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    Sonntag, 23. April 2023, 15:55

    Sacha Distel - Der überragende Chansonnier aus Paris

    An die zweihundert Schlager hatte der am 29. Januar 1933 in Paris geborene Frauenschwarm im Verlauf seiner langen Karriere aufgenommen. Und nicht nur in seiner Heimat Frankreich, sondern auch in Deutschland heimste Sacha Distel in seinen besten Jahren eine Goldene Schallplatte nach der anderen ein und war über Jahrzehnte gern gesehener Gast in den verschiedensten Fernsehshows. Die Briten wählten ihn Anfang der 70er Jahre sogar zum "Most Exiting Male Vocalist", wobei insbesondere weibliche Stimmabgaben den Ausschlag gegeben haben dürften. ;)
    Rebellische Töne suchte man bei dem gutaussehenden Chansonnier mit der weichen, rauchigen Stimme meist vergebens. Sacha Distel war der Charme in Person, seine Texte galten als nicht übermäßig tiefgehend. Gerne interpretierte er leicht schmalzige Titel über L´Amour, die Romantik und schöne Frauen, und trotzdem war der einstige Prototyp eines "French Lover" weit mehr als nur einer von zahlreichen Schnulzensängern dieser Jahre.
    Bereits im zarten Alter von fünf Jahren erhielt der Sohn eines emigrierten russischen Zarenoffiziers und einer Pariser Pianistin Klavierunterricht. Sein Lehrer war gleichzeitig sein Onkel, der berühmte Jazzmusiker und Orchesterchef Ray Ventura. Schon damals hatte der junge Sacha davon geträumt, im Orchester seines Onkels spielen zu dürfen, dies wurde ihm jedoch aus Altersgründen untersagt.
    Während des Kriegs wurde Sacha Distels jüdische Mutter im Jahre 1942 in ein Arbeitslager deportiert, während sein Vater den damals Neunjährigen in einer Priesterschule unter dem Decknamen "Alexandre Ditel" unterbrachte und selbst untertauchte. Erst 1944 sah Sacha Distel seine Eltern nach der Befreiung Frankreichs wieder, und 1948 entdeckte er als Fünfzehnjähriger die faszinierende Welt der Pariser Jazz- Keller, wechselte vom Klavier zur Gitarre, nahm Unterrricht bei Henri Salvador und wurde bereits 1953 von dem legendären Magazin "Jazz Hot" zu Frankreichs bestem Gitarristen gewählt. Bald darauf spielte er gemeinsam mit Lionel Hampton, nahm mit dem "Modern Jazz Quartett" den Klassiker "Afternoon in Paris" auf und wurde selbst von damaligen Weltstars wie Dizzie Gillespie, Louis Armstrong oder Miles Davis engagiert.
    Mit seinem Hit "Scoubidou" startete im Jahre 1958 Sacha Distels Karriere als Schlagersänger. Gern lud er Stars wie Juliette Gréco oder Brigitte Bardot zum Duett ein, mit denen dem attraktiven Sänger mit den grünen Augen auch private Affären nachgesagt wurden. Mit Brigitte Bardot spielte Distel sein bis heute bekanntestes Lied "Le soleil de ma vie" (Sonne meines Lebens) ein, einer Coverversion von Stevie Wonders "You are the sunshine of my life".
    Seine größten Erfolge feierte Sacha Distel in den 60er Jahren, womit er perfekt in dieses Forum paßt. Außer auf Französisch veröffentlichte er seine Lieder auch in englischen, italienischen, spanischen und deutschen Versionen. Das Multitalent war Dauergast in Europas Hitparaden, schrieb Filmmusik, spielte im Kino meist den verführerischen Liebhaber und erwies sich in zahlreichen TV- Shows als hervorragender Entertainer. Seine Eigenkompositionen wurden sogar von Weltstars wie Frank Sinatra oder Sammy Davis Jr. übernommen. Als dann der Rock begann, das alltägliche Musikgeschäft zu dominieren, wendete sich Sacha Distel im Jahre 1968 wieder seiner alten Liebe, dem Jazz, zu, ohne zu ahnen, daß in den 80er Jahren die schwerste Zeit im Leben des smarten Sunnyboys beginnen sollte.
    Seine Lebenserinnerungen publizierte er im Jahre 1985 unter dem Titel "Les pendules á l´heure". Im gleichen Jahr verursachte Sacha Distel einen schweren Autounfall, bei dem eine mitfahrende Schauspielerin so schwer verletzt wurde, daß sie ihren Beruf an den Nagel hängen mußte. Kurz darauf erkrankte der einst gefeierte Sänger an Krebs, von dem er sich zunächst erholen konnte. 1993 gründete er ein großes Jazz- Orchester, spielte mehrere Alben ein und versuchte ebenfalls sein Comeback als Chansonnier, ohne jedoch an seine alten Erfolge anknüpfen zu können. Zu allem Unglück lebte auch seine Krebserkrankung wieder auf.
    Geehrt als "Chevalier des Arts et des Lettres", der höchsten vergebenen Auszeichnung Frankreichs für Künstler, erlag der einundsiebzigjährige Sacha Distel am 22. Juli 2004 seinem Krebsleiden in der Nähe von St. Tropez.

    www.youtube.com/watch?v=ziVHKbJ2zR8
    www.youtube.com/watch?v=IicNN-Keoxc

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    Dienstag, 25. April 2023, 15:08

    Ich mochte ihn sehr gern. Schade, dass er so jung sterben musste.