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    Montag, 12. September 2022, 15:58

    Historisches Blechspielzeug - Die Geschichte der Brüder Einfalt (Technofix)

    Als Kind der 60er Jahre lernte ich natürlich auch noch Blechspielzeug kennen. Dies allerdings, abgesehen von einem Brummkreisel in meiner frühen Kindheit, nur vom Anschauen in Kaufhäusern und Spielzeuggeschäften, denn mein damaliges Interesse galt vornehmlich Kinderbüchern, Comics und Aufstellfiguren, die damals schon ausschließlich aus diversen Kunsstoffen wie PVC (Höfler) oder Polystyrol (Hausser) gefertigt wurden.
    Nach heutigem Kenntnisstand wurde das erste Blechspielzeug im 19. Jahrhundert vermutlich von der schwäbischen Firma Rock & Graner produziert, die ab 1890 bereits zur industriellen Massenfertigung dieser Produkte überging. Deutsches Blechspielzeug insbesondere aus dem Raum Nürnberg und aus Brandenburg/ H. galt über viele Jahrzehnte als weltweiter Exportschlager, bis in den 50er und 60er Jahren eine scharfe Konkurrenz in Form japanischer Hersteller entstand, die durch teils pfiffigere und vor allem kostengünstigere Produktlinien große Teile der deutschen Spielzeughersteller regelrecht vernichtete. Um 1970 war die Ära des Blechspielzeugs, abgesehen von späteren Neuauflagen für Sammler, weitgehend Geschichte, da um diese Zeit bereits die kostengünstigeren Produkte aus Kunststoff den Markt dominierten.
    Die Firma Einfalt aus Nürnberg, besser bekannt unter der Handelsmarke "Technofix", war einer der ehemals großen Blechspielzeughersteller aus Nürnberg. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahre 1922 und bestand bis zur endgültigen Produktionseinstellung im Jahre 1978. In den Anfangsjahren der Firma wurden überwiegend Gros- und Zugabeartikel produziert. Der Markenname "Technofix" tauchte erstmals im Jahre 1926 mit der Produktion des "Kosmos- Baukastens" für die Firma Franckh-Kosmos auf. Technofix verdankte den Erfolg seiner technischen Spielwaren vor allem den Erfindern Georg Einfalt (nomen est omen !) und seinem Sohn Alfred sowie dem Mustermacher Fritz Lober. Die Technofix- Produktlinie wurde so erfolgreich, daß sie sich rasch zum Exportschlager entwickelte. Rund achtzig Prozent der Vorkriegsproduktion wurden in die USA, Kanada, die Niederlande, Belgien, die Schweiz und nach Italien exportiert.
    In den Jahren vor 1939 beschäftigte die Firma rund 120 Mitarbeiter. Ab 1945 stellte das Unternehmen neben Spielwaren außerdem Wärmeflaschen, Pfännchen und Kasserollen für die U.S.Army her. Auch von den nun mit der Markung "Made in U.S. Zone West Germany" versehenen Spielwaren gingen in den frühen Nachkriegsjahren rund neunzig Prozent in die USA. In den darauffolgenden Jahren des starken Wirtschaftswachstums wurde der ursprüngliche Betrieb in der Nürnberger Austraße bald zu klein, sodaß ab 1958 auf einem großen Areal in der Zweigstraße eine neue Firmenzentrale mit Produktionshalle, Lager und Verwaltung entstand. Zu dieser Zeit wurden etwa hundert Mitarbeiter beschäftigt. Ab 1955/56 waren die Söhne des Firmengründers Alleininhaber von Technofix, wobei in den Folgejahren die aufkommende japanische Konkurrenz zunehmend Sorge bereitete. Hinzu kam, daß die Firmenleitung in diesem Zeitrahmen, wie viele andere deutsche Hersteller auch, den rechtzeitigen Umstieg ins Plastikzeitalter versäumte. Was folgte, war der langsame Niedergang der einst so erfolgreichen Firma. Zwischen 1972 und 1978 erchienen von Technofix schließlich nur noch 18 (!) Produktneuheiten, die der Konkurrenz aus Japan Paroli bieten sollten.1978 wurde die Produktion endgültig eingestellt und ein großer Teil des Maschinenparks an die Mechanikerinnung Mittelfranken verkauft.
    Die lithografierten Metall- Spielwaren von Technofix sind heute bei Spielzeugsammlern hoch begehrt. In der Nachkriegszeit wurden bis Ende der 60er jahre insbesondere zahlreiche Blechbahnen und Blechlandschaften mit ca. hundert verschiedenen Szenarien entwickelt und vertrieben, so z.B. Tankstellen, Sportplätze oder der Alpinexpress, an die sich der Autor ebenfalls noch gut erinnern kann, ohne jemals eines dieser Szenarien besessen zu haben.

    www.youtube.com/watch?v=XJYQdVSF66s

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    Dienstag, 13. September 2022, 15:19

    Historisches Blechspielzeug - Die Geschichte der Firma Schuco

    Vielen ist die Marke Schuco heute vor allem durch seine hochwertigen Modellautos aus Zinkdruckguss bekannt. Weniger bekannt ist, daß die Firma auch ein nicht unbedeutender Hersteller von Blechspielzeug und selbst von Puppen war.
    Gegründet wurde Schuco bereits im Jahre 1912 von Heinrich Schreyer und Heinrich Müller in Nürnberg. Müller war gelernter Werkzeugmacher und hatte vorher bereits für das Spielwarenwerk Bing gearbeitet. Schreyer schied 1918 wieder aus dem Unternehmen aus, ihn ersetzte als Teilhaber Adolf Kahn. Zunächst firmierte man unter Schreyer & Co., den man aber ab 1924 in Schuco als gängigere Fusion des Ursprungsnamens umwandelte.
    1936 brachte das Unternehmen das erste Schuco- Auto auf den Markt und konnte das Fachpublikum durch die technische Präzision und die umfangreiche Ausstattung der Miniaturfahrzeuge überzeugen. Im gleichen Jahr verfügte die Firma Schuco bereits über hundert Mitarbeiter. Firmeninhaber und Erfinder Heinrich Müller verfeinerte die Modellautos weiter, indem er mechanische Schaltgetriebe, Lenkradsteuerungen und Handbremsen entwickelte. Teilhaber Adolf Kahn mußte im Jahre 1939 wegen seiner jüdischen Herkunft in die USA emigrieren, blieb dem Unternehmen jedoch geschäftlich verbunden.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm man die Produktion mit den Vorkriegsmodellen wieder auf und erweiterte die Produktpalette kontinuierlich. Ab 1951 kamen Neuentwicklungen auf den Markt, darunter auch das Varianto- System, mit dem die Fahrzeuge über ein Spiralkabel lenkbar waren oder auf einem Ring auf Spiraldraht fuhren, und das um Weichen und Kreuzungen erweiterbar war. Mit der Mirako-Produktlinie wurden Autos konstruiert, die mit einem zusätzlichen Querantrieb versehen waren und deshalb beim Spielen nicht mehr vom Tisch fallen konnten.
    Der Firmeninhaber Heinrich Müller starb im Jahre 1958, danach führte sein Sohn Werner das Unternehmen weiter. Neben der Beibehaltung der klassischen Modellreihen wurde das Produktsortiment auch um Schiffe, Ingenico- Autos zum Zusammenbauen und besondere Produkte wie die Disneyland- Monorail erweitert.
    Die sechziger Jahre brachten einen bedeutsamen Wandel für die deutsche Blechspielzeugindustrie, denn das bis dahin dominierende Blechspielzeug wurde auf dem Weltmarkt sukzessive durch Kunststoff- und Spritzgußmodellreihen abgelöst. Viele der Nürnberger Hersteller versäumten die Anpassung an die veränderten Marktgegebenheiten und mußten aufgeben. Die Firma Schuco wurde 1976 an die britische Dunbee- Combex- Marx Gruppe Gruppe verkauft, die ihrerseits vier Jahre später insolvent wurde. Danach erwarb Gama- Mangold die Rechte an Schuco und verlegte den Sitz des Unternehmens nach Fürth. Das Unternehmen stellte sich dem veränderten Marktumfeld und stellte nun Neuauflagen der alten Modellreihen für den lukrativen Sammlermarkt her.
    Im Jahre 1996 wurde durch Abverkäufe der Eigentümer Schuco wieder zum eigenständigen Unternehmen. Zum Erfolg verhalfen Schuco in diesem Zeitrahmen diverse Neuentwicklungen sowie die Wiederbelebung des klassischen Sortiments. So wurden die alten Blechspielzeuge im Rahmen der "Schuco Classic Collection" wieder angeboten.
    Als sich die Eigentümerfamilie Mangold im Jahre 1999 komplett aus dem Spielwarengeschäft zurückzog, wurde Schuco an die Simba- Dickie Group in Fürth verkauft.
    Empfehlenswerte Literatur zum Thema:
    Rudger Huber: Schuco - Vollständiger Katalog sämtlicher Modelle. Augsburg 1995.
    Rudger Huber: Schuco- Legendäres Spielzeug. Regenstauf 2007.

    www.youtube.com/watch?v=QZJ04U1QbTo

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    Mittwoch, 14. September 2022, 15:09

    Historisches Blechspielzeug - Die Geschichte der Firma Schröder (Wilesco)

    Die kleinen Dampfmaschinen aus Blech waren mir in den 60ern durch die Auslagen in den Spielwarengeschäften und Warenhäusern durchaus wohlbekannt und wohl in diesem Zeitrahmen auch durchaus "Objekte der Begierde". Leider kam ich nie in den Genuß eines dieser Objekte, wohl weil meine Mutter Angst hatte, daß ich ihr die Wohnung damit "zuqualmen" könnte.
    Wie auch immer: ein Großteil der heute noch existierenden Modelldampfmaschinen wurde und wird von der Firma Wilhelm Schröder GmbH & Co., besser bekannt unter dem Markennamen Wilesco, produziert.
    Gegründet wurde das Unternehmen im Jahre 1912 von Wilhelm Schröder und Ernst Wortmann. Zunächst bestand bis zum Ersten Weltkrieg die Produktion hauptsächlich in der Herstellung von Aluminiumbestecken. In den frühen 20er Jahren kam Spielzeug in Form hauswirtschaftlicher Kleingegenstände wie Puppenbestecke und Töpfchen hinzu.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg begann man ab 1950 die Produktion von Modelldampfmaschinen und dem entsprechenden Zubehör. Sehr beliebt wurde die ab 1966 produzierte Dampfwalze "Old Smokey", die auch als fahrtüchtiges Lokomobil angeboten wird. Heute ist Wilesco der weltgrößte Hersteller von Dampfspielzeug, das insbesondere von Sammlern gern in die Vitrinen gestellt wird. Zur Produktpalette gehörten neben diversen stationären Dampfmaschinen auch verschiedenen Antriebsmodelle wie Sägen, Bohrer oder Schmiedehämmer. Auch Blechspielzeug mit Aufziehwerken wie ein Riesenrad, eine Schiffsschaukel und ein Karussell sowie das Dampfschiff "African Queen" wurden produziert.
    Das weltweit bekannte Markenzeichen Wilesco entstand aus der Verkürzung des Firmennamens Wilhelm Schröder GmbH & Co.

    www.youtube.com/watch?v=Qc3ecTC7aXs
    www.youtube.com/watch?v=jJHQPcsaTY8

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    Donnerstag, 15. September 2022, 13:07

    Historisches Blechspielzeug - Die Geschichte der Firma Georg Köhler (GKN)

    Das Unternehmen mit dem charakteristischen Firmenlogo wurde vor allem durch zahlreiche, bewegliche Tierfiguren aus gestanztem und lithographiertem Blech bekannt. Ich meine mich dunkel erinneren zu können, in meiner frühen Kindheit auch ein aufziehbares, pickendes Hühnerküken besessen zu haben, bin mir aber dessen nicht mehr völlig sicher. Auf jeden Fall waren mir die beweglichen Tierfiguren aus Blech durch die Auslagen in den Spielwarenabteilungen der Kaufhäuser durchaus noch bekannt.
    Die Firma Georg Köhler wurde, im Vergleich zu Unternehmen mit verwandten Produktpaletten, erst relativ spät mitten in der Weltwirtschaftskrise im Jahre 1932 gegründet. Die Produktionsstätte befand sich, auch dies war eher ungewöhnlich, anfangs mitten in einem Nürnberger Wohngebiet in der Ziegelgasse 8. Zum Markenzeichen wurden die drei Buchstaben GKN, die in einem Dreieck stehend ineinander verschlungen waren.
    Die ersten GKN- Produkte waren ein hüpfender Frosch sowie ein pickender Vogel, jeweils farbig lithographiert und mit einem aufziehbaren Uhrwerk versehen. Später kamen dann originelle Entwicklungen wie der apportierende Hund mit Stock, diverse Enten,Eichhörnchen und weitere Blechspielzeugfiguren hinzu. Die Friktions- und Uhrwerkantriebe wurden nicht selbst gebaut, sondern von der Firma Gebrüder Bühler aus Nürnberg zugeliefert. Das besonders reizvolle an diesen Aufziehfiguren war, daß diese sich annähernd wie ihre realen Vorbilder bewegten.
    Im Jahre 1942 starb der Firmengründer Georg Köhler, und der Nürnberger Unternehmer Fritz Collischan übernahm GKN. Das Sortiment wurde nun jährlich um ca. sechs bis acht Neuentwicklungen erweitert. Seit 1948, als Rohstoffe in ausreichendem Umfang zur Verfügung standen, lief die Produktion wieder an und wurde jährlich um attraktive Neuentwicklungen ergänzt. Im Jahre 1954 begann die Produktion der ersten Kombinations- Spielzeuge aus Blech und Kunststoff, so z.B. der Singvogel sowie der gestiefelte Kater, der bereits über Plastikfüsse verfügte. Im Jahre 1960 umfaßte das Gesamtsortiment von GKN rund siebzig Blechspielzeugartikel. Im Jahre 1965 übernahm nach dem Tod von Fritz Collischan Tochter Ute das Unternehmen, wobei in diesem Zeitrahmen die Produktion verstärkt auf Kunststoffelemente umgestellt wurde. 1973 mußte die Produktion, die mittlerweile nach Böblingen verlegt worden war, durch einen Brandanschlag komplett eingestellt werden und konnte erst 1975 wieder in vollem Umfang aufgenommen werden.
    Im Jahre 1997 wurde GKN nicht zuletzt aufgrund des starken Konkurrenzdrucks, u.a. von Ernst Paul Lehmann, endgültig abgewickelt.

    www.youtube.com/watch?v=KxCZvCnn9BA
    www.youtube.com/watch?v=n_Ck6yfyy68

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    Freitag, 16. September 2022, 14:23

    Historisches Blechspielzeug - Die Geschichte der Firma Blomer & Schüler

    Blomer & Schüler gehörte zu den allgemein weniger bekannten Unternehmen, das zwischen 1919 und 1974 Blechspielzeug produzierte.
    Gegründet wurde das Unternehmen im Jahre 1919 in Nürnberg durch Richard Blomer und Leonhard Schüler. Beide Firmengründer arbeiteten vorher in der kaufmännischen Verwaltung resp. im Vertrieb der Bayerischen Metallwarenfabrik GmbH, Nürnberg. Anfangs wurden nur Drehstifte, später auch Laufwerke für andere Spielzeughersteller produziert. Nach der Hyperinflation von 1923 erfolgte ein Jahr später der Bau des Firmensitzes am Kirchenweg 71 und die Verlegung des Unternehmens an diesen Standort.
    Ab 1930 begann die Produktion von bunt lithographiertem Blechspielzeug wie z.B. Karussells und beweglichen Tieren. Der laufende Elefant "Jumbo" wurde zum Verkaufsrenner und Markenzeichen des Unternehmens, nachdem er 1930 als erstes Firmenprodukt auf der Spielwarenmesse in Leipzig vorgestellt worden war. Ein weiteres populäres Blechspielzeug war der "Truthahn", der laufen und mit seinem Blechschwanz ein Rad schlagen konnte.
    Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs traten die Söhne von Leonhard Schüler, Herbert und Adolf, in das Unternehmen ein und führten es weiter. Ab ca. 1950 wurden dann auch Autos und insbesondere Hubschrauber in unterschiedlichen Größen und Ausführungen produziert.
    Auch Blomer & Schüler konnte sich insbesondere dem japanischen Konkurrenzdruck nicht entziehen, so daß im Jahre 1974 die Produktion eingestellt und das Unternehmen aus dem Handelsregister gelöscht wurde. Das Nürnberger Firmengebäude wurde veräußert.
    Einige Modelle von Blomer & Schüler werden noch heute von der in Emskirchen ansässigen Blechmanufaktur Josef Wagner für Sammler nachproduziert. Der legendäre "Truthahn" und weitere Produkte von B & S können u.a. im Spielzeugmuseum Nürnberg besichtigt werden.

    www.youtube.com/watch?v=h4t_KmSKM9U