Das waren noch Zeiten!

Die Hits von "Herb Alpert and the Tijuana Brass" gelten neben der Musik von Ray Conniff als bis heute äußerst erfolgreicher, typischer Unterhaltungssound der 60er Jahre. Herb Alpert gehörte mit zu den ersten Interpreten, von denen ich mir in den 80ern eine CD zugelegt habe, während ich zwar viele Titel von Ray Conniff aus dem Radio kannte, zu dem Artwork dieses genialen Bandleaders aber konkret erst in späteren Jahren Zugang fand.
Der spätere Komponist, Arrangeur, Bandleader und Produzent Herb Alpert wurde im März 1935 in Los Angeles geboren und wuchs dort auch auf. Bevor der Sohn eines russisch-jüdischen Emigranten und einer ungarischen Mutter zusammen mit dem Versicherungsvertreter Lou Adler Songs schrieb, studierte er klassische und Jazz- Trompete und spielte während seiner Militärzeit zwei Jahre lang in der "Sixth Army Band". Einige der Lieder wurden von der kleinen Plattenfirma "Keen" veröffentlicht und die beiden als feste Songschreiber eingestellt. Unter dem Pseudonym "Barbara Campbell" schrieben Adler und Alpert u.a. erste Hits wie "Love You Most Of All", "Everybody Likes To Cha Cha" , "Only Sixteen" oder "Wonderful World".
Im Jahre 1959 lehnte die kleine Plattenfirma den Song des Duos "Baby Talk" ab, so daß das Gespann Adler & Alpert zum Label "Dore Records" wechselte und mit diesem Titel auf Anhieb Platz zehn in den US- Charts erreichen konnte. Herb Alpert wollte sich nun ebenfalls als Sänger profilieren, trennte sich 1962 von Adler und tat sich mit Jerry Moss, einem Produzenten von RCA zusammen, mit dem er gemeinsam das Label "A & M Records" gründete.
Im Oktober 1962 nahm Alpert in der Garage seines Hauses den Titel "The Lonely Bull" auf, spielte im Multitrack- Verfahren den dazu passenden Trompetenpart ein und schuf damit erstmalig seinen späteren unverwechselbaren Sound. A & M veröffentlichte die Platte als Stück von "The Tijuana Brass", und bereits bis Ende 1962 waren mehr als 700.000 Stück davon verkauft, womit die lange Erfolgskarriere von Herb Alpert begann. Mit Einspielungen wie "The Mexican Shuffle" (1964), dem Megahit "A Taste of Honey" (1965), "Tijuana Taxi" (1965), "Zorba the Greek" (1965), "Spanish Flea" (1966) oder "This Guy´s in Love With You" (1968 ) wurde Alpert auch international in Windeseile populär. Die Vinylplatten von "Herb Alpert & The Tijuana Brass" trafen das Lebensgefühl weiter Bevölkerungskreise dieser Jahre auf den Punkt, die ersten sechs Alben wurden in rascher Folge produziert und verkauften sich zwischen 1965 und 1968 über elf Millionen mal. Viele der Einspielungen standen ständig in den Charts, und Alpert wurde sogar im "Guinness Book of World Records" aufgeführt, da er mit seiner Band fünf Alben gleichzeitig in den Charts der "Top 20" hatte, ein einmaliges Ereignis in der Plattengeschichte. Es folgten zahllose "Goldene Schallplatten" und acht Grammys. Insgesamt sollen sich die Verkaufszahlen sämtlicher Produktionen bis Ende der 90er Jahre auf über 72 Millionen Platten belaufen.
Herb Alperts Livekonzerte rund um den Globus waren stets ausverkauft, wobei als Höhepunkt sicherlich sein Auftritt vor Queen Elisabeth im Jahre 1969 im Londoner "Palladium" gelten muß. Als "The Tijuana Brass" Anfang der 70er Jahre schließlich auseinanderbrach, wurde es zunächst stiller um Herb Alpert, der dennoch auch als Produzent weiterhin sehr erfolgreich war. So nahm er z.B. für M&A Künstler wie Cat Stevens, Supertramp, The Police, Chris de Burgh, Joe Cocker, Carole King und vor allem auch "The Carpenters" unter Vertrag und entwickelte sich damit zum größten "Plattenmogul" dieser Jahre.
Im Jahre 1979 startete Alpert ein Comeback als Solist mit seinem Album "Rise", das recht erfolgreich wurde, und dem zahlreiche weitere Veröffentlichungen folgten. Bis heute gehört Herb Alpert, der zusammen mit "Tijuana Brass" erstmals lateinamerikanische Rhythmen in Verbindung mit Jazzelementen in der Popmusik salonfähig machte, zu den Spitzenstars in diesem Marktsegment. Im März 2006 wurde er in die "Rock and Roll Hall of Fame" in Anerkennung für sein Lebenswerk aufgenommen. Mit seiner ersten Frau Sharon Lubin, mit der er zwischen 1956 und 1971 verheiratet war, hat Alpert Sohn Dore und Tochter Eden. Seit 1973 ist er mit Lani Hall verheiratet, aus dieser Verbindung entstammt die heutige Schauspielerin Aria Alpert.

www.youtube.com/watch?v=2LgRh6_FCW0
www.youtube.com/watch?v=0HQAsMltwuk