so spät war, Schläge gab es aber keine.

    Auch wenn es in der Jugendzeit keine DvDs gab, keinen PC, kein WWW, kein Taschengeld, und nur 3 Fernsehprogramme - tauschen mit einer Jugendzeit heutzutage würde ich nicht.

    10

    Samstag, 3. Dezember 2011, 11:46

    Diverse Erinnerungen

    Ganz banale Sachen aus der Kindheit, bleiben einem ein Leben lang in Erinnerung.

    Wie schon erwähnt war ich ein so genanntes Schlüsselkind. Da meine Eltern beide arbeiteten, musste ich die Einkäufe erledigen.


    Jeder kennt ja noch den losen Milchverkauf und das herumschleudern der Blechmilchkanne.

    Ging eben manchmal schief.
    Als bei uns mal von einem Bauern aus Oberhessen an der Tür Milch zum Kauf angeboten wurde und er erwähnte die wäre ganz frisch von der Kuh, da erwiderte ich als 5 Jähriger, ich trinke nur Milch vom Milchmann. Ich war eben ein Stadtkind.

    Wenn ich Brot einkaufte und es ganz frisch gebacken und noch warm war, habe ich auf dem Nachhauseweg das Endstück abgekaut was ich natürlich nicht sollte.

    Erst musste immer das alte Brot aufgegessen werden, das fand ich unlogisch. Warum erst das alte, bis das Neue dann dran kam war es ja dann auch alt.

    Also nahm ich die Strafpredigt gerne in Kauf, aß weiterhin das eine Endstück, an dem ich natürlich zu Hause, den angebissene Teil mit dem Messer begradigte.


    Meine liebste Ausrede war, ich hätte gedacht das alte Brot wäre schon aufgegessen oder ich hätte kein altes mehr gesehen.
    Das alte Brot verarbeitete ich als Röstebrot mit Gänse- oder Schweineschmalz.

    Auf der Ofenplatte wurde das Brot goldgelb geröstet, war sehr lecker.

    Ich kann mich auch an Pausenbrote erinnern, die in den heißen Sommermonaten total vertrocknet und die Streichwurst geschmolzen war.


    Da wir aber einen Schüler hatten der immer nur Grieben-Schmalz aufs Brot bekam, hatte ich in ihm einen dankbaren Tauschpartner.

    Mit einem Freund hatte ich die Absprache, das wir unser Milchgeld nur für eine Schulmilch anlegten und uns die tägliche Flasche teilen. Für den Rest des Geldes gab es dann Süßigkeiten.


    So fand sich für alles eine Lösung.


    In der Volksschule gab es keine eigene Turnhalle, so mussten wir durch die halbe Stadt zu einem Turnverein laufen um dort unsere Leibeserziehung angedeihen zu lassen.
    Diese frischebohnerte Halle durfte nur mit Turnschuhen betreten werden, Die hatte ich aber nicht, nur so komische Ballerina-Schläppchen. Mit diesen schämte ich mich und turnte nun immer barfuß. Das Resultat. Nach jeder Turnstunde hatte ich die Füße voller Holzschliffer. Oft wurde in diesen ersten Klassen mit dem Medizinball seltsame Übungen gemacht.

    Auch der Musikunterricht ist unvergesslich. Es kam das Orffsche Instrumentarium in Mode. Jedes Kind bekam ein Instrument.Zum Beispiel:
    Xylophon, Marimbaphon, Klanghölzern, Flöten,Tamburin, Glöckchen, Trommeln usw.
    Ich nahm immer gern die Triangel, deren Einsatz meist nur am Ende der Stücke aus einem Bim Bim bestand und ich so meine Ruhe hatte.
    Als nun ein Weihnachtkonzert von uns aufgeführt wurde, fragten meine Eltern warum ich so oft zu spät mit der Ausrede nach Hause gekommen bin, für das Konzert üben zu müssen, bei dem seltenen Einsatzes meines Instrumentes.
    Auch dem Adventssingen schloss ich mich gerne an, denn wir wurden dann mehrere Stunden vom Unterricht befreit. Nur wie der Stimmbruch einsetzte verzichtete man gerne auf meine Mithilfe
    Hatten eben kein Verständnis für die Kunst.
    Unser Musiklehrer in den oberen Klassen meinte vor den Zeugnissen, wer eine bessere Note als eine 3 möchte solle vor der ganzen Klasse vorsingen. Das wollte ich dann doch nicht.


    Auch die Themen für den Zeichenunterricht waren nicht immer schlüssig, Wir hatten mal das Thema Astlöcher als Hausaufgabe.
    Da viel mir nicht so viel ein. Ein 3 Jähriger Verwandter malte auf meinen vorgezeichneten Astlöchern herum und gab dem Bild die scheinbare erforderliche Raffinesse, denn das Bild fand bei unserem Zeichenlehrer gefallen.

    Zum schwimmen mussten wir erst mit dem Bus in einen Vorort fahren. Dort im Hallenbad machten wir unseren Freischwimmer und Fadenschwimmer.

    Da beim Fadenschwimmer ein Sprung vom 3 Meterbrett gefordert wurde, es aber nur ein 1 Meterbrett gab, sprangen wir eben 3 mal von diesem.

    Es wurde in jenen Jahren viel improvisiert was aber einen gewissen Spaßfaktor hatte , der heute irgendwie fehlt

    11

    Samstag, 3. Dezember 2011, 17:38

    Schlüsselerinnerungen aus den 60ern

    Unser Haushalt bestand in den 60ern aus drei Personen. Mein Vater war der "Alleinernährer", nach meiner Geburt beschränkte sich meine Mutter in den ersten Jahren auf ihren Haushalt und die Erziehung ihres Kindes.
    In den Jahren vor meiner Einschulung mußte ich stets ein Nachmittagsnickerchen einlegen, obwohl ich meist gar nicht müde war. Ich vertrieb mir die Stunde im Bett dann oft damit, aus dem Wurzelholzfurnier unseres Schlafzimmerschrankes interessante Figuren herauszusehen.
    Mit unserer Grundschullehrerin, der mittlerweile auch schon verstorbenen Eva-Maria Klophaus, hatten wir großes Glück. Sie war sehr kinderlieb und brachte uns mit viel Verständnis Lesen, Schreiben und Rechnen bei. Die besten Schüler durften bei ihr in der ersten Reihe sitzen, danach ging es abgestuft weiter nach hinten bis zu den "Eselsbänken". Dies sollte leistungsschwächere Schüler dazu motivieren, sich nach vorne zu "arbeiten".
    1966 führten wir ein Theaterstück in der Schulaula auf, für das wir wochenlang geprobt und Texte auswendig gelernt hatten.
    Meine besten Freunde, mit denen ich bis zu unserem Umzug 1973 häufig zusammen war, kamen aus der direkten Nachbarschaft. Es handelte sich mit lediglich einer Ausnahme um Kinder von Ostvertriebenen, die wie ich in Häusern aufwuchsen, die mit Hilfe von Lastenausgleichszahlungen ab 1957 erstellt wurden. Kennengelernt haben wir uns auf der unserer Straße gegenüberliegende Ackerfläche, die ab Mitte der 60er dann durch neue Wohnsiedlungen überbaut wurde. Uns blieb dann noch die Straße, unsere Grundstücke, der naheliegende Wald und die Kiesgrube.
    Bis in die späten 60er bekamen wir unsere Milch noch durch den Milchmann, der seine Tätigkeit aus Rentabilitätsgründen danach einstellte.
    In den 60ern hatten wir häufige Vertreterbesuche, angefangen von vermeintlichen Strafentlassenen, die Bürsten, Pinsel und ähnliches verkauften, über Scherenschleifer bis hin zu den unvermeidlichen Vetretern des "Bertelsmann- Leserings", die meiner Mutter eine Mitgliedschaft aufdrängten, da auch Schulbücher dort günstiger zu beziehen wären (was sich im Nachhinein als unwahr entpuppte).
    In den Sommerferien fuhren wir abwechselnd alle zwei Jahre in südliche Gefilde oder zu meinen Verwandten mütterlicherseits in die DDR. Ich kann mich noch an die rauchenden Dampfloks der DR, Bummelzüge sowie an stark gesicherte Grenzbahnhöfe mit bewaffneten DDR- Grenzern und Schäferhunden erinnern. Auch sandten wir regelmäßig Pakete an unsere Verwandten im Osten mit der obligatorischen Aufschrift : " Geschenksendung, keine Handelsware". Im Gegenzug bekam ich zum Geburtstag und zu Weihnachten zahlreiche Erzeugnisse der DDR- Kinderliteratur, die oft sehr spannend zu lesen waren.
    An Geburtstagen bekam ich zwar Geschenke ,durfte aber keine Freunde zu einer gemeinsamen Feier einladen. Eine Ausnahme bildete mein 10. Geburtstag 1967, zu dem meine Mutter eine zünftige Party organisierte, inklusive Schokoladenwettessen mit verbundenen Augen und Messer und Gabel.
    1964 heiratete mein Onkel. Im Rahmen der Feier mußte ich ,mit Zylinder und Klobürste bewaffnet, dem scheidenden Junggesellen eine zünftige Abschiedsrede vortragen. Danach durfte ich "sammeln" und bekam daraufhin erstmalig in meinem Leben größere Geldzuwendungen, die ich damals umgehend in Kinderbücher investierte.
    Alle paar Wochen und insbesondere zu Weihnachten fuhren wir zu meinen Großeltern. Ich wurde meistens, damit keine Langeweile aufkam, mit alten "Stern"- Heften versorgt, während mein Großvater Geschichten aus seinem abwechslungsreichen Leben erzählte, mein Vater dabei meist einschlief und Mutter und Großmutter in der Küche hantierten.
    Mit zehn "durfte" ich dann auch schon gelegentlich in der Firma meines Vaters und seiner Brüder mithelfen und bekam dies auch regulär entlohnt, inklusive der damals noch üblichen Lohntüte. Schon damals lernte ich, daß man Geld zwar leicht ausgeben, aber mitunter nur schwer verdienen kann.
    Mittlerweile ist ein Großteil der damals mit mir lebenden und mich umgebenden Angehörigen verstorben, und ich frage mich, wie meine Kinder später einmal über ihre besten Jahre berichten werden.

    12

    Montag, 5. Dezember 2011, 18:40

    RE: Schlüsselerinnerungen aus den 60ern

    Unser Haushalt bestand in den 60ern aus drei Personen. Mein Vater war der "Alleinernährer", nach meiner Geburt beschränkte sich meine Mutter in den ersten Jahren auf ihren Haushalt und die Erziehung ihres Kindes.
    In den Jahren vor meiner Einschulung mußte ich stets ein Nachmittagsnickerchen einlegen, obwohl ich meist gar nicht müde war. Ich vertrieb mir die Stunde im Bett dann oft damit, aus dem Wurzelholzfurnier unseres Schlafzimmerschrankes interessante Figuren herauszusehen.
    Mit unserer Grundschullehrerin, der mittlerweile auch schon verstorbenen Eva-Maria Klophaus, hatten wir großes Glück. Sie war sehr kinderlieb und brachte uns mit viel Verständnis Lesen, Schreiben und Rechnen bei. Die besten Schüler durften bei ihr in der ersten Reihe sitzen, danach ging es abgestuft weiter nach hinten bis zu den "Eselsbänken". Dies sollte leistungsschwächere Schüler dazu motivieren, sich nach vorne zu "arbeiten".
    1966 führten wir ein Theaterstück in der Schulaula auf, für das wir wochenlang geprobt und Texte auswendig gelernt hatten.
    Meine besten Freunde, mit denen ich bis zu unserem Umzug 1973 häufig zusammen war, kamen aus der direkten Nachbarschaft. Es handelte sich mit lediglich einer Ausnahme um Kinder von Ostvertriebenen, die wie ich in Häusern aufwuchsen, die mit Hilfe von Lastenausgleichszahlungen ab 1957 erstellt wurden. Kennengelernt haben wir uns auf der unserer Straße gegenüberliegende Ackerfläche, die ab Mitte der 60er dann durch neue Wohnsiedlungen überbaut wurde. Uns blieb dann noch die Straße, unsere Grundstücke, der naheliegende Wald und die Kiesgrube.
    Bis in die späten 60er bekamen wir unsere Milch noch durch den Milchmann, der seine Tätigkeit aus Rentabilitätsgründen danach einstellte.
    In den 60ern hatten wir häufige Vertreterbesuche, angefangen von vermeintlichen Strafentlassenen, die Bürsten, Pinsel und ähnliches verkauften, über Scherenschleifer bis hin zu den unvermeidlichen Vetretern des "Bertelsmann- Leserings", die meiner Mutter eine Mitgliedschaft aufdrängten, da auch Schulbücher dort günstiger zu beziehen wären (was sich im Nachhinein als unwahr entpuppte).
    In den Sommerferien fuhren wir abwechselnd alle zwei Jahre in südliche Gefilde oder zu meinen Verwandten mütterlicherseits in die DDR. Ich kann mich noch an die rauchenden Dampfloks der DR, Bummelzüge sowie an stark gesicherte Grenzbahnhöfe mit bewaffneten DDR- Grenzern und Schäferhunden erinnern. Auch sandten wir regelmäßig Pakete an unsere Verwandten im Osten mit der obligatorischen Aufschrift : " Geschenksendung, keine Handelsware". Im Gegenzug bekam ich zum Geburtstag und zu Weihnachten zahlreiche Erzeugnisse der DDR- Kinderliteratur, die oft sehr spannend zu lesen waren.
    An Geburtstagen bekam ich zwar Geschenke ,durfte aber keine Freunde zu einer gemeinsamen Feier einladen. Eine Ausnahme bildete mein 10. Geburtstag 1967, zu dem meine Mutter eine zünftige Party organisierte, inklusive Schokoladenwettessen mit verbundenen Augen und Messer und Gabel.
    1964 heiratete mein Onkel. Im Rahmen der Feier mußte ich ,mit Zylinder und Klobürste bewaffnet, dem scheidenden Junggesellen eine zünftige Abschiedsrede vortragen. Danach durfte ich "sammeln" und bekam daraufhin erstmalig in meinem Leben größere Geldzuwendungen, die ich damals umgehend in Kinderbücher investierte.
    Alle paar Wochen und insbesondere zu Weihnachten fuhren wir zu meinen Großeltern. Ich wurde meistens, damit keine Langeweile aufkam, mit alten "Stern"- Heften versorgt, während mein Großvater Geschichten aus seinem abwechslungsreichen Leben erzählte, mein Vater dabei meist einschlief und Mutter und Großmutter in der Küche hantierten.
    Mit zehn "durfte" ich dann auch schon gelegentlich in der Firma meines Vaters und seiner Brüder mithelfen und bekam dies auch regulär entlohnt, inklusive der damals noch üblichen Lohntüte. Schon damals lernte ich, daß man Geld zwar leicht ausgeben, aber mitunter nur schwer verdienen kann.
    Mittlerweile ist ein Großteil der damals mit mir lebenden und mich umgebenden Angehörigen verstorben, und ich frage mich, wie meine Kinder später einmal über ihre besten Jahre berichten werden.

    Die Kinder heute werden wie wir auch ihre Kindhheit als die schönst möglichste erachten.

    Nur andere Gründe.

    Z.B. Wir konnten den ganzen Tag fernsehen, Playstadion spielen und hatten das neuste Smatphone. Toll was war das eine schöne Zeit. Da gabs die Simsons und Mangas und Bernd das Brot.usw

    13

    Samstag, 17. Dezember 2011, 21:53

    Einkaufsverpflichtungen in den 60ern

    Die täglichen "kleinen" Lebensmitteleinkäufe erledigte meine Mutter. Bei Unpäßlichkeiten wurde ich jedoch des öfteren mit dem Rad und Einkaufszettel zum Einkaufen in die Innenstadt geschickt, was mich regelmäßig nervte. Einerseits schlackerten die vollgepackten Einkaufstüten fürchterlich am Lenker und gerieten stets in Gefahr, zwischen die Speichen des Vorderrades zu geraten. Die praktischen Körbe aus Metall kannten wir damals noch nicht, ich hätte sie auf meinem "Jungensrad" wohl auch nicht geduldet. Zum anderen hatte ich auf dem Rückweg in unserer flachen Niederrheingegend auch oft Gegenwind, der die Fahrt nicht angenehmer machte.
    Mitte der 60er tapezierte mein Vater unsere Wohnung aufs Neue. Da bei uns viel geraucht wurde, war diese Maßnahme alle zwei bis drei Jahre erforderlich. Da meine Mutter gleichzeitig die Zimmertüren strich und an diesem Tag nicht kochen konnte, wurde ich zum "Rewe" geschickt, um dort Brötchen, Wurst und Käse einzukaufen. An diesem Tag muß mich der Hafer gestochen haben, da ich statt mit den verlangten Lebensmitteln mit Kaugummis aller Art zurückkam. Ich hatte wohl das Passende nicht gefunden und war der Meinung, daß "chewing gum" (vor allem der mit Sammelbildern) doch auch sehr lecker sei. Von meiner Mutter gab´s daraufhin ein großes Donnerwetter, mein Vater nahm´s eher mit Humor.

    14

    Sonntag, 18. Dezember 2011, 17:43

    Oje, wenn ich mir so etwas erlaubt hätte, dann wäre ich garantiert übers Knie gelegt worden. Besonders von Mama. Und dann hätte ich gleich noch mal losgehen und richtig einkaufen dürfen. Mama verstand in solcher Hinsicht überhaupt keinen Spaß.

    15

    Sonntag, 18. Dezember 2011, 18:27

    Kaugummi und Reval ohne Filter am Küchentisch

    Naja, ich schätze mal, das ich damals zwischen 6 und 8 Jahren alt war und auch nicht aus reinem Vorsatz gehandelt habe. Ich hatte wohl nicht das richtige gefunden und dann,entsprechend meinem damaligen geistigen Horizont und einem gehörigen Schuß kindlicher Naivität, entsprechend "substituiert".
    Einige Jahre später habe ich dann mal sonntagsmorgens die "Reval" - Fläppen (natürlich ohne Filter) meines alten Herrn ausprobiert und bin dabei in der Küche von ihm erwischt worden. "Na, hat´s geschmeckt ?!" war sein lakonischer Kommentar dazu. Sanktionen gab´s daraufhin keine, meine Eltern waren in dieser Beziehung relativ liberal. Insbesondere mein Vater schlug kaum, da er in seiner Kindheit als Ältester von vier Jungs besonders darunter zu leiden hatte.

    16

    Sonntag, 18. Dezember 2011, 19:06

    Bei Papa hätte ich mir so etwas eher erlauben können, der verstand mehr Spaß als Mama. Es kam auch ziemlich selten vor, dass ich von ihm mal eine geknallt gekriegt habe. Mama war da strenger.

    Mamas Strafaktionen bestanden allerdings auch nicht immer aus Übers-Knie-Legen oder Backpfeifen. Hier und da wendete sie auch etwas an, was man wohl als konsequente Strafe bezeichnen würde. Mir ist da ein gutes Beispiel eingefallen: Mama verwendete außer Soßenpulver, wie man es heute auch noch kennt, Soßenwürfel in fester Form, so ähnlich wie die Brühwürfel. Und ich hatte ungefähr bis zu meinem zwölften oder dreizehnten Lebensjahr die Angewohnheit, sie hier und da einfach aufzuessen, wenn Mama nicht so umsichtig war, sie zu verstecken. Und Mama war dann ärgerlich, wenn sie dann einen Soßenwürfel brauchte und keiner da war. Da hatte sie sich dann Folgendes ausgedacht: Wenn wieder mal kein Soßenwürfel da war, durfte ich, wenn ich aus der Schule kam, zwar meinen Ranzen ablegen, aber die Jacke musste ich anbehalten, und dann durfte ich gleich zum Konsum (oder hieß der damals schon Coop?) gehen und neue kaufen. Ich war ja damals schon Fahrschülerin und kam nie vor dem frühen Nachmittag nach Hause, und ich war dementsprechend müde und hungrig. Außerdem verlor ich dadurch natürlich auch Freizeit, denn um so später kam ich zum Essen und Hausaufgabenmachen, da war dann oft genug der Nachmittag schon rum, so dass mir kaum noch Zeit blieb, noch was Freizeitmäßiges zu machen, bevor das Fernsehprogramm losging.

    17

    Samstag, 29. September 2012, 13:40

    Kindheit im grünen Berliner Norden

    insgesamt betrachtet war meine Kindheit in den 50er Jahren durchaus von Unbeschwertheit geprägt. Ich wuchs als Einzelkind

    im eigenen Mehrfamilienhaus auf, in dem auch meine Großeltern und meine Tante lebten. Mein Vater war Beamter, meine

    Mutter, 12 Jahre jünger, Hausfrau. Sie war immer für mich da und nahm regen Anteil an der Entwicklung ihres

    Sohnes. Gelegentlich tat sie dies ein wenig zu intensiv, was man heute als over-protecting bezeichnen würde. Sie

    überwachte meinen Umgang mit Argusaugen, ging aber für mich durchs Feuer, insbesondere was schulische Probleme

    anbelangte. Eine öffentliche Schule für mich kam für sie nicht infrage, es musste eine private, nämlich die Evangelische

    Schule sein. Mein Abitur legte ich dann aber Ende der 60er an einem öffentlichen Gymnasium ab.

    Die Freizeit war nicht geprägt durch Stubenhockerei, sondern spielte sich draußen ab. In unmittelbarer Nähe war

    ein kleiner Park, in dessen Mitte sich ein Fußballrasenplatz mit zwei richtigen Toren befand. Tornetze gab es nicht,

    jedoch ein netzähnliches Drahtgeflecht. Fußball war damals meine absolute Leidenschaft. Wir spielten, bis es dunkel

    wurde, bei Regen und bei Schnee. Mein erstes richtiges Trikot mit Hose bekam ich nach der WM 1954, auch Töppen, wie man Fußballschuhe damals

    nannte, sogar mit schraubbaren Stollen, also ein original Nationalmannschaftsoutfit in Schwarz-Weiß. Mann, was war ich

    stolz! Da ich auch einen Lederball hatte, war ich der glücklichste Junge der Welt. Wenn ich mal keine Lust mehr hatte zu

    kicken, überließ ich den Ball meinen Kameraden und die warfen ihn mir nach Beendigung ihres Spiels einfach

    über den Zaun. Man stelle sich das mal heute vor...

    Klar, auch meinem Vater rutschte mal die Hand aus, wenn ich seiner Meinung nach nicht gehorchte, wie man damals so

    sagte, doch hielt es sich im Rahmen. Mein Vater war ein origineller, manchmal spaßiger Zeitgenosse. Kam er vom Dienst

    nach Hause, musste er noch unbedingt in den Imbiss, um eine Currywurst zu essen und das auch zu nachtschlafender Zeit.

    Wir mussten natürlich mit. Also rein in den Käfer und ab ging`s. Kinder durften natürlich keine Currywurst essen. Sie war

    ja viel zu scharf. Also gab`s für mich ein Wiener Würstchen, aber mit wenig Mostrich, weil auch das nichts für Kinder

    war. Übrigens erst ab Mitte der 50er konnte man in Berlin diese einzigartige Köstlichkeit genießen, aber wie gesagt "man"

    und nicht "Kind".

    Fortsetzung folgt...

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    Samstag, 29. September 2012, 20:11

    RE: Kindheit im grünen Berliner Norden



    Die Freizeit war nicht geprägt durch Stubenhockerei, sondern spielte sich draußen ab.



    Der Großteil meiner Kindheitserinnerungen ist "draußen". Bei den ganz frühen Erinnerungen, als Kleinkind, war draußen der Hof hinter dem Haus. Etwas später die Straße vor dem Haus. Mit dem Beginn der Schulzeit weitete sich das Draußen langsam auf das Dorf aus und bald auch auf außerhalb des Dorfes. Wir hatten nur eine kleine Wohnung, die für uns Kinder nur wenig zu bieten hatte (Ein Fernseher in dem tagsüber nichts lief, wenig Spielsachen und schon gar keine dieser elektronischen Spielereien von heute) und in der wir auch keinen "Krach" machen durften. Deswegen ging es, wann immer möglich, nach draußen.

    Pfützen, Bälle, Gummitwist, Murmeln, Flummies, Rollschuhe, Papierflieger, selbst gebastelte Drachen und im Winter die Schlitten waren häufig benutze Spielgeräte für draußen. Später, außerhalb des Dorfes, reichte auch etwas Phantasie aus.

    Schöne unbeschwerte Kindheit - das war für mich draußen.

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    Samstag, 29. September 2012, 22:20

    Unbeschwerte Kindheit in den 50er Jahren Fortsetzung

    ja, draußen spielte sich alles ab. Auf der Straße vorm Haus war so gut wie kein Verkehr, mal ab und zu ein Auto...Wenn der Eiswagen kam, ein Tempo Dreirad, der Eisblöcke zum Kühlen der Lebensmittel in der Speisekammer brachte (einen Kühlschrank hatten wir noch nicht), hängten wir uns mit den Rollern (Fahrräder hatten nur die wenigsten Kinder) an die Ladefläche und ließen uns bis zum nächsten Stopp des Dreiradwagens ziehen. Ein herrliches Gefühl von Geschwindigkeit! Nur erwischen lassen durfte man sich nicht. Dann gab es mächtigen Ärger von Seiten des Fahrers. Murmeln faszinierten mich sehr, besonders die großen transparent bunten Bucker hatten es mir angetan. Da ich mehr davon haben wollte, nahm ich heimlich ein kleines Briefmarkenalbum meines Vaters und tauschte es in eine Buckersammlung. Mein Vater staunte nicht schlecht, als er davon erfuhr, bestrafte mich aber nicht. Rückblickend würde ich sogar meinen, dass er meine Kinderseele verstand, denn irdischer Tand, wie er vieles aus Menschenhand Gefertigtes nannte, interessierte ihn letztendlich wenig. Ein großartiger Mensch, wie ich erst im Laufe der Jahrzehnte begriff. Er zitierte manchmal Literarisches: "Vom Vater habe ich die Statur,vom Mütterchen die Natur, die Kunst zu fabulieren" und hatte Tränen in den Augen. Wenige Tage nach seinem 80. Geburtstag starb er.

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    Samstag, 1. Juni 2013, 15:49

    Wir bauten Hütten aus Holzbalken, Styropor und Pappschachteln. In den Hütten, die oft so stabil waren, daß ein Kind auf dem dacht gehen konnte, befanden sich kleine Kisten zum drauf sitzen. Ein kleiner Vorhang dichtete den Eingang ab. In der Hütte horteten wir Comichefte und Süßigkeiten.