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    Samstag, 10. Juni 2023, 13:46

    Caterina Valente - Die Stimme des Aufschwungs

    Zwar wurde sie bereits in anderen Threads erwähnt, aufgrund ihrer überragenden Bedeutung für die deutsche Schlagerindustrie der 50er und 60er Jahre gebührt ihr aber zweifelsohne ein gesonderter Beitrag in dieser Rubrik.
    Ihr Name verhieß einst Urlaub und Erholung in südlichen Gefilden. Und mit dem wirtschaftlichen Aufschwung wurden Ferien im Ausland für weite Kreise der deutschen Bevölkerung, so auch für meine Familie, tatsächlich erstmals möglich. Bereits vor zwei Jahren feierte die hochdekorierte Sängerin, die heute zurückgezogen in Lugano lebt, ihren neunzigsten Geburtstag.
    Caterina Valente, geboren am 14. Januar 1931 in Paris und somit paßgenau zu meiner Elterngeneration gehörend, galt insbesondere in den 50ern und 60ern in der Gunst des deutschen Publikums als "patentes Mädel", was andere Weltstars wie Hildegard Knef oder Marlene Dietrich nicht unbedingt von sich behaupten konnten, galten diese doch zumindest bei Teilen des Publikums eher als "toxische femmes fatales". Caterinas italienischer Vater war ein Akkordeonvirtuose, ihre mehrsprachige Mutter Maria ein Musikclown ersten Ranges, die über dreißig verschiedene Instrumente beherrscht haben soll. Ihre Familie war ständig unterwegs, und die vier Kinder mußten bereits in frühen Jahren mithelfen. Bei Caterina Germaine Maria Valente, so ihr vollständiger Name, verband sich daher vielleicht das Weltläufige mit dem Provinziellen wie selbstverständlich.
    Als der Krieg endete, kehrte Familie Valente, die nach Rußland deportiert worden war, zurück nach Paris, wo die damals 16- jährige Caterina bereits in Nachtclubs als Sängerin auftrat. Erste Studioaufnahmen entstanden in der Schweiz, nachdem Walo Linder, der Unterhaltungschef von Radio Zürich, sie im Zirkus Grock gehört hatte. Infolge fiel sie auch dem damaligen Chef des Tanzorchesters des Südwestfunks, Kurt Edelhagen, auf, der das junge Talent weiter förderte und Caterina zu ersten Erfolgen führte. "Malaguena", im Jahre 1954 aufgenommen mit dem RIAS- Tanzorchester Werner Müller, gehörte während ihrer gesamten Karriere zu dem unverzichtbaren Bestandteil der Medleys von Caterina Valente.
    Das Publikum der fünfziger Jahre verlangte nach den Kriegs- und entbehrungsreichen frühen Nachkriegsjahren nach idyllischer Unterhaltungskost in einer heilen Welt, so daß Caterina Valente nun auch den einen oder anderen Abstecher ins Kino machte, z.B. an der Seite Peter Alexanders. Die Titel der Unterhaltungsfilme dieser Jahre waren Programm: "Liebe, Tanz und 1000 Schlager" (1955), "Bonjour, Kathrin" (1956), "Du bist Musik" (1956), "Das einfache Mädchen" (1957) oder auch "Du bist wunderbar" (1959).
    Der Mann, der zunächst die wichtigste Nebenrolle im Leben der agilen Künstlerin einnahm, war Silvio Francesco, eigentlich hieß er korrekt Silvio Francesco Valente. Er stand Jahrzehnte zumeist im Schatten der übergroßen Schwester und versuchte sich mit eher mäßigem Erfolg gleichfalls in den Schlagerfilmen von Caterina.
    In den frühen 60er Jahren bekam halb Deutschland durch den neuen Modetanz "Twist" weiche Knie, und Caterina Valente profitierte von diesem Trend zusammen mit ihrem Bruder durch ihren Megahit "Popocatepetl- Twist", dessen Text sich zu einem lustigen Zungenbrecher entwickelte. Zu den bekanntesten gemeinsamen Aufnahmen der Geschwister gehörten weiterhin einige Coverversionen, darunter der "Itsy Bitsy Tennie Weenie Honolulu Strand Bikini" (1960), der "Peppermint Twist" (1962) sowie das zum Evergreen gewordene "Quando Quando" (1962).
    In Caterina Valentes Leben kamen und gingen zwei Ehemänner, doch Bruder Silvio Francesco blieb, nicht zuletzt als musikalischer Leiter ihrer weltweiten Tourneen. Auch er verbrachte seinen Lebensabend in Lugano, betrieb hier ein kleines Hotel und verstarb dort im Jahre 2000.
    Caterina Valentes Ruf als herausragende Musikerin gründete im wesentlichen auf ihrer Vielseitigkeit. Mühelos wechselte sie vom Schlager zum Jazz und vom Bossa Nova zum Mambo. In den USA begrüßten sie Film- und Fernsehgrößen wie Dean Martin, Bing Crosby oder Perry Como in ihren Shows. Sie verneigten sich vor einer Künstlerin, deren Stimme verblüffend Instrumente nachahmen konnte und deren Berufsethos in puncto Professionalität jenem ihrer amerikanischen Kollegen in nichts nachstand.
    Aber Deutschland hatte Caterina Valente längst adoptiert und begrüßte sie mit "Bonsoir, Kathrin !", ihrer eigenen Fernsehshow, die es zwischen 1957 und 1964 auf zehn Folgen brachte. Und Caterina revanchierte sich, tanzte und sang u.a. "Ganz Paris träumt von der Liebe" oder "Komm ein bißchen mit nach Italien".
    Auch an der Allround- Künstlerin ging der Generationenwechsel und der damit verbundene Wechsel des Musikgeschmacks nicht spurlos vorbei, dennoch hatte sie im Winter 1978/79 mit "Manuel" noch einmal einen Hit, der ihr zwei Auftritte in der ZDF- Hitparade bescherte. 1984 folgte "Männer brauchen Liebe", der Platz zwei der deutschen Charts erreichte.
    Im März 2002 bekam Caterina Valente den "Echo" für ihr Lebenswerk verliehen. Anläßlich der Bambi- Verleihung hatte sie am 1. Dezember 2005 in München ihren letzten öffentlichen Auftritt vor einem Millionenpublikum. Während der Galaveranstaltung erhielt sie einen Ehren- Bambi für ihr Lebenswerk.
    Während Caterina Valente in Deutschland und Europa überwiegend Schlager aufnahm und veröffentlichte, wird sie weltweit eher als Interpretin von "Weltmusik" mit Schwerpunkt auf lateinamerikanischer Musik gesehen. So brachte sie bereits 1959 die ersten Bossa- Nova Songs nach Europa und interpretierte viele ihrer Lieder in diesem Rhythmus. Valente gilt dementsprechend als polyglotte Weltbürgerin, die Lieder in neun Sprachen aufnahm und sechs Sprachen fließend spricht: Französisch, Italienisch, Schwedisch, Deutsch, Englisch und Spanisch.

    www.youtube.com/watch?v=SLMbmecCFlg
    www.youtube.com/watch?v=7vpmNUF2I90
    www.youtube.com/watch?v=ulwC3PJ2JRU
    www.youtube.com/watch?v=Gzd1f3ruTfo

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    Montag, 12. Juni 2023, 10:29

    RE: Caterina Valente - Die Stimme des Aufschwungs

    ... aufgrund ihrer überragenden Bedeutung für die deutsche Schlagerindustrie der 50er und 60er Jahre gebührt ihr aber zweifelsohne ein gesonderter Beitrag in dieser Rubrik.

    Als Musikliebhaber erfreut mich dieser immer umfangreicher werdende Thread ganz besonders. Als ich Anfang der 70iger mit dem Plattensammeln begann, gab es zwei begrenzente Kriterien, die sich im Laufe der Zeit bis heute nicht geänder haben: Geld und Platz. Es ging mir nie um Quantität. ich habe mich auch nie an Hitparaden oder sonstigen Chartplatzierungen gehalten, so dass doch sehr viele wenig bekannte Scheiben, inzwischen schon regelrechte Raritäten, enthalten sind. Umso mehr erfreut es mich, dass hier auch kaum noch bekannte Interpreten wie Cindy Ellis, Danny Mann oder Brigitte Petry vorgestellt werden. Diese Kurzbiographien finde ich immer recht interessant, muss ich doch zugeben, dass ich mich zwar immer sehr mit der Musik, aber nur selten mit den Interpreten beschäftigt habe.

    Nun aber zu Caterina Valente. Auch von ihr besitze ich einige LPs. Als ich hier die Biographie durchgelesen habe, hätte ich die Sängerin niemals mit der Caterina Valente in Zusammenhang gebracht, die auf meinen LPs zu hören ist. Was aber nur die Vielseitigkeit dieser Künstlerin unterstreicht.

    Auf der ersten LP "The Hi-Fi Nightingale" von 1956 sind eher südamerikanische bzw. karibische Rhythmen zu hören (z.B. The Breeze and I, Begin the Beguine oder Siboney). Ihre 2. LP von 1957 "Plenty Valente" enthält ausschließlich englischsprachige Jazz- und Swing-Stücke und die 3. "A Toast to the Girls" von 1958 ist eine Hommage an die großen amerikanischen Sängerinen wie Ella Fitzgerald (Stairway to the Stars), Judy Garland (Over the Rainbow) oder Peggy Lee (Golden Earrings). Auch meine anderen LPs von ihr, z.B. eine Kompilation von drei ihrer großen Live-Auftritte (Live in London) enthalten nur englischsprachige Songs. Ich hatte deshalb immer angenommen, dass Caterina Valente in den 50er-Jahren eine zeitlang in den USA gelebt haben müsste. Deswegen stehen ihre Platten in meiner Sammlung auch nicht bei den deutschen Schlagern, sondern neben amerikanischen Swing- und Jazzsängerinnen wie Julie London oder Peggy Lee.

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    Montag, 12. Juni 2023, 13:06

    Regina auf den Stufen

    Ich moechte in diesem Zusammenhang auf die Katja Riemann TV Serie "Regina auf den Stufen" aufmerksam machen, die ca. 1955 oder 1956 beginnt, als die letzten Gefangenen aus Russland in die BRD zurueckkehren durften.
    Im Verlauf der Serie bekommt man fast alle Hits der 50er Jahre zu hoeren.
    Besonders gut gefiel mir Henriette, die sich selbst treu bleibt und lieber in ihrem Muenchner Jazz Club singt als sich dem Gebot der deutschen Plattenfirma zu unterwerfen.
    Es ist eine hervorragende Serie, die ich mir immer wieder gern anschaue.

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    Montag, 12. Juni 2023, 15:30

    Katja Riemann und Herbert Grönemeyer

    Katja Riemann ist bei manchen Zuschauern, die eher wertkonservativ denken, nicht ganz umunstritten. Sie stammt aus dem Landkreis Diepholz/ Niedersachsen und gilt bei nicht wenigen aufgrund ihrer Aussagen als "Deutschenhasserin". So ist sie u.a. auch eine Befürworterin der unbegrenzten Zuwanderung nach Deutschland. Ähnliches gilt für den Sänger und Schauspieler Herbert Grönemeyer, der ungefähr mein Jahrgang ist, aus dem "Ruhrpott" kommt, heute in London lebt und doch allen Ernstes behauptet hat, daß die Türken Deutschland nach dem Krieg wiederaufgebaut hätten...(kopfschüttel). :(

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    Dienstag, 13. Juni 2023, 15:46

    RE: Katja Riemann und Herbert Grönemeyer

    Das habe ich vor 2002 nie mitbekommen.
    Was sie spaeter an Kinofilmen gedreht hat, fand ich nicht so prickelnd, aber "Regina auf den Stufen" war fantastisch!
    Das mit Herbert Groenemeyer ist schockierend.Um deutsche Geschichte hat er sich wohl nie bemueht?
    Katja Riemann ist bei manchen Zuschauern, die eher wertkonservativ denken, nicht ganz umunstritten. Sie stammt aus dem Landkreis Diepholz/ Niedersachsen und gilt bei nicht wenigen aufgrund ihrer Aussagen als "Deutschenhasserin". So ist sie u.a. auch eine Befürworterin der unbegrenzten Zuwanderung nach Deutschland. Ähnliches gilt für den Sänger und Schauspieler Herbert Grönemeyer, der ungefähr mein Jahrgang ist, aus dem "Ruhrpott" kommt, heute in London lebt und doch allen Ernstes behauptet hat, daß die Türken Deutschland nach dem Krieg wiederaufgebaut hätten...(kopfschüttel). :(