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    Montag, 19. Dezember 2022, 14:54

    Wege zum Ruhm / Paths of Glory (1957)

    Der herausragende Film unter der Regie von Stanley Kubrick, dem damit sein internationaler Durchbruch gelang, gilt nicht zu Unrecht als einer der besten Antikriegsfilme, zeigt er doch neben dem "Fronterlebnis" auch die Machtstrukturen und die Motivationslage der Militärhierarchie einigermaßen schonungslos auf. Nicht zuletzt aus diesem Grund bestand in Frankreich bis zum Jahre 1975 ein de facto Aufführungsverbot für diesen Film.
    Der Romanvorlage von Humphrey Cobb lagen tatsächliche historische Begebenheiten zugrunde. Im März 1915 hatten sich Angehörige einer bereits schwer dezimierten französischen Kompanie geweigert, in einer militärisch sinnlosen Situation erneut aus ihren Laufgräben zu klettern und eine schwer befestigte deutsche Stellung in Souain/ Département Marne anzugreifen. Der zuständige französische General Réveilhac hatte daraufhin Artillerieeinheiten befohlen, das Feuer auf die eigenen Stellungen zu eröffnen, was der verantwortliche Artilleriekommandant jedoch ablehnte. Eine Woche darauf wurden vier nach dem Zufallsprinzip ausgwählte Korporale wegen Befehlsverweigerung zum Tode verurteilt und erschossen, um an ihnen für die gesamte französische Armee ein Exempel zu statuieren. Auch die umfangreichen Meutereien in der französischen Armee von 1917 lieferten Motive für die filmische Umsetzung von "Paths of Glory".
    "Wege zum Ruhm" entstand 1957 weitgehend in Deutschland in den Bavaria- Filmstudios sowie in Schloß Schleißheim, die Gefechtsszenen wurden auf einem Feld bei Puchheim gedreht.
    Worum ging es ? Divisionsgeneral Broulard (Adolphe Menjou) überbringt dem ihm unterstellten Brigadegeneral Mireau (George Macready) den Befehl, einen Angriff auf eine deutsche Schlüsselstellung, genannt "Höhe 19", in die Wege zu leiten. Mireau äußert deutliche Zweifel am Erfolg dieses Unternehmens und verweist darüber hinaus auf die schlechte Verfassung seiner Einheiten. Als ihm Broulard jedoch eine Beförderung nach erfolgreichem Abschluß der Mission in Aussicht stellt, willigt dieser rasch ein.
    Mireau inspiziert daraufhin seine Truppen und setzt Colonel Dax (Kirk Douglas) auseinander, daß rund die Hälfte des Regiments gute Chancen habe, die feindliche Anhöhe zu erreichen und zu nehmen. Dax bezweifelt dies, erklärt sich jedoch zu einem Angriff bereit, nachdem Mireau ihm mit dem Entzug seines Kommandos gedroht hat. Der am nächsten Morgen durchgeführte Angriff auf die deutsche Stellung scheitert schon in den ersten Ansätzen. Während die erste Welle des Regiments auf halber Strecke liegenbleibt, kann die zweite wegen des starken Artilleriefeuers den Graben nicht mehr verlassen. Daraufhin befiehlt Mireau, der seinen Plan und seine Beförderung dahinschwinden sieht, wutentbrannt den Artilleriebeschuß auf die eigene Stellung, der ohne schriftlichen Befehl vom Hauptmann der Artillerie jedoch abgelehnt wird.
    Nach dem endgültigen Scheitern der Offensive befiehlt Mireau, einhundert Angehörige des Regiments wegen Feigheit vor dem Feind erschießen zu lassen. Broulard gelingt es, die Situation zu entschärfen und erreicht, daß nur drei Männer angeklagt werden sollen. Die Wahl des Militärgerichts fällt auf Caporal Paris (Ralph Meeker) und die Soldaten Armand (Joe Turkel) und Ferol (Timothy Carey). In dem in aller Eile durchgeführten Kriegsgerichtsverfahren werden alle drei zum Tode verurteilt; vergebens appelliert Colonel Dax als Verteidiger an das Gericht, Milde walten zu lassen.
    Nach der Erschießung der drei konfrontiert Broulard in Anwesenheit von Dax Mireau mit der Anschuldigung, das Artilleriefeuer auf die eigenen Einheiten befohlen zu haben. Mireau leugnet dies, und nachdem er erkennt, daß er zum Sündenbock für den gescheiterten Angriff gemacht werden soll, verläßt er empört den Raum. Unter vier Augen bietet Broulard Dax Mireaus Posten an, wobei er diesem unterstellt, es von Anfang an nur auf dessen Kommando abgesehen zu haben. Dax reagiert darauf empört und Broulard erkennt, daß dieser tatsächlich nichts anderes im Sinn hatte als die Rettung seiner Männer. Angesichts der Entwicklung des Krieges und einer Öffentlichkeit, die an der Front Erfolge sehen wolle, zeigt Broulard für diese Haltung aber kein Verständnis.
    In der Schlußsequenz betrinken sich die einfachen Soldaten des Regiments in einem Wirtshaus und hören letztendlich ergriffen dem Auftritt einer "erbeuteten" deutschen Sängerin (Christiane Harlan) zu, die das Lied "Der treue Husar" vorträgt.
    Wie bereits erwähnt, sah man in Frankreich durch "Wege zum Ruhm" einen Angriff auf die Ehre der französischen Streitkräfte, weshalb der Film dort bis 1975 nicht aufgeführt wurde. Selbst im französischen Sektor von Berlin und auch in der Schweiz wurde 1958 zunächst ein Aufführungsverbot erlassen. In Großbritannien, Australien und Neuseeland durfte der Film nur unter Schnittauflagen aufgeführt werden.
    "Wege zum Ruhm" erhielt 1958 den "Jussi Award" in der Kategorie "Bester ausländischer Regisseur". Darüber hinaus das Silberne Band der "Italian National Syndicate of Film Journalists" im Jahre 1959.

    www.youtube.com/watch?v=_WrFsDbsz1w

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    Dienstag, 20. Dezember 2022, 13:37

    Die Nivelle- Offensive von 1917 und ihre Folgen

    Neben dem bereits oben beschriebenen Geschehen an der Westfront von 1915 soll sich Stanley Kubrick bei der filmischen Umsetzung von "Wege zum Ruhm" auch an der gescheiterten Nivelle- Offensive von 1917 und den daraus resultierenden Folgen orientiert haben. Was aber steckte hinter diesem Ereignis ?
    Der französische General Robert Nivelle, der gegen Ende des Jahres 1916 General Joseph Joffre als Oberbefehlshaber des französischen Heeres abgelöst hatte, war der Initiator der "Schlacht an der Aisne", auch als Nivelle- Offensive bekannt. Von ihr versprachen sich die französische Politik und das Militär nach zweieinhalb Jahren fruchtlosem Stellungskrieg den ersehnten Durchbruch an der Westfront sowie den Übergang zu einem letztendlich siegreichen Bewegungskrieg.
    Nach zehntägigem massivem Artilleriebeschuß der deutschen Stellungen begann der Angriff der französischen Einheiten am 16. April 1917, nachdem bereits am 9. April britisch- kanadische Truppen in die "Schlacht von Arras" gezogen waren. Doch die Operationen Nivelles als Kern der alliierten Frühjahrsoffensive von 1917 brachen bereits nach wenigen Tagen zusammen, da der Widerstand der deutschen Verbände immens war und widrige Witterungs- und Geländebedingungen zusätzlich den Angriff erschwerten. Auch eine nochmalige Wiederaufnahme der Offensive im Mai blieb ohne nennenswerten Erfolg.
    Die von Nivelle versprochenen schnellen Erfolge standen im völligen Widerspruch zur Realität, denn bereits nach zwei Wochen beliefen sich die französischen Verluste auf knapp 150.000 Mann. Der völlige Fehlschlag der Offensive führte relativ zeitnah am 15. Mai 1917 zur Absetzung von Nivelle, der durch den "Apostel der Defensive", General Philippe Pétain, abgelöst wurde.
    Hinzu kamen massive Meutereien in der französischen Armee, die zum einen eine Reaktion auf die schweren Verluste darstellten, die von dem durchschnittlichen Poilu oft als "sinnloses Verheizen" ganzer Einheiten wahrgenommen wurden. Moniert wurden darüber hinaus die schlechte Bezahlung der einfachen Dienstgrade sowie die zahllosen Urlaubssperren während der Frühjahrsoffensive. Die Meutereien begannen Ende April und dauerten bis zum 10. Juni 1917. Nach Schätzungen von Militärhistorikern verweigerten bis zu 50.000 Mann die Ausführung von oft als sinnlos und selbstmörderisch empfundenen Befehlen. Die verbreitetste Form der Befehlsverweigerung war, wieder von der Etappe in die Schützengräben der Frontabschnitte zurückzukehren. Soldaten verblieben stattdessen hinter der Front und demonstrierten dort für ihre Forderungen. Bemängelt wurde die Essensqualität, die Praxis des Fronturlaubs sowie die Situation der Familien und Ehefrauen, die von in der Heimat stationierten Spahis aus dem Maghreb und Senegal- Negern sexuell bedrängt wurden. Einige Einheiten wählten darüber hinaus Soldatenräte, die über die naheliegendsten Forderungen hinaus einen sofortigen Friedensschluß verlangten. Ob die französischen Meutereien auch deutschen Stellen bekannt wurden, ist unter Historikern umstritten. Krumreich bejaht dies, allerdings hätte sich die deutsche Militärführung vor weitergehenden Konsequenzen wie die einer Gegenoffensive gescheut, da man angesichts der prekären Versorgungslage im deutschen Heer ein mögliches Übergreifen der Meutereien auf deutsche Verbände befürchtet hätte.
    Als Konsequenz auf die Meutereien in der französischen Armee wurden rund 3500 teils willkürlich ausgewählte "Rädelsführer" festgenommen und vor ein Kriegsgericht zitiert; 550 von ihnen wurden zum Tode verurteilt, 49 dieser Urteile wurden vollstreckt. Die große Mehrheit der Todesstrafen wurde zu Strafen in Zwangsarbeitslagern umgewandelt, viele Angeklagte erhielten zudem lange Haftstrafen. Insbesondere viele zur Zwangsarbeit Verurteilte wurden erst nach Jahren begnadigt. Die geringe Zahl vollstreckter Todesurteile läßt sich in erster Linie dadurch erklären, daß man dadurch eine zunehmende Radikalisierung der Meuterer befürchtete, die zwar bisher Befehle verweigert hatten, jedoch nicht aktiv gegen befehlshabende Offziere vorgegangen waren.
    Als Konsequenz auf die umfangreichen Meutereien besuchte General Pétain fast 90 Divisionen, um sich die Klagen und Beschwerden der Soldaten persönlich anzuhören. Daraus entstand vor allem eine organisatorische Reform des Fronturlaubs, und auch die Qualität der Lebensmittelversorgung, der medizinischen Betreuung und der Unterbringung in Ruhelagern verbesserte sich. Entscheidend wurde jedoch, daß Pétain die mililtärische Strategie des französischen Heeres grundlegend änderte und ab Sommer 1917 weitgehend auf Großoffensiven mit entsprechend hohen Verlustraten verzichtete. Dahinter stand auch die Erwartungshaltung des baldigen Eintreffens amerikanischer Verbände an der Westfront und die Hoffnung auf progressive Waffentechniken, z.B. durch den verstärkten Einsatz von Panzern.
    In der kollektiven Erinnerung des französischen Volkes verblieben die Meutereien von 1917 u.a. durch den "Chanson de Craonne", der den Zorn des einfachen Soldaten gegen die wahren Profiteure des Krieges thematisiert. Das Lied war in Frankreich bis 1974 verboten. Französische Konservative dagegen interpretieren die Meutereien vorwiegend als das Ergebnis pazifistischer und sozialistischer Agitation. Die jüngere militärhistorische Forschung deutet die Meutereien von 1917 dagegen als "Angriffsstreik". Zwar wären die Poilus bereit gewesen , französischen Boden zu verteidigen, jedoch hätten sie sich zunehmend geweigert, deutsche Verteidigungslinien anzugreifen.