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    Samstag, 29. Oktober 2022, 13:20

    ZDF- Magazin (1969- 1988)

    "Informationen und Meinungen zu Themen der Zeit". So lautete der Untertitel des Politmagazins, das zwischen 1969 und 1988 von Gerhard Löwenthal geleitet und moderiert wurde.
    Das "ZDF- Magazin" verstand sich von seinem Grundkonzept her als wertkonservativer Gegenpart zu den bereits damals dominierenden linksliberalen Politikmagzinen insbesondere der ARD. In der ersten Sendung formulierte Gerhard Löwenthal dementsprechend seine "Kampfansage" an den allmählich um sich greifenden linken Zeitgeist im Zuge der 68er- Bewegung: unerbittlich werde sein Magazin nach schadhaften Stellen in unserer Demokratie fahnden und unabhängig, entschieden und furchtlos Stellung beziehen.
    Ausgestrahlt wurde das "ZDF- Magazin" zunächst wöchentlich, ab Oktober 1973 vierzehntäglich im Wechsel mit "Bilanz" jeweils mittwochs um 20.15 Uhr. Die dramatischen Streicherklänge der Titelmusik stammten aus dem "Konzert für Orchester" des polnischen Komponisten Witold Lutoslawski.
    Gegenüber den meisten eher linken Magzinen anderer öffentlich- rechtlicher Sender hatte das "ZDF- Magazin" in seiner Gründungsphase einen entscheidenden Vorteil: die Rückendeckung durch die damals führenden Persönlichkeiten des Senders. Die Positionierung als Gegenpol zu Sendungen wie "Panorama" hatte Intendant Karl Holzamer ausdrücklich gutgeheißen; und Löwenthal, der zuvor fünf Jahre Korrespondent in Brüssel gewesen war, hatte sich vertraglich ausdrücklich zusichern lassen, daß er die Sendung nach eigenen Vorstellungen gestalten konnte, darüber hinaus direktes Vortragsrecht bei Holzamer bekam und nur seinem Chefredakteur Rechenschaft schuldete. Dies verschaffte ihm eine damalige journalistische Unabhängigkeit, wie sie insbesondere bei den heutigen öffentlich- rechtlichen Sendern nicht mehr denkbar wäre.
    Löwenthal stand darüber hinaus zu seiner Parteiorientierung und trat auch bei Parteitagen und Wahlkampfkundgebungen der CDU und CSU auf. Dies allerdings zu einer Zeit, in der diese Parteien noch ausdrücklich das wertkonservative Spektrum großer Teile der Gesellschaft abbildeten.
    Senderinterner Widerstand gegen Löwenthal kam, wie beim beginnenden "Marsch durch die Institutionen" nicht anders zu erwarten, recht bald aus den Redaktionsstuben des ZDF. Bereits im Jahre 1970 forderte die Redakteursversammlung des Senders eine Umbenennung der Sendung, weil sie den Fernsehzuschauern suggeriere, daß sie für die politische Gesamtausrichtung des ZDF stehe. 1971 forderte eine Gruppe von Redakteuren Löwenthal auf, sich von vermeintlich rechtsextremen Äußerungen einiger Mitarbeiter zu distanzieren, was dieser nachdrücklich ablehnte. Daraufhin baten neun von dreizehn Redakteuren des "ZDF- Magazins" um ihre Versetzung, darunter Knut Terjung, Günter Ederer und Jürgen R. Meyer.
    Löwenthals Magazin gelang es, sich durch einen dezidierten Antikommunismus zu profilieren und griff immer wieder Teile der Studentenbewegung ("rote Psychoterroristen"), die sozialdemokratischen Vertreter der neuen Ostpolitik ("kommunistische Agenten"), die Friedensbewegung ("Moskauer Partisanen"), Schriftsteller wie Heinrich Böll ("Sympathisanten des Linksfaschismus") und vor allem immer wieder das politische System der damaligen DDR an. Die damals bereits eher linksliberale "Süddeutsche Zeitung" schrieb, Löwenthal täte dies "mit immer grimmigem Gesicht und in einem Tonfall, als hätten die Kommunisten soeben die Sendeanstalt besetzt".
    Am "Tag der Menschenrechte", dem 10. Dezember 1975, strahlte das "ZDF- Magazin" erstmals die sogenannten "Hilferufe" von DDR- Bürgern aus, die in den Westen, meist in die Bundesrepublik, ausreisen wollten. Die Aktion geriet schnell in die Kritik, teils aus politischen Gründen, teils weil die nicht unbegründete Befürchtung aufkam, daß die genannten Bürger dadurch in Gefahr geraten könnten. Unbestritten bleibt, daß das Magazin sehr viele Zuschauer in der DDR hatte, die in der Sendung eine Vertretung ihrer Interessen nach politischer Freiheit und persönlicher Selbstbestimmung sahen.
    Im Februar 1976 startete die damalige Regierungspartei SPD einen Interviewboykott gegen das "ZDF- Magazin". Der ehemalige Altkommunist Herbert Wehner nannte Löwenthal einen "internationalen Störenfried", und Willy Brandt beschimpfte ihn als "Schreibtischtäter". Dennoch erhielt Löwenthal im Jahre 1979 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Ein Jahr später erhielt er erstmalig einen Tadel seines Intendanten, da er mit seiner ausdrücklichen Parteinahme für Franz- Josef Strauß gegen die ZDF- Richtlinien zu politischen Stellungnahmen im Wahlkampf verstoßen haben sollte.
    Neben Löwenthal moderierte seit 1971 immer wieder Fritz Schenk das "ZDF- Magazin". Am 23. Dezember 1987 moderierte Löwenthal letztmalig die Sendung, da er mit 65 Jahren die Pensionsgrenze erreicht hatte und "unter dem Druck des Linkskartells", wie er es Jahre später nannte, "in die Zwangspensionierung geschickt wurde". Sein Nachfolger als Leiter des Magazins wurde Bodo H. Hauser. Den Abschied von ihrem Initiator überlebte das Magazin nicht lange, denn nach 591 Ausgaben mit rund 2600 Beiträgen wurde sie durch das Nachfolgeformat "Studio 1" ersetzt. In der letzten Sendung blickten Helmut Schmidt und Rainer Barzel auf die Politik der zurückliegenden zwanzig Jahre zurück.

    www.youtube.com/watch?v=0_9aqDFrqAo
    www.youtube.com/watch?v=U7y8QJCeod8