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    Mittwoch, 8. März 2023, 14:51

    Freddy Quinn - Der Ostmärker von der Waterkant

    Zwar paßte er generationenbedingt nicht mehr in mein musikalisches Beuteschema, anerkennenswert fand ich jedoch stets sein unglaublich vielseitiges Talent sowie in späteren Jahren den Umstand, daß er sich nicht wie viele andere Unterhaltungskünstler seiner Generation von der Branche "verheizen" ließ, sondern ab den 60er Jahren zunehmend seine eigenen Wege ging.
    Geboren wurde er am 27. September 1931 als Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl- Petz in der Nähe von Wien. Seine bürgerliche Namensgebung führt bis zum heutigen Tag zu gelegentlichen Verwirrungen, denn Freddy Quinn hat bisweilen erklärt, daß sein richtiger Name, bezogen auf seinen leiblichen Vater, eigentlich Manfred Quinn sei, da Petz der Name seines Stiefvaters und Nidl lediglich sein Taufpate gewesen sei.
    Jedenfalls besuchte der unehelich geborene Sohn eines irischen Kaufmanns und einer österreichischen Journalistin zunächst die Schule in Wien. Zwischenzeitlich hatte seine Mutter einen verarmten österreichischen Adligen geehelicht, mit dem sich Freddy jedoch überhaupt nicht verstand, weswegen er mehrfach von zu Hause ausriß. Eher halbherzig absolvierte er auf Wunsch seiner Eltern das Gymnasium, da er eigentlich Seemann werden wollte, vielleicht auch als Reaktion auf sein liebloses Elternhaus. Stattdessen ging er zunächst zu einem kleinen Wanderzirkus, wo er sich als Mädchen für alles sowie als Musiker in einem Dreimannorchester betätigte. Im Jahre 1951 begab er sich nach Hamburg und trat dort in diversen Bars als Country- Sänger auf der Reeperbahn auf. Im Anschluß realisierte er seinen Traum von der christlichen Seefahrt und ging mit einem finnischen Tanker auf große Fahrt rund um die halbe Welt. Während dieser Reise landete er in den USA, wo er an einer Talentshow teilnahm und dort tatsächlich den ersten Preis abräumte. Im darauffolgenden Jahr (1952) konnte er sich wiederum an die Spitze seiner Mitbewerber bei einem Sängerwettstreit im irischen Belfast setzen. Zurück in Hamburg, erkannte man dort allmählich sein außerordentliches Gesangstalent und die Vorzüge seiner Mehrsprachigkeit, und im Jahre 1954 erhielt Freddy von Polydor seinen ersten Plattenvertrag, nahm zunächst Seemanns- und Countrysongs auf und konnte im Frühjahr 1956 mit "Heimweh" seinen ersten Riesenhit landen, mit dem er Platz eins der deutschen Hitparade erreichte, sagenhafte 38 Wochen in den Charts verblieb und diese Einspielung über die Jahrzehnte acht Millionen Mal verkaufen konnte. Im Verlauf der 50er Jahre folgten zahlreiche weitere Hits wie "Sie hieß Mary Anne" (1956), "Heimatlos" (1957), "Der Legionär" (1958 ), "Die Gitarre und das Meer"" (1959) oder "Unter fremden Sternen" (1959). Freddy begeisterte mit diesen Titeln nicht zuletzt Millionen von Deutschen, die tatsächlich durch Krieg und Vertreibung ihre Heimat sowie zahlreiche Angehörige verloren hatten, sozial entwurzelt waren, vielleicht deshalb auch auswanderten und die sich selbst ein gutes Stück weit in dem "einsamen singenden Seemann" wiedererkannten.
    Auch in den 60er Jahren blieb Freddy noch weiterhin erfolgreich. Im Jahre 1961 sang er den Klassiker "La Paloma", und 1962 folgte sein wohl bekanntester Titel "Junge, komm bald wieder". Weitere Hits waren u.a. "5000 Meilen von zu Haus" (1965) sowie "100 Mann und ein Befehl" (1966). Erst in den frühen 70er Jahren wurde es zeitweise etwas stiller um den Star, doch gelang es ihm auf beachtliche Weise nach einer Durststrecke von wenigen Jahren wieder im internationalen Showgeschäft Fuß zu fassen. Bis weit in die 80er Jahre reichte die Liste seiner Verkaufserfolge, und auch in englischsprachigen Ländern waren seine Lieder durchaus erfolgreich. Während seiner Tourneen durch Deutschland, Österreich und die Schweiz konnte er jeweils Tausende von Zuhörern begeistern. Selbst sein Auftritt in der New Yorker Carnegie Hall von 1981 war ausgebucht, und als er am Ende des Konzerts seine Zugaben sang, erhoben sich die Besucher zu "Standing Ovations", darunter sicherlich auch viele deutschstämmige Auswanderer, denen seine Lieder aus dem Herzen sprachen.
    Neben seiner Karriere als Sänger machte sich Freddy Quinn, der sieben Sprachen beherrscht, auch als Musicalstar und Filmschauspieler einen Namen. Rund fünfhundert Mal (!) stand er ab 1962 in dem Musical "Heimweh nach St. Pauli" auf der Bühne und sang dort sein "Junge, komm bald wieder". Im Jahre 1970 folgte "Der Junge von St. Pauli" und 1984 "Große Freiheit Nr. 7". Dem Theater, seiner eigentlichen großen Leidenschaft, ist er bis in die jüngere Gegenwart treugeblieben. Daneben war er sich nicht zu schade, 1993/94 auch einmal den Sam Hawkins in den Karl May- Festspielen von Bad Segeberg zu verkörpern.
    Freddy´s erste Chance als Fimschauspieler bot sich 1957 in dem Film "Die große Chance". In seinem zweiten Film "Heimatlos" spielte er 1958 einen Barsänger. 1959 folgten jeweils die Titelrollen in "Freddy, die Gitarre und das Meer" sowie in "Freddy unter fernen Sternen". Die inhaltlich eher anspruchslosen Filme waren voll auf Freddy zugeschnitten, in denen er den einsamen, heimatlosen Einzelgänger verkörperte, der jede Gelegenheit zum Singen nutzt und den es in die weite Welt hinauszieht, bis ihn dort wieder das Heimweh packt.
    Darüber hinaus trat Freddy in seinen Anfangsjahren auch im Zirkus auf und betätigte sich als Moderator von zahlreichen Fernsehsendungen. Neben eigenen TV- Shows präsentierte er z.B. "Artistencocktails" (1980) und "Manegen der Welt" (1981), der bis in die 90er Jahre weitere Moderationen von Zirkusdarbietungen folgten. Auch seine eigenenen artistischen Fähigkeiten stellte er dort manches Mal unter Beweis.
    Freddy Quinn´s "Bodycount" kann sich sehen lassen. Für bis 1993 über sechzig Millionen verkaufte Tonträger erhielt er fünfzehn Goldene Schallplatten; zu seinen weiteren Trophäen gehören u.a. sechzehn Goldene Löwen von Radio Luxemburg, drei Goldene Ottos sowie zwei Bambis. Freddy ist Träger des Goldenen Ehrenzeichens der Stadt Wien, erhielt das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland sowie die Senator Biermann- Ratjen Medaillen der Freien und Hansestadt Hamburg und den Paul Lincke- Ring von 1977, um nur einige zu nennen.
    Freddy Quinn ist schon zu seinen Lebzeiten zu einer musikalischen Legende geworden. Viele seiner Lieder wurden zu Klassikern, und Millionen seiner Fans verbinden seinen Namen mit Sehnsucht nach der Ferne und mit Seemannsromatik. Und dies, obwohl Herkunft und musikalische Ausrichtung nicht immer völlig zueinander paßten, was seiner Lebensleistung aber überhaupt keinen Abbruch tut. Seit 2009 zog sich der vielseitige Künstler Freddy Quinn zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück und verzichtete seitdem weitgehend auf Interviews und Auftritte. Mittlerweile kämpft der über Neunzigjährige mit den üblichen gesundheitlichen Problemen von Angehörigen seiner Generation. Mögen ihm dennoch noch zahlreiche Jährchen beschieden sein !

    www.youtube.com/watch?v=NoM6xalz5Mc
    www.youtube.com/watch?v=Z8wZDM65s9Y
    www.youtube.com/watch?v=3pK2PoAOB28