Das waren noch Zeiten!

Der hier zu besprechende Film gehört in die Reihe der sog. "kritischen Spätwestern", der nichts für sanfte Gemüter ist und eigentlich nur durch den Zeitgeist der späten 60er und frühen 70er Jahre erklärbar ist. Entstanden ist "Soldier Blue" vor dem Hintergrund eines ausufernden Vietnamkrieges und der damals gerade stattfindenden gerichtlichen Aufarbeitung des Massakers von My Lai. Ralph Nelson orientierte sich bei seiner Inszenierung an dem historischen Sand Creek- Massaker von 1864, als US- Kavallerie eine Siedlung von Arapaho- und Cheyenne- Indianern überfiel. Die Wiedergabe des Massakers ist allerdings in eine fiktive, umfangreichere Geschichte eingebettet, die sich um Überlebende eines früheren Massakers rankt, das wiederum Indianer an Angehörigen der amerikanischen Streitkräfte verübt hatten.
Der Film war nach seiner Erstaufführung äußerst umstritten, und dies nicht nur durch seine Thematik, sondern auch durch die sehr deutliche Darstellung von Gewaltszenen. So wurden Großaufnahmen von Geschossen gemacht, die menschliches Gewebe aufrissen; auch wurden die Vergewaltigungsszenen für die damalige Zeit ungewöhnlich direkt gefilmt.
Das Drehbuch schrieb John Gay auf der Grundlage des Romans "Arrow in the Sun" von T.V. Olsen. Die Hauptrollen besetzten Candice Bergen, Peter Strauss und Donald Pleasance, die Titelmusik wurde von Buffy Sainte- Marie geschrieben und gesungen. "Soldier Blue" wurde trotz seiner exzessiven Gewaltszenen nicht zum Kassenerfolg, was vor allem an dem im gleichen Jahr erschienenen Film "Little Big Man" lag, der eine ähnliche Thematik behandelte, dies jedoch mit wesentlich besseren Schauspielern und einem ausgewogeneren Plot. Die zeitgenössische Medienkritik war sich vollkommen dessen bewußt, das "Soldier Blue" nichts anderes als eine filmische Reaktion auf die amerikanischen Kriegsgreuel in Vietnam war.
Worum ging es ? Cheyenne- Krieger überfallen einen Goldtransport der US- Army, wobei 22 Soldaten den Tod finden. Nur der junge Soldat Honus Gant (Peter Strauss) und Cresta Lee (Candice Bergen), die Verlobte eines Armeeleutnants, überleben das Massaker. Honus und Cresta versuchen nun , sich zu einem Armeestützpunkt durchzuschlagen, wobei Cresta, die einst Gefangene der Cheyenne war, Honus davon überzeugen will, daß die indianische Lebnsweise der weißen moralisch überlegen sei. Die beiden geraten in Konflikt mit streifenden Kiowas und dem Waffenschmuggler Cumber (Donald Pleasence), dessen für die Cheyenne bestimmte Lieferung von Waffen und Munition von Honus zerstört wird. Zwar wird er dabei von Cumber angeschossen, doch Cresta kümmert sich um seine Wunde, wobei sich die beiden näherkommen.
Als Cresta und Honus schließlich einen Außenposten der Armee erreichen und von dem Massaker berichten, plant das US- Militär einen Rachefeldzug gegen die Cheyenne. Cresta versucht, die Cheyenne vor diesem Vorhaben zu warnen, doch schließlich eröffnen Einheiten der US- Armee mit Geschützen das Feuer auf das Indianerdorf und machen es dem Erdboden gleich, wobei auch Frauen und Kinder nicht geschont und Greueltaten verübt werden. Der dagegen protestierende Honus wird inhaftiert und in Ketten abgeführt, während Cresta zusammen mit den wenigen überlebenden Cheyenne im Lager verbleibt.

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