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    Samstag, 18. März 2023, 15:44

    Marmor, Stein und Eisen bricht oder: Die Geschichte des Drafi Deutscher

    Der oben genannte Titel gehörte zu den wenigen Schlagern, deren Text ich als Kind in den 60er Jahren annähernd auswendig kannte und wohl auch gelegentlich nachgesungen habe. Wahrscheinlich lag es an den ausgefallenen Zeilen, die mich dazu veranlaßt hatten, vielleicht auch an meinem Freund aus der Nachbarschaft, K.-P., dessen Schwester Gisela um einiges älter war und die K.-P. mit Sicherheit einiges aus der deutschen Schlagerwelt dieser Jahre vermittelt hat.
    Drafi Richard Franz Deutscher, so sein vollständiger bürgerlicher Name, kam am 9. Mai 1946 in Berlin- Charlottenburg auf die Welt. Sein leiblicher Vater war nach seiner eigenen Aussage ein ungarischer Zigeuner, den er aber nie kennengelernt hat. Die alleinerziehende Mutter Margarete Lehmann schlug sich als Schwesternhelferin durch das triste Berlin der frühen Nachkriegsjahre durch und zog mit ihrem Jungen nach Lichterfelde- Ost um, in dem damals vor allem "Unterprivilegierte" ihr Domizil hatten. Drafi, der sich nicht zuletzt aus diesem Grund oft bei seiner Großmutter Elise aufhielt, begann im Alter von zwölf Jahren autodidaktisch das Gitarrespielen zu erlernen und hatte bereits zwei Jahre später seine ersten Auftritte vor Publikum. Bald darauf gründete er seine erste eigene Band mit dem Namen "Charley & The Time Bombs", die vor allem Rock´n Roll- Klassiker präsentierte.
    Im Jahre 1963 entdeckte ihn Heino Gaze bei einem Talentwettbewerb, bei dem er den 4. Platz errungen hatte, vermittelte ihm einen Plattenvertrag und schrieb ihm den Titel "Shake Hands" geradezu auf den Leib. Was folgte, war die Suche nach einer passenden Begleitband für weitere Auftritte und Einspielungen. Drafi wurde in einem Jazzkeller fündig, wo die vier "The Magics" gelegentliche Auftritte absolvierten. Nach dem Hinweis auf Drafis Plattenvertrag stimmte die Formation unter der Bedingung zu, nur semiprofessionell arbeiten zu wollen, da alle vier noch studierten und auch ihre Abschlüsse machen wollten, so daß es im April 1963 zu ersten Plattenaufnahmen in den Münchner Union- Studios der DECCA kam. Christian Bruhn und Günther Loose verfügten dort über einige selbstgeschriebene Songs, die sie dort mit dieser Formation einspielen wollten. Mit den Beatnummern "Teeny" sowie "Shu Bi Du Bi Du" und rund 80.000 verkauften Tonträgern gelang Drafi Deutscher ein erster Achtungserfolg. In diesem Zeitrahmen spielte der Interpret zusammen mit seiner Band ebenfalls im Beiprogramm einer Deutschland- Tournee von Cliff Richard.
    Nach weiteren durchaus erfolgreichen Aufnahmen wie "Keep Smiling", "Cinderella Baby", "Heute male ich dein Bild", "Cindy Lou" und der LP "Shake Hands ! Keep Smiling" kam im Jahre 1965 der Titel "Marmor, Stein und Eisen bricht" auf den Markt, der sich zu Deutschers größtem Erfolg entwickeln sollte und auf Platz eins der deutschen Charts landete. Die im Folgejahr veröffentlichte englischsprachige Version "Marble Breaks and Iron Bends" konnte sich sogar in den amerikanischen Charts plazieren. Das Jahr 1966 bildete auch den Höhepunkt der Karriere von Drafi Deutscher mit weiteren Erfolgstiteln wie "Nimm mich so wie ich bin" oder der Langspielplatte "Drafi !", auf der auch gesellschaftskritische Lieder zu hören waren. In diesem Jahr erhielt der Interpret den Goldenen Otto der Jugendzeitschrift "BRAVO" als beliebtester Schlagerstar.
    1967 kam es zum Eklat und zum Bruch in der Karriere von Drafi Deutscher, als er in betrunkenem Zustand von einem Balkon auf die Straße uriniert hatte, was von Schulkindern beobachtet wurde. Was folgte, war ein Aufbauschen des Vorfalls in der Boulevardpresse, ein Verfahren gegen den Sänger und eine Verurteilung wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses.
    Im Jahre 1969 trat Drafi Deutscher in der frischgegründeten "ZDF- Hitparade" wieder in das Licht der Öffentlichkeit und sang dort seinen Titel "Don Quichotte", dem ein Jahr später ein weiterer Auftritt mit "So viel Glück müßte man haben" folgte.
    Im Verlauf der 70er Jahre verschwand Drafi Deutscher zunächst aus dem Rampenlicht und trennte sich von seiner Band "The Magics", veröffentlichte aber unter diversen Pseudonymen weiterhin Platten und war auch als Produzent und Komponist für andere Interpreten erfogreich, so für Tina Rainford, Peggy March, Bino oder Boney M. Im Jahre 1980 feierte er unter dem Pseudonym Jack Goldbird ein kleines Comeback als Sänger und landete mit "Can I Reach You" einen Hit. 1981 erschien in Deutschland das in den USA produzierte Album "Lost In New York City". 1983 belegte er schließlich mit der Komposition "Jenseits von Eden", die in deutscher Sprache von Nino de Angelo gesungen wurde, die vorderen Plätze der deutschen Singlecharts. 1986 erschien unter dem Titel "Gemischte Gefühle" Drafi Deutschers erfolgreichstes Solo- Album.
    Weitere kleinere Produktionserfolge blieben nicht aus, und 2003 feierte Deutscher sein vierzigjähriges Bühnenjubiläum. Im Anschluß trat er noch auf zwanzig bis fünfundzwanzig Veranstaltungen pro Jahr meist im Rahmen von Oldiekonzerten auf.
    Drafi Deutscher war insgesamt dreimal verheiratet, wobei aus seiner ersten Verbindung im Jahre 1965 zwei Zwillingssöhne hervorgingen. Zwischen 1989 und 1991 bestand seine Ehe mit Isabel Varell, für die er auch einige Titel komponierte.
    Bereits 1998 erlitt Drafi Deutscher zwei Schlaganfälle, denen 1999 ein körperlicher Zusammenbruch folgte. Dennoch trat er weiter auf, erkrankte im Mai 2006 an einer Lungenentzündung und erlitt infolge einen Herzinfarkt. Drafi Deutscher starb am 9. Juni 2006 im Universitätsklinikum Frankfurt im Alter von nur 60 Jahren. Er wurde auf dem Städtischen Friedhof Berlin- Lichterfelde beigesetzt, wo seine letzte Ruhestätte ein Grabstein in Form eines Hutes ziert, der im Laufe seiner Karriere zu seinem Markenzeichen wurde.

    www.youtube.com/watch?v=LCSVR4ZfFoc
    www.youtube.com/watch?v=2n5dnuuQc9E

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    Sonntag, 19. März 2023, 20:17

    "Shake Hands" hatte ich ganz vergessen, den fand ich 1964 ganz toll!