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    Montag, 26. Dezember 2022, 15:11

    70 Jahre Tagesschau

    Ich muß zugeben, daß ich sie schon seit Jahren nicht mehr schaue, die gute alte "Tagesschau", während meiner Kindheit noch mit "Anchorman" Karl- Heinz Köpcke, der zu dieser Zeit insbesondere bei vielen Zuschauerinnen einen guten "Stich" gehabt haben soll und in seinen besten Zeiten als Inbegriff der journalistischen Seriosität galt. Heute soll das Format noch mit schöner Regelmäßigkeit von ca. zehn Millionen Zuschauern gesehen werden, Tendenz weiter abnehmend.
    Gerade einmal rund eintausend Zuschauer konnten sie damals empfangen, die allererste Ausgabe der "Tagesschau". Am 26. Dezember 1952 konnte noch niemand ahnen, daß die Sendung noch viele Jahrzehnte später das Flaggschiff der öffentlich- rechtlichen Nachrichten sein würde. Am heutigen Montag jährt sich die Erstausstrahlung der "Tagesschau" zum siebzigsten Mal.
    Die Ausstrahlung erfolgte damals aus den sogenannten "Kleinen Bunker" auf dem Hamburger Heiligengeistfeld, wo auch bereits im Jahre 1950 das erste NWDR- Testbild gesendet wurde. Damals wurde noch lediglich aus vorhandenem Wochenschau- Material die Sendung zusammengestellt, die anfangs nur montags, mittwochs und freitags ausgestrahlt wurde. Auch gab es noch keine persönliche Moderation, die Sendung bestand ausschließlich aus der Ausstrahlung der Filmberichte.
    Im Jahre 1955 zog die "Tagesschau" in das neu errichtete Fernsehgebäude in Hamburg- Lokstedt um. Ab Oktober 1956 wurde die Ausstrahlung auf montags bis samstags ausgeweitet, erst ab 1961 war sie auch am Sonntag zu sehen; ein Sendetermin, der bis heute als der beliebteste gilt, was die Einschaltquote betrifft. Mit den ersten Moderationen begann im März 1959 niemand Geringerer als Karl- Heinz Köpcke seine fulminante Karriere. Nicht zuletzt ihm war es zu verdanken, daß die "Tagesschau" allmählich zu einer festen Institution in der bundesdeutschen Fernsehlandschaft wurde.
    Vorspann und Design wechselten in den Folgejahren mehrfach, bevor die "Tagesschau" ab März 1970 auch in Farbe ausgestrahlt wurde. Kultsprecher wie Werner Veigel (ab 1966), Wilhelm Wieben (ab 1973) oder Jo Brauner (ab 1974) wurden fast genauso zur Institution wie das Format selbst, und ab 1976 nahm mit Dagmar Berghoff die erste Moderatorin ihren Dienst auf. Frau Berghoff stieg schließlich bis zur Chefsprecherin auf, bevor sie mit der historischen Milleniums- Ausgabe am 31. Dezember 1999 das Format verließ.
    In den 70er Jahren hielt außerdem die modernere Blue- Screen Technik Einzug in die "Tagesschau", und ab 1978 wurde das Format durch die "Tagesthemen" am späten Abend erweitert. Erst seit den 90er Jahren folgten dann auch "Tagesschau"- Sendungen im Halbstundentakt im Rahmen des "ARD- Morgenmagazins" und des "Nachtmagazins", das Anfang 2023 zum letzten Mal ausgestrahlt werden soll.
    In den 80er und 90er Jahren verstärkten erfolgreiche und mitunter auch kontrovers diskutierte personelle Neuzugänge das Team; die späteren Chefsprecher Jan Hofer (1985- 2020) und Jens Riewa (ab 1994), Ellen Arnold (1987- 2015), Thorsten Schröder (ab 1999), Susanne Daubner (ab 1999) und auch die unter unwürdigen Umständen entlassene Eva Herman (1988- 2006). Redaktionell moderiert und nicht mehr nur "gesprochen" wurden nachmittägliche Ausgaben der "Tagesschau" dagegen seit 1997 dann von Claus- Erich Boetzkes (bis 2021) oder von Susanne Holst (ab 2001).
    In den Jahren nach der Jahrtausendwende wurde die "Tagesschau" mit weiteren Nachtausgaben, einem Online- Angebot und schließlich mit dem Fernsehsender "tagesschau 24" zu einem Format, das rund um die Uhr Nachrichten liefert. Judith Rakers (ab 2005), Linda Zervakis (2010- 2021) oder Constantin Schreiber (seit 2017) verstärkten die Riege der Sprecher. Das derzeit noch immer aktuelle und nicht ganz unumstrittene Studio mit der 19 Meter langen Medienwand ist seit April 2014 im Einsatz. Legendär sind aber nicht nur die Eingangssequenzen und unterschiedlichen Designs der Studios über die Jahrzehnte geworden, sondern auch die zahlreichen Pannen und Versprecher aus der Geschichte der Tagesschau, deren Klassiker sich mittlerweile bei Youtube großer Beliebtheit erfreuen.

    www.youtube.com/watch?v=kXAFk-gqJNk
    www.youtube.com/watch?v=NJ-z4c4KhK0
    www.youtube.com/watch?v=TeT1TOApXek

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    Dienstag, 27. Dezember 2022, 00:37

    RE: 70 Jahre Tagesschau

    Den Bunker gibt es immer noch, ich war mal in den 90er Jahren dort.
    Die Ausstrahlung erfolgte damals aus den sogenannten "Kleinen Bunker" auf dem Hamburger Heiligengeistfeld, wo auch bereits im Jahre 1950 das erste NWDR- Testbild gesendet wurde.

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    Mittwoch, 28. Dezember 2022, 14:37

    Karl- Heinz Köpcke

    "Und nun noch eine Personalie, sie betrifft die Tagesschau und ist von morgen an wirksam." Nüchtern, knapp und souverän wie immer kündigte Karl- Heinz Köpcke am 10. September 1987 die Nachricht des Tages an. NDR- Intendant Peter Schiwy bereitete darin die deutsche Nation auf ein besonderes fernsehgeschichtliches Ereignis vor: "Guten Abend meine Damen und Herren, hier bei uns im Ersten. Wenn ein Intendant die Ansage übernimmt, dann muß es dafür einen triftigen Grund geben. Eben haben Sie zum letzten Mal Karl- Heinz Köpcke als Chefsprecher der Tagesschau erlebt. Kein Zweifel, sein Sachverstand und seine Zuverlässigkeit verleihen unseren Nachrichtensendungen seit Jahrzehnten Glaubwürdigkeit."
    Ganze achtundzwanzig Jahre hatte Köpcke die deutsche Fernsehgemeinde in Ost und West korrekt und emotionslos in über fünftausend (!) Sendungen mit den Nachrichten des Tages versorgt. Von Radio Bremen als Sprecher ausgebildet, war Köpcke der erste Nachrichtensprecher, der der Tagesschau ab 1959 ein Gesicht und eine Stimme gab. Bis dahin war die Sendung lediglich ein Zusammenschnitt von Wochenschau- Filmmaterial gewesen. Mit seiner äußerst seriös wirkenden, sonoren Sprechweise wurde der gebürtige Hamburger schnell ebenso zur Institution wie die markante Tagesschau- Fanfare.
    Die seit den späten 50er Jahren rasant wachsende Fernsehgemeinde ließ Köpcke, der als Sohn eines Technikers nach dem Abitur direkt als Funker zum Kriegsdienst eingezogen wurde, bekannt werden wie einen Filmstar. Gelegentlich wurde er in Umfragen sogar für den amtlichen Regierungssprecher gehalten. Viele glaubten, daß er die Tagesschau- Nachrichten selbst recherchiert hätte, und seine beamtenhafte Seriosität brachte ihm tägliche, meist weibliche Fanpost ein, so z.B: "Sie verhalten sich so absolut korrekt, daß ich mich einfach freuen muß an ihrem Auftreten. Ob allen auffällt, mit welcher eleganten Handbewegung Sie das Blatt halten ? Mich alleine in meinem Zimmer macht es glücklich, daß dann und wann ein Mensch erscheint, der Vornehmheit ausstrahlt, die fern jeder Affektiertheit ist."
    Zwangsläufig mußte es dazu kommen, daß die deutsche Fernsehnation ihm den Ehrentitel "Mr. Tagesschau" verlieh. Viele betrachteten ihn nicht nur als Teil ihres Wohnzimmerinventars, sondern nach seinem pünktlichen Erscheinen wurde selbst so manche Uhr gestellt. Somit etablierten sich im Lauf der 60er Jahre unausgesprochene Regeln; so wurden Besuche oder Telefonate um 20 Uhr in vielen deutschen Haushalten zu absoluten Tabus. Köpcke und seine Tagesschau ließen neue Familienrituale entstehen, wie sich Verleger H.J. Fuhr (geb. 1955) lebhaft erinnert: "Die Tagesschau hat schon den Tag meiner Eltern strukturiert, und damit wurde auch mein Tag als Kind strukturiert. Das machen wir noch vor der Tagesschau, oder: du darfst noch aufbleiben bis zur Tagesschau. Irgendwann hieß es dann auch: Okay, die Tagesschau darfst du noch gucken. Die Tagesschau, das war das Weltgeschehen im Wohnzimmer. Jeden Abend."
    Und mindestens so wichtig wie die eigentlichen Nachrichten war das Auftreten des Nachrichtensprechers, wobei die seltenen Versprecher bei Karl- Heinz Köpcke an einer Hand abzuzählen waren. Statt "Aufputschmittel" las er einmal "Aufpitschmuttel", prompt fragte die Bildzeitung: "War Köpcke blau ?". Als er im Jahre 1974 mit einem Oberlippenbart aus dem Urlaub zurückkehrte, ging ein regelrechter Aufschrei durch das Land, den sogar ein Rudi Carrell in seiner Show kommentierte: "Der Köpcke, der liest da abends um acht die schrecklichsten Nachrichten vor. Und da stell ich mir vor, ein Mann, der abends um viertel nach acht nach Hause kommt, fragt: War noch was Wichtiges in der Tagesschau ? Und die Frau sagt: Ja , der Köpcke hat jetzt einen Schnurrbart."
    Jedenfalls mußte der Bart wieder ab, dafür "erlaubte" ihm die Fernsehnation ein Toupet, das sein licht gewordenes Haupthaar wieder füllte. Nur einmal gab es einen handfesten Eklat. Als im Jahre 1978 die "Tagesthemen" eingeführt wurden, fühlte Köpcke sich an seinem kleinen Pult neben dem Moderator wie an einen Katzentisch versetzt. Aus Protest gähnte und raschelte er im Hintergrund so laut mit seinen Papieren, daß er von seinem Chefredakteur abgemahnt wurde.
    Seinen Ruhestand wollte Karl- Heinz Köpcke vor allem mit Schreiben und Reisen genießen, jedoch machte eine Krebserkrankung all diese Träume zunichte. Der beliebte und geachtete Nachrichtensprecher starb im Jahre 1991 kurz vor seinem 69. Geburtstag in Hamburg.

    www.youtube.com/watch?v=ddYTy9i45-4

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    Donnerstag, 29. Dezember 2022, 15:27

    Werner Veigel

    Neben Karl- Heinz Köpcke gehört auch Werner Veigel zum Urgestein der Tagesschau- Sprecher und ist meines Erachtens in den letzten Jahrzehnten zu Unrecht ein wenig in Vergessenheit geraten. Interessant fand ich, daß er seine Homosexualität erst sehr spät im Jahre 1995 zu einem öffentlichen Thema gemacht hat.
    Der 1928 als Sohn eines in den Niederlanden tätigen deutschen Kaufmanns in Den Haag geborene Werner Veigel war vier Jahrzehnte lang als Sprecher im öffentlich- rechtlichen Rundfunk der Bundesrepublik tätig. Zwischen 1966 und 1995 prägte er als "Tagesschau"- Sprecher maßgeblich die Entwicklung der beliebten ARD- Nachrichtensendung, deren Chefsprecher er ab 1987 war. Zum Jahresbeginn 1995 zwang Veigel eine Krebsdiagnose zur Aufgabe seiner beruflichen Tätigkeit. Zu seiner Nachfolgerin als Chefsprecher wurde die erste Frau in diesem Format, Dagmar Berghoff.
    Wie bereits erwähnt, war Werner Veigels Vater ein deutscher Kaufmann, der in den Niederlanden seine Geschäftigte tätigte, weshalb auch sein Sohn dort aufwuchs. Werner Veigel besuchte ein deutsches Gymnasium in seiner Geburtsstadt und machte sein Abitur an einer niederländischen Einrichtung in Leiden. Im Anschluß begann er eine kaufmännische Ausbildung, die er jedoch abbrach, da er 1950 als Sprecher bei Radio Hilversum angenommen wurde. Werner Veigel wechselte im Jahre 1954 zum Nordwestdeutschen Rundfunk, dem späteren NDR, nach Hamburg. Dort war er als Hörfunk- Sprecher in Nachrichten- und Sportsendungen tätig, und auch in der Moderation von Live- Übertragungen sammelte er berufliche Erfahrungen. Werner Veigel verband sich im Jahre 1955 mit seinem holländischen Lebensgefährten, mit dem er seitdem zusammenlebte.
    Beim NDR- Hörfunk lernte Veigel den dortigen ersten Nachrichtensprecher Karl- Heinz Köpcke kennen, der 1959 zum Fernsehen der ARD wechselte. Im Jahre 1961 kam auch Veigel erstmalig als Sprecher bei TV- Sendungen zum Einsatz wie etwa in der NDR- Sendung "Berichte vom Tage". Schließlich holte sein Kollege Köpcke, der inzwischen zum "Tagesschau"- Chefsprecher aufgestiegen war, Veigel im Jahre 1966 in die ARD- Nachrichtensendung. Neben seiner Tätigkeit als "Tagesschau"- Sprecher, durch die er in der bundesdeutschen Bevölkerung dieser Jahre einen hohen Bekanntheitsgrad erlangte, trat er auch immer wieder in Dokumentar- und Unterrichtsfilmen als Sprecher auf.
    Auch als Moderator war Veigel im öffentlich- rechtlichen Rundfunk zu sehen oder zu hören, so etwa beim "Grand Prix Eurovision de la Chanson" oder bei der Hörfunksendung ""NDR 2 von neun bis halb eins". Schließlich wurde Veigel im Jahre 1987, in der Nachfolge seines Freundes und Mentors Köpcke, zum Chefsprecher der "Tagesschau" berufen. In dieser Funktion sicherte er acht Jahre lang die Qualitätsstandards der beliebtesten Nachrichtensendung des öffentlich- rechtlichen Fernsehens. Zum Jahresbeginn 1995 zwang Veigel eine überraschende Krebsdiagnose zur Aufgabe seines Berufs. Nur wenige Monate später starb Werner Veigel am 2. Mai 1995 in Hamburg.

    www.youtube.com/watch?v=4HrQ_9K6rMI

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    Donnerstag, 29. Dezember 2022, 19:47

    RE: Werner Veigel

    An Dagmar Berghoff erinnere ich mich noch.
    Neben Karl- Heinz Köpcke gehört auch Werner Veigel zum Urgestein der Tagesschau- Sprecher und ist meines Erachtens in den letzten Jahrzehnten zu Unrecht ein wenig in Vergessenheit geraten. Interessant fand ich, daß er seine Homosexualität erst sehr spät im Jahre 1995 zu einem öffentlichen Thema gemacht hat.
    Der 1928 als Sohn eines in den Niederlanden tätigen deutschen Kaufmanns in Den Haag geborene Werner Veigel war vier Jahrzehnte lang als Sprecher im öffentlich- rechtlichen Rundfunk der Bundesrepublik tätig. Zwischen 1966 und 1995 prägte er als "Tagesschau"- Sprecher maßgeblich die Entwicklung der beliebten ARD- Nachrichtensendung, deren Chefsprecher er ab 1987 war. Zum Jahresbeginn 1995 zwang Veigel eine Krebsdiagnose zur Aufgabe seiner beruflichen Tätigkeit. Zu seiner Nachfolgerin als Chefsprecher wurde die erste Frau in diesem Format, Dagmar Berghoff.
    Wie bereits erwähnt, war Werner Veigels Vater ein deutscher Kaufmann, der in den Niederlanden seine Geschäftigte tätigte, weshalb auch sein Sohn dort aufwuchs. Werner Veigel besuchte ein deutsches Gymnasium in seiner Geburtsstadt und machte sein Abitur an einer niederländischen Einrichtung in Leiden. Im Anschluß begann er eine kaufmännische Ausbildung, die er jedoch abbrach, da er 1950 als Sprecher bei Radio Hilversum angenommen wurde. Werner Veigel wechselte im Jahre 1954 zum Nordwestdeutschen Rundfunk, dem späteren NDR, nach Hamburg. Dort war er als Hörfunk- Sprecher in Nachrichten- und Sportsendungen tätig, und auch in der Moderation von Live- Übertragungen sammelte er berufliche Erfahrungen. Werner Veigel verband sich im Jahre 1955 mit seinem holländischen Lebensgefährten, mit dem er seitdem zusammenlebte.
    Beim NDR- Hörfunk lernte Veigel den dortigen ersten Nachrichtensprecher Karl- Heinz Köpcke kennen, der 1959 zum Fernsehen der ARD wechselte. Im Jahre 1961 kam auch Veigel erstmalig als Sprecher bei TV- Sendungen zum Einsatz wie etwa in der NDR- Sendung "Berichte vom Tage". Schließlich holte sein Kollege Köpcke, der inzwischen zum "Tagesschau"- Chefsprecher aufgestiegen war, Veigel im Jahre 1966 in die ARD- Nachrichtensendung. Neben seiner Tätigkeit als "Tagesschau"- Sprecher, durch die er in der bundesdeutschen Bevölkerung dieser Jahre einen hohen Bekanntheitsgrad erlangte, trat er auch immer wieder in Dokumentar- und Unterrichtsfilmen als Sprecher auf.
    Auch als Moderator war Veigel im öffentlich- rechtlichen Rundfunk zu sehen oder zu hören, so etwa beim "Grand Prix Eurovision de la Chanson" oder bei der Hörfunksendung ""NDR 2 von neun bis halb eins". Schließlich wurde Veigel im Jahre 1987, in der Nachfolge seines Freundes und Mentors Köpcke, zum Chefsprecher der "Tagesschau" berufen. In dieser Funktion sicherte er acht Jahre lang die Qualitätsstandards der beliebtesten Nachrichtensendung des öffentlich- rechtlichen Fernsehens. Zum Jahresbeginn 1995 zwang Veigel eine überraschende Krebsdiagnose zur Aufgabe seines Berufs. Nur wenige Monate später starb Werner Veigel am 2. Mai 1995 in Hamburg.

    www.youtube.com/watch?v=4HrQ_9K6rMI

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    Freitag, 30. Dezember 2022, 14:07

    Dagmar Berghoff

    An Dagmar Berghoff mochte ich während ihrer aktiven Zeit bei der "Tagesschau" stets ihre angenehme, leicht rauchige Stimme, während ich auf ihre nicht immer einfachen Lebensumstände erst im Rahmen meiner Recherchen zu diesem Blog gestoßen bin.
    Die gelernte Schauspielerin war für mehr als zwanzig Jahre als "Tagesschau"- Sprecherin tätig und war im Jahre 1976 die erste Frau in der Geschichte dieser Nachrichtensendung. In dieser Funktion prägte sie, zuletzt als Chefsprecherin, nachhaltig die Gestaltung der öffentlich- rechtlichen Fernsehlandschaft der 70er bis 90er Jahre.
    Geboren wurde Dagmar Berghoff am 25. Januar 1943 in Berlin, drei Jahre später zog sie mit ihrer Familie nach Ahrensburg bei Hamburg, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Im Jahre 1950 beging ihre manisch- depressive Mutter Selbstmord, indem sie sich vor einen Zug warf. Berghoff besuchte das Hamburger Mädchenlyzeum, in dem sie im Jahre 1962 ihr Abitur machte. Die beiden darauffolgenden Jahre verbrachte sie in Paris und London, um sich vor Aufnahme ihres Studiums ausreichende Sprachkenntnisse anzueignen. Im Jahre 1964 begann sie dann schließlich ihr Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Hamburg. Ihr Studium schloß Berghoff erfolgreich mit der Darstellung der "Clara" in dem Stück "Stille Wasser" ab. Anschließend erhielt sie ein erstes Engagement in Tecklenburg, jedoch ging sie bereits im Jahre 1967 nach Baden- Baden, um dort beim Südwestfunk als Hörfunksprecherin, Moderatorin und Fernsehansagerin zu arbeiten.
    Trotz ihrer neuen Aufgaben wollte Berghoff die Schauspielerei nicht völlig an den Nagel hängen und war 1968 an der Landesbühne Rhein- Neckar zu sehen. Auch nahm sie diverse Rollen in Fernsehproduktionen an, so z.B. in "Hamburg Transit", "Deutschlandreise" oder in "Einmal im Leben- die Familie Semmeling". Im Jahre 1976 kehrte Berghoff nach Hamburg zurück, um dort die Moderation der NDR- Hörfunksendung "Von neun bis halb eins" zu übernehmen. Hier wurde Tagesschau- Chefsprecher Karl- Heinz Köpcke auf ihre markante Stimme aufmerksam und lud sie zum Vorsprechen ein. Kurz darauf sprach Dagmar Berghoff am 16. Juni 1976 ihre erste Tagesschau, wurde so zur ersten Frau in diesem Erfolgsformat und in den Folgejahren zu einem ausgesprochenen Publikumsliebling.
    Daneben übernahm Berghoff auch gelegentliche Moderationen, so führte sie zwischen 1979 und 1983 durch die jährliche "Gala de l´Union des Artistes". Ab 1983 moderierte sie das "Zirkusfestival" aus Paris, und zwischen 1984 und 1993 führte sie neben Max Schautzer durch das "Wunschkonzert". Darüber hinaus wirkte sie in den 80er Jahren bei Sendungen wie "Lieder, Rhythmen, Melodien" oder "Lieder ohne Grenzen" mit, vermittelte im SWF- Hörfunk "Gute Laune aus Südwest", präsentierte die "ARD- Plattenkiste" und führte "TV- Interviews mit den Großen dieser Welt".
    Dagmar Berghoff wurde 1980 und 1990 mit dem "Bambi" des Burda- Verlages sowie 1987 mit der "Goldenen Kamera" der Zeitschrift "HörZu" ausgezeichnet. Im Januar 1995 wurde sie in der Nachfolge des krankheitsbedingt ausgeschiedenen Werner Veigel zur Chefsprecherin der "Tagesschau" ernannt.
    Am Sylvesterabend 1999 sprach Dagmar Berghoff ihre letzte "Tagesschau". Nach 23 Jahren und einigen tausend Sendungen suchte sie sich speziell diesen Termin für ihren Rücktritt aus: " Ein besseres Datum als die Jahrtausendwende finde ich nicht mehr". Das Ausscheiden der in der Bevölkerung überaus beliebten "Miß Tagesschau" wurde von den Medien als das "Ende einer Ära" beschrieben. Ihr Nachfolger als Chefsprecher wurde Jo Brauner.
    Im Jahre 2000 veröffentlichte Dagmar Berghoff ihr autobiographisches Buch "Zeit für mehr. Erinnerungen und Einsichten".
    Dagmar Berghoff hat eine angeborene Fehlbildung der linken Hand (Spalthand), durch die zwei Finger fehlen. In ihrer Zeit als "Tagesschau"- Sprecherin bedeckte sie daher ihre linke Hand mit den jeweiligen Sprechzetteln.
    Bereits im Jahre 1961 war Berghoff als damals Achtzehnjährige mit dem späteren CDU- Politiker Volker Rühe liiert, auch führte sie eine dreieinhalbjährige Beziehung mit Dieter Wedel. Im Mai 1991 heiratete sie den Arzt Peter Matthaes, der u.a. Chefarzt der Chirurgischen Abteilung des Israelitischen Krankenhauses in Hamburg- Eppendorf war. Am 29. Januar 2001 verlor sie ihren Ehemann, der an Bauchspeicheldrüsenkrebs starb.

    www.youtube.com/watch?v=QrDZuZ_lMG8

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    Sonntag, 1. Januar 2023, 15:06

    Wilhelm Wieben

    Er galt bei uns im Vergleich zu Karl- Heinz Köpcke oder Werner Veigel stets als der "Gentleman" unter den Tagesschau- Sprechern der 70er bis 90er Jahre. Erst spät (1995) gab Inge Meysel in einem Interview intime Details über das Privatleben von Wilhelm Wieben preis: "Eigentlich habe ich nur schwule Freunde. Ich verreise zum Beispiel gerne mit Wilhelm Wieben". Ob Wieben über dieses "Outing" erfreut war oder nicht, ist nicht überliefert, jedenfalls stimmte er einige Zeit darauf der Veröffentlichung dieser Aussage von Inge Meysel zu.
    Geboren wurde Wilhelm Wieben 1935 in Hennstadt, Kreis Norderdithmarschen. Zunächst arbeitete er in der Kommunalverwaltung, absolvierte dann aber eine Ausbildung als Schauspieler an der Max Reinhardt- Schule für Schauspiel in Berlin. Daran schlossen sich erste kleinere Theaterrollen an, bevor er als Rundfunksprecher für den SFB arbeitete und im Anschluß zu Radio Bremen wechselte. Als Ansager im Fernsehen trat er erstmalig im Jahre 1963 auf und sprach zwei Jahre später die heute schon fast legendär gewordene Einleitung zur ersten Sendung des "Beat- Club".
    Im darauffolgenden Jahr wechselte er zur Tagesschau- Redaktion nach Hamburg und wurde dort zunächst als Offline- Sprecher eingesetzt, bevor er im Jahre 1973 seinen endgültigen Einstand als "On- Sprecher" der Tagesschau gab; eine Tätigkeit, die er 25 Jahre lang bis 1998 ausübte. Zwar hieß es in diesem Jahr von offizieller Seite, daß Wieben nach seinem letzten Einsatz als "Tagesschau"- Sprecher am 24. Juni 1998 auf eigenen Wunsch ausgeschieden sei, dennoch hielten sich hartnäckige Gerüchte, daß der Sender ihn hätte loswerden wollen. Über die näheren Hintergründe dazu liegen mir bisher keine Informationen vor.
    Wieben blieb daneben auch der Schauspielerei treu, indem er immer wieder die unterschiedlichsten Rollen besetzte. So verkörperte er in den 90ern den Kaiser Franz Joseph im "Weißen Rössl" im Hamburger Tivoli- Theater.
    Sehr bekannt wurde Wilhelm Wieben im Jahre 1985 durch den Skandaltitel "Jeanny" des österreichischen Sängers Falco, in dem er für ein Honorar von 2000,- DM den darin vorkommenden "Newsflash" einsprach. Auch im parallel dazu produzierten Musikvideo hatte er einen kurzen Gastauftritt. Udo Lindenberg setzte Wieben in einem seiner Songs ein kleines Denkmal: "Später spricht dann Wilhelm Wieben, er ist sich immer treu geblieben".
    In seinen späten Jahren schrieb der in Hamburg- Winterhude lebende Wilhelm Wieben vor allem Bücher auf Plattdeutsch und rezitierte auch aus ihnen. Wieben sah als gebürtiger Dithmarscher Plattdeutsch als seine eigentliche Muttersprache an, denn Hochdeutsch hätte er erst in der Grundschule gelernt. Neben Lesungen aus seinen eigenen Büchern trug er auch aus zahlreichen anderen Büchern vor, las Hörbücher ein und war gelegentlich auch als Fernsehmoderator aktiv. Wilhelm Wieben lebte seit Jahren in Winterhude und starb dort im Juni 2019 im Alter von 84 Jahren. Sein Leichnam wurde eingeäschert und in der Ostsee seebestattet. Sein umfangreicher Nachlaß inklusive einiger Sammlungen wurde auf seinen eigenen Wunsch vom Hamburger Auktionshaus Kendzia versteigert.

    www.youtube.com/watch?v=zyPSTmzd7aM
    www.youtube.com/watch?v=mbRLbnPvxQU

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    Sonntag, 1. Januar 2023, 20:56

    Die schönsten Pannen aus 60 Jahren Tagesschau


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    Montag, 2. Januar 2023, 14:02

    Der Fall Eva Herman

    Wie eine ursprünglich pluralistische Medienlandschaft mit einem mehr oder weniger offenem argumentativen Schlagaustausch sich über die Jahrzehnte allmählich in ihr Gegenteil verkehren kann, zeigt exemplarisch der Fall Eva Herman. Da Frau Herman auch heute noch breiten Bevölkerungskreisen ein Begriff ist, soll ihr Werdegang und ihr Absturz an dieser Stelle kurz skizziert werden.
    Die im November 1958 in Emden als Eva Feldker geborene Herman war zwischen 1988 und 2006 eine der bekanntesten Nachrichtensprecherinnen der "Tagesschau" und wurde im Jahre 2003 nach einer Emnid- Umfrage zur beliebtesten Moderatorin gewählt. Neben ihrer dortigen Tätigkeit moderierte sie auch verschiedene Unterhaltungssendungen für den Norddeutschen Rundfunk, so z.B. das Regionalmagazin "DAS!" und die Talkshow "Herman und Tietjen".
    Im Jahre 2006 führten diverse Statements von Eva Herman über das heutige Selbstverständnis westlicher Frauen, über Geschlechterrollen und über Familienpolitik in ihren Büchern und diversen Medien zu zahlreichen Auseinandersetzungen und schließlich 2007 zu ihrer Kündigung durch den Norddeutschen Rundfunk.
    Herman machte insbesondere in ihrem Buch "Das Eva- Prinzip" von 2006 den Feminismus westlicher Prägung für ein Rollenbild verantwortlich, das für die Mehrzahl der Frauen unvertretbar sei. Dieser Zeitgeist habe zu einem deutlichen Rückgang der Geburtenraten geführt, viele Frauen unglücklich gemacht und werde letztlich langfristig zu einem Aussterben der deutschen Bevölkerung führen.
    Daraufhin veröffentlichte Herman noch im Jahre 2006 ein Nachfolgebuch mit dem Titel "Liebe Eva Herman: Briefe an die Autorin des Eva- Prinzips", wobei die Erlöse aus diesem Werk dem Verein "Familiennetzwerk" zukommen sollten. 2007 publizierte sie dann ihr drittes Buch "Das Prinzip Arche Noah", in dem sie einen regelrechten Zersetzungsprozeß der bürgerlichen Familie in Deutschland konstatierte und für die Rückkehr zu einem mehr traditionellem Rollenverständnis von Mann und Frau warb. Im September 2007 stellte sie dieses Buch einer Gruppe von Journalisten vor und sagte in diesem Zusammenhang:
    "Wir müssen den Familien Entlastung und nicht Belastung zumuten und müssen auch mehr Gerechtigkeit schaffen zwischen kinderlosen und kinderreichen Familien. Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der 68er- Bewegung abgeschafft wurde. Mit den 68ern wurde damals alles das, was wir an Werten hatten, plötzlich in Frage gestellt...". Sie erläuterte später ihre Aussagen, die sofort von großen Teilen der Mainstreammedien scharf kritisiert wurden, wie folgt: "Was ich zum Ausdruck bringen wollte, war, daß Werte, die ja auch vor dem Dritten Reich existiert haben, wie Familie, Kinder und das Mutterdasein, die auch im Dritten Reich gefördert wurden, anschließend durch die 68er abgeschafft wurden."
    Daraufhin beendete NDR- Programmdirektor Volker Herres noch 2007 die Zusammenarbeit mit Frau Herman, was einer fristlosen Kündigung gleichkam. Nach Aussage von Herres führe Herman einen "Mutterkreuzzug", der polarisierend wirke und der daher die von ihr moderierten Sendungen negativ beeinflusse.
    Ende September 2007 erläuterte Hermann, daß sie lebenslang Nazigegnerin gewesen sei und bezeichnete verzerrende Berichte über ihre Aussagen als Rufmordkampagne sowie als "vorsätzliches Liquidieren ihrer Person durch eine zumindest zum Teil gleichgeschaltete Presse".
    Am 9. Oktober 2007 war Eva Herman in der Talkshow Johannes B. Kerners neben Senta Berger, Margarethe Schreinemakers und Mario Barth eingeladener Gast zum Thema "Geschlechterrollen". Auf provokative Fragen Kerners antwortete Herman: "Ich könnte jetzt sagen, ich würde es wieder so sagen und machen, aber natürlich wird man durch solche Dinge, durch solche Vorfälle, vorsichtiger. Ich muß einfach lernen, daß man über den Verlauf unserer Geschichte nicht sprechen kann, ohne in Gefahr zu geraten". Daraufhin forderte Kerner nach rund fünfzig Minuten Sendezeit Herman auf, das Studio zu verlassen. Bis heute wird kolportiert, daß es sich dabei um eine geplante Aktion Kerners im Sinne einer medialen "Hinrichtung" Eva Hermans gehandelt haben könnte.
    Ab Oktober 2007 klagte Eva Herman sukzessive gegen ihre Entlassung durch den NDR , unterlag aber, für viele überraschend, in allen Instanzen. Dagegen gewann sie 2009 vorläufig zwei Prozesse gegen die Axel Springer AG, deren Medien im September 2007 teils verfälschend über ihre Statements berichtet hatten. Letztendlich scheiterten jedoch bis zum Jahre 2018 all ihre Versuche, die ersten Presseberichte über ihre Kernaussagen von 2007 und die kurzfristige Kündigung durch den NDR als rechtswidrig anzuerkennen.

    www.youtube.com/watch?v=Yn9dZ-oiUco

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    Dienstag, 3. Januar 2023, 14:53

    Ellen Arnhold - Die schönste Frau der Tagesschau

    Zwar paßt sie, ähnlich wie Eva Herman, nicht mehr ganz in den hier überwiegend behandelten Zeitrahmen, aus "naheliegenden Gründen" sei ihr Leben an dieser Stelle trotzdem kurz skizziert. Einen Faden in die Vergangenheit gibt es dennoch: Ellen Arnhold war die letzte Tagesschaussprecherin, die noch von dem Urgestein dieses Formats, Karl- Heinz Köpcke, im Jahre 1987 rekrutiert wurde und diese Position bis 2015 innehatte.
    Darüber hinaus ist es gar nicht so einfach, handfeste Informationen über Frau Arnhold zu bekommen. Die üblichen Informationsportale geben eher spärliche Auskünfte, und so greife ich in Auszügen auf einen Bericht aus dem Jahre 2003 zurück, der uns einen etwas näheren Zugang zu dieser extrem attraktiven Dame verschafft.
    "Sie liebt vor allem ihr normales Leben: Tagesschau- Sprecherin Ellen Arnhold liest lieber Schlagzeilen vor, als sie zu machen. Ein Porträt.
    Ein antiker Salzstreuer aus Kristall hat es Ellen Arnhold angetan. "40 Euro ? 30 Euro können Sie dafür haben, nicht einen Cent mehr !" Wann immer es ihre knappe Freizeit erlaubt, besucht die 42- jährige (geb. 1961, d.V.) Tagesschausprecherin Trödelmärkte. Sei es in ihrer Geburtsstadt Saarbrücken, etwa während des Besuchs bei Mutter Katharina oder ihrer sechs Jahre jüngeren Schwester Eva und der kleinen Nichte, oder auf dem Antikmarkt auf der Straße des 17. Juni in Berlin, in der Stadt, in der sie zusammen mit ihrem Freund Stefan Simkovics, einem Hotelmanager, lebt (Heirat 2004, d.V.). Oder, wie heute an ihrem dienstfreien Tag in ihrer Wahlheimat Hamburg, auf dem Antikmarkt am Lehmweg in der Nähe der behaglichen Altbauwohnung ihrer Freundin an der Außenalster. Hier, wo sie auch wohnt, wenn sie Dienst für die Tagesschau hat.
    Nach ihrer Ausbildung zur Grafik- Designerin studierte Arnold einige Semester Kunstgeschichte. Beim Saarländischen Rundfunk moderierte sie danach Fernseh- und Hörfunksendungen. Auf Galas, wie 1983 der von Unicef, interviewte sie Superstars wie Sammy Davis jun., ehe sie 1987 vom unvergessenen Karl- Heinz Köpcke als Sprecherin zur Tagesschau nach Hamburg geholt wurde.
    Seit damals ist das Handeln und Feilschen auf den Trödel- und Antikmärkten ihr Hobby. Und sie schulte ihr Verhandlungsgeschick durch viele Auslandsaufenthalte und Besuche von Märkten in Frankreich, Italien, China, Thailand und Indonesien- und weiß, wie´s funktioniert: "Also 30 Euro und den Salzstreuer kaufe ich". Noch ziert sich der Verkäufer. Ellen Arnhold gilt in der Branche als kühl und unnahbar. Warum ? Vielleicht, weil sich insbesondere die Gattung der Boulevard- Journalisten an ihrem Privatleben die Zähne ausbeißt. Ganz im Gegensatz zu manchen ihrer Kollegen von ARD- aktuell: Mr. Tagesthemen Ulrich Wickert zum Beispiel, Miß Tagesschau Eva Herman oder Sprecher Jens Riewa. Bei Ellen Arnhold sind selbst Interviews Mangelware, ein Gespräch mit Journalisten über ihr Leben die große Ausnahme. Arnhold erklärt: "Mein Privatleben ist mein Privatleben. Und es heißt so, weil es privat ist und so auch bleiben soll".
    Unnahbar ? Wer Arnhold ein Stück ihres Weges begleitet, stellt anderes fest: Diese Frau ist weder kühl noch unnahbar. Sie hat jede Menge Humor, Charme und Esprit. Sie ist eben nur anders als andere: uneitel, bescheidener, natürlicher. Und gerade das macht sie so sympathisch.
    Ellen Arnhold hat eine normale und glückliche Kindheit verbracht, ohne das, was Talkshow- Moderatoren gerne "Lebensbrüche" nennen. Seit sieben Jahren lebt sie mit ihrem Freund zusammen, hat unspektakuläre Hobbies wie Fahrradfahren und Power- Walken, liebt Theater und Kino und reiht sich gerne ein "in die Riege jener Frauen, die an keinem Schuhgeschäft vorbeigehen können". Nein, mit Schlagzeilen, Klatsch und Tratsch kann und will sie nicht dienen: "Ich habe nichts zu verkaufen. Weder Buch, noch Film oder dergleichen. Ich mache meinen Job und Ende".
    In diesen Tagen und Wochen, die beherrscht werden von der Berichterstattung über den Krieg im Irak und seinen Folgen, bleibt ihr nur wenig Zeit für ihre Hobbies. Für sie und ihre Kollegen von ARD- aktuell heißt es, manche Extra- Nachtschicht für Tagesschau- Sondersendungen zu schieben. "Mich bedrückt das alles sehr. Ich würde auch lieber erfreuliche Sendungen verlesen. Aber ich kann es mir ja nicht aussuchen. Meine Aufgabe ist es, den Zuschauer auf dem Laufenden zu halten, meine persönlichen Gefühle dürfen da keine Rolle spielen. Man entwickelt da eine Distanz, die hilft, Neutralität zu entwickeln", sagt sie. Die Gefahr liege darin, angesichts der Flut von Nachrichten über Krieg, Gewalt, Mord, Hungerkatastrophen oder Meldungen von Kindesmißbrauch irgendwann abzustumpfen.
    Ellen Arnhold ist in Eile. Sie muß sich auf den Weg machen zum NDR nach Lokstedt. Die nächste Tagesschau- Ausgabe wartet. "Also, für 65 Euro nehme ich den Salzstreuer und en Kerzenleuchter. Mein letztes Wort". Der Verkäufer resigniert, und Ellen Arnhold freut sich über die beiden Schnäppchen. So ist sie. Auch oder gerade in Zeiten wie diesen immer positiv denken, sich freuen. Auch mal über Kleinigkeiten wie einen Salzstreuer. "

    www.youtube.com/watch?v=RXzqCDIHB7Y

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    Mittwoch, 4. Januar 2023, 15:11

    Der Vollblutjournalist - Hanns-Joachim Friedrichs

    Als Journalist war er war eigentlich fast alles: Auslandskorrespondent, Sportchef und über lange Jahre Anchorman und das "Gesicht" der ARD- Tagesthemen: Hajo Friedrichs. Im Jahre 1995 starb der beliebte Vollblutjournalist nach langer Krankheit.
    Hajo Friedrichs blieb mit seinen Berichten, seinen Moderationen und auch durch seine charakteristische Stimme vielen Fernsehzuschauern in bleibender Erinnerung. Für mich war er stets eines der inhaltlich und auch optisch "vorzeigbarsten" Fernsehgesichter insbesondere der 80er Jahre. Über einhundert Mal ging er mit dem "Aktuellen Sportstudio" und über siebenhundert Mal mit den "Tagesthemen" auf Sendung.
    Nach seinem Abitur absolvierte der junge Friedrichs im Jahre 1949 ein Redaktionsvolontariat bei der Tageszeitung "Telegraf" in Berlin. Bald darauf wurde ihm ein Job bei der BBC in London angeboten. Fünf Jahre lang ging Friedrichs bei den Briten in die Lehre und wurde Sprecher und Nachrichtenredakteur; sein Erstlingswerk war ein kleiner, selbst gesprochener Bericht über die damals noch stark zerstörte Stadt Berlin.
    Vieles hatte er während seiner journalistischen Laufbahn gesehen und erlebt, doch seinen Grundprinzipien war er immer treu geblieben: "Ich habe all diesen Mist nicht mitgemacht, Infotainment nicht, habe auch nicht unter irgendeinem Vorwand durch das Schlüsselloch anderer Leute geguckt. Ich bin sauber geblieben", erzählte er im Jahre 1995 Spiegelredakteuren beim letzten Interview vor seinem Tod. "Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein", das hatte er während seiner Londoner Jahre gelernt. Bis zuletzt verteidigte er diese journalistischen Tugenden. Moderne Formen wie den Sensationsjournalismus lehnte er ab, denn es sei nicht Aufgabe eines Moderators, die Leute zur Betroffenheit zu animieren.
    Nach den Jahren bei der BBC wurde der aus Hamm/ Westfalen stammende Friedrichs Redakteur beim damaligen NWDR in Köln, aus dem kurz darauf NDR und WDR entstanden. Beim WDR arbeitete er als Reporter, Moderator, Kommentator und Autor. Im Jahre 1964 ging Friedrichs für das neugegründete ZDF für fünf Jahre nach Washington und New York. Von dort berichtete er aus Amerika, bevor er für mehrere Reportagen nach Vietnam reiste. 1981 kehrte der mittlerweile gestandene Fernsehjournalist in das ZDF- Studio New York zurück, wo er gemeinsam mit Dieter Kronzucker das erfolgreiche Magazin "Bilder aus Amerika" entwickelte.
    Daß ausgerechnet Hajo Friedrichs zwischenzeitlich im Jahre 1973 Leiter des "Aktuellen Sportstudios" wurde, paßte Helmut Kohl, damals Vorsitzender des ZDF- Verwaltungsrats, überhaupt nicht. Friedrichs erinnert sich, daß er als vormaliger kleiner Provinzreporter den späteren Altkanzler nach einer Landtagswahl mit seinem miesen Wahlergebnis konfrontiert habe, was dieser, nachtragend wie er sein konnte, ihm nie verziehen habe. Auch mit Helmut Schmidt, der ihn ständig über seine journalistische Arbeit belehrt habe, hatte Friedrichs so seine lieben Schwierigkeiten.
    Im November 1985 wechselte Hajo Friedrichs als "Anchorman" zu den neu konzipierten "Tagesthemen" und wurde dort schnell zu einem ausgesprochenen Publikumsliebling, was dafür sorgte, daß die Einschaltquote bis 1987 von zwei auf vier Millionen Zuschauer emporschnellte. Seine spezielle Form der Moderation und seine Professionalität hätten die "Tagesthemen" ungemein popularisiert, so die Jury der Eduard Rhein- Stiftung bei einer Preisverleihung im Jahre 1987.
    Am 9. November 1989 sprach Friedrichs wohl seine bedeutendste Anmoderation über den Fall der Berliner Mauer. Tatsächlich war während der Live- Schaltung nach Berlin von einer offenen Grenze noch wenig zu sehen, doch nach der historischen Meldung in den Tagesthemen setzte ein regelrechter Massenansturm auf die Grenzübergänge ein.
    In seinem letzten Interview brachte Friedrichs die Dinge noch einmal auf den Punkt und äußerte sich kritisch über das aufblühende Privatfernsehen: " Die glauben, es reicht, eine schöne Frau oder einen jungen Mann vors Mikrophon zu stellen und sie Sätze voller hanebüchener Ahnungslosigkeit sagen zu lassen." Doch auch mit den öffentlich- rechtlichen ging Friederichs hart ins Gericht: EIN SÜNDENFALL SEI DIE BETEILIGUNG DER PARTEIEN BEI DER GRÜNDUNG DER ÖFFENTLICH- RECHTLICHEN RUNDFUNKANSTALTEN GEWESEN. DIESEN "FLEISCHGEWORDENEN PROPORZ" WERDE MAN AUS DEN ANSTALTEN NIE WIEDER HERAUSKRIEGEN.
    Im November 1990 verzichtete Friedrichs auf eine weitere Verlängerung seines Vertrags bei der ARD und moderierte im September 1991 ein letztes Mal die "Tagesthemen". Ulrich Wickert, bis dahin Fernsehkorrespondent in Paris, wurde zu seinem Nachfolger. Im Dezember 1994 erreichte ihn die Hiobsbotschaft, daß er an Krebs erkrankt sei. Am 28. März 1995 erlag Hajo Friedrichs im Alter von nur 68 Jahren seiner Krebserkrankung. Zeit seines Lebens war er einer der begehrtesten Junggesellen des Landes und hatte erst kurz vor seinem Lebensende in eine intakte Familie "hineingeheiratet".

    www.youtube.com/watch?v=A1X2-Yc_9XU

    12

    Montag, 12. Februar 2024, 19:08

    Tagesschau

    In den 60er Jahren hatten es die Tagesschau-Sprecher besser als heutzutage - finde ich.
    Die durften sitzen,heute mußt Du stehen,dat wär nix für mich...

    Karl-Heinz Köpcke war wohl der bekannteste Tagesschau-Sprecher in den 60er Jahren,es gab aber noch zwei weitere Sprecher zu dieser Zeit:

    Lothar Dombrowski
    Wilhelm Stöck

    13

    Mittwoch, 14. Februar 2024, 16:34

    RE: Tagesschau

    In den 80er Jahren durften sowohl Postbeamte als auch Supermarktkassiererinnen immer noch sitzen, seit den 90er Jahren fiel mir auf, dass sie stehen muessen. Das koennte ich nicht, deshalb machte ich 1975 eine Beamtenausbildung, um nicht (wie es mein Vater vorschlug) Buchhaendlerin zu werden. Die muessen bis 19 Uhr stehen und sogar Samstags arbeiten (und beides wollte ich auf gar keinen Fall).
    In den 60er Jahren hatten es die Tagesschau-Sprecher besser als heutzutage - finde ich.
    Die durften sitzen,heute mußt Du stehen,dat wär nix für mich...

    Karl-Heinz Köpcke war wohl der bekannteste Tagesschau-Sprecher in den 60er Jahren,es gab aber noch zwei weitere Sprecher zu dieser Zeit:

    Lothar Dombrowski
    Wilhelm Stöck