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    Montag, 3. April 2023, 15:35

    Easy Rider (USA 1969)

    "Abgesehen von dem ganzen Gedöns um den Film, fand ich "Easy Rider" eher langweilig" (Horst Lichter, Fernsehmoderator und Motorradfreak, 2023)
    Ähnlich ging es mir auch, wobei ich hinzufügen muß, daß ich den Film in ganzer Länge nicht relativ zeitnah zu seiner Entstehung, sondern erst vor ca. zwanzig Jahren gesehen habe. Ich fand die Produktion, um es diplomatisch auszudrücken, "semiprofessionell" und eher ermüdend. Aber das ist lediglich meine ganz persönliche Einschätzung.
    Wie auch immer: als "Easy Rider" im Juli 1969 in die amerikanischen Kinos kam, ahnte damals noch niemand, daß der Film zu einem Kassenerfolg werden würde, der darüber hinaus die "Goldene Palme" in Cannes gewinnen sollte. Eher aus einer Laune heraus gedreht, verhalf die Produktion den Drehbuchautoren und Hauptdarstellern Peter Fonda, Dennis Hopper und Jack Nicholson sowie der Formation "Steppenwolf" zu ihrem großen Durchbruch. Bis heute wurde ein bisweilen kaum faßbarer Kult um das erste Roadmovie der Filmgeschichte aufgebaut.
    Wie kam es zu diesem Film ? Im Jahre 1967 trafen sich Dennis Hopper und Peter Fonda während der Dreharbeiten zum Film "The Trip" von Roger Corman. Hier entstand die Idee zu einem gemeinsamen Projekt über die von der Realität bereits überholten Ideale der amerikanischen Hippie- Kultur. Hopper, Fonda und auch Nicholson hatten bereits vorher diverse Motorrad- und Actionfilme gedreht, wobei die Grundlage des noch zu drehenden Films auf einer wahren Begebnheit beruhte, als in den Südstaaten der USA zwei Motorradfahrer von Einheimischen weitgehend grundlos erschossen worden waren. Das Grundgerüst, auf das der Plot aufbauen sollte, schrieben Hopper und Fonda schnell nieder, wobei es es nie zu einem regulären Drehbuch kam und der komplette Film stattdessen mehr oder weniger improvisiert wurde. Je nach Tagesform überlegte man zeitnah, was als nächstes in den Kasten sollte, Statisten wurden direkt vor Ort engagiert, und als Kulisse dienten schlicht und einfach einige der eindrucksvollsten Landschaften der USA. Regie führte Hopper selbst, und den Soundtrack zu "Easy Rider" stellte Fonda aus einigen seiner Lieblingslieder zusammen.
    Die Handlung des Films ist relativ schnell erzählt. Die Protagonisten Wyatt (Peter Fonda) und Billy (Dennis Hopper) verkaufen in Los Angeles aus Mexiko eingeschmuggeltes Kokain an einen Drogendealer. Mit dem dabei schnell verdienten Geld machen sie sich mit ihren selbst zusammengebauten "Choppern" auf eine Reise quer durch Amerika. Ziel soll der "Mardi Gras" sein, der Karneval von New Orleans. Auf ihrem Weg dorthin werden sie von einer gastfreundlichen Farmerfamilie aufgenommen, machen Halt in einer Hippie- Kommune in den Bergen New Mexicos und werden schließlich in Las Vegas wegen unerlaubter Teilnahme an einer Parade ins Gefängnis gesteckt. Dort treffen Billy und Wyatt auf den heruntergekommenen, aus reichem Hause stammenden Anwalt George Hanson (Jack Nicholson), der ihnen aus dem Gefängnis hilft und sich den beiden anschließt. Sie fahren gemeinsam durch die Südstaaten, bis sie in einer namenlosen Kleinstadt ankommen. Dort werden die drei in einem Café vom Sheriff und einigen Stadtbewohnern angepöbelt und nicht bedient. Sie beschließen, im Freien zu übernachten und werden im Schlaf von den Bewohnern der Kleinstadt überfallen und mit Baseballschlägern verprügelt. Während Hanson die Prügel mit seinem Leben bezahlt, können Billy und Wyatt mit ein paar Blessuren entkommen. Schließlich landet das Duo in New Orleans, wo sie unter erheblichem Drogen- und Alkoholeinfluß den "Mardi Gras" mit zwei Prostituierten feiern. Am abendlichen Lagerfeuer müssen sich Billy und Wyatt schließlich eingestehen, daß weder Drogen noch Sex noch Geld ihnen die erhoffte grenzenlose Freiheit verschaffen konnten. Daraufhin fahren sie ziellos weiter und werden am nächsten Tag von einem Pickup aus auf ihren Motorrädern erschossen.
    "Easy Rider" ist geradezu gespickt mit Symbolen und Anspielungen auf die amerikanische Gesellschaft und ihre Traditionen. So sind die Vornamen der beiden Protagonisten den Western- Legenden Billy the Kid und Wyatt Earp entlehnt; auch auf der Kleidung und den Choppern sind zahlreiche Symbole der amerikanischen Kultur abgebildet. Auf ihrer Reise durch das Land treffen Billy und Wyatt auf zahlreiche Versatzstücke der amerikanischen Gesellschaft, so den mühsam wirtschaftenden Farmer, der die beiden Außenseiter zu sich einlädt, oder die Mitglieder der Landkommune, die trotz einer Mißernte die Hoffnung nicht aufgibt und für eine reiche Ernte betet. Diese Szenen stehen für den Pioniergeist der frühen Siedler Amerikas, während sich das "wirkliche" Amerika des 20. Jahrhunderts aus der Sicht der Protagonisten anders darstellt. So sind die Kleinstädte voll von intoleranten Spießbürgern, die keine anderen Lebensentwürfe als die eigenen dulden und zur Verteidigung ihrer "Werte" sogar vor Mord nicht zurückschrecken. Wer anders leben will, begibt sich in den USA der ausgehenden 60er Jahre auf gefährliches Terrain. Auch die bereits im Untergang begriffene Hippie- Bewegung bekommt im Film ihr Fett weg, da durch zunehmende Drogen- und Alkoholexzesse die Hippies zunehmend ihren friedlichen Charakter verlieren und zum Teil der spießbürgerlichen, von Gewalt geprägten amerikanischen Gesellschaft geworden sind.
    Hopper und Fonda zeichneten in den späten 60ern ein Bild von Amerika, daß gleichzeitig faszinierend und verstörend war. Die großartigen Landschaften gab es immer noch, nur die Menschen hätten sich grundlegend zum Negativen verändert. Das Amerika von Dennis Hopper und Peter Fonda ist nicht mehr das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, der Toleranz und einer freien Gesellschaft. Aber war es das wirklich jemals ?
    Als "Easy Rider" 1969 in die amerikanischen Kinos kam, waren viele jüngere Zuschauer begeistert, da sowohl die Einbindung der Musik als auch die Art und Weise der Inszenierung als neuartig- experimentell galt. Es wurde kein eigens angefertigter Soundtrack für den Film verfaßt, stattdessen wurden die einzelnen Szenen mit der "angesagten" Musik der damaligen jungen Generation unterlegt. So entstand trotz der teilweise gegenteiligen Aussage des Films ein Mythos um die "Flower- Power Bewegung auf ihren Choppern". Zahlreiche Fans des Films fingen in den Folgejahren an, an ihren eigenen Motorrädern herumzuwerkeln, um ebenso "coole" Chopper wie die der Protagonisten fahren zu können, womit insbesondere der damals bereits wirtschaftlich angeschlagenen Motorradmarke "Harley- Davidson" wieder auf die Beine geholfen werden konnte.
    Letzten Endes schafften sich große Teile des Publikums eine eigene Romantik des Films, unterstützt vor allem durch die Landschaftsaufnahmen sowie die Songs im Hintergrund. "Easy Rider" wird heute häufig als der bedeutendste Film der Hippiekultur beschrieben, und "Born to be Wild" darf weltweit auf keiner anständigen Biker- Fete fehlen. Übersehen wird dabei jedoch meist, daß Hopper und Fonda eher auf das Ende der Hippiekultur und des amerikanischen Traums von der grenzenlosen Freiheit hinweisen wollten. Peter Fonda faßte den Sinn des Films in einem Interview einmal dergestalt zusammen: "In Amerika ist die Freiheit zur Hure geworden; und wir alle versuchen es mit dem "Easy Ride". "

    www.youtube.com/watch?v=GwST6mpT7Ds

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    Mittwoch, 5. April 2023, 18:19

    Ich weiß nicht genau, wann ich den Film im Kino sah, es muss relativ zeitnah nach Erscheinen in Deutschland 1970/71 gewesen sein. Ich war so um 15/16 Jahre alt und wie auch meine damaligen Freunde rundum begeistert und natürlich erschüttert vom Ende der beiden Helden. Einer wird grundlos aus einem Pickup heraus erschossen (wegen der langen Haare wenn ich mich recht entsinne), einer geht in den Freitod und rammt den Pickup frontal, wohl aus Rache.

    Einen tieferen Sinn haben wir da nicht drin gesehen, nur eben, dass kiffen und mit dem Motorrad rumfahren "cool" ist, wobei natürlich Steppenwolf und Hendrix möglichst laut erklingen muss.
    Die LP mit dem soundtrack lief bei mir ständig, immer wieder mal im Wechsel :D mit einer Hendrix LP und, selbstverständlich, Deep Purple in Rock. Das in etwa ist der Soundtrack meiner Jugend. Einige der Stücke von der Easy Rider LP hab ich mir auf der Gitarre selbst beigebracht :thumbup:

    Mein Vorhaben, pünktlich den Motorrad-Führerschein zu machen, und mit einem Chopper durch Hessen zu cruisen habe ich aber nie verwirklicht. Ich hatte, bevor es losging mit der Fahrschule, einen schweren Unfall eines Kollegen gesehen, der mit seiner Honda gestürzt war. Da war die Lust auf Born to be wild plötzlich verpufft :rolleyes:

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    Mittwoch, 5. April 2023, 21:28

    Easy Rider in Nordhessen

    Mein Vater hatte sich 1980 in Nordhessen (Raum Frankenberg) ein kleines Anwesen gekauft. Natürlich habe ich ihn in den 80ern dann auch öfter besucht und ihm beim Umbau des Hauses unter die Arme gegriffen. Zwei Dinge fielen mir damals auf, die ich aus unserer dicht besiedelten Gegend so nicht kannte. Auf den nordhessischen Landstraßen war die Dorfjugend meist mit einem Affenzahn unterwegs, allerdings in der Regel nicht auf Motorrädern, sondern in PKWs. Zum Zweiten waren an den dörflichen "Verkehrsknotenpunkten" sehr häufig Rotlichtquartiere angesiedelt, die wohl aus ehemaligen Landgasthäusern hervorgegangen sind. Mein alter Herr meinte damals, daß dort zumindest ein Teil der ansässigen Bauernschaft mehr oder weniger regelmäßig "einkehren" würde. So sah die "Große Freiheit" aus unserer Perspektive im damaligen Ederbergland aus. :P

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    Dienstag, 18. April 2023, 13:31

    Mein Vater nahm mich 1970 mit ins Kino, und wir schauten uns "Easy Rider" gemeinsam an. Er fuhr ein Motorrad bis zum 1. Kaefer (ca. 1964) und war dem Film gegenueber daher positiv eingestellt.
    Mich begeisterten vor allem die Musik (ich liebe "Born to be wild" und "Sweet Home Alabama" bis heute, hingegen hasse ich Canned Heat, die waren mir immer zu eintoenig), die Landschaftsaufnahmen und die Szenen auf dem Friedhof in New Orleans.
    Seit der Ausstrahlung der ZDF TV Serie "Yancy Derringer" mit Jock Mahoney 1967 wollte ich nach New Orleans, nach "Easy Rider"mehr denn je. In der in der Thanksgivingwoche 2017 klappte es, wir verbrachten sie in einem Hotel in New Orleans, und verbanden das gleichzeitig mit mehreren Treffen mit André's Tochter (die als Musikprofessorin an der Tulane University unterrichtete) und mit dem Aufsuchen der mit "Yancy Derringer" und "Easy Rider" verbundenen Plaetze.
    Auf dem Friedhof in New Orleans erfuhren wir, dass Dennis Hopper im Rausch eine Friedhofsstatue beschaedigt hat (ich habe davon ein Foto).
    Der dritte Film ueber New Orleans, der mich sehr beeindruckt hat und den ich mir immer wieder ansehe, ist "Double Jeopardy" mit Ashley Judd und Tommy Lee Jones.
    https://www.imdb.com/title/tt0150377/reference/

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    Dienstag, 18. April 2023, 13:43

    Zwar machte ich nie den Motorradfuehrerschein, war aber im Laufe der Jahrzehnte mit 4 motorradbegeisterten Maennern zusammen, die Kawasaki bzw Honda Gold Wing bzw BMW bzw Harley Davidson fuhren.
    Mitte Mai 1993 fuhren mein erster Ex-Mann und ich von Lippstadt auf der Autobahn ueber Heidelberg und Bern/Schweiz nach Genua, nahmen dort die Faehre nach Korsika, und fuhren 3 Wochen lang auf Korsika bei groesster Hitze in schwerer Motorradkleidung herum. Auf Sardinien waren wir auch fuer ein paar Tage, ehe es wieder heimwaerts ging.

    Auf der Autobahn von Lippstadt nach Heidelberg am ersten Tag schlief ich auf dem Ruecksitz ein, aber mein Ex-Mann merkte es zum Glueck, fuhr auf eine Raststaette und dann lagen wir im Wald auf unseren Motorradjacken und schliefen erstmal eine Stunde, ehe es frisch und munter weiterging.
    Im Laufe der 90er Jahre musste ich das Motorradfahren dann ganz aufgeben, da ich immer oefter Hexenschuss bekam, was sich hier in den USA als degenerative disk disease herausstellte (was auch immer das sein mag).
    Ich hatte Glueck, wir hatten keinen Motorradunfall 1993 im Korsika Urlaub, aber die 1000er BMW mit Boxermotor war so schwer, dass man darauf nicht zu zweit wenden konnte.
    Bei Wendemanoevern fielen wir (ganz langsam zwar) zweimal auf die Seite, weil das Motorrad einfach zu schwer war, um es mit Passagier aufrecht zu halten. Und ein Leichtgeweicht war ich 1993 auch nicht mehr...
    Eine Klassenkameradin hatte nicht soviel Glueck. Sie verlor ihr Bein bei einem schweren Motorradunfall.
    Ich weiß nicht genau, wann ich den Film im Kino sah, es muss relativ zeitnah nach Erscheinen in Deutschland 1970/71 gewesen sein. Ich war so um 15/16 Jahre alt und wie auch meine damaligen Freunde rundum begeistert und natürlich erschüttert vom Ende der beiden Helden. Einer wird grundlos aus einem Pickup heraus erschossen (wegen der langen Haare wenn ich mich recht entsinne), einer geht in den Freitod und rammt den Pickup frontal, wohl aus Rache.

    Einen tieferen Sinn haben wir da nicht drin gesehen, nur eben, dass kiffen und mit dem Motorrad rumfahren "cool" ist, wobei natürlich Steppenwolf und Hendrix möglichst laut erklingen muss.
    Die LP mit dem soundtrack lief bei mir ständig, immer wieder mal im Wechsel :D mit einer Hendrix LP und, selbstverständlich, Deep Purple in Rock. Das in etwa ist der Soundtrack meiner Jugend. Einige der Stücke von der Easy Rider LP hab ich mir auf der Gitarre selbst beigebracht :thumbup:

    Mein Vorhaben, pünktlich den Motorrad-Führerschein zu machen, und mit einem Chopper durch Hessen zu cruisen habe ich aber nie verwirklicht. Ich hatte, bevor es losging mit der Fahrschule, einen schweren Unfall eines Kollegen gesehen, der mit seiner Honda gestürzt war. Da war die Lust auf Born to be wild plötzlich verpufft :rolleyes: