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    Freitag, 31. März 2023, 15:30

    Ralf Bendix - Der Sänger der Wirtschaftswunderjahre

    Für mich war Ralf Bendix neben Heinz Erhardt stets die leibhaftige Verkörperung der "Wirtschaftswunderzeit", strahlte er als Unterhaltungskünstler doch eine Vitalität und einen Optimismus aus, die den nachgeborenen Generationen weitgehend abhanden gekommen zu sein scheint. Viele seiner Einspielungen sind darüber hinaus zumindest für mich zu zeitlosen Evergreens geworden.
    Geboren wurde er unter seinem bürgerlichen Namen Karl- Heinz Schwab am 16. August 1924 in Dortmund. Da er zur Wehrmacht eingezogen wurde, konnte er, wie viele andere seiner Generation, erst nach seiner Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft seine Ausbildung beginnen. Nach seinem Studium von Jura und Volkswirtschaft und seiner entsprechenden Promotion als Dr. rer. pol. im Jahre 1952 wurde er zunächst Leiter des Düsseldorfer Büros der amerikanischen Fluggesellschaft "Trans World Airlines (TWA)", wo er bis 1962 tätig war. Sein Studium hatte er u.a. durch Jobs als Gitarrist in der Frankfurter Jazz- Szene finanziert, seine spätere musikalische Karriere begann ab 1955 jedoch nicht in Deutschland, sondern in den USA, als er in einer Show des Pittsburgher Fernsehens auftrat. Im Anschluß ging es Schlag auf Schlag; durch einen gewonnenen Nachwuchswettbewerb bei der Plattenfirma "Electrola" erhielt der angehende Schlagersänger durch die Vermittlung von Paul Kuhn seinen ersten Plattenvertrag. Seine erste Einspielung war im Jahre 1956 die Indianerballade "Minne Minne Ha Ha". Gegen Mitte des gleichen Jahres schaffte Ralf Bendix, wie er sich nun nannte, mit der deutschen Version von "Sixteen Tons/ Sie hieß Mary- Anne" seinen ersten großen Erfolg, mit dem er Platz zwei der deutschen Charts erreichte. Es folgten weitere Coverversionen, im Jahre 1958 kamen "Buona Sera" und "Come Prima" auf den Markt. 1959 folgte der "Kriminal- Tango", aber erst der im Frühjahr 1961 eingespielte "Babysitter- Boogie" wurde zu einem Megaerfolg und zu seinem wohl bekanntesten Titel, der sich über fünf Wochen auf Platz eins der deutschen Charts halten konnte und für den Ralf Bendix eine Goldene Schallplatte erhielt. Darüber hinaus trat er unter dem Pseudonym "Johnny Guitar" auf und veröffentlichte unter diesem Namen vier weitere Singles bei Electrola.
    Seit 1962 widmete sich Ralf Bendix ausschließlich seiner Karriere im Musikgeschäft, tauchte im Verlauf der 60er Jahre regelmäßig in den deutschen Charts auf und erfreute seine Fans mit erfolgreichen Gute Laune- Liedern wie "Striptease Susi" (1961), "Spanische Hochzeit" (1961), "Die große Nummer wird gemacht" (1962) oder mit "Schaffe, schaffe, Häusle baue" (1964). Auftritte in zahlreichen Unterhaltungsshows untermauerten seine Popularität, so war er unter anderem zwischen 1967 und 1974 Stammgast in der NDR- Kultsendung "Haifischbar". Bereits im Jahre 1965 war er für einige Monate in der Quizshow "Einer wird gewinnen" mit seinem Song "Der schwarze Koffer" dabei. Auf der Leinwand erlebte man ihn u.a. in dem ganz auf den Schlagerbarden Fred Bertelmann zugeschnittenen Unterhaltungsfilm "Der lachende Vagabund" (1958 ) oder mit Heidi Brühl, Georg Thomalla und Willy Millowitsch in "Laß mich am Sonntag nicht allein" (1959). Seinen letzten großen Hit hatte Ralf Bendix im Jahre 1967 mit "Aber du in meinem Himmelbett". Weniger bekannt dürfte sein, daß Bendix auch amerikanische Gospellieder und Spirituals ins Deutsche übertragen hat. Sein Versuch, im Jahre 1972 mit "Tumba Tumbala" einen neuen Modetanz zu kreieren, war allerdings nicht mehr von Erfolg gekrönt.
    Nachdem Ralf Bendix sich in den 70er Jahren weitgehend aus dem aktiven Schlagergeschäft zurückgezogen hatte, arbeitete er über lange Jahre als Produzent, Songschreiber und Entdecker von jungen Talenten. So war er es, der bereits im Jahre 1965 Heino bei einer Modenschau entdeckte und ihm zu seiner beispiellosen Karriere verhalf.
    Seit vielen Jahren lebte Dr. Karl- Heinz Schwab alias Ralf Bendix abwechselnd in Florida und in Monaco. Zuletzt wohnte er mit seiner vierzig Jahre jüngeren Ehefrau Petra in der Schweiz, wo er am 1. September 2014, rund zwei Wochen nach seinem neunzigsten Geburtstag, verstarb. Als Sterbeort wurde Füringen als Ortsteil der Gemeinde Stansstad, Kanton Nidwalden, genannt.

    www.youtube.com/watch?v=FQtT9JU-1bk
    www.youtube.com/watch?v=YAGHI13lCqI