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    Samstag, 6. Mai 2023, 15:53

    Tommy Kent - Der Tausendsassa

    Der selbst vielen Schlagerenthusiasten heute kaum noch erinnerliche und am 21. August 1942 unter seinem bürgerlichen Namen Guntram Kühbeck in München geborene Tausendsassa hatte eine wechselvolle Laufbahn als Rock´n`Roll- und Schlagersänger sowie als Schauspieler, Maler und Architekt. Er wuchs als Sohn eines Ärzteehepaares in der bayerischen Landeshauptstadt auf und bekam schon als Kind Gesangsunterricht. Um sein Architekturstudium zu finanzieren, jobbte er als Sänger in verschiedenen Schwabinger Künstlerkneipen. Seine ersten Platteneinspielungen erschienen bereits 1958. Guntram Kühbeck verwendete verschiedene Künstlernamen, unter anderem "Jonny Keller", und trat im Ensemble der "Achim Beier- Singers" auf. Im gleichen Jahr nahm Orchesterleiter und Produzent Bert Kaempfert unter seinem nunmehrigen Künstlernamen "Tommy Kent" für Polydor die Coverversion des Hits "Susie Darlin" von Robin Luke auf, der sich zum ersten größeren Erfolg des Sängers entwickelte und im Juni 1959 bis auf Platz vier der deutschen Charts kletterte.
    Weitere zahlreiche Singleeinspielungen sowie Auftritte in diversen Schlagersendungen und Unterhaltungsfilmen folgten. Tommy Kent´s Repertoire bestand meist aus deutschen Coverversionen amerikanischer Hits von Elvis Presley, Gary Paxton, Llloyd Price, Cliff Richard, Ritchie Valens und weiteren Interpreten. Daneben sang Tommy Kent auch Eigenkompositionen von Bert Kaempfert und Peter Moesser.
    Zwischen 1962 und 1964 war Tommy Kent bei Ariola unter Vertrag, danach arbeitete er für weitere kleinere Labels unter verschiedenen Künstlernamen wie Fred Karmann oder Tommy Shane. In den frühen 70er Jahren nahm er nochmals als Tommy Kent zwei Titel bei Intercord auf, die jedoch beim Publikum nicht mehr ankamen. 1975 erschien bei Teldec eine Single unter seinem bürgerlichen Namen Guntram Kühbeck mit zwei Titeln in bayerischem Dialekt, gefolgt 1981 von einer Single mit dem Titel "Donner, Blitz und Rockn´Roll".
    In den darauffolgenden Jahren arbeitete Kühbeck in seinem erlernten Ruf als Architekt und entwarf unter anderem auch das spanische Konsulat in München. Unter dem Namen Tommy Kent- Kühbeck war er auch als Maler aktiv, so gestaltete er 2003 für Siemens einen "Buddy- Bären", der eine dazu passende CD abspielen konnte.
    Guntram Kühbeck alias Tommy Kent lebt, mittlerweile über achtzig Jahre alt, heute noch.

    www.youtube.com/watch?v=V779ghYl1hI
    www.youtube.com/watch?v=oImo3lgjVTM
    www.youtube.com/watch?v=lQGLg4gKuuE
    www.youtube.com/watch?v=D_yvM8GISEQ

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    Sonntag, 7. Mai 2023, 14:09

    Tommy Kent - Der wahre Entdecker der Beatles ?

    Im Jahre 2016 interviewte Gerhard Fischer den Altstar Guntram Kühlbeck alias Tommy Kent, der ihm in einem Buch über die Beatles einen Brief präsentierte, den Paul McCartney 1961 von Hamburg aus an seine Freundin geschickt hatte und in dem Tommy Kent erwähnt wurde. McCartney: "Am anderen Abend kam einer der größten Rock`n`Roll- Stars Deutschlands in den Club (er ist hier so bekannt wie Cliff Richard in England). Tommy Kent ist sein Name, und er sagte, wir seien die beste Band, die er je gehört hätte. Hoffe, er hat es ernst gemeint". Die Beatles galten zu diesem Zeitpunkt noch als weitgehend unbekannt, und Tommy Kent will ihnen nach dieser Begnung einen Produzenten vermittelt haben.
    Guntram Kühbeck, so sein bürgerlicher Name, lebt heute in Schwabing und betätigt sich "im Alter" vorwiegend mit Malen. "Ich male mittlerweile impressionistisch, aber auf den meisten Bildern ist auch etwas Gegenständliches", so seine Aussage. Kühbeck hatte, wie bereits oben beschrieben, mehrere Berufe; er war Sänger, Schauspieler, Architekt und Maler. Kühbeck hat altersbedingt viele Geschichten mit vielen bekannten Namen zu erzählen; er sang angeblich mit den Beatles auf einer Bühne und stand mit Senta Berger vor der Kamera, seine Ex- Frau ist mit dem Watergate- Entdecker Carl Bernstein liiert, und seine Schwester war mit Klaus Kinski verheiratet. "In Schwabing sang ich als Student `Mary Ann`, wie so oft, und die Besucher haben geschrien und getrampelt". Unter den damaligen Zuhörern waren auch einige Personen, die später als Musikmanager und Verleger bekannt wurden, so Heinz R. Beierlein, Klaus Netzle und Stefan von Baranski. Diese verschafften Kühbeck einen Termin in Hamburg bei Polydor, und dort präsentierte man ihm einen Stoß amerikanischer Platten, die er auf Deutsch einspielen sollte. Kühbeck entschied sich für "Susie Darlin" von Robin Luke. Zwar fiel er damit zunächst bei den Verantwortlichen durch, erhielt aber in der darauffolgenden Nacht einen Anruf von Bert Kaempfert, damals ebenfalls bei Polydor, der es mit ihm noch einmal probieren wollte. Beim zweiten Anlauf klappte es dann, und sein Vertrag bei Polydor wurde unterzeichnet. Kaempfert schlug analog zur damaligen Zigarettenmarke "Tommy Kent" als Künstlernamen vor, und die Einspielung wurde zum Erfolg. Weitere Platten folgten, auf denen er brav gescheitelt und korrekt gekleidet abgebildet war. Seine Musikagentin Toni Nietzle sagte einmal zu ihm: "Rock´n Roll in Nietenhosen ist nichts Besonderes. Sei anders als die anderen: Sing im Smoking, Junge, das überrascht !"
    Sein Vater hielt nicht viel von dem "Unsinn", Schlager zu singen, denn immerhin hatte der Filius sein Diplom als Hochbauingenieur und Architekt in der Tasche. Doch Tommy Kent meinte dazu: "I bin a sturer Kopf. Im Büro hocken mog i net."
    Kühbecks Schlager- Phase dauerte etwa fünf Jahre; nach eigenen Angaben produzierte er etwa vierzig Schallplatten und behauptete, daß er über vier Millionen Tonträger verkauft hätte. Er ging mit dem Orchester Max Greger auf Tournee und spielte in ein paar harmlosen Filmen mit, so in "O sole mio" mit Senta Berger oder in "Der Schleier fiel" mit Vera Tschechowa. Zwar handelte es sich dabei um kleine Rollen, in denen Tommy Kent jedoch seine Lieder spielen konnte.
    Im April 1961 fuhr er nach Hamburg und ging auf der Reeperbahn in den "Top Ten Club". Kühbeck: "Dort, in einem verrauchten Keller, spielten damals die Beatles, die zu dieser Zeit noch überhaupt nicht bekannt waren. Ich war so fasziniert von dieser Musik". In dieser Stimmung fuhr er zu seinem Produzenten Bert Kaempfert. "Die sind toll, die mußt du sehen, sagte ich. ich bin dann an dem besagten Abend auf die Bühne, habe gesungen und die Beatles haben mich begleitet. `Kansas City` und `Be-Bop-A-Lula`." Und Bert Kaempfert nahm die Beatles tatsächlich unter Vertrag, was allerdings zur Folge hatte, daß er sein Engagagement für Kühbeck vernachlässigte. "Für mich ging es dann langsam bergab. Vorher war ich sein Ein und Alles, aber am Ende wollte mich Kaempfert Sachen singen lassen, die sein Nachbar komponiert hatte. Das wollte ich nicht". Den großen Bert Kaempfert kann man zur Authentizität dieser Aussagen nicht mehr befragen, da dieser bereits 1980 starb. Aber auch die Beatles brachten Kaempfert kein Glück, da dieser laut Kühbeck die Qualität dieser Formation nicht erkannt hatte. Nach einem Jahr wurde der Vertrag wieder gelöst, und Brian Epstein führte die Gruppe letztendlich zum Welterfolg.
    Nach seinem weitgehenden Karriereende heiratete Kühbeck eine Amerikanerin, die später Carl Bernsteins Frau wurde, bekam einen Sohn, ging mit der kleinen Familie nach Los Angeles, besuchte dort die Akademie der Künste, kehrte nach seiner Trennung nach München zurück und arbeitete dort in den darauffolgenden Jahrzehnten als Architekt und als Maler.