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    Dienstag, 2. Mai 2023, 16:35

    Lys Assia - Die erste Siegerin des Grand Prix Eurovision de la Chanson

    Eigentlich gehört sie eher in ein Forum über die 50er Jahre, da ihre größten künstlerischen Erfolge in dieses Jahrzehnt zu datieren sind. In der Schweiz gilt sie bis heute als unvergessener Gesangsstar, während sie bei uns Deutschland eher etwas in Vergessenheit geraten zu sein scheint. Wie auch immer: bis zuletzt gab sich die erste Gewinnerin des "Grand Prix Eurovision" als damenhafter Weltstar, die den ersten "Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne", wie er damals noch hieß, am 24. Mai 1956 in Lugano für sich entscheiden konnte. Lys Assia trug zu diesem Anlaß eine dunkelblaue Samtrobe und wurde von einem Orchester begleitet; die Herren trugen weiße Smokings, und ein kleiner Chor wog sich zum Takt der Musik. Lediglich sieben Länder nahmen damals an dem allerersten "ESC", wie er später genannt wurde, teil. Assia sang "Das alte Karussell" sowie ihren Siegertitel "Refrain", ein Chanson über eine verlorene Liebe: "Les jours s´en sont allés, et nous avons grandi. L´amour nous a blessés, le temps nous a guéris."
    Geboren wurde sie am 3. März 1924 unter ihrem bürgerlichen Namen Rosa Mina Schärer in Rupperswil/ Schweiz als Jüngste von insgesamt zwölf Geschwistern. Ihr Vater besaß eine Spenglerei, während ihre Mutter adlige Wurzeln hatte. Als Kind nahm Assia Ballettunterricht und ließ sich später zur Koloratursopranistin ausbilden, worauf sie als Sängerin und Tänzerin ins Ausland ging, unter anderem nach Frankreich, wo sie 1948 in einem Pariser Nachtklub für Josephine Baker einsprang.
    Ihren künstlerischen Durchbruch feierte Lys Assia im Jahre 1950 mit dem Operettenlied "O mein Papa !"aus der musikalischen Komödie "Der schwarze Hecht" von Paul Burkhard. Vor allem in Deutschland hatte sie damit großen Erfolg, vielleicht weil dort bei den zahllosen Nachkriegswitwen und Kriegswaisen die Sehnsucht nach einer Vaterfigur besonders groß war. Ihre darauffolgenden Hits hießen "Arrividerci Roma", "Wenn die Glocken hell erklingen", und "Was kann schöner sein", eine Coverversion von "Que sera". Lys Assia galt damals als eine der berühmtesten Schlagersängerinnen, trat in den Varieté- Palästen Europas, Nordafrikas, der USA und Südamerikas auf, hatte in Caracas und London ihre eigenen Fernsehshows und sang vor Queen Elisabeth II., Eva Péron und König Faruk neben Weltstars wie Dean Martin und Marlene Dietrich.
    Im Jahre 1953 heiratete Lys Assia der Züricher Industriellen Henry Kunz, der jedoch bereits vier Jahre später verstarb. Laut Angabe ihres langjährigen Sekretärs Jean Eichenberger hatte Assia mit ihm eine Tochter, das Verhältnis zwischen den beiden soll aber nicht besonders eng gewesen sein. Darüber hinaus hielt die gefeierte Sängerin ihr Privatleben stets streng unter Verschluß. Nach ihrem großen Grand- Prix- Erfolg von 1956 trat sie dort im darauffolgenden Jahr noch einmal mit ihrem Titel "L énfant que j étais" an, wurde jedoch diesmal nur Vorletzte. Im Jahre 1958 startete sie einen erneuten Versuch und belegte mit "Giorgio" den zweiten Platz.
    Im Jahre 1963 heiratete Lys Assia den dänischen Hotelkönig Oscar Pedersen. Ihr Privatsekretär berichtete: "Sie rief mich damals an und sagte: ich habe drei Männer, die mich heiraten wollen. Welchen soll ich nehmen ?", worauf ihr Eichenberger antwortete: "Nimm den Reichsten." Nach der erneuten Heirat setzte Lys Assia ihre musikalische Karriere vorerst nicht weiter fort und unterstützte stattdessen das weltweite Hotelgeschäft ihres Mannes. Mit "Sterne von Syrakus" wurde sie im Herbst 1962 letztmalig in den deutschen Hitlisten geführt.
    1995 kam Pedersen bei einem Autounfall ums Leben, Assia selbst wurde verletzt und zog daraufhin zunächst an die Cote d´Azur, kehrte jedoch im Jahre 2005 wieder in die Schweiz zurück und nahm dort noch einmal einige Alben wie "Sehnsucht nach dir", "Lady in Blue" oder "Refrain des Lebens" auf.
    Vor allem der Grand Prix Eurovison blieb Lys Assias ureigenste Domäne, die sie mitunter mit Zähnen und Klauen verteidigte. Nachdem sie im Jahre 2007 beim Finale des "Grand Prix der Volksmusik" mit ihrer Kollegin Beatrice Egli nur Rang 12 von 15 erreicht hatte, stichelte Assia gegen die damals nur achtzehnjährige Egli, diese sei zu dick gewesen. Im Jahre 2011 sang Assia "C´etait ma vie", und 2013 wollte die damals bereits achtundachtzigjährige Greisin mit ihrem Lied "All in Your Head" noch partout einmal am ESC teilnehmen, scheiterte damit jedoch bereits im Vorfeld am ablehnenden Votum des Schweizer Publikums, worauf Assia und ESC- Urgestein Ralph Siegel, der das Lied geschrieben hatte, argumentierten, daß das Voting- System zu kompliziert für die Zuschauer gewesen sei.
    Bis ins hohe Alter nahm Lys Assia an zahllosen gesellschaftlichen Anlässen teil. Die einst schillernde Sängerin, die auch in einigen Spielfilmen auftrat, verstarb am 24. März 2018 im Alter von 94 Jahren in Zollikon/ Schweiz. Bereits 2011 drehte der Schweizer Regisseur Andres Brütsch eine filmische Biographie über Lys Assia.

    www.youtube.com/watch?v=IyqIPvOkiRk
    www.youtube.com/watch?v=gOMDBeTFUk8