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    Freitag, 26. Mai 2023, 16:36

    Cindy Ellis oder: Über die Härte der Schlagerbranche

    Die späten 50er und frühen 60er Jahre können in der heutigen Rückschau durchaus als die goldene Zeit der deutschen Schlagerbranche gesehen werden. Die einsetzende Hochkonjunktur, dazu eine Vielzahl von gesanglichen Talenten und eine aufblühende Musikindustrie führten damals zu einer regelrechten Goldgräberstimmung in diesem Gewerbe, das durchaus mit harten Bandagen unterwegs war und erfolglose oder unbotmäßige Gesangsstars auch rasch wieder in die Wüste schicken konnte, wie wir am "Fall Cindy Ellis" gleich sehen werden.
    Geboren wurde sie unter ihrem bürgerlichen Namen Evelyn Mayer- Fredericks als Tochter einer Deutschen und eines Briten am 14. Juli 1926 in London. Nach dem frühen Tod ihres Vaters kam sie im Alter von zwei Jahren mit ihrer Mutter nach Frankfurt/ M. und erhielt bereits im Alter von sechs Jahren Klavier- und Geigenunterricht. Nach ihrem Schulabschluß studierte sie an der Musikhochschule Frankfurt und konzentrierte sich dort besonders auf das Erlernen des Harfenspiels. Später erhielt Evelyn Mayer- Fredericks im Rahmen eines Begabtenstipendiums eine Gesangsausbildung als Altistin.
    Nach Kriegsende trat die Sängerin und Harfinistin vier Wochen lang in der Revue "Broadway in Frankfurt- Wir laden ein" auf und absolvierte im Jahre 1948 ihre Reifeprüfung im Opernfach. Im gleichen Zeitraum entstanden ihre ersten Kontakte zur aufkeimenden Jazz- Szene. Im Jahre 1950 heiratete die Künstlerin einen Hobby- Pianisten und hieß fortan Evelyn Asal. Ein Angebot des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden lehnte die Sängerin zugunsten regelmäßiger Auftritte als Jazz- und Schlagersängerin ab. Daneben entstanden erste Werbeaufnahmen für den Rundfunk, den Film und für sogenannte "Schallfolien" als Werbeträger.
    Für das vom Hessischen Rundfunk gesendete Radioformat "Gib dem Nachwuchs eine Chance" nahm Evelyn Asal ein Demoband auf, das der Sender als äußerst vielversprechend einstufte und eine Kopie davon an Metronome Records in Hamburg schickte, wo es in die Hände des Produzenten und Orchesterleiters Bert Kaempfert gelangte, der Frau Asal zu Probeaufnahmen bei Polydor in Hamburg einlud.
    In den Jahren 1959 und 1960 erschienen dann vier Singles und zwei EP´s von "Cindy Ellis", wie ihr jetziger Künstlername lautete. Neben qualitativ hochwertigen Schlagern, die u.a. von Peter Moesser, Werner Bochmann, Heino Gaze, Michael Jary, Bruno Balz und Fred Jay stammten, sang Cindy Ellis mit ihrem Titel "Fieber" auch die gleichnamige Coverversion des amerikanischen Hits "Fever".
    Bert Kaempfert und Polydor- Chef Kurt Richter bemühten sich anfänglich durchaus um den Newcomer und verhalfen Cindy Ellis zu Auftritten in Fernsehprogrammen wie der "Aktuellen Schaubude" oder "Musik aus Studio B", gefolgt von Werbeanzeigen und Presseveröffentlichungen. Auch brachte das amerikanische Plattenlabel Laurie Records Cindy Ellis zweite Single auf den wichtigen amerikanischen Markt. Es folgten weitere Auftritte in den Niederlanden, Belgien und in Österreich. Einzig was fehlte, war der kommerzielle Erfolg und der Einzug ihrer Einspielungen in die deutschen Charts, so daß die Plattenbosse der Mutter einer kleinen Tochter zunehmend distanziert bis ablehnend gegenüberstanden. Nachdem Cindy Ellis eine dreimonatige Senderreise durch die USA aus familiären Gründen abgelehnt hatte, ließ man sie bei Polydor abrupt fallen. Eine letzte, bereits fertig produzierte Single verblieb unveröffentlicht im Firmenarchiv.
    Ihre letzten Musikaufnahmen machte Cindy Ellis für die Sikorski Musikverlage. Um sich fortan ihrer Familie widmen zu können, zog sie sich anschließend gänzlich in ihr Privatleben zurück. Ihre 1962 geborene Tochter Stefanie trat in die musikalischen Fußstapfen ihrer Mutter und wurde Konzertpianistin und Musikpädagogin.
    Aus meiner Sicht ist die letztendlich gescheiterte Karriere von Cindy Ellis, die durchaus aufgrund ihrer Stimme auch als deutsche Chansonsängerin hätte aufgebaut werden können, sehr zu bedauern. Nach den mir vorliegenden Informationen lebt Evelyn Asal / Cindy Ellis auch heute noch.

    www.youtube.com/watch?v=-lQBmCaq9sc
    www.youtube.com/watch?v=XfstcCvX36w
    www.youtube.com/watch?v=0o57sMG79Wo
    www.youtube.com/watch?v=vAilypfjPCk

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    Samstag, 27. Mai 2023, 11:27

    RE: Cindy Ellis oder: Über die Härte der Schlagerbranche

    ... erhielt bereits im Alter von sechs Jahren Klavier- und Geigenunterricht. Nach ihrem Schulabschluß studierte sie an der Musikhochschule Frankfurt und konzentrierte sich dort besonders auf das Erlernen des Harfenspiels. Später erhielt Evelyn Mayer- Fredericks im Rahmen eines Begabtenstipendiums eine Gesangsausbildung als Altistin.


    Es war mir immer ein Rätsel, wie einer Sängerin mit all diesen Voraussetzungen wie gute Stimme, musikalische Ausbildung, bekannte Förderer, großes Schallplattenlabel, Auftritte im Fernsehen usw. kein einziger Hit in den Charts gelungen ist. Im Fernsehen war sie zu Gast beim Studio B mit Chris Howland. Auch in Zeitschriften wie der "Bravo" wurde sie erwähnt. An ihrer Stimme oder der Vermarktung kann es nicht gelegen haben. Meine Vermutung ist, dass ihre Lieder eben keine relativ einfachen Schlager waren. Ihre Lieder trafen nicht den Geschmack der Bevölkerung.Bei den deutschen Musikhörern waren zu dieser Zeit eben keine englischsprachigen und auch keine komplizierteren deutschsprachige Titel gefragt.

    Ich hatte mal gelesen, dass sie lange im Taunus gelebt hat und später noch mit der Tochter von Bert Kämpfert Kontakt hatte, die sie bei Aufnahmen mit Musikern des Orchesters von Bert Kämpfert in Hamburg getroffen hatte, als die Kämpfert-Tochter noch ein kleines Mädchen war. Das Aufnahmestudio in Hamburg soll das gleiche gewesen sein, wo später auch die Beatles tätig waren, allerdings mit etwas größerem Erfolg.

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    Samstag, 27. Mai 2023, 14:48

    Zur Karriere von Cindy Ellis

    @Franko: Fehlentscheidungen des Managements. Für ein Massenpublikum war der Großteil ihrer Titel vielleicht eine Spur zu anspruchsvoll, und für "gehobenere Kreise" wiederum nicht anspruchsvoll genug. Hinzu kam ihre familiäre Situation. Cindy Ellis gehörte zur letzten Generation deutscher Frauen, für die die Institution "Ehe und Familie" noch eine entscheidende Bedeutung hatte. Dem stand der Wunsch ihres Managements nach einer längeren Tour durch die USA entgegen, und so trennte man sich recht abrupt von der "renitenten" Dame.
    Gut angestanden hätte es dem damaligen Marktführer Polydor, Cindy Ellis aufgrund ihrer zweifelsohne vorhandenen besonderen Stimme ein Nischendasein in der Firma zu ermöglichen, z.B. durch das Singen deutscher Chansons. Es sollte nicht sein, da für die Firma in erster Linie die Verkaufszahlen ihrer Vinylträger entscheidend waren, und hier hakte es leider bei dieser auch heute noch hörenswerten Interpretin.