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    Mittwoch, 21. Dezember 2022, 14:07

    Nicht nur zur Weihnachtszeit (1970)

    Der satirisch- sozialkritische Fernsehfilm nach der gleichnamigen Erzählung von Heinrich Böll gehörte für mich während meiner Sturm-und- Drang Zeit in den 70ern zwar nicht unbedingt zum Pflichtprogramm, ich kann mich jedoch noch gut daran erinnern, diesen mehrfach gesehen zu haben, was sicherlich auch dem damaligen Mangel an Alternativen geschuldet war. Meines Erachtens lief er in diesem Jahrzehnt oft um Weihnachten im Nachmittagsprogramm des ZDF.
    Gedreht wurde die Produktion im Jahre 1970 unter der Regie von Vojtech Jasny in den Studios der Berliner Union- Film. Der damals sehr populäre Schriftsteller Heinrich Böll schrieb nicht nur die erzählerische Vorlage, sondern auch das Drehbuch zum Fernsehfilm. Erzählerisch führte der in den 70er Jahren sehr bekannte Schauspieler Gerd Baltus durch den Film. Am 30. Dezember 1970 wurde "Nicht nur zur Weihnachtszeit" erstmals ausgestrahlt und in den Folgejahren desöfteren wiederholt. In den 80er Jahren scheint er dann in den Archiven des ZDF verschwunden zu sein, jedenfalls kann ich mich nicht an eine spätere Ausstrahlung innerhalb der letzten dreißig bis vierzig Jahre erinnern.
    Worum ging es ? Wir befinden uns in der Weihnachtszeit des Jahres 1945. Tante Milla (Edith Heerdegen) freut sich, daß Frieden herrscht und sie endlich wieder Weihnachten feiern kann wie zuletzt im Jahre 1938. Doch als der Weihnachtsbaum nach den Feiertagen wieder vom Christschmuck befreit wird, bekommt sie urplötzlich einen Schreikrampf, der erst abklingt, als Onkel Franz (René Deltgen) im Februar einen neuen Baum kauft, diesen wieder weihnachtlich schmückt und die ganze Familie erneut Weihnachten feiert. Von nun an ist Milla überzeugt davon, daß an jedem neuen Tag Weihnachten sei, und die Familie sieht sich fortan genötigt, zwei Jahre lang jeden Tag Weihnachten zu feiern, um Millas Nervenkostüm zu schonen.
    Während es Milla gut geht, leidet die Familie unter dieser abstrusen Situation und droht daran zu zerbrechen. Ehemann Franz geht fremd und läßt sich fortan durch ein Schauspielerdouble vertreten. Tochter Lucy (Edeltraut Elsner) wandert frustriert mit ihrem Mann und ihren Kindern in ein Land aus, wo keine Weihnachtsbäume gedeihen und niemand das Weihnachtsfest feiert. Sohn Franz (Peter Ehrlich) geht in ein Kloster, und Sohn Johannes (Rolf Becker) wird Mitglied der kommunistischen Partei.
    Nach und nach bleiben immer mehr Familienmitglieder der täglichen Weihnachtsfeier fern und werden zunächst durch Schauspieler und letztendlich durch Puppen ersetzt, was von Milla jedoch nicht erkannt wird. Die tägliche Feier wird immer abstruser, und in der Schlußsequenz tanzt Milla allein um den mit Puppen besetzten Tisch und verstreut Kunstschnee. Nur die drei verschiedenen, nacheinander an der Feier teilnehmenden Geistlichen: ein Pfarrer, ein Prälat und ein Bischof bleiben bis zum Schluß echt.
    "Nicht nur zur Weihnachtszeit" gilt als bissige Satire von Heinrich Böll auf die veräußerlichten und teilweise sinnentleerten Rituale des Weihnachtsfestes, wobei der Autor aus seiner politischen Grundhaltung keinen Hehl macht.

    www.youtube.com/watch?v=uNxgRkdhVjY