Das waren noch Zeiten!

Viel mitbekommen habe ich von seinen künstlerischen Leistungen als kleiner Bengel in den frühen 60er Jahren nicht, da zu dieser Zeit auf unserem Haussender WDR 2 eher Unterhaltungsmusik im Stile eines Percy Faith oder von Bert Kaempfert zu hören war. Auch seine Zweitkarriere muß weitgehend an mir vorbeigegangen sein. Nur als tragisch kann man dagegen seinen Tod und den seiner Frau unter grausamen Umständen bezeichnen.
Fangen wir aber von vorne an. Geboren wurde Ted Herold am 9. September 1942 unter seinem bürgerlichen Namen Harald Walter Bernhard Schubring in Berlin- Schöneberg als Sohn eines Stukkateur- Meisters. Im Jahre 1951 zog er mit seiner Familie nach Bad Homburg v.d.H. und begeisterte sich, wie viele seiner Generation, während seiner Jugendjahre für amerikanische Rockn´Roll- Musik. Mit einigen seiner Mitschüler spielte er zunächst die damaligen Hits von Elvis Presley, Bill Haley, Buddy Holly & Co. nach, bis ihm im Jahre 1958 eine Klassenkameradin Kontakte zur Plattenfirma Polydor vermittelte, wo man rasch sein Talent erkannte und ihn als Gegenpol zu dem damals bereits etablierten Peter Kraus aufbauen wollte, der das einspielen sollte, was Kraus nicht singen durfte oder wollte.
Ted Herold´s erste Vinyleinspielung "Ich brauch´keinen Ring" entstand im August 1958 unter der Ägide von Bert Kaempfert in Hamburg und wurde kein sonderlich großer Erfolg, während sein zweiter Titel "So schön ist nur die allererste Liebe" vom November 1958 bereits von dem damals sehr bekannten Erfolgsproduzenten Gerhard Mendelson überwacht wurde. Der Vertriebsleiter von Polydor erfand schließlich den endgültigen Künstlernamen "Ted Herold", und man baute den damals erst 17- jährigen zu einer Art deutschen Ausgabe von Elvis Presley auf. Für einiges Aufsehen erregte damals der Folgetitel "Ich bin ein Mann", der aufgrund zweideutiger Texte von den damaligen deutschen Radiosendern boykottiert wurde. Ted Herolds Karriere steuerte bereits 1959 mit einer ganzen Reihe von Single- Veröffentlichungen und ersten Tourneen mit Tommy Kent, Bully Buhlan, Ralf Paulsen und Max Greger einem ersten Höhepunkt entgegegen. In diesem Jahr schloß er trotz umfangreicher künstlerischer Verpflichtungen die Schule erfolgreich mit der Mittleren Reife ab.
Ab 1960 wurde Ted Herolds Repertoire um gefälligere und sanftere Titel erweitert, so daß sich die Ballade "Moonlight" zu seinem größten Erfolg entwickeln sollte, die über 500.000 Mal verkauft wurde und bis auf Platz eins der deutschen Charts kletterte. Dennoch galt der Sänger insbesondere bei den öffentlich- rechtlichen Fernsehsendern dieser Zeit ausschließlich als rebellischer Rockn´Roller, dem aus diesem Grund keine TV- Auftritte zugebilligt wurden. Stattdessen trat Ted Herold zwischen 1959 und 1963 mit seinen Titeln in zahlreichen mehr oder weniger anspruchslosen Musikfilmen auf.
Im Jahre 1963 wurde die musikalische Karriere Ted Herolds zunächst abrupt beendet, da er zur Bundeswehr einberufen und dort zum Tastfunker ausgebildet wurde. Zwar brachte er während seiner Dienstjahre drei weitere Singles heraus, die angesichts der mittlerweile aufgekommenen Beat- Welle jedoch als nicht mehr zeitgemäß empfunden wurden. Auch die nach seiner Entlassung als Unteroffizier im Jahre 1964 eingespielten Titel erreichten bei weitem nicht mehr den Erfolg seiner früheren Titel.
Im Jahre 1965 heiratete Ted Herold, der in Wetzlar inzwischen eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker begonnen hatte, die Gastwirtstochter Karin Höhler und zog 1966 nach Wetzlar- Nauborn um. Im gleichen Jahr erschien auch seine letzte Vinyleinspielung bei Polydor. Musikalisch wurde es still um Herold, der ab 1970 als Werkstattleiter in seinem erlernten Beruf sein Auskommen fand und 1977 seine Meisterprüfung ablegte.
Im gleichen Jahr erhielt er das Angebot von Udo Lindenberg, bei einem Titel für dessen LP "Panische Nächte" mitzuwirken und ihn auf seiner Deutschlandtournee zu begleiten. Herold erhielt einen neuen Plattenvertrag bei Teldec und veröffentlichte dort auch einige neue Titel, ohne jedoch an seine ganz großen Erfolge anknüpfen zu können. Gegen Ende der 90er Jahre war er im Zuge der Nostalgiewelle Gast bei zahlreichen Fernsehshows und Galaveranstaltungen und trat im Jahre 2007 sogar in Episode 1116 der "Lindenstraße" auf. Parallel dazu absolvierte er Live- Konzerte und veröffentlichte einige CD´s. Mit seiner Single "1958- wir waren dabei" konnte er sich auf Anhieb in den Hitparaden plazieren. 2016 verabschiedete er sich vorwiegend aus Altersgründen endgültig von der Bühne.
Ted Herold und seine letzte Frau Manuela, die seit 2002 verheiratet waren, kamen im November 2021 unter tragischen Umständen bei einem Wohnungsbrand in Dortmund- Berghofen ums Leben. Das Paar wurde auf dem evangelischen Friedhof von Dortmund- Berghofen beigesetzt. Ted Herold wurde 79 Jahre alt, während seine Frau Manuela mit 48 Jahren ums Leben kam.

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