Das waren noch Zeiten!

Der erst kürzlich verstorbene Detlef Engel gehörte zu einer ganzen Gruppe von Interpreten, die sich auf der in den späten 50er und frühen 60er Jahren bei uns einsetzenden Erfolgswelle des Rock´n Roll tummelten, denen aber im Anschluß der Übergang zur nun einsetzenden Beat- Welle nicht oder nur sehr begrenzt gelang.
Geboren wurde Detlef Engel am 13. Januar 1940 als Sohn des Musikhochschullehrers und Komponisten Kurt Engel in Berlin. Vater Kurt galt insbesondere als namhafter Xylophon- Solist, ließ seinen Sohn Klavier und Kompositionslehre studieren und sandte ihn zwecks Gesangsunterricht zur Wagner- Interpretin Elsa Verena, zu deren damaligen Schülern auch René Kollo gehörte. Detlef Engel konnte sich jedoch weniger für klassische Musik erwärmen, sondern war ein Fan des Rock´n Roll und insbesondere von Elvis Presley, dessen Titel er heimlich auf Tonbändern nachsang.
Im Jahre 1958 erfolgte seine erste Platteneinspielung bei Bertelsmann mit dem Nachläufer des Peter Kraus- Hits "Sugar Baby". Als Detlef Engel nach nur vier Semestern sein Musikstudium abbrach, empfahl Vater Kurt ihn bei dem einflußreichen Werner Müller, dem damaligen Chef des RIAS- Tanzorchesters. Müller war gleichfalls Produzent bei Teldec, wo der frischgebackene Nachwuchskünstler im Jahre 1959 einen Plattenvertrag erhielt. Ziel war, Detlef Engel als eine Art deutscher Variante von Ricky Nelson aufzubauen, und noch im gleichen Jahr wurde die Fleetwoods- Coverversion "Mister Blue" zum großen Hit, der Platz sieben der deutschen Charts erreichte und der Gerhard Wendland, der den gleichen Titel eingespielt hatte, weit hinter sich ließ.
Von diesem Zeitpunkt an war Detlef Engel für rund drei Jahre eine feste Größe im deutschen Schlagergeschäft, absolvierte zahlreiche Tourneen, trat im Fernsehen auf und erhielt erste Filmrollen, so in "Schlagerparade 1960" und in "Das Rätsel der grünen Spinne", ebenfalls von 1960. Im darauffolgenden Jahre trat er mit seinem Titel "Nach Mitternacht" bei der deutschen Vorentscheidung zum Grand Prix Eurovision de la Chanson an, konnte sich jedoch gegen Lale Andersen mit ihrem Lied "Einmal sehen wir uns wieder" nicht durchsetzen.
Vereinbarungsgemäß produzierte Telefunken jährlich vier Platten mit Detlef Engel, jedoch blieben die großen Erfolge fortan aus. Zwar konnten sich fünf Titel noch unter den Top 50 der deutschen Charts plazieren, dennoch reichte es nicht mehr für Spitzenpositionen. Erfolgreicher liefen dagegen die sechs Duett- Platten mit Gerd Böttcher, die ab 1961 auf dem Decca- Label der Teldec veröffentlicht wurden. Der Titel "Weil du meine Liebe bist" stieg in den deutschen Charts bis auf Platz acht.
Mit der beginnenden Beat- Ära war Detlef Engels Musikkarriere, mit Ausnahme von zwei Einzelveröffentlichungen in den Jahren 1966 und 1972, weitgehend beendet. Der Gesangsinterpret heiratete und begann eine berufliche Tätigkeit bei den Berliner Wasserwerken. Ohne nachhaltigen Erfolg brachte er Anfang der 80er Jahre seine letzte Single unter dem Titel "Mister Blue ist wieder da" heraus. Im Zuge der aufkommenden musikalischen Nostalgiewelle wurde in den 80er und 90er Jahren ein Großteils von Detlef Engels Teldec- Aufnahmen auf LP´s und CD´s wiederveröffentlicht.
Detlef Engel verstarb am 14. Januar 2023, über die genaueren Todesumstände liegen mir keine Informationen vor.

www.youtube.com/watch?v=j2jpCc3EVHk
www.youtube.com/watch?v=alcXtJqcV30
www.youtube.com/watch?v=DZfQBR3aOMg