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    Dienstag, 4. April 2023, 15:09

    Trude Herr - Ich will keine Schokolade !

    Als jemand, der seine Kindheit und Jugend im Rheinland verbracht hat, war mir die Kölnerin Trude Herr natürlich ein Begriff, ohne daß ich ihre darstellerischen Leistungen damals näher zuordnen konnte. Was wohl auch daran lag, daß ich zum Zeitpunkt der Entstehung ihres Megahits "Ich will keine Schokolade !" erst geschlagene drei Jahre auf meinem Lebenskonto hatte. Wie auch immer: Zeit also, das zu ändern.
    Gertrud "Trude" Herr wurde am 4. Mai 1927 in Köln- Kalk als drittes Kind des Lokomotivführers Robert Herr und seiner Ehefrau Agathe geboren. Bereits als Kind wußte Trude, daß sie einmal Schauspielerin werden wollte, und schon während ihrer Schulzeit im Arbeiterviertel Köln- Mühlheim brachte sie durch ihre oft unfreiwillige Komik Lehrer und Mitschüler zum Lachen. Ihr Weg zur anerkannten Sängerin, Schauspielerin und Kabarettistin gestaltete sich jedoch anfangs nicht einfach. Nach dem Besuch der Volksschule (damals noch die "Regelschule" für den größten Teil der Bevölkerung) arbeitete Trude in einer Bäckerei und machte eine berufliche Ausbildung bei der "Handelsvertretung Theodor Bender". Nach den verheerenden Bombenangriffen auf Köln und der damit verbundenen Zerstörung ihres Elternhauses verschlug es Trude Herr im Sommer 1943 nach Hessen, wo sie ihre Berufsausbildung fortsetzte und sich zwei Jahre lang als Schreibkraft in der Stadtverwaltung Dillenburg betätigte. Im Jahre 1945 kehrte die Familie nach Köln zurück, und Trude Herr fand zunächst eine Anstellung bei dem KPD- Blatt "Die Volksstimme". Doch sie zog es auf die Welt der Bühne, und 1946 ging Trude gegen den erklärten Willen ihres Vaters zuächst als Statistin an eine Aachener Wanderbühne. 1948 erhielt sie bereits kleinere Rollen am Kölner Millowitsch- Volkstheater, wo sie auch Gustav Schellhardt kennenlernte, der über viele Jahre bis zu seinem Tod im Jahre 1967 ihr Mentor, Freund und Weggefährte blieb und mit dem sie 1949 die "Kölner Lustspielbühne" gründete, jedoch ohne großen Erfolg. Das Unternehmen ging schnell in Konkurs, und Trude Herr betätigte sich vorübergehend als Barfrau in dem Schwulenlokal "Barberina", um sich finanziell über Wasser halten zu können. Ab Mitte der 50er Jahre engagierte sich die Urkölnerin Trude Herr für den Karneval, trat erfolgreich als Büttenrednerin auf und erhielt auch erste Engagements beim Varieté. Im Jahre 1958 erhielt sie einen Vertrag beim Westberliner "Tingel Tangel", wurde kurz darauf auch vom Film entdeckt und mimte in den darauffolgenden Jahren die "mollige Ulknudel vom Rhein" in zahlreichen musikalischen Unterhaltungsfilmen. Zwischen 1959 und 1984 wirkte sie in über dreißig derartigen Produktionen mit.
    Ab Ende der 50er Jahre spielte Trude Herr auch Schallplattenaufnahmen ein und konnte nach dem "Quatschkopp- Marsch" (1959) mit ihrem Lied "Ich will keine Schokolade" (1960) einen absoluten Gassenhauer landen, der nicht nur vielen alleinstehenden Frauen aus der Seele sprach. Es folgten weitere humorvolle Titel wie "In der Spelunke zur alten Unke" (1960), "Morgens bin ich immer müde" (1960), "Weil ich so sexy bin" (1961), "Autofahrerblues" (1962) oder der "Spiegeltwist" (1962). Mit ihrer markanten Stimme, die neben ihrer Leibesfülle ein Markenzeichen der Komödiantin und Sängerin war, verstand sie es ausgezeichnet, den von ihr gesungenen Titeln ein ganz besonderes Flair zu verleihen. Trude Herr ging mit eigenen Programmen auf Tournee und wirkte in zahlreichen Schlagerrevuen, TV- Shows und Unterhaltungsabenden als Stimmungskanone mit. Sich selbst bezeichnet sie stets mit einem Augenzwinkern als die "Eleonore Duse vom Rhein".
    Darüber hinaus versuchte sich Trude Herr als Autorin und verfaßte z.B. Komödien wie "Familie Pütz" (1972), "Scheidung auf Kölsch" (1973) oder "Pflaumenschwemme" (1975). Im Jahre 1977 erschienen aus ihrer Feder zwei Erzählungen unter dem Titel "Trude Herr, und plötzlich kippt es um". Im gleichen Jahre eröffnete sie ihr eigenes Theater, das "Theater im Vringsveedel", das schon bald zu einer Kölner Institution wurde und in dem sie auch selbst auftrat. 1987 schloß sie diese Einrichtung wieder und zog sich zeitweise auf die Fiji- Inseln zurück, wo sie u.a. Champignons züchtete. Bevor sie Europa verließ, veröffentlichte Trude Herr noch eine Langspielplatte mit dem Titel "Niemals geht man so ganz". Anfang 1991 kehrte sie dann wieder nach Europa zurück, da sie eine Aufgabe als Fernsehautorin übernommen hatte, und ließ sich im warmen Südfrankreich nieder. Bereits kurze Zeit darauf starb das Multitalent Trude Herr am 16. März 1991 zwei Monate vor ihrem 64. Geburtstag an Herzversagen in ihrem letzten Domizil bei Aix-en-Provence.
    Trude Herr war zwischen 1969 und 1976 mit dem Tunesier Ahmed M`Barek verheiratet; während ihres Aufenthaltes auf den Fiji- Inseln war sie für kurze Zeit mit einem jungen Einheimischen liiert, von dem sie sich 1990 jedoch wieder trennte. Im Jahre 2002 wurde in der Kölner Südstadt ein Denkmal für die unvergessene Sängerin und Komödiantin errichtet, das sich jedoch über mehrere Jahre in einem unfertigen Zustand befand und erst im Mai 2013 vollendet wurde.

    www.youtube.com/watch?v=tp4iOq4JD-c
    www.youtube.com/watch?v=Qcq2OHkH5sg
    www.youtube.com/watch?v=7haPE2nVLXo